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mySPOX-Stammtisch


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Von: StateFarm
07.07.2016 | 8955 Aufrufe | 0 Kommentare | 0 Bewertungen Ø 0.0
Designexpertin Martina Becker im Interview
"Aus jeder Richtung etwas dabei"
Die Professorin bewertet die Trikots der EM-Teilnehmer

Alle zwei Jahre scheiden sie die Geister auf dem europäischen Kontinent, wenn die offiziellen Trikots der großen Fußballnationen vorgestellt werden. Auch in diesem Jahr bieten Nike, adidas, Puma und Co. wieder eine bunte Palette an Spielkleidung. mySPOX hat zur Analyse und Beurteilung der neusten Jerseys eine echte Expertin auf dem Gebiert zur Hilfe gezogen. Prof. Martina Becker ist als freie Designerin in der Sportswear-Branche tätig und als Dozentin an der Mediadesign Hochschule Düsseldorf beschäftigt, zuvor hatte sie schon für adidas und Reebok gearbeitet. Sie stellt sich im Interview den Fragen zu Trends, No-Go's und natürlich dem DFB-Trikot.

SPOX: Frau Prof. Becker, wie gefallen Ihnen die Trikots der Europameisterschaft 2016 allgemein?

Prof. Martina Becker: Die neuen Trikots der EM 2016 sind sehr unterschiedlich. Es ist aus jeder Richtung etwas dabei, von ganz einfach und einfarbig wie z. B. Deutschland, Russland und Wales bis laut bedruckt wie die Trikots derKroaten und das Auswärtstrikot der Spanier. Dazwischen gibt es Trikots mit dezenten Farbakzenten und mehr oder weniger tonigen Drucken oder Jacquards. Einige Trikots repräsentieren die Farben der Nationalflaggen, andere entspringen der Fantasie. Insgesamt finde ich es gut, wenn ein Trikot die Farben der jeweiligenNationalflagge in irgendeiner Form aufnimmt. Dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Neue, interessante Optiken können entstehen.

In einem Interview mit ,,Horizont Online finden Sie das neue DFB-Auswärtstrikot eine prima Idee. Inwiefern trifft das Wendeleibchen den Nerv der Zeit?

Das Wendetrikot der Nationalelf ist vom Konzept, den Straßenfußball und damit die breite Masse der Freizeitfußballer anzusprechen, sicherlich gut und neu. Die Farben präsentieren das Grau des Betons und das Grün des Rasens. Sie erinnern in Kombination mit den Ringeln an ein Streetwear-Shirt und nicht an ein typisches Fußballtrikot. Tragbar auf dem Fußballplatz, beim Kicken an der Straßenecke oder beim Eis essen. Der Träger sieht in Kombination zu einer Jeans aus, als trüge er ein normales T-Shirt einer Sportswearmarke. Multifunktion also. Verständlich, dass adidas die Nationalelf als Werbeträger nutzt, um das Konzept an den Endverbraucher zu bringen. Gerne, aber dann nicht im Einsatz als Auswärtstrikot. Profifußball sieht anders aus. Hier wünsche ich mir eine ganz klare dynamisch-sportliche Ausrichtung im Entwurf und in der Farbgebung.

Übrigens passt in dieses Konzept fast noch das Auswärtstrikot der Schweden. Die Idee der Wendemöglichkeit ist ein Gag und nur sinnvoll, wenn alle das gleiche Trikot tragen und die Hälfte der Spieler dies dann wenden. Auf der Straße hat in der Regel jeder Kicker ein anderes Oberteil an und man behilft sich mit Westen oder irgendwie anders. Von meiner Seite aus heißt das Ja für das Konzept Straßenfußball, aber ein klares Nein für den Einsatz als Auswärtstrikot.

Das Heimtrikot bezeichnen Sie dagegen als zu schlicht. Was fehlt dem Jersey, um attraktiver zu sein?

Das Heimtrikot sieht aus wie ein Basic-T-Shirt in Weiß, eingerahmt von einem nüchternen, schwarzen Rundhalsausschnitt und den obligatorischen drei Streifen. Es wirkt langweilig und fast traurig. Einziger Hingucker sind die Logos auf der Brust und die Startnummer. Es wird verkauft, weil es das Trikot der Profis ist und man damit Teil des Teams sein möchte.

Mir fehlt auch hier ganz klar der raffinierte Auftritt der Nationalfarben, die als Einsatz, Druck oder vielleicht sogar als Farbverlauf ihre Wirkung finden könnten. Belgien ist da allerdings kein Maßstab! Mehr sportliche Liebe zum Detail wie beispielsweise ein interessanter Halsausschnitt und eine mutige Schnittführung würden das Trikot der Elf optisch zum echten Renner werden lassen.

Beim Anschauen der Spielkleidung der EM-Teilnehmer fällt auf, dass vor allem Nike zumeist auf sehr schlichte Design setzt. Einzig bei den Kroaten und Türken wird es etwas spektakulärer. Wie lässt sich dieser Trend erklären?

Nike kreiert als einer der Marktführer im Sport selbst Trends. Das Unternehmen ist bekannt für cleane, sehr dynamische Designs mit durchdachten Details.

In der Regel verwendet Nike fast immer das gleiche Grundtrikot. Durch unterschiedliche Farbkombis oder auch mal durch den Einsatz eines Musters wirken die Shirts immer wieder anders. Als Eyecatcher und fast schon provokativ dazu steht das plakative Design der Kroaten. Das ist ein klares Statement. Der Nike Swoosh verkörpert diese Agilität. Auch das Trikot der Türkei mit dem Allovermuster und dem Farbverlauf ist interessant, sportlich und neu.

Adidas hingegen versetzte die drei legendären Streifen von der Schulter auf die Seiten des Oberkörpers. Haben sich die Käufer vielleicht irgendwann einmal daran satt gesehen, oder kann so ein Markenzeichen ewig währen?

Die legendären Streifen sind neben dem Logo ein weiteres Markenzeichen von adidas. Sattsehen? Nein! Die Streifen sind wunderbar einsetzbar. Der Einsatz der Streifen an anderen Stellen, wie es adidas bereits in der Vergangenheit in anderen Sportkollektionen verwirklicht hat, ist sicher aus markenrechtlichen Gründen nicht machbar.

Grundsätzlich wirkt es, als wären die Verantwortlichen der Sportartikelhersteller in diesem Jahr sparsamer, was Experimente anbelangt. Bevorzugen die Fans eher schlichte Trikots?

Das fragen Sie am besten die Sportartikelhersteller selber. Es ist immer eine Trendsache, mal sind die Trikots schlichter, mal lauter.

Prof. Martina Becker

Was sind Ihrer Meinung nach die Faktoren, auf die es am meisten ankommt, damit die Fans (und potentiellen Käufer) zufrieden mit dem Aussehen ihres Trikots sind?

Ich denke, die echten Fans kaufen die Trikots so oder so, wenn es um so wichtige Events wie eine WM oder EM geht. Sportlich-clean, nicht zu laut in der Farbigkeit, guter Schnitt - nicht zu eng - und der Preis sind Teile, die für die Zufriedenheit verantwortlich sind. Kroatien hat es da sicher etwas schwerer.

Welches Jersey ist für Sie das größte No-Go der Europameisterschaft?

Die meisten Trikots habe ich bisher nur auf Fotos gesehen. So kann ich nur die Optik beurteilen, also weder alle Details erkennen noch das Material begutachten. Unter diesen Gesichtspunkten sind meine No-Go´s beide Trikots der Ukraine. Sie wirken durch das Karo steinalt, dazu die bedruckten Auswärtstrikots von Belgien und Spanien.

Zu guter Letzt: Welches Land ist Ihr Trikot-Europameister 2016?

Da kann man unterschiedlich an die Bewertung herangehen. Erstens: Welches ist am TV-tauglichsten und bleibt am längsten in Erinnerung? Zweitens: Welches Trikot ist designtechnisch interessant umgesetzt? Oder drittens: Welches gefällt mir ganz persönlich am besten?

Wenn ich an Punkt eins denke, dann ist es sicher das Heimtrikot der Kroaten und die beiden No-Go´s , die Auswärtstrikots von Belgien und Spanien.

Die Trikots unter Punkt zwei sind für mich die Auswärtstrikots der Schweizer und das Heimtrikot der Türkei.

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