27.04.
Im dunklen Lichte: Bei den Bremer Sch(l)aaftabletten waren wenigstens Arnautovic und Elia hellwach. Sogar nachts, um halb drei, zwei Tage vor dem Spiel, das müsste man ihnen hoch anrechnen. Den Rest vom Fest überkam dagegen eine mysteriöse Müdigkeit, das ist nichts Neues, geht nun seit 14 Jahren so. Mit dem Unterschied, dass man früher ein wenig ausgeschlafener zur Arbeit erschien und gähnend fähig war, dem Rauschen zu lauschen. Was wiederum die quickfidelen Nachtaktiven in ein - Achtung - dunkles Licht rückt (Schenkelklopfer). Inzwischen liegt die Saison in den finalen Zügen, dreht sich ein letztes Mal von der Seite auf den Bauch und schielt mit halbgeöffnetem Augenlid auf den bedrohlich fortgeschrittenen Zeiger des Weckers. Ob die Werder-Schlafwandler wohl noch rechtzeitig aus ihren süßen Träumen erwachen? Besser wär's, denn die Augsburger Puppenkiste steht bereits stramm dahinter, spritzig und unternehmungslustig. In Bremen dehnen sie bisher nur die schlappen Glieder. Immer wieder, auf und nieder...
30.04.
++ Transfer-Ticker ++ Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 hat Heino als neuen Trainer verpflichtet. Wie der Verein bekanntgab, wolle man mit dem 74-jährigen Routinier die Wege der Zukunft beschreiten. Da sich das gewagte Experiment mit dem juvenilen Jens Keller als nicht salonfähig erwiesen habe und Otto Rehhagel kurzfristig abgesagt hätte, sei Heino der richtige Mann am richtigen Ort, beteuerten die Gelsenkrichner in einer melodischen Presseerklärung. Oftmals wären die unmusikalischen Spieler bei Interviews mit Pauken und Trompeten an der korrekten Oktave vorbeigeschrammt. Heino werde ab kommender Saison dafür sorgen, dass endlich die Töne getroffen werden, summte Andrea-Berg-Groupie Horst Heldt.
++ Transfer-Ticker ++ Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg verlässt den Pay-TV-Sender Sky. Bei der Kölner Privatanstalt RTL ist er ab sofort hauptverantwortlich für die Suche nach geeigneten Superstars. Dies berichtet die BILD-Zeitung und beruft sich dabei auf wasserdichte Quellen - ihre eigenen. Weiterhin schreibt das Fachmagazin, dass Effenberg (44) bei RTL einen Paradigmenwechsel vorantreiben werde. Um eine geordnete Struktur sicherzustellen, seien die Teilnehmer festen Verhaltensmustern unterworfen. Öffentliche Auftritte sollen vom gestreckten Mittelfinger und einem in den Hinterkopf rasierten Tigergesicht begleitet werden. Davon erhoffe man sich, Wirkung und Wahrnehmung auf die relevante Zielgruppe zu verbessern.
01.05.
Um Real soll es schlecht bestellt sein: Qualität und Preis verhalten sich unproportional zueinander. Das eine lässt nach, das andere schwirrt unvermindert astronomisch herum. Doch dem größtmöglichen Umsatzsprung hecheln sie seit elf Jahren hinterher. Auch, weil keine Kompetenzabgrenzung erfolgt. Der Kassenwart hat sich einmal zu oft verzählt. Abgesetzt! Der Chef-Verkäufer räumt die gesamte Palette an Beauty-Equipment für eigene Bedürfnisse zur Seite. Abgeschminkt! Der Filialleiter liebkost mit einem englischen Handelskonzern im Nobelviertel. Abserviert! Außerdem werden in der Warteschlange rüpelhaft die Ellenbogen eingesetzt, es herrscht ein rauer Umgang. Das alles muss man sich nicht länger antun. Real hat ausgedient - ab heute gehe ich nur noch zu Rewe. Laben wir uns an Realsatire.
03.05.
B-Teams: Ich freue mich. Ich bin geradezu stolz. Ihr könnt Euch auch freuen. Und stolz sein. Nur für Euch, die Leser dieser Zeilen, die ausgewiesenen Kenner der feudalen Laufmaschen im heillos überfüllten Netz, darf ich folgende exklusive Information preisgeben: Morgen, beim öffentlichen Training in Dortmund, treffen unter Garantie zwei absolute B-Teams aufeinander. Nämlich: B-orussia und B-ayern. Aber pssst: Nicht weitersagen! Das bleibt unter uns, gell!?
Memo an mich selbst: Dem Mainstream mehr entweichen. Demnächst den Aufstieg von Eintracht Braunschweig ins Programmheft integrieren. Später über die Erstliga-Rückkehr von 1860 München schwadronieren. In diesem Zusammenhang die Frage aufwerfen, was eher eintreffen wird: Das Ende des Löwen-Leids oder die Berliner Flughaften-Fertigstellung.
05.05.
Lehre des Staatsereignisses: Ohne Uli Hoeneß fremdelt der FC Bayern. Kaum distanziert sich die Angie vom Präse, verhalten sich dessen Fußballspieler nicht mehr wie CSU-Politiker - sie kannten gestern keine Verwandten...
Klitschko gegen Kloppo: Es ist an der Zeit, dass der ukrainische Stahlhammer von gefaultem Fallobst erlöst wird. Ein mittelharter Hieb auf die Außenhaut, und es macht MATSCH. Das ist zwar exakt der Anspruch, den sich der klassische RTL-Zuschauer wünscht, für das Bildungsbürgertum auf Dauer jedoch ein bisschen fad. Wenn es so weiter geht, verteidigt Klitschko noch mit Ende 50 seinen Titel. Kampfname: "Der graue Star". Reporter: Kai Ebel. Wollen wir das? Es braucht Herausforderer vom Schlage eines Schlagabtauschs. Im Infight gegen Sammer wäre Klitschko ins Schlingern geraten. Klopp hätte ihn über die volle Distanz gefordert. Ohne Boxhandschuhe. Bis der Ringrichter abgebrochen hätte. Der Ringrichter, der Galgenmann.