Wie jedes Jahr fand Anfang Februar der Sparkassen-Cup in Stuttgart statt. Sieben Mal wurde er bereits zum weltbesten Hallenleichtathletik-Meeting ausgezeichnet, zuletzt vier Mal in Folge, elf Weltrekorde, zwei Europarekorde, zig nationale Rekorde und persönliche Bestleistungen wurden in der Hanns-Martin-Schleyerhalle erzielt. Gestern fand die Jubiläumsausgabe statt. Zum 25. Mal waren die Weltstars der Leichtathletik zu Gast in Stuttgart.



Zu Beginn standen die Sprinter/innen aus der Region im Mittelpunkt. Auch sie bekamen die Bühne vor so vielen Leuten zu laufen und dann dazu auch noch vor heimischem Publikum.

Anschließend standen die beiden Vorläufe über 60m Hürden der Frauen an. Im ersten kam u.a. Carolin Nytra, Dritte Der EM 2010 weiter und im zweiten Vorlauf u.a. die Hallenweltmeisterin Lolo Jones. Später im Finale konnte sich Carolin Nytra in einem Herzschlagfinale durchsetzen. Sie verbesserte die Weltjahresbestleistung auf 7,92s. Sie, die Zweite Aleksandra Antonova (Russland) und die Dritte Lolo Jones (USA) lagen nur drei Hundertstel auseinander.



Noch vor der Vorstellung der Stabhochspringerinnen wurde es erstmals laut: der Hallensprecher las die Bundesliga-Ergebnisse vor. Als letztes die der Partie Köln gegen Bayern. Erst den Halbzeitstand. Dann den Endstand. Jubel gemischt mit Lachen in der Halle.

Den Stabhochsprung der Frauen gewann letztendlich Silke Spiegelburg mit 4,70m etwas überraschend vor der Hallenweltmeisterin Fabiana Murer aus Brasilien. Auch die anderen beiden Deutschen Kristina Gadschiew und Carolin Hingst schafften die Hallen-EM-Norm. Es waren leider nur vier Sportlerinnen am Start, dafür aber sehr gute.

Als nächstes kam das Finale der 60m der Frauen. Es gewann die Ukrainerin Olesya Povh vor der Französin Myriam Soumaré. Die Europameisterin Verena Sailer musste zuvor leider verletzungsbedingt absagen.

Mit dem 60m Hürden Finale der Männer stand eines der vielen Highlights an: Olympiasieger Dayron Robles (Cuba) gegen den Olympiadritten David Oliver (USA) und Europameister Andrew Turner (Großbritannien). Doch Dayron Robles trat in die dritte Hürde und was somit vorzeitig ausgeschieden. Am Ende gewann David Oliver mit 7,37s ziemlich klar vor dem Rest und blieb nur sieben Hundertstel über dem 17 Jahre alten Hallenweltrekord.

Die Weitspringer wurden vorgestellt. Auch dieses Feld war sehr gut besetzt. Der deutsche Weitsprungstar Sebastian Bayer, Halleneuroparekordler (8,71m), wurde Fünfter mit 7,89m. Sieger wurde Luis Tsatoumas (Griechenland) vor dem EM-Zweiten Kafétien Gomis (Frankreich) und dem Olympia-&WM-Zweiten Godfrey Mokoena (Südafrika).

Anschließend das nächste Sprint-Finale der Männer über 60m. Im Vorlauf waren bereits alle Deutschen ausgeschieden. Besondere traurig war das Publikum über das Aus des lokalen Stars Tobias Ungers. Das Finale gewann Mike Rodgers (USA) mit 6,56s. Die Enttäuschung des Rennens war Christophe Lemaître (Frankreich), der abgeschlagen nur Fünfter wurde. Er war bei den vergangenen Europameisterschaften der Shootingstar mit drei Goldmedaillen.



Beim letzten Mal als ein Stabhochsprungwettbewerb vorgestellt wurden, gab es noch Jubel über den Kölner Sieg. Nun als die Stabhochspringer vorgestellt wurden, herrschte Trauer. Mönchengladbach führte gegen den VfB zur Halbzeitpause 2-0 und der Hallensprecher versuchte mit dem Verlauf des Bayern-Spiels zu trösten. Daran glaubte aber keiner wirklich...

Als nächstes begannen die Hochspringer mit ihrem Wettbewerb. Ursprünglich sollten die Frauen ran, doch nach dem Achillessehnenriss von Ariane Friedrich wurde das Programm geändert. Auch trotz der Kurzfristigkeit konnte u.a. der Weltmeister von 2007 verpflichtet werden. Donald Thomas (Bahamas) wurde geteilter Zweiter mit Junioren-Europameister von 2009 Sergey Mudrov (Russland). Raul Spank übersprang ebenfalls 2,27m, hatte aber mehr Fehlversuche. Sieger wurde Konstantinos Baniotis (Griechenland) mit 2,30m.

Und schon folgte ein weiteres Highlight: Die 3.000m der Herren. Mit drei Läufern unter 7:30min war es einer der schnellsten Hallenrenner der Geschichte. Die ersten beiden Yenew Alamirew (Äthopien) mit Meetingrekord und Augustine Choge (Kenia) liefen sogar auf Platz drei und vier der ewigen Bestenliste.



Nun trat zum zweiten Mal am Tag Lokalmatador Tobias Unger über 200m der Männer an. In seinem ersten 200m-Rennen seit zwei Jahren über seine Hausstrecke kam er allerdings nicht gut in Tritt und die Uhr blieb bei 21,28s stehen. Viel besser lief es für den Sieger Sebastian Ernst mit 20,75s.



Auch viele ehemalige sehr erfolgreiche Leichtathleten wurden zum Jubiläum eingeladen und interviewt. Z.B. wurde Dieter Baumann gefragt, wieso er das Meeting in Stuttgart so mochte. Seine kurze Antwort: "Weil i hir schwätzn konnt und mi jedr verschdand."

Über 800m der Männer schlugen sich die beiden Deutschen Robin Schembera und Sebastain Keiner gut. Sie unterboten beide die Norm für die Hallen-EM in Barcelona. Es gewann der Hallenweltmeister Abubaker Kaki (Sudan) mit Weltjahresbestleistung von 1:45.02min. Was ich besonders beeindruckend bei allen Langstrecken fand, waren die Geschwindigkeiten, die die Läufer/innen bis zum Ende hatten und im Sprint sogar nochmals steigern konnten.



Was jetzt noch fehlt, ist die Auflösung des Stabhochsprungwettbewerbes der Männer. Mit dabei waren die ersten vier der deutschen Rangliste und ein paar internationale Stars. Tim Lobinger und Lokalmatador Fabian Schulze schieden schon recht früh bei 5,60m aus. Etwas überraschend wurde Europameister Renaud Lavillenie nur Dritter. Er führt die Jahresweltbestenliste an, schaffte die 5,60m auch sehr souverän, riss die Latte bei 5,77m aber drei Mal. Erster wurde Malte Mohr, der mit 5,84m eine neue Weltjahresbestleistung aufstellte.



Krönender Abschluss vor 7.500 Zuschauern war die 4x100m Staffel: die Deutschen, Dritter der EM 2010 gegen eine Frankreich-Großbritannien-Staffel bestehend aus u.a. Lemaître. Die Deutschen um Tobias Unger und Sebastian Ernst gewannen, auch weil sie in den Wechseln eingespielt waren.



Nun kam noch die Siegerehrung, die Halle wurde abgedunkelt und alle Sieger wurden nochmals in die Halle gerufen. Zudem wurde der Sparkassen-Cup verliehen, den der/die beste Sportler/in des Abends bekommt. Dieses Mal fiel die Wahl auf die beiden Deutschen Malte Mohr und Carolin Nytra.

Auch mit dem Sieg des VfBs, der kurz vor Ende verkündet wurde, war es ein sehr schöner Abend. Wie immer war eine herausragende Stimmung in der Halle, auch durch die vielen guten deutschen Leistungen. Nur irgendwie fehlte doch das richtige Highlight, das es die Jahre zuvor öfters gab.