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FC Bayern München


Gründer: Tobi | Mitglieder: 965 | Beiträge: 253
20.04.2011 um 12:30 Uhr
Geschrieben von FC_Klischee
Die Eiche als System
Seit die Entlassung van Gaals feststand, schreiben wieder alle Gazetten und Blogger über das fehlende (Spiel-)System des FC Bayern.
Weil ja alle anderen großen Teams in Europa, ein solches System vorzuweisen haben. Der andere FCB aus Barcelona wird da natürlich immer an vorderster Front genannt. Auch Arsenal oder Manchester United werden immer gerne als Beispiel herangezogen. Aber wo sind die weiteren großen Teams, die es sich leisten können, an einem Trainer mehr als eine Dekade festzuhalten?
Nicht wenige Anhänger des FC Bayern fordern Zeit für einen Trainer, damit er seine Spielphilosophie einzupflanzen und der Saat beim wachsen zuschauen kann.
Ein wenig ist es den Verantwortlichen auf die Fahne zu schreiben, dass die Erwartungen so groß sind, denn sie haben einst das große Barca als Ziel ausgeschrieben. Sie wollten die bayerische Spielkultur nach Europa hinaustragen – bestenfalls mit Großteils Spielern aus dem eigenen Nachwuchs. Wahrscheinlich wollen sie das immer noch.
Das ist durch die Trainer Klinsmann und van Gaal zuletzt nicht geglückt, die als große Reformatoren angetreten waren, aber auch genau daran gescheitert sind.
Ich will an dieser Stelle nicht über die beiden urteilen. Resümees, vor allem über die – nennen wir es mal – „Ärachen" van Gaals, gab es zu genüge. Ich will meinen Blick nach vorne richten und aufzeigen, dass nicht alles schlecht ist, was die letzten Jahre und zurzeit beim größten Verein Deutschlands geschieht.
Bisweilen ist es ja sogar so, dass die alte „Mia san mia"-Tradition, die länger noch als eine Spielphilosophie über die letzten dreißig, vierzig Jahre gereift und gewachsen ist und sich in jedem Spieler - Ex-60ern wie Jeremies, genauso wie Bayern-Bubis mit jugendlicher Stimme und bald auch in Teilen der Schalker Bu(e)rschenschaft - manifestiert hat. Dieser Verein lebt den Siegeswillen, verkörpert ihn und das wird so auch jedem einzelnen Spieler und Trainer verinnerlicht. Deutschland- und auch europaweit zittern Mannschaften bis zur letzten Minute, wenn es gegen den FC Bayern, das Aushängeschild des deutschen Fußballs, geht.
Dieses Selbstverständnis des Siegens, dieses Selbstverständnis auch in der letzten Sekunde des Spiels eine Meisterschaft entscheiden zu können, gilt heute als überholt und veraltet, weil der FC Barcelona es anders macht. Das große Vorbild eines jeden Clubs auf der Welt.
Dabei können sich neue oder junge Spieler an diesen Überzeugungen festhalten, wie an einer starken Eiche, die in Mitten des Clubs entsprang. Ein perfektes Kurzpassspiel kann das nicht, wie uns die letzten Spiele unter van Gaal aufgezeigt haben.
In den letzten Monaten war zu beobachten, was mit dem Verein passiert, wenn an dieser Eiche gesägt wird.
Warum also alles revolutionieren, warum sich abhängig machen von einem Trainer? Gerade wurde uns vor Augen geführt wie schnell diese Ehen scheitern können, egal ob menschliche, soziale oder fachliche Gründe den Ausschlag geben. So viele Komponenten müssen passen, damit die Verhältnisse zwischen Verein und Trainer dauerhaft stimmen.
Auch wenn es die Spieler (laut Oli Kahn) nervt, dass sie alle zwei Jahre ein neues System vorgesetzt bekommen, seit Jahrzehnten fährt der FCB gut mit dieser Ausrichtung. Und das trainerunabhängig.
Dadurch ist die „Mia san mia"-Mentalität doch noch viel gefährlicher als jede Philosophie oder jedes System. Sie überdauert Trainer, Spieler und jeden Manager oder Mäzen.
Was passiert wenn Ferguson oder Wenger aufhören? Was passiert, wenn La Masia (Barcas Jugendakademie d.Red.) mal drei Jahre nicht genug Spielermaterial nachliefert oder Moratti, Abramowitsch und wie sie alles heißen, die Lust oder Erlaubnis verlieren, Geld in ihre Vereine zu stecken?
Bei großen Vereinen ist es mittlerweile so, dass Trainer gehen müssen, wenn sich der Erfolg einstellt.
Auch wenn das anscheinend unromantisch klingt, diese Vereine sind Wirtschaftsunternehmen, zum Teil sogar Aktiengesellschaften, die auf Erfolg aus sein müssen. Mit dem Erfolg bleibt das Geld aus.

Für den FC Bayern heißt das in Zukunft einen Spielstil einführen, der Trainer überdauert. Ajax hat das geschafft, Barcelona auch. Auch ich sehne mich nach einem dominanten Spielstil, wie ihn der FCB letzte Saison gezeigt hat und stimme ein in die obligatorischen Rufe nach einer attraktiven Spielweise. Aber welche Nachteile so ein steifes System in Kombination mit einem beratungsresistenten Trainer hat, wurde diese Saison evident.
Ich würde es begrüßen, wenn man z.B. Jonker die Zeit gewährt das Beste aus van Gaals Philosophie, die er zweifelsohne verinnerlicht hat, in den Jugendmannschaften zu implantieren, um ihn dann in zwei oder drei Jahren zu den Profis zu holen. Er scheint vieles mitzubringen, was van Gaal vermissen ließ, aber auch vieles, was die beiden so erfolgreich gemacht hat.
Oder eben einen der Generation Klopp.
Nur an der Eiche, der Mentalität und den Werten des Clubs, darf nicht mehr gesägt werden. Diese Eiche, die von Größen wie Franz Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge und allen voran Uli Hoeneß gepflanzt wurde und die sie noch immer pflegen. Das sollte bei all den Unstimmigkeiten innerhalb des Clubs nie vergessen werden. Das nur so am Rande.
Wir haben so vieles, um das uns ganz Europa beneidet – und ich rede nicht vom Festgeldkonto. Ist es denn so schlimm, dass wir nicht weltweit für die Handschrift eines Trainers bekannt sind?
Wir sollten uns darauf besinnen, was uns groß und stark gemacht hat.
Aufrufe: 2584 | Kommentare: 10 | Bewertungen: 13 | Erstellt:20.04.2011
ø 8.8
KOMMENTARE
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mythos1904
25.04.2011 | 10:09 Uhr
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mythos1904 : 
25.04.2011 | 10:09 Uhr
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mythos1904 : 
mein leitspruch auf schalke ist immer:

"was juckt es die eiche, wenn die sau sich an ihr kratzt"

soviel zum thema eiche...

ach ja und nochwas, der schalker fanszene, ultraszene oder der buerschenschaft ist euer " mia sein mia" sowas von latte, aber ich denke verstanden zu haben, was du meinst...

aus bayernsicht ein guter blog!
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DerDugen
23.04.2011 | 18:04 Uhr
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DerDugen : 
23.04.2011 | 18:04 Uhr
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DerDugen : 
eine mentalität als systemersatz? ich glaube nicht, dass das ausreicht. und ich glaube auch nicht, dass ein verein, weder in deutschland noch in europa vor dem fc bayern zittert, respekt ja, angst nein. wieso auch.
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adriano0589
23.04.2011 | 14:54 Uhr
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23.04.2011 | 14:54 Uhr
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Ich sehe es ähnlich wie du. Dieses Dürsten nach einer Philosophie ist auch erst in den letzten 5 Jahren aufgekommen, seitdem Barcelona 2006 die CL gewonnen hat (übrigens mit den Stareinkäufen Ronaldinho und Deco, nicht aufgrund starker Jugendspieler). Dass Barca davor fast 20 Jahre eher durchschnittlich in Europa unterwegs war, haben viele vergessen.

Eine Mentalität, die der Verein verkörpert und wofür er steht, ist aber mindestens genauso wichtig wie eine bestimmte Philosophie, nach der der Verein strukturiert ist. Diese Mentalität ist nämlich eben das Herz und die Seele des Vereins. Wie er tickt, wie er sich präsentiert, wie er wahrgenommen wird.

Ich glaube auch, dass mit Heynckes diese Mentalität wieder stärker aufleben wird. Spielerisch wird er sicher keine Revolution herbei führen, aber er kennt den Verein und die Werte, für die er steht, und er wird sie respektieren.

In diesem Sinne...10 P
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giovane
23.04.2011 | 12:42 Uhr
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giovane : 
23.04.2011 | 12:42 Uhr
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giovane : 
hmm, was macht es spaß, gut geschriebene blogs zu lesen. wenn sie dann auch noch den kern treffen.

allerdings gehe ich in einem punkt überhaupt nicht konform mit dir. und der hat auch direkt mit dem kern zu tun:

genau dieses "mia san mia" vermisse ich seit geraumer zeit. auf dem platz (daneben polterts schon regelmäßig)! mal zwischendurch in zwei, drei spielen - ja, da schon. aber über einen größeren zeitraum und sei es nur ne halbe saison - fehlanzeige!

"mia san mia" bedeutet selbstbewußtsein/selbverständnis bis zur letzten spielminute. der glaube, spiele umbiegen zu können. immer. jedes.

wir haben beim fcb viele top-spieler. wenn es nicht läuft - und das hat man vor allem in dieser saison gesehen - verschwinden sie. zwar nicht alle, aber die meisten.

meine hoffnungen ruhen nun auf jupp. neben der vorhandenen spielerischen klasse eben dieses selbverständnis wieder einzupflanzen.

8p
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Schnumbi
23.04.2011 | 10:30 Uhr
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Schnumbi : 
23.04.2011 | 10:30 Uhr
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Schnumbi : 
Wir sollten uns darauf besinnen, was uns groß und stark gemacht hat.

sehr schön , gefällt mir genau das ist es was und diese saison abging. jeder wusste wie er gegen uns zu spielen hat. selbst maannschaften wie hannover und mainz haben es gezeigt, wie man uns weh tun kann.

der respekt den man sich über jahre erarbeitet hat, ging einfach verloren. mannschaften trauten sich was gegen uns.

ich hoffe das man einfach mal wieder etwas variabler wird, dass man sich der jeweiligen situation im spiel anpasst und reagiert und nich stur sein stiefel runter spielt.

forever FCB.
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Gotti1963
22.04.2011 | 17:53 Uhr
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Gotti1963 : 
22.04.2011 | 17:53 Uhr
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Gotti1963 : 
Guter Blog, guter Ansatz, andere Sicht. Passt!
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konserva11
21.04.2011 | 09:17 Uhr
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konserva11 : 
21.04.2011 | 09:17 Uhr
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konserva11 : 
Gebe dir vollkommen recht und auch super geschrieben von dir
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Voegi
MODERATOR
20.04.2011 | 15:38 Uhr
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Voegi : 
20.04.2011 | 15:38 Uhr
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Voegi : 
also mir gefällt dieses blog wirklich sehr gut, zumal ich dir in der sache recht gebe. ich selbst habe ja letzte woche hier eine konzeption gefordert, aber bewusst offen gelassen, wie diese aussehen könnte.
ich finde, du hast das sehr gut mit leben gefült. man darf es eben nicht übertreiben und eine spielweise wie die von barca einfordern. aber ein bisschen mehr kontinuität wäre vielleicht nicht schlecht. man muss eben auch wissen, wer man ist. und das bild der bayrischen eiche passt hier einfach wunderbar.

super blog jedenfalls! würde gerne mehr von dir hier lesen.
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Webatz
20.04.2011 | 12:55 Uhr
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Webatz : 
20.04.2011 | 12:55 Uhr
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Webatz : 
stimme dir zu!
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