Wir schreiben das Jahr 2005. Ein Jahr, das sportlich nicht zu den bedeutensten der deutschen Geschichte gehört. Michael Schumacher wurde von Fernando Alonso als Weltmeister der Formel 1 abgelöst, die deutschen Vereine feierten international nur spärlich Erfolge und ein alter Herr aus der Verwandtschaft, Schalkefan, verkündete im Restaurant bei irgendeinem siebzigsten Geburtstag mürrisch durch seinen Schnaubart, wie schade er es finde, dass Bayern wieder einmal Meister sei. Die hätten einfach zu viel Geld.
Erst ein Jahr später sollte das Allgäu so richtig erbeben, die Nationalmannschaft Togos anlässlich der WM in unserer Stadt gastieren, die Zeit kommen, in der ganz Wangen verziert wird und lauter Togoflaggen das Bild dieses Ortes prägen.
Die sportliche Stimmung im Allgäu war 2005 also noch relativ mau!
Zumindest bis zu einem großen Highlight, das die Stadt belebte!
Der FC Wangen wurde in diesem Jahr nämlich 100 Jahre alt und anlässliches dieses Jubiläums hatte man ein Freundschaftsspiel organisiert. Gegner war der deutsche Meister, der FC Bayern München.
Die Stadt bebte, 9.000 Menschen pendelten ins Allgäu-Stadion und wollten sehen, wie der deutsche Meister zerlegt wird!
Es war das erste Fußballspiel, das ich je im Stadion erlebte. Damals war ich 10.
Das Allgäu-Stadion fasst normal nicht 9.000 Zuschauer, doch Bayern hatte verkündet mit allen Stars und natürlich auch Startrainer Felix Magath anzureisen. Aus diesem Grund hatte man zusätzliche Bühnen aufgebaut, der Platz wurde so weit es ging ausgereizt. Einige hatten sich auf den Hang gesetzt, neben dem unser schönes Stadion steht, sodass sie von dort einige Blicke auf die Begegnung erhaschen konnten. Die armen Leute hatten keine Karten für das Spiel ergattert.
Die Stimmung war jedenfalls sensationell, das Wetter gut und ein alter Mann mit Schnauzbart meinte lachend, "die hond doch sowieso koi Chance die Bayern. Die wissed doch gar it was se bei uns erwartet". Wir Allgäuer, wir fantasieren eben gerne! Die Vorstellung jemand könnte in unsere Stadt kommen und den Verein abschießen, gefiel niemandem.
Eine kleine Enttäuschung gab es vor dem Spiel dennoch. Michael Ballack meldete sich krank, ihn plagte angeblich eine Erkrankung an der Bindehaut. Als der Stadionsprecher dies verkündete, erntete er höhnisches Gelächter, Ballack war damals ein riesiger Star und kaum jemand hatte sich nicht über den wohl damals besten deutschen Fußballer gefreut.
Schon kurz nach Anpfiff ging eine Laola-Welle durch das Stadion, "Wunder gibt es immer wieder" dröhnte aus den Boxen und ich war komplett davon begeistert Zé Roberto, den besten Fußballer aus meinem Managerspiel, live zu erleben.
"Es gibt ihn also wirklich", rief ich laut aus, ich glaube zumindest es getan zu haben.
Das Feeling werde ich wohl nicht so schnell vergessen! Ein ganzes Stadion blickte gespannt auf den grünen Rasen (es gibt nichts Schöneres als einen satten grünen Rasen!) und stellte erstaunt fest, dass Bayern die bessere Mannschaft war.
Die Musik, die Stimmung, die beiden Tore, deren Netze in der Sonne glänzten und den speziellen Ton, den sie abgaben, wenn sich der Ball in ihnen verfing, es war wahrscheinlich der Moment, in dem ich mich in den Fußball verliebt habe. Und in Wangen.
Was ich nicht verstehen konnte war, wieso die ganzen Leute Trikots des Vereins aus München anhatten. Wir sind doch Wangener! Ich jedenfalls feuerte das ganze Spiel über meine Heimatstadt an, als Kind glaubt man ja noch leichter an Wunder...
Nunja es ist mir ein wenig peinlich, aber Wangen hat am Ende auch tatsächlich mit 2:6 verloren! Die Sensation, auf die ich klammheimlich gehofft habe, sie blieb aus.
Ich ging wie viele andere Kinder noch auf den Platz um Autogramme zu erhaschen und die Arena leerte sich schneller als so mancher Liebhaber alkoholischer Getränke nach dem Spiel noch sein Abendbier.
Ich weiß noch, wie ich auf die leeren Ränge blickte und mich dazu entschloss, diesen Sport fortan mehr zu verfolgen.
Wangen hat dieses Spiel also nicht gewonnen, unsere schöne Umgebung eine Sensation verpasst. Ich habe aber schon gewonnen.
Und zwar: Eine aufblühende Leidenschaft und wunderschöne Erinnerungen!
Dem FC Bayern zu danken fällt schwer, doch für dieses wunderbare Spiel muss ich es tun!
Gleichzeitig will ich aber auch leidenschaftlich dafür plädieren, dass ihr, also der FC Bayern, noch viele weitere kleine Vereine durch eure Anwesenheit beglückt und die Heimatvereine sportlich ansonsten eher schwach dastehender Städte unterstützt!
Für mich als Kind war es jedenfalls großartig, und ich denke, dass es vielen anderen genauso gegangen ist
Ach ist das schöööön.
Ach ist der Rasen schön grün!
"Gleichzeitig will ich aber auch leidenschaftlich dafür plädieren, dass ihr..."
hier würde ich sagen: sprich nicht darüber, dass du leidenschaftlich plädieren willst, sondern tus.
z.b etwas schmachtend:
~ "ach, könnten die bayern doch nur alle vereine so beglücken..."
@fekko:
Danke für die Kritik, bei exakt den zwei Sachen war ich mir unsicher, hab's dann aber schnell durchgewunken, schön zu sehen dass andere User es ähnlich einschätzen!!!!