Auf Wunsch ein kleines Update meiner Dänemark-Volunteer-Groundhopping-Tour und dazu, was man als Volunteer eigentlich so tut und warum man das macht und was man davon hat, 3 Wochen lang kostenlos zu arbeiten.
Das Turnier hat also endlich angefangen und ich habe meine ersten Arbeitstage hinter mir. Eigentlich ist es so, wie vor zwei Jahren auch. Als Volunteer tut man fast alles. Besonders ich.
Denn ich bin nur für das Turnier hierher gekommen und habe im Gegensatz zu vielen anderen Volunteers keine Familie und keinen Job hier in der Stadt. Und ich wohne neben dem Stadion.
Man kann mich also eigentlich immer anrufen und dann schlüpfe ich in mein rotes T-Shirt und springe.
Manchmal macht das viel Spaß, manchmal auch eben nicht so.

Interessant ist es aber fast überall. Angefangen haben wir erst mal im Akkreditierungszentrum. Wie der Name schon sagt, da kommen alle hin, die ihre Akkreditierung brauchen. Und wir sitzen dann da und drucken die wertvollen Papiere aus. So gingen die Akkreditierungen für Journalisten aus fast allen Nationen, Mitarbeiter für Sky Sports oder eben Vertreter für Inter Mailand (was auch immer die hier machen) durch meine Hände. Es ist dann einfach mal spannend zu sehen, wer eigentlich alles hier ist und wen man denn alles so im System der UEFA findet. Diese Arbeit war allerdings nicht neu für mich, ich habe sie 2009 in Schweden am Fließband erledigt.

Manche von uns arbeiten in der Fan-Zone. Dort bin ich zwar noch nicht tätig gewesen, habe mir die Volunteer-Arbeit dort aber bereits angeschaut. Wir betreuen dort Fans an der Torwand, an den Kickertischen oder malen Kindern Flaggen ins Gesicht und sorgen dafür, dass sich alle zurecht finden.
Andere widerum zeigen Leuten ihre Sitzplätze im Stadion, kontrollieren die Tickets, verteilen Flyer und U21-Programme, schleppen Kabel, schrauben Werbebanden zusammen, kopieren Match-Reports für die Journalisten und so weiter. Wir sind eben die Leute für alles, wofür andere sich zu wichtig sind.

Am Samstag war ich mit Abgeordneten der UEFA unterwegs und war wirklich ein bisschen enttäuscht über die teilweise wirklich stupide Arbeit, um die die Leute in Anzug und Krawatte sich so kümmern. So war ich vor dem Spiel zwischen Weißrussland und Island 4 Stunden erst auf der Fanmeile und dann um das Stadion herum unterwegs und habe nach Leuten gesucht, die illegales Zeug verkaufen, zum Beispiel Fake-Schals mit dem UEFA-Logo oder auch Firmen, die das Menschenaufkommen nutzen wollen, um Werbung in eigener Sache zu machen. Das ist bei einer U21-EM in Dänemark allerdings mehr als sinnlos. Aus lauter Langeweile ging die Dame der UEFA zum Schluss noch auf einen kleinen Dreijährigen zu, der einen dieser aufblasbaren Handschuhe dabei hatte. Den dürfe er aber nicht mit ins Stadion nehmen, der sei entflammbar. Ja, alles ist entflammbar, wenn man sich Mühe gibt...
4 Stunden für nichts. Nicht ein einziger Schalverkäufer unterwegs.

Das sind also die Tätigkeiten als Volunteer.
Was man davon hat? Vieles eigentlich.
Zum einen finde ich, dass neue Erfahrungen, speziell in anderen Ländern immer eine Reise wert sind. Bei einer Fußball EM, dazu noch der U21 in einem solch kleinen Land, lohnt es sich allemal, denn ein Blick hinter die Kulissen ist unumgänglich, schließlich arbeitet man dort.
Dazu wohne ich hier umsonst direkt neben dem Stadion. Es ist kein Hotel, aber ich habe ein Zimmer mit einem warmen Bett und einer heiße Dusche und das für umsonst.
Im Volunteer Centre gibt es den ganzen Tag kalte Getränke, Kaffee, Tee, Mittag und Abendessen (so viel wie man will) und nette Leute die gerne über Fußball plaudern.
Hinzu kommt ein Satz Adidas Klamotten (6 T-Shirts, Regenjacke, Cap, plus Handyanhänger, Kühlschrankmagneten, Schlüsselbänder, Kugelschreiber und so weiter...)

Und zu guter Letzt kostet Fußball natürlich nichts. Ich darf in allen 4 Gastgeber-Städten umsonst die Spiele schauen und dafür nehme ich als Fußballsüchtige auch gerne in Kauf, dass Deutschland eben nicht dabei ist..
Das Spiel Spanien gegen England gestern in Herning war super anzuschauen, es sind viele Toptalente dabei. Das Wetter war super, die Stimmung toll, das Stadion fast gefüllt.
Und unsere Volunteer-Tickets sind dieses Jahr sogar immer direkt an der langen Seiten in den ersten Reihen.
Dafür läuft man ja wirklich mal gerne 4 Stunden durch die Gegend und sucht nach nicht-existenten Missetätern.
Bis bald mal wieder aus Dänemark