Was haben die Jets vor? Und wissen sie überhaupt selbst was sie vorhaben?

Es geht natürlich um die Geschichte rund um Tim Tebow. Aber beginnen wir etwas früher:

Die Regular Season ist gerade vorbei und es ist klar, dass die Colts den 1st overall Pick haben. Wen sollen sie wählen? Eigentlich klar, dass QB Andrew Luck der beste Prospect im Draft ist. Doch man hat noch einen gewissen Peyton Manning im Kader, der auch die gleiche Position wie Luck spielt. Und mit 2 QBs spielt man normalerweise nicht (das wäre vielleicht ein Gedankenmodell für ein anderes Mal). Aber Peyton ist ja schon ein bisschen älter und sein Nacken hat schon häufiger Probleme bereitet, da könnte doch die Zeit für einen Neuanfang gekommen sein. Es machte einfach zu viel Sinn. Der 1st overall Pick, das Ausnahmetalent Andrew Luck und das Alter mit der Verletzungsgeschichte von Peyton.

Was geschah als nächstes? Die New York Daily News brachte ein Titelbild raus, das für viel Wirbel sorgte:



Mark Sanchez, QB der Jets, musste letzte Saison viel Kritik einstecken. In den ersten beiden Jahren hat er sein Team ins AFC Championship geführt. Seine Comp% graupt aber immer noch unter 60% rum, dazu kommen 18 INTs und 8 verlorene Fumbles. Und in diesem Jahr wurden die Playoffs sogar komplett verpasst. Das Schlimmste sollte aber noch kommen. Ein anonymer Teamkollege hat gegenüber der Presse erzählt, Sanchez würde sich im Training keine Mühe geben, da er sich in seiner Position als Starter zu sicher fühlt. Außerdem gab es im letzten Spiel ein Falling Out zwischen ihm und WR Santonio Holmes, nach dem Holmes aus dem Spiel genommen wurde und auf der Auswechselbank rumschmollte. Es gab also schon ein bisschen negative Stimmung in Bezug auf Sanchez.

Und dann wird ein Spieler wie Peyton Manning Free Agent. Was machen daraufhin die Jets? Man weiß das nicht so genau. Einige Quellen besagen, man hätte sich mal vorsichtig bei ihm erkundigt, wie es mit einem Engagement aussähe, Peyton habe aber gleich abgesagt. Er wolle nicht in der gleichen Stadt spielen wie sein Bruder Eli von den Giants. Dann wurde auf einmal Sanchez' Vertrag verlängert, der noch bis 2014 gelaufen wäre. Ein Jahr und garantierte $20M gab es obendrauf. Man hatte schon den Eindruck, die Jets wollen damit sagen: "Hey Mark! Tut uns echt leid, dass wir uns mit Peyton beschäftigt haben. Aber komm schon, schmoll nicht rum. Guck mal, wir geben dir eine Vertragsverlängerung und ganz viel Geld dazu." In einem Fernsehinterview sagte Jets-Owner Woody Johnson sogar, man habe sich nie ernsthaft mit Peyton beschäftigt, weil Sanchez ja sowieso der viel bessere QB ist. Und er (also Sanchez natürlich) wird auf jeden Fall einen großen Entwicklungssprung machen und die Jets in ungeahnte Höhen führen - oder so ähnlich.

Dementsprechend war alles wieder gut auf der "anderen" Seite des Hudson Rivers. Mark Sanchez ist wieder Sanchize, das gesamte Team steht hinter ihm, zumal HC Rex Ryan immer wieder behauptet, unter ihm werde es keinen anderen Starting-QB geben als Sanchez. Und was ist, wenn Sanchez irgendwann seine Karriere beenden will? Aber ich schweife ab...

Was machen also die Jets, nachdem endlich alles wieder so schön plüschig ist? Sie traden zwei Draft Picks (Runden 4 & 6) für Tim Tebow und einen Draft Pick (Runde 7). Okay, sie brauchten einen neuen Backup für Sanchez, weil Popelabnehmer Mark Brunell keinen neuen Vertrag bekommen hat. Damit ist Tebow nicht der einzige Backup, der im letzten Monat das Team gewechselt hat. Kyle Orton zu meinen Boys, Brady Quinn zu den Chiefs, Jason Campbell zu den Bears, um nur mal drei zu nennen. Was unterscheidet aber Tebow von den Dreien? Orton - keine Pressekonferenz. Quinn - hat immerhin ein PK-Telefonat bekommen. Campbell - durfte auf der PK von Brandon Marshall mal kurz vorbeischauen.

Und Tebow? Er bekam eine eigene PK, die etwas über eine halbe Stunde dauerte. Er ist "excited to be a Jet." Wir haben es verstanden (er hat das Wort "excited" mindestens 40-mal benutzt). Wer hatte sonst noch so große PKs? Peyton Manning, Mario Williams, das Trio Vincent Jackson, Carl Nicks und Eric Wright - Joa. Und dann das gleiche für einen Backup-QB? Ein Spieler, von dem man normalerweise hofft, dass er niemals wird spielen müssen?

Nun gut, Rex Ryan hat natürlich gleich allen erzählt, dass man Tebow nicht nur als Backup, sondern auch als QB für eine Art Wildcat-Offense verpflichtet hat. Und Tebow wird eine "signifikante" Anzahl von Snaps bekommen. Was heißt denn signifikant? Der Mathematiker in mir sagt natürlich: Hängt davon ab, was für ein Signifikanzniveau man wählt. Aber ich schweife wieder ab.

Sagen wir mal, Tebow spielt so zur Abwechslung hier und da mal ein paar Snaps. Wie ein #2-Back in einem RB-Committee. Wie Michael Bush bei den Bears oder Peyton Hillis bei den Chiefs, die beide auch wieder nur ein PK-Telefonat bekommen haben.

Warum bekommt Tebow also eine eigene, große PK, wenn er doch nur eine untergeordnete Rolle spielen soll? Dafür sehe ich 2 mögliche Gründe:

1. Die Jets planen ganz langsam den Abschied von Mark Sanchez. Die Verlängerung hat man ihm nur gegeben, damit er den Mund hält, während man sich weiter umschaut. Oder man hat ihm die Verlängerung gegeben, weil man dachte, dass kein anderer QB frei wird. Nur wie kommen sie dann aus dem längeren Vertrag wieder raus? Wenn sie in seinem neuen Vertrag nicht irgendwelche Ausstiegsklauseln eingebaut haben, wirkt das für mich doch etwas planlos.

2. Die Jets wollen ein neues Element in ihre Offense einbauen. Schließlich ist Tony Sparano der neue OC und er hat schon in Miami erfolgreich die Wildcat in die NFL eingeführt. Dann kommt also in jedem Spiel Sanchez für ein paar Plays vom Spielfeld während Tebow übernimmt. Nur was soll Sanchez dann davon halten, dass er der einzige Starting-QB in der NFL ist, der seiner eigenen Offense von der Seitenlinie aus zusehen darf. Und was ist, wenn es nicht so läuft und die Fans rufen "Tebow! Tebow! Tebow!"? Was soll Sanchez davon halten? Warum bauen sie ihn so sehr auf, wenn sie kurz darauf sein Standing gleich wieder untergraben? Schon der große Tom Landry musste einsehen, dass es keine gute Idee ist mit 2 Starting-QBs in die Saison zu gehen. Wirkt auf mich etwas planlos.

Was die PK angeht: Zuletzt gab es auf Seiten der Jets eine schlechte Nachricht nach der nächsten. Der Locker Room ist ein einziges Chaos, die Teamchemie schon lange vor die Hunde gegangen. Und dann verpflichtet man den christlichsten Christen im noch viel christlicheren Amerika, der schonmal versucht seine Mitspieler durch Handauflegen zu heilen. Das sind die ersten guten Neuigkeiten seit Rex Ryans Magenverkleinerung! Das muss herausposaunt werden! Das ergibt für mich ausnahmsweise Sinn.

Sanchez wird sich deshalb aber nicht weniger verarscht vorkommen.