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06.07.2012 um 10:33 Uhr
Wenn auch noch die Emotion fehlt
Wer liebt es nicht?

Wir jubeln, wir schreien, wir trauern, wir empören uns und lassen uns empören, wir fachsimpeln, wir fiebern, wir tun das alles gemeinsam.

Der Fußball ist ein gesellschaftliches Phänomen, das seines Gleichen sucht. Eine Ausnahmeerscheinung der Popkultur, der sich, zumindest in Mitteleuropa und gerade während der zwei großen Turniere, absolut niemand entziehen kann. Die Menschen, die es schaffen, sich auch während des WM- und EM-Trubels dem Fußball gegenüber taub und blind zu stellen, können der Masse an mitgerissenen nur schwer entgehen und landen dann meist doch in einer Diskussion über das letzte Viertelfinalspiel, oder ob diese Gelbe Karte wirklich notwendig war.
Ihr kennt das.
Ich persönlich finde diese Erscheinung so bemerkenswert und "wunderschön", dass ich mich des öfteren fragen muss, ob eine Gesellschaft, in der man immer so offen miteinander umgeht und immer so stark zusammenhält, tatsächlich eine Unmöglichkeit ist und ob es dafür wirklich dieses einen, spezifischen und, zugegebenermaßen sehr banalen, Ereignisses bedarf.

Aber um den Fußball als Massen-Motivator soll es hier gar nicht gehen.
Viel mehr darum, was aus dieser schönen Komponente wird, wenn er immer weiter monetarisiert und verstumpft wird.


Emotion

Dem Profifußball an sich habe ich weitestgehend den Rücken gekehrt. Zwar schaue ich während der Saison ein mal in der Woche auf die BuLi-Tabelle und freue mich zu sehen, dass die Lieblingsmannschaft meiner Jugend mal wieder gewonnen hat, habe dabei aber keine Ahnung über den Spielverlauf, wann sie überhaupt gespielt haben oder wie viele Gelbe Karten welcher Spieler hat.
Aber unter dem Strich: Ich habe diese emotionale Bindung. Ich freue mich, weil ich mich entschieden habe, mich mit einer bestimmten Mannschaft zu identifizieren.

Anderes Beispiel:
Ich, als halb Italiener, halb Deutscher, halte bei großen Turnieren immer zu den Italienern. Auch wenn jeder Deutsche sich regelmäßig darüber erbost, dass die Squadra Azzurra aus einer Reihe von leicht umzuwerfenden Bowling-Pins bestehe, und man auch offen zugeben muss, dass die italienischen Spieler gerne mal theatralisch umfallen; man muss doch trotzdem den absoluten Effekt solcher Aktionen beleuchten.
Man regt sich eben darüber auf.
Ich persönlich bin ja dazu übergegangen, die wunderschönen Schwalben dieser Spieler mit Humor zu sehen.
So oder so, man sieht einen Spieler ohne physische Einwirkung umfallen, und schwupps! hat man das alte Gesprächsthema wieder aufgegriffen und kann sich in der Gemeinsamen Runde wieder darüber mehr oder weniger "austauschen".


Technik vs Emotion

Das war jetzt eine Auswahl von Beispielen, welche die gemeinschaftliche und emotionale Komponente des Fußballschauens.
Im krassen Gegensatz dazu steht natürlich das Geschäft "Fußball".
Es hängen so unglaublich hohe Geldbeträge vom Ausgang eines Spiels ab, dass eine Fehlentscheidung über den Verbleib des besten Spielers oder sogar über den Verbleib einer Mannschaft in der 1. Liga entscheiden kann, was wiederum über Äonen an Euros entscheidet.

Ich möchte jetzt keine dialektische Erörterung ausführen, sondern genau diesen Punkt anprangern.

So sind wir nun also heute so weit, dass man sich dazu entschieden hat, einen Chip in den Ball zu integrieren, sodass fehlerfrei entschieden werden kann, ob der Ball über die Torlinie gerollt ist, oder nicht.

Gewonnen hat hier nur das Geld. Geld kann nicht vom Zufall oder der Willkür eines Schiedsrichters abhängen, nein. Geld braucht die Millimeter. Geld muss fehlerfrei zugeordnet werden können um "Konflikte" zu vermeiden.


Bitte lasst das nicht zu

Um es wieder auf mich zu beziehen: Ich liebe Fußball. Ich liebe aber nicht die Mannschaften, die Spieler, die Stadien oder die Fans, sondern den Umstand, dass es ein Spiel ist an dem unendlich viele Menschen teilhaben und das in jedem von uns irgendwie verwurzelt ist. Ein gemeinsamer Nenner in einer Multi-Kulti-Gesellschaft, in der jeder ausschließlich darauf aus ist, sich irgendwie als einzigartig, unabhängig und überlegen zu profilieren.

Wenn dieser radikale Schritt durchgesetzt wird, verliert der Fußball keinesfalls restlos seine emotionale Komponente, aber zumindest diese eine und sehr spannende Frage, ob der Ball nun über der Linie war oder nicht. Einen größeren Aufreger gibt es in einem Spiel doch überhaupt nicht!
Wenn ich daran denke, dass wir uns in Zukunft nicht mehr darüber aufregen können, dass der Schiedsrichter das Tor nicht gegeben hat, sondern einfach platt das Resultat, von einer Maschine bestätigt, auferlegt bekommen, dann sinkt meine Lust auf Fußball um genau diesen Betrag.
Und dann ist der Schritt zum Videobeweis bei Foulspiel auch nicht mehr so groß.

Dann hab ich wirklich kein Interesse mehr.





Aufrufe: 2049 | Kommentare: 8 | Bewertungen: 2 | Erstellt:06.07.2012
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KOMMENTARE
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xxlhonk
06.07.2012 | 12:38 Uhr
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xxlhonk : 
06.07.2012 | 12:38 Uhr
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xxlhonk : 
Von hinten durchs Knie in die Brust.
Ich muss gestehen, dass ich am Anfang dachte:
Was will mir der Autor sagen?
Und das ich erst gaaaaaaaaanz am Ende drauf kam, mag gewollt sein.
Aber ich war zwischendrin kurz davor wegzuzappen.
Weil ich emotional nicht gefangen wurde und auch nicht wusste, wohin die Reise gehen soll.

Wenn es das Thema Einführung von Technologie im Fußball ist, dann ist das ein riesiges feld.
Millionen von Fans in aller Welt philosophieren darüber, ob richtig oder falsch.
Aber Du lässt diese Diskussion nur ganz wenig zu.
Sondern verhinderst sie für dich.
Und stehst dir damit selber im Weg, denn andererseits sagst Du, Emotionen gehören dazu.
Ja.
Und genauso gehört eine emotionale Diskussion über (jedes) Thema dazu.
Und für mich sind meine (aber auch andere) Blogs immer auch ein stückweit die Diskussion suchend gewesen.
Um meine eigene Meinung zu festigen oder zu hinterfragen.
Um Antworten auf offene Fragen zu bekommen.
Und gf. eine Meinung auch mal zu korrigieren, wenn mich Argumente überzeugten.
All das lehnst Du leider kategorisch ab.
Schade.
Denn das Thema kann durchaus sehr emotional diskutiert werden!
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DerDugen
09.07.2012 | 15:03 Uhr
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DerDugen : 
09.07.2012 | 15:03 Uhr
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DerDugen : 
es gibt auch ohne diese tor-nicht-tor debatte genug diskussionspotential, denke ich. es wird ja nicht der video-beweis eingeführt. du kannst dich also auch weiterhin an wunderschönen schwalben erfreuen und andere sich darüber aufregen
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löwengraetscher85
09.07.2012 | 15:17 Uhr
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09.07.2012 | 15:17 Uhr
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Mir nicht klar wieso ein Chip im Ball, mit dem man im Streitfall feststellen kann ob es ein Tor war, Emotionen und Diskussionen verhindert.

Der Blog half mir hier überhaupt nicht weiter. Wenn man sich so an Fehlentscheidungen erfreut, dann sollte man am besten die Linienrichter abschaffen - schafft mehr Raum für Diskussion und Emotion. Denn ein Unparteiischer macht mehr Fehler als deren drei. Und vielleicht sollte man (wie früher im TV) auch die Wiedrerholung im Fernsehen abschaffen, damit ja nichts geklärt wird --> schafft Emotionen und Diskussion.

Vielleicht die komplette TV-Übertragung abschaffen. Mehr Mysterium, mehr Unwissenheit --> nur über ein Ergebnis in der Zeitung zu diskutieren schafft bestimmt am meisten Raum für Diskussion und Emotion. Und das Geld spielt auch eine immer unbedeutendere Rolle.

Bzgl. Technik vs. Emotion: Was ruft in dir mehr Emotion hervor? Ein Automobil mit dem man fahren kann, oder à la pied, der Weg zu Fuß?

Vllt leicht skurril, genauso skurril wie der Blog, den ich einfach nicht verstehe.

Im Übrigen: "Ich liebe Fußball. Ich liebe aber nicht die Mannschaften, die Spieler, die Stadien oder die Fans...Dann hab ich wirklich kein Interesse mehr. "

Ist ok, ich glaube der Fußball kann dann auf die Leute verzichten. Viele Interessierte, die Mannschaften, Spieler, Stadien und Fans lieben, freuen sich sehr wohl, wenn ihr Verein z.B. nicht durch ein zu Unrecht gegebenes Tor am Ende absteigt. Und ich als Fan akzeptiere auch, daß mein Verein sportlich nicht so erfolgreich ist, da der Schiedsrichter eben keine Fehlentscheidungen zu Gunsten meiner Mannschaft getroffen hat.
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rues0
10.07.2012 | 11:43 Uhr
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rues0 : 
10.07.2012 | 11:43 Uhr
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rues0 : 
Um noch ein kleines post scr iptum anzuhängen, nach den ersten kritischen Kommentaren:

Dieser kurze Beitrag stinkt vor Polemik, das ist durchaus gewollt, aber von den Lesenden eventuell nicht als diese erkannt und dann auch nicht aus diesem Blickwinkel betrachtet.

Und speziell an löwengrätscher:

Du deutest die Aussage des Artikels sehr überspitzt, das geht zumindest für mich aus deinem Kommentar hervor.
Ich sehe den Profi-Fußball skeptisch, weil es eben nicht um den Sport geht. Das ist nicht erst seit 2, 3 Jahren so, aber ich habe das erst seit 2, 3 Jahren realisiert, weshalb ich mich (meiner persönlichen Interessen wegen) von diesem Geschäft distanzieren wollte, eben schriftlich und nicht sehr ausführlich.
Dem Zuschauer, speziell vor dem Fernsehbildschirm, geht es doch ganz klar um den Kick, um die Aufregung und um das Mitfiebern, wenn er das Spiel sieht. Und für mich zumindest gehören ungeahndete Fouls oder nicht gegebene Tore genauso zu diesem "Kick" beim Fußball schauen, wie Tore, schöne Pässe und gute Einzelaktionen. Das (Achtung! Metapher) macht den Ball für mich erst Rund.



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löwengraetscher85
10.07.2012 | 14:13 Uhr
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10.07.2012 | 14:13 Uhr
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Ich hab auch sehr bewusst überspitzt den Kommentar verfasst. Sozusagen als Gegenpol
Ich denk der entscheidene Punkt ist folgender:

Und für mich zumindest gehören ungeahndete Fouls oder nicht gegebene Tore genauso zu diesem "Kick" beim Fußball schauen..:"
--> Für mich nicht!

Aber man muß ja nicht immer einer Meinung sein.
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rues0
10.07.2012 | 21:14 Uhr
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rues0 : 
10.07.2012 | 21:14 Uhr
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rues0 : 
Klar, wir haben ohnehin nicht darüber zu entscheiden und Meinungen sind dazu da um sich von anderen zu differenzieren... Meinung kommt ja von "Mein". Sonst hätte ich ja deine Deinung :D

Aber da stellt sich dann die Frage: Was hat der Fußball im Fernsehen dann noch mit der Realität zu tun? Ich glaube nicht, dass es auch im Amateurfußball gang und gebe sein wird, dass mit elektronischen Hilfsmitteln über strittige Situationen entschieden wird.

Das ist für mich sowas wie in der Musik der Autotune. Das Ergebnis wird verfälscht. Und wenn man schon Kameras an der Auslinie oder für Foul-Entscheidungen hat (glaub mir, so weit wird's tatsächlich noch kommen), dann kann der Schiedsrichter auch gleich neben dem Kommentator auf der Tribüne sitzen!
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löwengraetscher85
12.07.2012 | 09:17 Uhr
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12.07.2012 | 09:17 Uhr
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Im unterklassigen Amateurfußball gibt es auch keine Linienrichter, keine Masseur, oft nicht mal Co-Trainer. Alle Spieler arbeiten nebenbei und nach einem Sieg wird ein Kasten Bier geleert. Wiederholungen gibt es mangels TV-Präsenz gar nicht.

All das ist im Amateurfußball gang und gäbe, nicht aber im Profifußball. Ich verstehe deinen Punkt, aber konsequent wäre es dann den Profifußball als solches abzulehnen - unabhängig von Chip im Ball oder nicht. Aber du hast ja eine Grundskepsis und chipartige Veränderungen stellen vielleicht den berühmten Tropfen dar, der das Faß zum überlaufen bringt.
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rues0
12.07.2012 | 12:53 Uhr
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rues0 : 
12.07.2012 | 12:53 Uhr
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rues0 : 
Das triffts ziemlich genau! :)
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