Sie ist wieder da! Die Diskussion um die Einführung eines Videobeweises im deutschen Profifußball. Und dieses Mal wird sie nicht nur im Doppelpass geführt. Nein. Selbst der Vorsitzende der DFB-Schiedsrichterkommission Herbert Fahndel steht an der Spitze der Bewegung.
Ob man für oder gegen die Einführung weiterer technologischer Hilfsmittel neben der Torkamera (die ich für sehr sinnvoll erachte) ist oder nicht, sollte sich jeder Sport die Frage stellen, was kann ich mir bei anderen abschauen, um das sportliche Erlebnis an sich zu optimieren. Auf persönliche Eitelkeiten oder die Devise das haben wir schon immer so gemacht sollte dabei keine Rücksicht genommen werden.
Fußball ist gut! Sonst wäre er weltweit nicht so erfolgreich. Große Änderungen benötigt er nicht. Aber wen regen nicht die ständigen Verletzungspausen in den letzten 15 Minuten des Spiels auf, wenn eine Mannschaft in Führung liegend die restliche Spielzeit ausliegen möchte? Diese vergeudete Zeit wird nie durch eine Nachspielzeit ausgeglichen werden können, es sei denn, diese soll 10 Minuten und mehr betragen. Zeit anhalten während einer Behandlung als Lösung? Auf jeden Fall! Die Befürchtung, ein Bundesligaspiel am Samstag-Nachmittag würde künftig nicht mehr nur bis 17.20 Uhr gehen sondern viel länger und die Fans der Auswärtsmannschaft würden dadurch ihren Zug nach Hause verpassen ist unbegründet. Wenn die Spieler wissen, dass eine eigene vorgetäuschte Verletzung nichts an Zeitgewinn bringt, werden Sie entsprechende schauspielerische Leistungen künftig auch nicht mehr darbieten. Davon bin ich überzeugt!
Ebenso interessant für die Zuschauer an den Bildschirmen wäre es mitzubekommen, wie sich Trainer an der Außenlinie über das Spiel äußern. Im Handball ist dies in den Timeouts bereits Gang und Gäbe. Man sollte natürlich nicht eins zu eins jede Äußerung übertragen. Orientieren könnte man sich hierbei an der Formel 1. Da werden nur gefilterte Funksprüche für den Zuschauer eingespielt. Brisanz steckt dennoch drinnen. Dies bindet die Fans an den Bildschirmen noch mehr in das Erlebnis ein.
Aber nicht nur Zitate der Trainer wären mitteilungsrelevant. Auch wie sich der Schiedsrichter mit seinen Assistenten austauscht, könnte so manche Entscheidung ihrerseits auf dem Feld erklären.
Kürzlich schlug der ehemalige Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen Wolfgang Holzhäuser in einem Interview auf spox.com vor, man solle doch sportlich schwächeren Mannschaften die Möglichkeit geben, die interessantesten Spieler vom Markt zu holen. Dieser Vorschlag lehnt an das nordamerikanische Sportsystem an.
Es ist ein Weg, der möglich ist, in den USA, wo es geschlossene Ligen gibt und die jungen Spieler vom College kommen. Dieses Modell kommt meiner Meinung in Europa überhaupt nicht infrage. Beispiel: Eintracht Frankfurt bildet von der U12 bis zur U19 einen Jugendspieler aus und dann kann der SV Darmstadt 98 kommen und dieses Talent wegdraften? Es kann doch nicht ein Verein für seine gute Ausbildung bestraft werden, nur weil man ein paar Plätze zu weit oben in der Tabelle steht. Und eine weitere Frage: Sollte dieses Draftsystem ligenübergreifend sein?
Aus meiner Sicht ein nicht durchdachter Vorschlag und an der Realität weit vorbeigehend.
Aber nicht nur der Fußball kann lernen. Ich schaue mir des Öfteren Basketballspiele der BBL und NBA an. Der Sport ist impulsiv, es geht hin her, keine Zeit zum Verschnaufen, wären da nicht die zahllosen Timeouts, die sich beide Mannschaften nehmen können. Ein Spiel, welches netto 48 Minuten läuft, kommt locker auf deren 70 Minuten inklusive aller Pausen. Man sollte meinen, die Spieler müssten permanent angeleitet werden, welchen Spielzug man in der entsprechenden Situation eingehen sollte. Ich als Zuschauer werde dadurch aus der Dynamik des Spiels herausgerissen. Warum man dieses Thema nicht angeht (es wäre doch so einfach) ist mir ein Rätsel. Ebenso stört mich, dass gefoult werden darf ohne nachhaltige Konsequenzen. Ein Spieler, der alleine auf den Korb zulaufen könnte, wird von Gegner am Arm berührt. Foul! Einwurf von der Seite. Als Fußballfan kann man sowas nicht verstehen. Diesbezüglich ist Basketball ein unfairer Sport, bei dem es keine Vorteilregekung und keine angemessene Bestrafung für die foulenden Spieler gibt. Ändern bitte!!!
Man könnte diese Liste noch weiterführen. Insgesamt muss man aber sagen, dass sich die verschiedenen Sportarten vor langer Zeit herausgebildet und über Jahrzehnte durchgesetzt haben, weil sie anscheinend jede für sich ein Rezept gefunden hat, welches Zuschauer findet und bindet. Deshalb sind revolutionäre Änderungen nicht nötig, aber feilen kann man überall.
