Überdurchschnittliche Averages, überdurchschnittliche Doppelquoten, überdurchschnittlich viele High Finishes – von beiden Akteuren. Zudem hat nicht nur The Power, sondern auch der junge Niederländer das „Ausweichtriple" 19 extrem häufig getroffen. Was hat denn jetzt eigentlich in diesem hochklassigen Spiel den Ausschlag für Phil Taylors 16. WM-Titel gegeben, in einem Match in dem der 3-Dart-Average bei beiden Akteuren jenseits der 100 liegt und van Gerwen mit einer 53 %-Quote auf die Doppelfelder die Weltklasseleistung 42 % von Taylor deutlich übertrifft?

Die Antwort ist ganz einfach: van Gerwen hat sich diese Quote dadurch erarbeitet, indem er bei den „unwichtigeren Legs" mit hohen Check-outs nur einen Pfeil auf die Doppelfelder warf. Doch die Big Points wie etwa im siebten Satz, als er in zwei Legs einen Dart hatte, um auf 5:2 davonzuziehen, diese Chancen ließ der vielleicht noch etwas unerfahrene Mighty Mike aus. Big Points waren Taylor-Sache, und Big Points bringen am Ende den WM-Titel ein, so nüchtern und einfach lässt sich der Turnierabschluss bilanzieren.

Dem Rekordspieler Taylor würde ich schön langsam raten, das Board in die Ecke zu stellen und sich in dieser Sportart anderweitig zu betätigen, zum Beispiel als TV-Experte. Doch ich bin mir sicher, dass er ungerne aufhört, bevor er das erreicht, was immer mehr Spieler schaffen: ein 9-Darter bei der Weltmeisterschaft. Das wurmt The Power gewaltig, doch bezüglich der „perfekte Darts"- Geschichten muss man einen ganz anderen Namen erwähnen, den auf Anhieb sicher keiner auf der Rechnung hat: James Wade! Ja, James Wade! Warum denn das?

Ich wäre gerne in der Wembley Arena gewesen, als Taylor 16 perfekte Darts in Folge und zwei 9-Darter in einem Match ins Board warf, und an dem Tag, als van Gerwen mit 17 perfekten Pfeilen Geschichte schrieb, hätte ich auch gerne einen Platz im Alexandra Palace gehabt. Jetzt gibt es einen Spieler, der konnte beide Highlights aus nächster Nähe beobachten – Manko: Stehplatz – nämlich dieser James Wade. Aber ganz ehrlich, wenn dir deine Gegner ständig 9-Darter um die Ohren werfen, und du stehst dumm dabei, irgendwie auch nicht das Gelbe vom Ei. Irgendwann wird sich das Blatt vielleicht wenden, dann zeigt Wade, wo der Hammer hängt. Die „neue" Spielergeneration um Lewis, van Gerwen , Whitlock und Wade hat sowieso die Klasse, um in die Fußstapfen der leider schon abgetretenen Spieler wie Mardle, Manley oder Priestley zu treten.

Dem Darts-Sport bei der PDC steht also eine blühende Zukunft bevor. Ich hatte vorhin auch die BDO-WM erwähnt, bin aber nicht mehr näher darauf eingegangen. Jeder, der schon Bilder von diesen etwas anderen Titelkämpfen gesehen hat, kann sich selbst ausmalen, weshalb bei mir die PDC-WM ganz oben steht. Irgendwie kommt beim Schreiben dieser Zeilen schon die Vorfreude auf die nächsten Events im Fernsehen und natürlich der Weltmeisterschaft im Dezember in London auf. Vielleich bin ich ja dann nicht nur TV-Zuschauer, sondern kann das Spektakel im Ally Pally hautnah mitverfolgen. Doch bis dahin muss ich noch ein bisschen üben – 10 Pints sind ganz schon viel…