Vielleicht ist es nicht richtig ein HinrundenFazit zum HSV zu verfassen, wenn das letzte Debakel noch keine Stunde her ist. Vielleicht ist es aber auch gerade richtig, es jetzt zu formulieren, lassen wir uns einfach alle überraschen,was die folgenden Zeilen uns am Ende an Erkenntnis bringen.
Überraschend war das heutige Spiel gegen den FSV Mainz 05 für mich nicht. Mit dem Wissen kein Star zu sein, lässt es sich viel leichter kicken, als wenn man von Arsenal ausgeliehen ist und glaubt kurz vor der Wahl zum Verteidiger des Jahres zu stehen. Tuchels Jungs haben in der ersten Halbzeit 45 Minuten das Spiel gemacht. Hakan Calhanoglu, mit einer starken Einzelaktion und nicht zuletzt dem linken Fuß von Jaroslav Drobny allein war es zu verdanken, dass der HSV zur Halbzeit glücklich mit 1:0 in Führung lag.
Die Halbzeitansprache vom Mainzer Trainer muss gesessen haben.Auf der einen Seite der unbedingte Wille, den Ball erobern und in Richtung gegnerisches Tor bringen zu wollen, auf der anderen Seite Schlafmützigkeit, Arroganz und der Glaube, dass nichts passieren kann MÜSSEN zwangsläufig dazu führen, dass der Ball im Netz landet. So ist es dann verdientermaßen passiert und wie soll es auch anders sein, dies gleich zwei Mal innerhalb weniger Minuten. Aus einem 1:0 machte der HSV ein 1:2,Peng, das hat gesessen!
Wer glaubte oder hoffte, der HSV würde nun auf den Ausgleich drängen, der wurde enttäuscht. Was mir in der Zeit bis zum überraschenden und abermals glücklichen Ausgleich der Rothosen, der im übrigen vom besten Hamburger der letzten Wochen, Jonathan Tah, eingeleitet worden ist, besonders aufgefallen ist, war die Lethargie der Zuschauer. Kein JETZT-ERST-RECHT, keine Anfeuerung, kein Wille zur Seite zu stehen. Es war vielmehr eine Art Einsicht, dass es eben immer so ist. Das hatte Bert van Marwijk schon richtig erkannt.....
Ich möchte weder den Mainzern, noch den Augsburgern zu Nahe treten, aber wenn der FCA und der FSV im Hamburger Volkspark verdient und viel zu knapp gewinnen, dann ist die logische Konsequenz eigentlich die, dass der HSV in dieser gemeinsamen Liga nichts zu suchen hat, geschweige denn von höherem sprechen darf. "Ein Sieg und nächstes Jahr oben angreifen", hieß es aus der Mannschaft VOR dem letzten Spiel 2013. Ich lache mich kringelig, eine Niederlage und den Abstieg verhindern, SO muss es jetzt NACH dem Spiel heißen. Wobei, vielleicht würde ein Abstieg dem HSV langfristig sogar weiterhelfen und nachhaltig gut tun, aber das will ich mal nicht gesagt haben!
So sehr ein Sieg im abschließenden Spiel der HSV Seele gut getan hätte, so richtig und wichtig kann die Niederlage nun auch sein. Der Vorhang des Verschleierns ist wenigstens gefallen, so viel steht unmissverständlich fest! Die Verantwortlichen des HSV sind nun gefordert, die richtigen Maßnahmen einzuleiten, die aus meiner Sicht da wären:
NIEMALS Zhi Gin Lam abgeben! BvM soll lieber auf junge und hungrige Spieler, als auf vermeintliche Stammhalter setzen. Es muss der Mut aufgebracht werden zu dem Missverständnis zu stehen und Johan Djourou auf die Tribüne zu setzen. Was der als Abwehrchef geliehene IV an Schnitzern zeigt,geht doch auf keine Kuhhaut mehr! Soll doch ein Lasse Sobiech, vom BVB geholt, in der Innenverteidigung neben Tah spielen und meinetwegen auch Fehler machen, aber ihm verzeiht man es! Und ganz ehrlich, er wäre mit Sicherheit der bessere Partner für Jonathan gewesen! Weshalb ist ein Tah denn so überragend gut? Weil er sich einfach nur auf das Spiel konzentriert, jeden Zweikampf für sich und seinen HSV entscheiden will und sich nicht Gedanken macht, wie er den Ball möglichst lässig und elegant so zum Nebenmann befördert, dass möglichst morgen der FC Barcelona bei ihm oder seinem Berater anruft. Ihr wisst, wen ich meine.... Ich lege mich fest: in der Rückrunde setzt der Coach hinten auf das Duo Westermann/ Tah!
KEREM DEMIRBAY endlich (s)eine Chance geben! Natürlich war der so hoffnungsvolle Neuzugang vom BVB lange verletzt, aber schon vorher fehlte mir von den Trainern Fink und Cardoso der Mut, Demirbay anstelle der Platzhirsche Arslan und Badelj einmal zu bringen. Klar, auf dem Papier bringt Badelj wesentlich mehr, aber auf dem Platz spielt doch die Musik und da hat Kerem in der Vorbereitung so gute Ansätze gezeigt, dass er einfach eine Chance bekommen muss. Junge, werde gesund, hänge Dich rein und dann wird der Trainer reagieren, da bin ich mir sicher!
Der Vertrag mit Hakan Calhanoglu muss schnell verlängert werden. Der kreative Hoffnungsträger der kommenden Jahre hat unlängst klargestellt, trotz hochkarätiger Angebote seine Entwicklung beim HSV fortsetzen zu wollen, womit er auch gut beraten ist. Einzig der HSV um Oliver Kreuzer muss nun auf den deutsch-Türken zugehen, das Gehalt aufstocken und ein Zeichen setzen, dass talentierte Spieler endlich in Hamburg gehalten werden!
Der Wille zur Besserung muss aus der Mannschaft kommen! Setzt Euch hin und fasst Euch jeder an die eigene Nase, hinterfragt Euch und versucht einen Weg zu finden, eigenverantwortlich mit der Krise umzugehen. Spitzenmannschaften zeichnet es aus, im Mittelfeld den Ball halten zu können. Eine hohe Passicherheit wie bei Leverkusen und Bayern ist der Grundstein jeden Erfolges. Aus dem Mittelfeld geht es sowohl nach vorne, als auch nach hinten. Von so technisch begabten Spielern wie Arslan, Badelj oder van der Vaart muss man es verlangen dürfen, Pässe auf einer Distanz von 5m sicher an den Mann bringen zu können. Wie oft erkämpfen die Jungs im MF den Ball, um ihn anschließend leichtfertig herzugeben? Es muss nicht immer der Zucker-Sahnepass sein, manchmal reichen auch die einfachen Dinge, um bewundert zu werden. Das müssen die Jungs kapieren, auch ohne Trainer!
Strukturen schießen keine Tore! Aber,liebe Freunde, neue Strukturen sind ein Zeichen des Aufbruchs und vermitteln jedem ein Gefühl, dass sich etwas ändert und die Zeit dafür ist längst reif! Ich finde das Vorgehen von Marcel Jansen prima, seinen weiteren Verbleib davon abhängig zu machen, was sich außerhalb des grünen Rasens in Hamburg tut. Geht alle zur Mitgliederversammlung am 19.Januar und beauftragt den Vorstand Konzepte zur Umstrukturierung unseres geliebten Klubs auszuarbeiten.
Vertrauen wir Bert van Marwijk und Roel Coemans, denn diese Herren haben Leidenschaft und Qualität! Das Duo an der Außenlinie wird die richtigen Konsequenzen ziehen, da bin ich mir sicher. Aber auch hier sind wir wieder beim Thema Strukturen: es kann doch einfach nicht sein, dass den Schlüsselfiguren beim HSV Fesseln des Handelns angelegt sind. Gravierende Änderungen des Personals hinsichtlich möglicher Neueinkäufe steht der unendliche Gang zum Aufsichtsrat, das Warten auf die Freigabe und das Vertrauen der potentiellen Neuzugänge im Wege, sich statt für diesen, für einen anderen, unkomplizierteren Verein zu entscheiden. Wenn man sie lässt, dann werden Kreuzer,BvM und Coemans auf Sicht das Richtige machen, da bin ich mir sicher.
Spieler, Verantworliche und Fans: HABT MUT NEUE WEGE ZU GEHEN und lasst Euch nicht von einer kleinen Minderheit vorschreiben, dass alles so bleiben muss, wie es bislang war!
2014 wird ein richtungsweisendes Jahr für den Hamburger Sportverein; im Januar können wir neben dem Platz für eine Sensation sorgen und im Februar dann AUF dem Platz, gegen den FC Bayern München im Pokal.
Über den Autor:
Christian Seidl,HSV-Fan und Mitgründer der Community fussballzimmer.de
