...dann ist ja alles okay, das bin ich gewohnt. Aber wenn es so richtig scheiße läuft, ist das...scheiße." - E_Cantona

Dieses Zitat ist es, was mir von der EffZeh Saison 2010/11 vielleicht am meisten in Erinnerung bleibt. Warum?
Weil es in meinen Augen das Besondere am EffZeh, vielmehr dessen Anhängerschaft, auf den Punkt bringt.

Bis Mitte letzten Jahres war mir der EffZeh relativ egal. Die Mannschaft, schon lange irgendwie nichtssagend, die Führung auch nicht gerade sympathisch (alleine MM und ich als BVB´ler passt nicht , auch wenn er schlechter wegkommt, als er es eigentlich verdient hat) und als Wahl Düsseldoofer bin ich natürlich auch nicht unbedingt mit der Stadt mit der großen hässlichen Kirche -obendrein auf der falschen Rheinseite- auf bestem Fuße. Allein die EffZeh-Fans waren aus meinen Erfahrungen okay, wir hatten weder in Köln Schwierigkeiten, noch wenn der EffZeh beim BVB spielte.

Wie es SPOX dank der Community ermöglicht, lernte ich im Rahmen meiner "Spoxerei" einige EffZeh Fans kennen, die mich letztlich zu dieser Gruppe führte, was letztlich der Grund und Inhalt dieses "Saisonrückblicks der anderen Art" ist.

Der Anfang der Saison war zäh bis schrecklich, denn spielte der EffZeh in der Vorsaison wenn auch nicht mit tollem Fußball, immerhin aber recht regelmäßig, Punkte ein, so blieben diese fast komplett aus. Die Auswärtsstärke, letzte Saison einer der Garanten für den Klassenerhalt, hatte sich sogar komplett in Gegenteil gekehrt. Der EffZeh war die die schlechteste Auswärtsmannschaft der gesamten Liga. Ein Umstand, der sich als eines der ganz wenigen Dinge über die komplette Saion nicht ändern sollte.
Es regte sich -verständlich- Unmut und es meldete sich -eher unverständlich, aber scheinbar Trend in der Liga- eine Gegenbewegung namens "FC-Reloaded" zu Wort. Zumindest ich habe von denen vorher nie etwas gehört.

Der erste Effekt aus mangelndem Erfolg und Unruhe des Umfeldes zeigte sich in der Entlassung des wenig geliebten Zvonimir "Ja gut, äääääh" Soldo am 9. Spieltag, der -nur EffZeh Insidern wirklich bekannte- Trainer der 2.Mannschaft übernahm die Verantwortung.
Die "Schreckensbilanz" des EffZeh, der am 10. Spieltag mit mageren 8 Punkten gerade mal Platz 15 inne hatte, sollte sich auch für den Rest der Hinrunde nicht wirklich ändern, denn am Ende standen immer noch magere 15 Punkte, die soagr einen Platz weniger, nämlich den 16., bedeuteten. Dennoch zeigten sich meine EffZeh-Freunde, nicht erst seit der Entlassung von Michael Meier (14.Spieltag), deutlich hoffnungsvoller.
"Der Schäfer ist ein Guter, die Mannschaft tritt anders auf, das wird.", war die allgemeine Ansicht, von den Störfeuern der augeladenen Konterrevolutionäre ließ man sich genauso wenig aus der Fassung bringen, wie von manch irrlichterndem Ultra. Man vertraute auf Schäfer, die Mannschaft, und -ganz neu- Volker Finke, den neuen Sportdirektor.
Auch die ganzen Querelen mit der -äusserst medienwirksamen- Nicht-Entlastung des Vorstandes auf der JHV traten vor diesem Hintergrund ein wenig zurück.
"Es tut sich ja was." , sagte man, "wir müssen Vertrauen haben.", stellte man zurecht fest.
Es tat sich tatsächlich was, denn die Mannschaft wurde im Winter mit Rensing, Eichner und Peszko hervorragend verstärkt und rechtfertigte das Vertrauen in den folgenden 10 Spielen mit strammen 17 Punkten, immerhin ganze 2 Punkte, als in der kompletten Hinserie. Schäfer hatte es geschafft, zumindest im heimischen Stadion ein Team auf den Platz zu bringen, dass Fußball lebte, dass sich zerriss und persönliche Befindlichkeiten hinten an stellte. man war auf gutem Wege, der gemeine Fan errechnete die Chancen auf die Euro-League und von der Neuladern redete kaum noch jemand.
Alles gut, EffZeh?
Nö. Woanders hätte es vielleicht eine harmonische Rückrunde gegeben, man hätte aus dem gesicherten Mitteleld heraus kontinuierlich an der Zukunft gearbeitet und sich gefreut, dass das Abstiegsgespenst frühzeitig vertrieben werden konnte.
Man war aber nicht "woanders", sondern in einer Stadt mit "Ausdruck", "Blöd" und "Stadtanzünder"*, einem Triumvirat an Unruhestiftern, für die ein friedlicher EffZeh anscheinend so etwas ist, wie für den Teufel das Weihwasser. Wenn man der "Blöd" attestieren muß, von allen Dreien noch die sachlichste Berichterstattung gemacht zu haben, so muß man eigentlich nichts mehr sagen. Eine christliche Gesinnung wurde plötzlich für den Trainer zum Kritikpunkt, dass das ausgerechnet in einer Domstadt der Fall war, wohlgemerkt in einer Domstadt, dessen Erzbischöfe wohl mit die "umtriebigste" Geschichte aller deutschen Bistümer hat, ist vielleicht für einige eine feine Pointe, für die meisten Anderen schlicht un!fass!bar!
Und wo der Trainer zu weich geschrieben wird, da muss der Sportdirektor halt als Drecksau herhalten, Assassine, Königsmeuchler und "der böse Ullewu" in Einem sein.
Fakten? Uninteressant.
Ein Skandal, das der Verein -wahlweise der böse Sportdirektor oder der inkompetente Präsident- den Vertrag des Trainers nicht verlängert.
Ach, der hat da selbst drum gebeten? Jaja, das sagen ´se alle!

Es kam, was kommen musste -sollte?!-, der Trainer zog die für ihn persönlich einzig richtige Konsequenz, nämlich sich dieser Menschenhatz in Zukunft wieder zu entziehen. Leider hatte sich diese ganze Geschichte aber auch schon so weit auf die Mannschaft abgefärbt, dass all die Dinge, die besser geworden waren, plötzlich wieder bröckelten.
Man bekam beim HSV eine beinahe historische Klatsche, sportlich ein Debakel, aber "fantechnisch" für mich persönlich eine Offenbarung.
Ich habe noch keine Fussballfans erlebt, die eine solche Demütigung so dermassen gut aufgenommen haben, wie die EffZeh-Fans an diesem Tage. Dem Tag, aus dem auch das Eingangszitat stammt. Klar, man war traurig, klar, man war sauer, aber man feierte sich und seinen Verein, seine Stadt.
Hätte jemand Unbeteiligtes die beiden Fangruppen auf dem Heimweg gesehen, hätte er gefragt, wie hoch der HSV denn verloren habe.
Ich kann mir keinen anderen Verein vorstellen, bei dem das so laufen könnte, meinen Eigenen explizit eingeschlossen. EffZeh´sche Leidenskultur in ihrer Reinform.
Nicht mal eine handvoll Spieltage vor Schluß dann stellte Schäfer sein Amt zur Verfügung, denn er hatte gemerkt, dass die Medienschlammschlacht um ihn der Mannschaft schadete und sah das Ziel -den Klassenerhalt- hochgradig gefährdet.
Menschlich top und auch sportlich die richtige Entscheidung, denn Volker Finke gelang es letztlich souverän, den vorzeitigen Klassenerhalt zu sichern und somit eine Saison zu beenden, die rein punktetechnisch die erfolgreichste dieses Jahrtausends war.

"Meine" EffZeh-Jungs können durchatmen, sich von der Herz-Lungen-Maschine abnehmen und wieder positiv in die Zukunft blicken. Tun sie ja eh fast immer.

Und mit dem neuen Trainer tue ich das auch. Auf eine gesunde Mittelmaßsaison 2011/12. Auf Freude, Leiden und Identifikation.
Come on EffZeh!

*die tatsächlichen Namen sind der Redaktion bekannt