So, ein kurzer Blick auf die Uhr sagt mir, dass es jetzt 3.17 Uhr ist. Aber ich muss das jetzt kurz loswerden. Ich muss.

Folgende Situation: Man kommt in der Frosda Dingsda Arena in Lund an, wackelt in die Halle und setzt sich auf die Presse-Tribüne. Falsch: Man quetscht sich vor das Holz-Pult - Dirk Bach würde hier definitiv platzen -, und weiß: Da komm ich nicht mehr so schnell weg. Vielleicht nie. Egal, man ist ja da, wo man sein will. Der nächste Griff geht zur Tasche, Laptop raus. Dann das Kabel noch schnell rausgeholt. Das will ich jetzt ganz nonchalant in eine Steckdose stecken. Denn: so kenn ich das. Netzwerkkabel: in die Dose. Strom: da. Ich: glücklich.

Aber dann der Schreck. Es ist ums Verrecken keine Steckdose zu finden. Nachdem der erste Schock verdaut ist und weitere Minuten des Suchens ohne Ergebnis bleiben, stelle ich fest: das kann noch lustig werden.

Dann kommt urplötzlich ein Mann angerannt. Sieht so aus, als ob er irgendeine Position inne hat. Gaaanz wichtig muss der sein. Red ich mir ein. Und in der Tat: Er hat Kabel in der Hand, ganz viele, mit Steckdosen dran. Irre Erfindung.

Er merkt, wie ich ihn beobachte und fragt mich diesen folgenschweren Satz: "Do you need electricity?"

Das Drama nimmt seinen Lauf

Ne, brauch ich nicht. Mein Laptop wird von Hamstern betrieben, aber danke der Nachfrage. Will ich sagen, weil ich fast ausraste und kurz vor einer unnecessary roughness penalty stehe. Ich beschränke mich dann aber auf ein auf entspannt tuendes "yes, I love electricity, you know".

Der Mann kann ja auch nichts dafür. Kurze Zeit denke ich, er rettet mich, aber als der Stecker dann mal in der Steckdose steckt und immer noch keine Power da ist, fange ich wieder an zu zweifeln.

Und noch mal nachfragen geht nicht. Man steckt ja vor dem Pult fest. Echt ein blödes Gefühl, wenn man die ganze Zeit auf die Energie-Anzeige seines Laptops starrt und zuschaut, wie die Minuten verrinnen. Der DHB-Analytiker löst das Problem irgendwie durch ein wildes Ineinanderstecken von Verlängerungskabeln, das kommt für mich alles zu spät.

Zum Glück gibt es das Mobiltelefon, dein Freund und Helfer

Da ich ja zum Arbeiten hier bin, wird eben improvisiert, also schreibe ich die Analyse zum Deutschland-Sieg gegen Ägypten eben auf dem Mobiltelefon. Das macht zwar keinen Spaß, aber es haut schon irgendwie hin.

Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass die Internetverbindung lahmer ist als Rainer Langhans und die offizielle Seite des Weltverbandes IHF in mir Hassgefühle weckt? Oder dass die Akkreditierungen für Spieler, Offizielle und Medien nicht abgeholt werden konnten, weil die Drucker-Patrone kaputt war?

Es ist leider Gottes ziemlich amateurhaft, wie sich Schweden hier präsentiert. Das muss man so deutlich sagen dürfen.

Amateurhaft, aber mit Charme

Bitte nicht als Nörgelei verstehen. Trotz allem gibt es keinen Ort auf der Welt, an dem ich gerade lieber wäre. Es ist ein Privileg, hier zu sein, aber es ist schon unfassbar alles.

Es ist amateurhaft, aber auch irgendwo amateurhaft mit Charme. Das Turnhallen-Flair, der Medienbereich powered by IKEA, umgeben von Basketball-Körben und Sprossenwänden, ich fang an, das hier zu mögen.

Nur eins, liebe Schweden, wäre schön. Sonntag, wenn ich in die Halle in Kristianstad komme. Ich weiß, es geht nur gegen Bahrain. Aber könnte ich da vielleicht Strom haben? Tack!