Hier geht's zurück zu Teil 2

Doch würde uns Vehs' Vorschlag tatsächlich weiterbringen? Auch nach dem bestehenden Rechtsrahmen dürfte in der von Veh vorgetragenen Situation kein Elfmeter verhängt werden. Insoweit sind die bestehenden Regelungen aussagekräftig genug. Auf einem anderen Blatt steht natürlich, dass es Schiedsrichter geben könnte, die trotzdem auf Elfmeter entscheiden. Regulative Vorgaben sollten jedoch meiner Ansicht nach abstrakt formuliert bleiben und nicht durch Einzelfallbeispiele zusätzlich aufgeladen werden. Auch durch die Einführung eines Kataloges werden wir die wirklich strittigen Entscheidungen nicht eindeutig klären können. Die Vorgaben der FIFA (s. oben unter Punkt 2) sind doch auch nichts anderes als eine Auflistung verschiedener Szenarien, die in der Praxis gerade nicht zur Vereinfachung beitragen. Wann geht die Hand zum Ball, wann der Ball zur Hand? Darüber wird sich immer trefflich streiten lassen. Ein Handelfmeter-Katalog wird meiner Meinung nach die Diskussion um dieses leidige Thema nicht vollumfänglich beenden können. Denn es bleibt dabei, dass der Schiedsrichter nur zwei Entscheidungsmöglichkeiten hat: Entweder er entscheidet bei absichtlichen Handspiel auf Elfmeter oder er lässt weiterspielen.

Neulich meinte einer meiner Freunde, dass man doch generell bei jedem Handspiel auf indirekten Freistoß und lediglich bei einem absichtlichen Handspiel auf Elfmeter entscheiden könne. Bei der Diskussion von Regeländerungen sollte einem jedoch eines klar sein, solange wir in Kategorien von absichtlich – unabsichtlich, natürlich – unnatürlich unterschieden, werden wir bei einer Anpassung der bestehenden Regularien, nie eindeutig klären können, in welchen Fällen der Elfmeter nun seine Berechtigung hatte oder nicht. Wer dies so nicht mehr hinnehmen möchte, der muss sich damit anfreunden, dass wir zukünftig jedes Handspiel, ob absichtlich oder unabsichtlich als Vergehen ahnden müssen.

Die Aufhebung dieser Unterscheidung bei einem Handspiel im Strafraum halte ich für durchaus beachtenswert, gerade deshalb, weil dies keinen zu großen Eingriff in die bestehenden Fußballregeln voraussetzen würde. Schaut man sich das bestehende Regelwerk genau an, so erkennt man schnell, dass bei Vergehen im Strafraum grundsätzlich nur das Strafmaß des Strafstoßes verhängt werden soll. Allerdings ist dem Regelwerk das Verhängen eines indirekten Freistoßes innerhalb des Strafraums nicht fremd. Beispielswiese wird beim absichtlichen Rückpass des Balles zum eigenen Torhüter ein indirekter Freistoß gegeben, falls der Torhüter den Ball mit den Händen berührt (Siehe Seite 93 Erläuterung Nr. 11 der Fußballregeln 2012/2013 des DFB). Dr. Markus Merk lässt grüßen!
Laut Regel 13 wird dann der indirekte Freistoß „innerhalb des Torraums auf der parallel zur Torlinie verlaufenden Torraumlinie von dem Punkt ausgeführt, der dem Ort des Vergehens am nächsten ist." Da grundsätzlich bei der Ausführung des Freistoßes ein Mindestabstand von 9,15 m einzuhalten ist, dürfen die Gegenspieler ausnahmsweise auch auf der Torlinie stehen, wenn der Mindestabstand zur Torlinie einmal 9,15 m unterschreitet.
Die Basisregeln zur Verhängung eines indirekten Freistoßes sind im Regelwerk des DFB folglich schon vorgesehen. Es müsste daher nur noch aufgenommen werden, bei welcher Art von Handspielen auf indirekten Freistoß zu entscheiden wäre.

Mir persönlich gefällt der Vorschlag mit dem indirekten Freistoß aus ästhetischen Gründen nicht ganz so gut, weil ich diese Situationen immer für sehr unübersichtlich halte, wenn sich beispielsweise die ganze Mannschaft auf der Torlinie verbarrikadiert. Bei jeder Regeländerung sollte auch bedacht werden, ob dies das Spiel insgesamt attraktiver und besser macht. Dem würde ich hier nicht unbedingt zustimmen. Dies ist aber eine reine Geschmacksache.

4. Ein Blick über den Tellerrand: Was wir vom Hockey lernen können

Nun möchte ich aber zu meiner wahren Intention kommen, warum ich diesen Blog überhaupt geschrieben habe. Auch ich habe mir intensiv Gedanken um das Thema möglicher Regeländerungen gemacht. Ein Blick über den Tellerrand auf andere Sportarten, namentlich Feldhockey, hat mich zu einem eigenen, für den Fußball revolutionären und soweit ersichtlich bisher noch nicht in der Art gemachten Vorschlag inspiriert. Achtung und hier kommt er:
- STRAFECKE! -
Jetzt bitte nicht gleich laut aufschreien und auf mich einprügeln. Gebt mir bitte etwas Zeit, meine Gedanken näher auszuführen.

In aller Kürze soll hier kurz auf die Regeln im Hockey-Sport eingegangen werden, bevor ich mich einer möglichen Anwendung dieser Regeln beim Fußball widme. Wem dies zu langweilig ist, der liest einfach im nächsten Absatz weiter. Im Feld- als auch im Hallenhockey erfolgt bei einem unabsichtlichen Regelverstoß der verteidigenden Mannschaft im Schusskreis eine Strafecke. Eine solche Strafecke wird beispielsweise dann verhängt, wenn dem verteidigenden Spieler im Kreis der Ball unabsichtlich an den Fuß springt. Siebenmeter werden hingegen nur bei absichtlichen Regelverstößen im Kreis verhängt oder bei solchen, die ein Tor sehr wahrscheinlich verhindert haben (Quelle http://de.wikipedia.org/wiki/Strafecke, zuletzt abgerufen am 15. März 2013). Im Folgenden zitiere ich einige Passagen aus dem Wikipedia-Beitrag:
Bei einer Strafecke begeben sich beim Feldhockey genau vier Spieler und der Torwart der verteidigenden Mannschaft auf Höhe der Torauslinie neben oder in das Tor. Die restlichen Spieler der verteidigenden Mannschaft müssen zurück hinter die Mittellinie. Ein Spieler der angreifenden Mannschaft (der Hereingeber der Strafecke) befindet sich mit dem Ball auf der Höhe der Torauslinie, eine beliebige Anzahl an weiteren Angreifern hält sich außerhalb des Schusskreises auf. Nachdem der Schiedsrichter durch Senken des Arms die Ecke freigegeben hat, erfolgt durch den Reingeber ein Anspiel auf einen der Angreifer, erst wenn dieses Abspiel erfolgt ist, dürfen die Abwehrspieler den Schusskreis betreten. Der Angreifer muss den Ball außerhalb des Schusskreises annehmen oder nach der Annahme den Schusskreis zumindest kurz verlassen, ist dies geschehen stehen ihm mehrere Optionen offen. Der Ball kann direkt geschossen oder geschlenzt, auf einen Nebenmann abgelegt, zurück zum Reingeber gespielt oder in den Kreis gespielt werden.
Soviel zur Regelkunde im Hockey.

Hier geht's zum letzten Teil