Spätestens nach dem hochverdienten Punktgewinn gegen den Branchen-Primus scheint das aktuelle Schlusslicht der Ersten Fussballbundesliga wieder eine realistische Chance auf den Klassenerhalt zu haben. Für mich als Fan des Sportclubs ist das natürlich eine sehr schöne Sache, ebenso wie die Annerkennung, welche mein Team aktuell in den Medien auf Grund seiner Spielweise und vor allem seiner Mannschaftszusammenstellung erfährt.

Gerne werden hier Schlagwörter wie der vielzitierte "Kinderriegel" gebraucht, wenn es um die junge 4er Kette des SC´s geht - zurecht, wenn man sich beispielsweise das Alter der Abwehrkette gegen die Bayern vor Augen führt. Hier gibt Winterneuzugang Fallou Diagné mit 22 Lenzen schon den Senior. Sein IV-Partner Immanuel Höhn (20) absovierte gegen die Bayern erst sein 3tes Bundesligaspiel, Rechtverteidiger Oliver Sorg (21) sein 4tes. Johnny Schmid, für die Partie gegen den FCB auf Grund seiner Schnelligkeit von rechts vorne nach links hinten gerückt, hat mit seinen 21 Lenzen immerhin schon 10 Erstligaspiele auf dem Buckel.

3 dieser 4 Spieler stammen aus der eigenen Fussballschule; 3 von aktuell 9 Eigengewächsen im Profikader. 6 von ihnen standen In der Startelf gegen die Bayern. Neben den 3en aus der Viererkette noch Keeper Oliver Baumann (21), Daniel Caligiuri (24) und Johanndes Flum (24).

Um letzteren soll es in diesem Blog gehen.

Johannes Flum, geboren am 14.12.1987 in Waldshut kam im Alter von 13 Jahren zum SC Freiburg. Dort durchlief er alle Jugendmannschaften bis hin zur A-Jugend, mit der er 2006 den A-Jugend-Vereinspokal gewann - übrigens unter dem aktuellen Coach der Profis, Christian Streich.
Als es dann darum ging, welcher aus dem Jahrgang in die 2te Mannschaft übernommen werden sollte, fiel Flum allerdings "durch den Sieb". Er wurde nicht übernommen und wechelte zum SC Pfullendorf in die Regionalliga Süd.
Dort verbrachte er 2 Jahre in denen er auf 49 Spiele und 2 Tore kam. Keine schlechte, aber auch nicht allzu beeindruckende Bilanz.

So war es dann doch auch etwas überraschend als Flum zur Saison 08/09 wieder zurück in den Breisgau wechselte. Zunächst für die 2te Mannschaft geplant, überzeugte er Trainer Robin Dutt in der Vorbereitung allerdings dermaßen, dass er in der 2.Liga Saison 08/09 auf Anhieb auf 33 Einsätze kam, die meisten davon über die volle Distanz: Die Neuverpflichtung für die 2te Mannschaft war plötzlich Stammspieler bei den Profis, dem souveränen Zweitligameister und Aufsteiger in die erste Fussballbundesliga.

Im Jahr darauf - dem ersten Bundesligajahr des SC´s unter Robin Dutt - kam der vielseitig einsetzbare Defensivspieler auf 25 Einsätze und schoss am 27ten Spieltag sein erstes Bundesligator zum 1:0 Heimsieg gegen den FSV Mainz 05.

In der Saison 10/11 erlitt Flum einen leichten Dämpfer, auch auf Grund von einigen kleinen Verletzungen kam er beim überraschend stark aufspielenden Sportclub nicht mehr über die Rolle eines Ergänzungsspielers hinaus. Julian Schuster und Cedrik Makiadi hatten ihm den Rang abgelaufen und besetzten gemeinsam die MIttelfeldzentrale.

In der aktuellen Spielzeit jedoch ist Johannes Flum zum absoluten Leader herangewachsen. Sicherlich auch auf Grund des langen Ausfalls von Julian Schuster ist Flum mittlerweile die zentrale Figur im Spiel der Breisgauer.

Zusammen mit Cedrik Makiadi bildet er die Mittelfeldzentrale - das Herz - des SC Freiburg. Er verkörpert alles, was das Spiel des SC zur Zeit ausmacht. Er ist extrem Lauf- , Schuss- und Zweikampfstark, dabei behält er meist die Übersicht und ist technisch in der Lage seine guten Ideen umzusetzten. Schließlich entwickelt er langsam aber sicher auch Torgefahr, so gab er bisher 4 Assist und schoss 2 Tore selbst, eines davon sicherte den enorm wichtigen 1:0 Heimsieg in der Hinrunde gegen die Überflieger aus Mönchengladbach.
Er ist technisch durchaus beschlagen, vielseitig einsetzbar (spielte nach der Auswechslung des gelb-rot gefährdeten Fallou Diagné in der IV neben Höhn) durchsetzungsfähig und verfügt über einen Antritt, welchen man ihm auf Grund seines etwas "schlaksigen" Laufstils gar nicht zutraut. Sein Kopfballspiel ist ansehnlich, wenn auch sicherlich noch ausbaufähig.

Am Samstag Abend gegen die Bayern gelang es ihm zusammen mit seinem Partner hochgelobten Spielern wie David Alaba, Toni Kroos und Luis Gustavo den "Schneid abzukaufen" und das Mittelfeld zu dominieren. Dazu zeigte er in der 25ten Minute mit einem herrlichen Solo, dessen krönender Abschluss Boateng in letzter Sekunde verhindern konnte, seine fussballerische Klasse.

Was Flum aktuell aber für den SC unverzichtbar macht ist seine Fähigkeit ein Team zu führen. Zwar trägt MIttelfeldkollege Cedrik Makiadi in Abwesenheit von Julian Schuster die Kapitänsbinde, doch der heimliche Anführer des Teams ist Johannes Flum.
Der SC ist - spätestens nach dem Abgang von Ex-Kapitän Heiko Butscher (jetzt Eintracht Frankfurt) und der verletzungsbedingter Abwesenheit Julian Schuster - sein Team.
Flum geht mit Körpersprache und Einsatz voran, ist sich nicht zu schade für die "Drecksarbeit". Auch scheut er sich nicht seine Mitspieler auch mal verbal zurecht zu weisen; für Trainer Christian Streich scheint er Ansprechpartner Nummer 1 zu sein...

Aus sportlicher Sicht wird so manch ein Freiburger an einen gewissen Sebastian Kehl erinnert, welcher vor einem guten Jahrzehnt erstmals in Freiburg auf sich aufmerksam machen konnte, bevor er das Team nach längerer Transferposse in Richtung Ruhrpott verließ um dort mehrfach Deutscher Meister zu werden.

Es wird spannend sein die Entwicklung von Johannes Flum weiter zu beobachten - und zu sehen, wann auch den Medien auffällt, wie wichtig der einst als zu leicht empfunde Mittelfeldstratege mittlerweile für das Spiel des SC geworden ist...