Man hört es schon immer in der Presse: „Die Spieler verstehen den Trainer nicht", „Die Spieler verstehen das neue System nicht" oder „Der Trainer hat keinen Draht zu den Spielern". Bei Erfolglosigkeit der schnelle Entschluss: „Trainer entlassen". Doch ich stelle mir da die Frage ob in einigen Mannschaften nicht auch die Führungsspieler fehlen? Das Aufgabenfeld des Kapitäns ist weitreichend: er treibt die Mannschaft an, ist das Verbindungsstück zwischen Spielern und Trainer und man verbindet ihn mit der Mannschaft, so wie man es zum Beispiel bei Oliver Kahn tat.

Wir fangen mal mit dem Tabellenletzten an. Beim 1. FC Köln gab es ja in letzter Zeit viel Stress. Zu aller erst war Novakovic der Kapitän, dann wurde es Podolski und nun wurde auch der entmachtet und jetzt ist es Pedro Geromel. Der 1. FC Köln hat keinen festen Führungsspieler und steckt mit Startschwierigkeiten mitten in einer Krise.

Wir machen mal einen Sprung nach oben in der Tabelle und landen bei Hannover 96. Hier ist der Kapitän ein Ersatzspieler (Steven Cherundolo), genauso wie beim amtierenden Meister Dortmund (Sebastian Kehl). Diese zwei Vereine kommen damit sehr gut klar wie die letzte Saison zeigte. Allerdings fehlt auch bei diesen Vereinen der Mann auf den man sich auf dem Platz verlassen kann und der einen anfeuert wenn es sein muss, so wie bei Dortmund am Wochenende in Hoffenheim (Endstand 1:0 für die schwächeren Spieler aus Hoffenheim).

Nächste Station Stuttgart: Kapitän Mathieu Delpierre hat im Sommer zu seiner noch einen Konkurrenten mehr bekommen zu Georg Niedermeier und Khalid Boulahrouz kamen im Sommer Maza und dank starker Leistungen auch noch Ermin Bicakcic hinzu. Diese haben wohl eher eine Chance Delpierre zu verdrängen, da der 14fache Nationalspieler Serdar Tasci dank anhaltender Leistungen wohl gesetzt ist. Momentan sind Mathieu Delpierre und zwei seiner vier Konkurrenten (Niedermeier und Bicakcic) verletzt beziehungsweise im Aufbautraining. Daraus profitieren Maza und Khalid Boulahrouz. Kapitän bleibt der stammplatzgefährdete Mathieu Delpierre.

Bei den Bayern wurde Mark van Bommel in der Winterpause schnell mal verkauft, was nicht nur wegen der Tatsache, dass er bis dato Kapitän war, Schäden in der Rückrunde hervorrief, seine ehemalige Position wurde auch zu einem Experiment. Nach einiger Zeit hatte sich die Mannschaft wieder gefangen und es ging bergauf in diesem Fall mit dem neuen Kapitän Phillip Lahm. In diesem Fall war der Kapitänswechsel noch einmal gut gegangen, im Gegensatz zum Hamburger SV, welche vor der letzten Saison den Kapitän wechselten. Dieser ging dem Gestandenen Profi David Jarolim zur Last welcher bis dato den harten Arbeiter hinter den Stars spielte und für keine negativen Schlagzeilen sorgte. Heiko Westermann, so der Name des neuen Kapitäns und der Kurs brach ein am Ende der Saison der vernichtende 8. Platz hinter den „kleinen Teams" Hannover, Mainz, Nürnberg und Kaiserslautern. Mit Michael Oenning bleibt Westermann Kapitän und Jarolim wird nicht einmal mehr aufgestellt.

Beim Aufsteiger Hertha BSC heißt der Kapitän André Mijatovic. In diesem Fall ist auf jeden Fall der älteste und somit erfahrenste Profi der Kapitän. Aber auch hier gibt es einen Haken, denn dann wenn Roman Hubnik, welcher eine hervorragende Zweitligasaison mit Hertha hinter sich hat, wieder gesund ist sehen die Karten für einen Stammplatz eher schlecht aus, weil Neuzugang Maik Franz mehr Bundesligaerfahrung hat und auf jeden Fall schneller als Mijatovic ist, womit Franz der Favorit in diesem Zweikampf sein dürfte. Doch in diesem Fall hat André Mijatovic durch die häufigen Platzverweise von Maik Franz eine Chance sich mit seinem sicheren und nicht allzu riskanten fairen Spiel durchzusetzen.

Unsere letzte Station führt uns an den Rhein, nach Leverkusen. Hier so heißt es in den Medien hat der neue Trainer Robin Dutt noch keinen rechten Draht zu den Spielern. Dies könnte auch an einer eventuell schlechten Zusammenarbeit zwischen Trainer und Kapitän liegen, welcher schon seit längerer Zeit Simon Rolfes heißt. Dieser Rolfes hat schon einige Trainer mitgemacht: Jupp Heynckes und Bruno Labbadia als Kapitän und nun ist der nächste in der Reihe Robin Dutt, wobei die einzige Frage heißt wie lange noch. In Leverkusen kämpft gleichzeitig auch noch der ehemalige Nationalspieler und „Capitano" Michael Ballack um die Position neben Rolfes und ein wenig Anerkennung. Michael Ballack war ja schon bei vielen Vereinen und unter vielen Trainern Kapitän einer Mannschaft und bei fast keinem Trainer gab es Probleme mit ihm. Vielleicht versucht Robin Dutt ja die Krise durch einen Kapitänswechsel zugunsten von Michael Ballack zu überwinden. Allerdings könnte dieser nur stattfinden, wenn Michael Ballack wieder zu alter Form zurückkommen würde. Diese neue Aufgabe würde Michael Ballack dann sicherlich den letzten nötigen Schwung geben um sein Formtief zu überwinden und in die Startformation zu kommen.

Aber auch in der 1. Bundesliga gibt es die Gegenstücke zu den „Problem-Kapitänen". Diese sind vor allem Nikolce Noveski (ruhig, besitzt die nötige Erfahrung und man findet ihn auf dem Platz), Benedikt Höwedes (braucht zwar noch Erfahrung um eine ähnliche Rolle einzunehmen, wie zuletzt Manuel Neuer, ist aber Fanliebling, mit dem Verein verbunden und auch er ist in den wichtigen Zeitpunkten bei den Spielern und treibt sie an), Raphael Schäfer (der Kapitänswechsel von Andreas Wolf zu ihm ist gut abgelaufen, weil er eine Identifikationsperson zum „Club" ist und einer der Spieler die Erfahrung haben, die Mitspieler vorantreiben und von den eigenen Fans geliebt werden) und auch Heiko Butscher (ruhiger Arbeiter mit Erfahrung, Beliebtheit und der sicheren Führungskraft eines Kapitäns, wobei er sich auch noch an den neuen Trainer Marcus Sorg gewöhnen muss) ist ein gutes Beispiel für den „richtigen" Kapitän.