05.11.2011 um 01:00 Uhr
Geschrieben von adriano0589
Taktische Vorschau: Augsburg
Nach dem nervenaufreibenden 3:2 in der Champions League geht es national weiter mit Teil 3 der inner-bayerischen Duelle: Zunächst Ingolstadt im Pokal, vergangene Woche zuhause gegen Nürnberg, jetzt geht es also zum Bundesliga-Neuling Augsburg zum ersten Bundesliga-Duell des FC Bayern gegen den FC Augsburg.
Schwer wiegt beim FCA der Ausfall von Torwart Simon Jentzsch, dem bislang besten Augsburger in der laufenden Saison. Außerdem muss Augsburg auf Leistungsträger Axel Bellinghausen (OP am Freitag), der an vier der acht Augsburger Tore beteiligt war, sowie Kapitän und Abwehrchef Uwe Möhrle (Adduktoren) verzichten.
Es ist aber auch das Spiel 1 nach der Verletzung von Schweinsteiger und man darf gespannt sein, wie Jupp Heynckes das Loch im zentralen Mittelfeld stopfen und den Spielfluss aufrecht erhalten will. Mit Kroos, Alaba oder auch Tymoshchuk stehen gleich mehrere Kandidaten bereit (Einen ausführlichen Blog zu diesem Thema gibt es hier)
In diesen 12. Spieltag geht es für den Rekordmeister mit vier Punkten Vorsprung auf den Zweiten Schalke sowie fünf Punkten auf den amtierenden Meister Borussia Dortmund.
Taktisches System
Die Augsburger treten, wie man es bei einem Aufsteiger in der Regel erwartet, mit einem defensiven Grundsystem an, dabei mischen sie zuletzt ein 4-2-3-1 (in Köln) mit einem 4-4-2 (in Mainz).
Davids und Callsen-Bracker bzw. Davids, Callsen-Bracker und Brinkmann bilden das Zentrum, wobei Callsen-Bracker den defensiven Abräumer vor der Abwehr spielt und Davids und Brinkmann als Box-to-Box-Player davor agieren.
In der Offensive ist Mölders (drei Tore, eine Vorlage) gesetzt, neben bzw. hinter ihm agiert Daniel Baier als Spielmacher (zwei Vorlagen in der laufenden Saison). Besonders schwer wiegt im Offensivspiel der bereits angesprochene Ausfall von Bellinghausen.
Auffällig sind bei den Heimspielen der Augsburger die großen Lücken, die sie entstehen lassen. Obwohl sie insgesamt tief stehen und den Gegner häufig erst am Mittelkreis erwarten, entstehen auf dem kleinen übrigen Raum viel zu große Lücken zwischen der Abwehr und dem zentralen Mittelfeld.
Das Mittelfeld steht hoch, gleichzeitig verteidigt die Abwehrkette aber sehr tief und gibt so gegnerischen Stürmern die Chance, in Räume zu stoßen.
Copyright: ESPN Soccernet
Sowohl gegen Hoffenheim als auch gegen Bremen wird die extrem tiefe Abwehrkette deutlich. Gegen Bremen versuchte Augsburg es teilweise mit einer Dreierkette, die geschlossen weit hinten verteidigte, gegen Hoffenheim stand vor allem Sankoh, aber auch die Außenverteidiger ungewöhnlich tief und offenbarten so unnötig Raum in der eigenen Hälfte.
Copyright: ESPN Soccernet
Gleichzeitig verhalten sich die Augsburger in ihrer Defensivorganisation aber teilweise auch ungewöhnlich. In Köln, als man nach 25 Minuten bereits mit 0:2 hinten lag, agierte man mit einem 4-2-3-1, ließ aber das Zentrum vor der Abwehr viel zu häufig unbesetzt und bekam so zu keinem Zeitpunkt Zugriff auf den starken Podolski.
Beispielhaft hierfür die Heat Map von Lorenzo Davids, einem der beiden Spieler auf der Doppelsechs:
Copyright: ESPN Soccernet
Hierbei wird deutlich, dass sich der 25-Jährige deutlich häufiger auf der linken Außenbahn, als im Zentrum aufgehalten hat, was für Lücken im zentralen defensiven Mittelfeld sorgte.
Darüber hinaus verteidigten die Augsburger bei den Gegentoren desolat. So standen beim 3:0 im Strafraum drei Abwehrspieler gegen drei Stürmer (blaue Kreise), die natürlich den Vorteil der "ersten Bewegung am Ball" hatten, während die defensiven Mittelfeldspieler nicht in den Strafraum nachrückten (rote Kreise):
Copyright: Eurosport 2/Youtube
Datenanalyse
Wenn der Tabellenvorletzte und Aufsteiger gegen den Primus und Rekordmeister antritt, erwartet man von vorne herein eine klare Angelegenheit.
Beweise gefällig? Die schlechteste Offensive der Liga (8 Treffer) empfängt die beste Abwehr der Liga (3 Gegentore), die Mannschaft mit den wenigsten Siegen (1) die mit den meisten (8) und außerdem das Team mit der schlechtesten Tordifferenz (-12, zusammen mit Freiburg) das mit der besten ( 27).
Augsburg präsentiert sich darüber hinaus bislang extrem passiv und unsicher, hat im Schnitt bislang lediglich 41% Ballbesitz (erst ein Mal über 50%, beim 0:3 vergangene Woche in Köln) und ist außerdem auch nicht übermäßig zweikampfstark (47,8% im Schnitt, nur am ersten Spieltag gegen Freiburg über 50%).
Ein erstaunlicher Wert: Trotz durchschnittlich 62,1% Ballbesitz des FC Bayern stehen die Münchner mit 110,3 gelaufenen Kilometern im Schnitt pro Spiel vor den Augsburgern (109,48 Kilometer pro Spiel) und gewinnen pro Partie 54,3% ihrer Zweikämpfe.
Fast schon besorgniserregend schwach sind allerdings die Passzahlen der Augsburger. 199,7 Pässe brachte der FCA im Schnitt pro Spiel an den Mann, nur in Köln schaffte man über 300 erfolgreiche Pässe. Zum Vergleich: Der FC Bayern weist im Schnitt 521,6 (87,7%) erfolgreiche Pässe auf, mit bereits fünf Partien mit über 500 Pässen zum Mitspieler (Topwert: 709 gegen Berlin).
Player to Watch
Schwierig, einen solchen Spieler bei Augsburg auszumachen. Mit Bellinghausen fehlt der torgefährlichste Spieler, mit Jentzsch der Stabilisator in der Abwehr. Mölders hat seit dem 2. Spieltag nicht mehr getroffen. Die Mannschaft kommt insgesamt eher über das Kollektiv und hat mit Callsen-Bracker und Baier extrem laufstarke Spieler im Zentrum.
Fazit
Augsburg ist bislang der typische Aufsteiger und hat noch massive Probleme in der Liga. Selbst der Sieg in Mainz und das Unentschieden gegen Bremen waren überaus glücklich und hauptsächlich Torhüter Jentzsch zu verdanken.
Trotz des Ausfalls von Schweinsteiger und den bislang eher durchwachsenen Ergebnissen am Wochenende nach Champions-League-Spielen (1 Sieg, 1 Unentschieden, 1 Niederlage) darf der FC Augsburg, bei allem gebührenden Respekt, kein Stolperstein sein. Mit einem Sieg könnte man den Druck vor dem Kracher gegen Dortmund am folgenden Spieltag rausnehmen.
Interessant wird es sein, wie und ob Heynckes rotiert und wer auf der Doppelsechs ran darf. Auch ein 4-4-2 im Laufe des Spiels scheint nicht undenkbar, wenn, was nicht unbedingt die schlechteste Idee wäre, Kroos und Müller eine Pause im zweiten Durchgang bekommen sollten.
Schwer wiegt beim FCA der Ausfall von Torwart Simon Jentzsch, dem bislang besten Augsburger in der laufenden Saison. Außerdem muss Augsburg auf Leistungsträger Axel Bellinghausen (OP am Freitag), der an vier der acht Augsburger Tore beteiligt war, sowie Kapitän und Abwehrchef Uwe Möhrle (Adduktoren) verzichten.
Es ist aber auch das Spiel 1 nach der Verletzung von Schweinsteiger und man darf gespannt sein, wie Jupp Heynckes das Loch im zentralen Mittelfeld stopfen und den Spielfluss aufrecht erhalten will. Mit Kroos, Alaba oder auch Tymoshchuk stehen gleich mehrere Kandidaten bereit (Einen ausführlichen Blog zu diesem Thema gibt es hier)
In diesen 12. Spieltag geht es für den Rekordmeister mit vier Punkten Vorsprung auf den Zweiten Schalke sowie fünf Punkten auf den amtierenden Meister Borussia Dortmund.
Taktisches System
Die Augsburger treten, wie man es bei einem Aufsteiger in der Regel erwartet, mit einem defensiven Grundsystem an, dabei mischen sie zuletzt ein 4-2-3-1 (in Köln) mit einem 4-4-2 (in Mainz).
Davids und Callsen-Bracker bzw. Davids, Callsen-Bracker und Brinkmann bilden das Zentrum, wobei Callsen-Bracker den defensiven Abräumer vor der Abwehr spielt und Davids und Brinkmann als Box-to-Box-Player davor agieren.
In der Offensive ist Mölders (drei Tore, eine Vorlage) gesetzt, neben bzw. hinter ihm agiert Daniel Baier als Spielmacher (zwei Vorlagen in der laufenden Saison). Besonders schwer wiegt im Offensivspiel der bereits angesprochene Ausfall von Bellinghausen.
Auffällig sind bei den Heimspielen der Augsburger die großen Lücken, die sie entstehen lassen. Obwohl sie insgesamt tief stehen und den Gegner häufig erst am Mittelkreis erwarten, entstehen auf dem kleinen übrigen Raum viel zu große Lücken zwischen der Abwehr und dem zentralen Mittelfeld.
Das Mittelfeld steht hoch, gleichzeitig verteidigt die Abwehrkette aber sehr tief und gibt so gegnerischen Stürmern die Chance, in Räume zu stoßen.
Copyright: ESPN Soccernet
Sowohl gegen Hoffenheim als auch gegen Bremen wird die extrem tiefe Abwehrkette deutlich. Gegen Bremen versuchte Augsburg es teilweise mit einer Dreierkette, die geschlossen weit hinten verteidigte, gegen Hoffenheim stand vor allem Sankoh, aber auch die Außenverteidiger ungewöhnlich tief und offenbarten so unnötig Raum in der eigenen Hälfte.
Copyright: ESPN Soccernet
Gleichzeitig verhalten sich die Augsburger in ihrer Defensivorganisation aber teilweise auch ungewöhnlich. In Köln, als man nach 25 Minuten bereits mit 0:2 hinten lag, agierte man mit einem 4-2-3-1, ließ aber das Zentrum vor der Abwehr viel zu häufig unbesetzt und bekam so zu keinem Zeitpunkt Zugriff auf den starken Podolski.
Beispielhaft hierfür die Heat Map von Lorenzo Davids, einem der beiden Spieler auf der Doppelsechs:
Copyright: ESPN Soccernet
Hierbei wird deutlich, dass sich der 25-Jährige deutlich häufiger auf der linken Außenbahn, als im Zentrum aufgehalten hat, was für Lücken im zentralen defensiven Mittelfeld sorgte.
Darüber hinaus verteidigten die Augsburger bei den Gegentoren desolat. So standen beim 3:0 im Strafraum drei Abwehrspieler gegen drei Stürmer (blaue Kreise), die natürlich den Vorteil der "ersten Bewegung am Ball" hatten, während die defensiven Mittelfeldspieler nicht in den Strafraum nachrückten (rote Kreise):
Copyright: Eurosport 2/Youtube
Datenanalyse
Wenn der Tabellenvorletzte und Aufsteiger gegen den Primus und Rekordmeister antritt, erwartet man von vorne herein eine klare Angelegenheit.
Beweise gefällig? Die schlechteste Offensive der Liga (8 Treffer) empfängt die beste Abwehr der Liga (3 Gegentore), die Mannschaft mit den wenigsten Siegen (1) die mit den meisten (8) und außerdem das Team mit der schlechtesten Tordifferenz (-12, zusammen mit Freiburg) das mit der besten ( 27).
Augsburg präsentiert sich darüber hinaus bislang extrem passiv und unsicher, hat im Schnitt bislang lediglich 41% Ballbesitz (erst ein Mal über 50%, beim 0:3 vergangene Woche in Köln) und ist außerdem auch nicht übermäßig zweikampfstark (47,8% im Schnitt, nur am ersten Spieltag gegen Freiburg über 50%).
Ein erstaunlicher Wert: Trotz durchschnittlich 62,1% Ballbesitz des FC Bayern stehen die Münchner mit 110,3 gelaufenen Kilometern im Schnitt pro Spiel vor den Augsburgern (109,48 Kilometer pro Spiel) und gewinnen pro Partie 54,3% ihrer Zweikämpfe.
Fast schon besorgniserregend schwach sind allerdings die Passzahlen der Augsburger. 199,7 Pässe brachte der FCA im Schnitt pro Spiel an den Mann, nur in Köln schaffte man über 300 erfolgreiche Pässe. Zum Vergleich: Der FC Bayern weist im Schnitt 521,6 (87,7%) erfolgreiche Pässe auf, mit bereits fünf Partien mit über 500 Pässen zum Mitspieler (Topwert: 709 gegen Berlin).
Player to Watch
Schwierig, einen solchen Spieler bei Augsburg auszumachen. Mit Bellinghausen fehlt der torgefährlichste Spieler, mit Jentzsch der Stabilisator in der Abwehr. Mölders hat seit dem 2. Spieltag nicht mehr getroffen. Die Mannschaft kommt insgesamt eher über das Kollektiv und hat mit Callsen-Bracker und Baier extrem laufstarke Spieler im Zentrum.
Fazit
Augsburg ist bislang der typische Aufsteiger und hat noch massive Probleme in der Liga. Selbst der Sieg in Mainz und das Unentschieden gegen Bremen waren überaus glücklich und hauptsächlich Torhüter Jentzsch zu verdanken.
Trotz des Ausfalls von Schweinsteiger und den bislang eher durchwachsenen Ergebnissen am Wochenende nach Champions-League-Spielen (1 Sieg, 1 Unentschieden, 1 Niederlage) darf der FC Augsburg, bei allem gebührenden Respekt, kein Stolperstein sein. Mit einem Sieg könnte man den Druck vor dem Kracher gegen Dortmund am folgenden Spieltag rausnehmen.
Interessant wird es sein, wie und ob Heynckes rotiert und wer auf der Doppelsechs ran darf. Auch ein 4-4-2 im Laufe des Spiels scheint nicht undenkbar, wenn, was nicht unbedingt die schlechteste Idee wäre, Kroos und Müller eine Pause im zweiten Durchgang bekommen sollten.
Aufrufe: 3091 | Kommentare: 5 | Bewertungen: 6 | Erstellt:05.11.2011
ø 10.0
KOMMENTARE
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05.11.2011 | 20:46 Uhr
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Gnanag :
Schließe ich mich gerne an. Immer wieder eine Freude, diese 1A-Spiel-Vorberichte(schau) zu lesen.
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MODERATOR
05.11.2011 | 14:11 Uhr
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Voegi :
ich bin immer wieder begeistert, wie wunderbar du so die bevorstehenden spiele aufbereitest. das sind perfekte vorschauen. druckreif! für unsere gruppe eine absolute bereicherung!
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05.11.2011 | 09:48 Uhr
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Schnumbi :
@ Adriano: wow ich bin immerwieder begeistert, wieviel herzblut du in diese sache steckst. da ich ja nicht so der taktifuchs bin, lese ich diese vorschau immer mit großem interesse. ich für meinen teil würde an unserer taktik nix ändern. ganz normal weiter im 4-2-3-1 spielen. das hat man gemacht ,als ribery fehlte oder auch robben und sollte man nicht änern weil schweini fehlt. ohne überheblich zu klingen, finde ich sollte man das augsburg spiel als übung unter wettkampfbedingung ansehen, in dem man entweder thymo oder kroos als schweini ersatz spielen lässt.
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05.11.2011 | 08:42 Uhr
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Also ein 4-4-2 zu Spielbeginn kann ich mir auch nicht vorstellen, ich rechne am ehesten mit Alaba auf der 6, worauf ich auch sehr gespannt bin! Aber eventuell stellt er im Laufe des Spiels um, gibt Kroos und/oder Müller ne Pause und lässt Olic mal wieder eine Halbzeit ran, was mich für ihn sehr freuen würde!
Oder vielleicht darf ja sogar Usami eine Halbzeit spielen, wer weiß
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05.11.2011 | 07:20 Uhr
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Nach wie vor, ist die Frage "Wer ersetzt Schweinsteiger?" die Frage aller Fragen.
An ein 4-4-2 kann ich nicht glauben, auch weil Heynckes gestern im Pressegespräch, einen 1 zu 1 Wechsel mehr oder weniger angekündigt hat. Für mich heißt dies, dass er keine Spieler positionstechnisch verschieben will, sondern einfach einen Kandidaten von der Bank auf die 6 stellen will.
Nimmt man die Aufstellung von Mi zu Rate, heißt das für mich: Tymo, Alaba oder Pranjic ersetzen BS, und Kroos bleibt auf der 10!
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