Mein All-Time-Lieblingsspieler ist Pistol-Pete Sampras. Ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich an einige seiner größten Matches denke. Ich habe seine Karriere ziemlich bewusst mitverfolgt und oute mich damit in der spox-Gemeinde vermutlich als alter Sack. Ich kann mich noch gut an seine Schlachten gegen Agassi, Becker, Courier und Co erinnern. Auch beim wohl emotionalsten Moment seiner Karriere saß ich nachts vor`m TV:
Im Halbfinale der Australien-Open 1995 brach Sampras im Match gegen Jim Courier auf dem Court mehrfach in Tränen aus. Der Grund war, dass sein Trainer Tim Gullikson, der an einem Hirntumor litt, an dem er 1996 starb kurz zuvor einen starken Schwächeanfall erlitten hatte. Der unvergleichliche Jimbo Courier, der gelegentlich während seiner Matches beim Seitenwechsel in Büchern schmökerte bot Sampras mehrfach an, dass Match zu verschieben. Doch Pete wollte weiterspielen und gewann das Match schließlich in fünf Sätzen.
Nach dem Ende der Karriere von Sampras bin ich davon ausgegangen, dass das Herrentennis erstmal in ein Loch fallen wird. Ich war überzeugt, dass mit Sampras der mit Abstand Beste aller Zeiten gerade seinen Schläger an den Nagel gehängt hatte und dass das Niveau erst einmal fallen würde. Pustekuchen, da war nix mit einem Loch.
Das, was die Big Three Federer, Nadal und Djokovic mit dem Tennis gemacht haben lässt sich mit Worten kaum beschreiben. Das Level dieser Drei ist einfach atemberaubend hoch. Murray zähle ich da nicht ganz mit, aber mit dem Briten und Leuten wie Tsonga gibt es ja noch weitere Spieler auf absolutem Topniveau. Aber speziell zwischen Federer, Nadal und Djokovic gibt es bei den Grand Slams kaum noch normale Spiele. Eine epische Schlacht nach der anderen. Das Einzige, was ich am heutigen Tennis etwas bedauere ist die Beliebigkeit der Beläge. Das Spiel sieht auf allen Belägen mehr oder weniger gleich aus. Früher hatten die Sieger der French Open nur sehr selten eine Chance in Wimbledon, einfach weil die Beläge viel unterschiedlicher waren. Der Rasen von Wimbledon von heute ist mit dem von Mitte der 90er leider nicht mehr vergleichbar, ähnliches gilt für den Sand in Paris, der heute viel schneller ist als zu Zeiten von Sandplatz-Wühlern wie Muster, Bruguera und Co. So ist die Vielfalt an Spielertypen leider etwas verlorengegangen, aber wie gesagt, vor allem die Topstars machen heute jedes Halbfinale/Finale eines Grand Slams zu einem Wahnsinnserlebnis.
Auch das Damentennis befindet sich meiner Meinung nach auf einem Level, was es so noch nie gegeben hat. Zwar war die Ausgeglichenheit in der Spitze noch etwas größer, als Clijsters und Henin noch gespielt haben, aber mit der aktuellen Situation bin ich auch mehr zufrieden. Ich fand, dass gerade Henin eine extrem beeindruckende Spielerin war. Man muss sich dieses Persönchen ja nur mal angucken. Es schien eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, dass sie z.B. gegen die Williams-Sisters auch nur den Hauch einer Chance hat, aber mit einer unglaublichen Zähigkeit und mit der besten einhändigen Rückhand, die das Damentennis je gesehen hat, hat sie trotzdem regelmäßig für Furore gesorgt.
Einer meiner Hauptgründe, das hier zu schreiben, war vor allem, dass ich mir nicht erklären kann, warum Tennis bei den großen TV-Sendern nicht mehr stattfindet.
Dem vermeintlichen Megastar Jan Ullrich beispielsweise haben maximal drei Mio Zuschauer zugeschaut. Glaubt jemand ernsthaft, dass beispielsweise ein Wimbledon-Halbfinale zwischen Lisicki und Sharapova von 2011 diese Quote nicht locker übertreffen würde?Also, ARD, ZDF und Co, warum zum Teufel sieht man bei euch kein Tennis. Auch wenn TV-Sender immer nationale Heroes brauchen. Zumindest bei den Damen gibt es ja genügend Kandidatinnen mit Star-Potenzial. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber bei den Spiellen von Lisicki und Kerber sitze ich regelmäßig mit schweißnassen Händen vor`m Fernseher bzw. Laptop, denn im TV gibt es ja kaum noch Tennis