Real/Barça - BVB/Bayern?

Man stelle sich nur einmal vor, Real Madrid würde zu allem vorhandenen Überfluss im Kader der Königlichen den Wechsel des Argentiniers Lionel Messi vom Rivalen ankündigen. Nicht nur wäre das ein Schlag in das Herz des katalanischen Rivalen und all derer Fans, sondern hätte neben einem Loch im Geldbeutel auch einen negativen Beigeschmack für Madrid. Nicht nur hätte Messi bei den "Merengues", den Fans von Real Madrid, einen komischen Stand, Real würde auch die Seriosität und jegliches Taktgefühl plus traditionelle Werte vermissen lassen.

Umgekehrt: Der extrovertierte Portugiese Ronaldo wechselt zum FC Barcelona. Jahrelang von den "Culés" ausgepfiffen, sich jahrelang unfreiwillig mit einem Lionel Messi messen lassen müssen. Und plötzlich: Konkurrenz weg - eine Konkurrenz, von der die gesamte spanische Liga - ja der gesamte Weltfußball und dessen Fans profitiert.

Zugegeben: Die Causa Ronaldo-Messi kann nicht mit der aktuellen Dortmund-Reus-Bayern verglichen werden. Warum nicht? Marco Reus hat keinen Weltfußballer-Status, es geht nicht um 100+ Millionen Euro und, trotz aller verbitterten Wortkriege, sind Dortmund und Bayern noch weit von einer klassischen Feindschaft im Stile des "Clasicos" entfernt, die ja auch politischen Ursprung (Katalonien - Kastilien) hat.

Nichtsdestotrotz sorgt die Causa Reus in den deutschen Sportmedien für Aufsehen, auch wenn dafür, unfreiwillig oder nicht, die ausgeplauderten Interna Rummenigges mitverantwortlich sind.

Was ist zu Borussia Dortmund zu sagen, die ohne ihre Top-Spieler ihr angestrebtes Niveau nicht mehr halten.

Was bleibt von einem FC Bayern zu sagen übrig, der 2, evtl. 3 Top-Spieler des größten Konkurrenten in seinen Reihen hat? Und welche Betrachtungsweisen bleibt dem eingenommenen und neutralen Fan übrig?

Aus der Sicht von Borussia Dortmund...

...haben solche Transfers ganz klar einen bitteren Beigeschmack.

Watze und co. hätten allen Grund, sich aufzuregen, auch wenn sie das laut eigenen Aussagen nur wegen der Art und Weise der Veröffentlichung tun.

Lewandowski, Götze und Reus waren bzw. sind Mosaiksteine des Projektes Borussia Dortmund unter Jürgen Klopp.

Diese zum größten Rivalen abwandern zu sehen, obwohl sie durch eigene "Erziehung" groß wurden, teilweise Treuebekundungen (Götze) loswurden und zu einem Großteil zu den Erfolgen der jüngsten Vergangenheit beitrugen.

Man muss den Borussen zugute halten, dass sie in keinster Weise gegen den FC Bayern schossen.

Hauptsächlich war es Enttäuschung in den Gesichtern der BVB Bosse, auch aufgrund der Tatsache, nicht frühzeitig über den Transfer Mario Götzes bescheid gewusst zu haben.

Es stellt sich aber auch die Frage, warum es Borussia Dortmund mit zwei Meisterschaften, einem DFB Pokalgewinn und einem Champions League Finaleinzug in kürzester Zeit nicht schafft, eigens ausgebildete Top Stars an den Verein zu binden, obwohl diese faktisch dort "zuhause" sind.

Es kann doch nicht "nur" am Argument des Geldes liegen, denn wer meint, dass Dortmund Reus zur Vertragsverlängerung Tomaten und Kartoffeln anbietet, scheint weit gefehlt.

Sicher haben die Münchner für den Geldbeutel mehr zu bieten, allerdings wäre Borussia Dortmund für die Spannung des Wettbewerbs folgendes zu wünschen: Mund abputzen und mit den gegebenen Mitteln versuchen, weiter zu arbeiten.

Die Lücken Götze, Lewandowski, Reus (?) können und konnten nicht 1:1 ersetzt werden.

Vielleicht lag das auch an den Spielertypen Immobile, Ramos und den Trainingsrückständen eines Sahins oder Kagawas? Vielleicht hätte es mit einem Volland oder anderen besser geklappt?

Wenn Borussia dauerhaft Platz 2 der Liga erreicht, müssten sie auf lange Sicht Attraktivität für Spieler dazugewinnen. Auch die Borussen sollten mit diesem Ziel im Hinblick auf den übermächtigen Rivalen aus dem Süden zufrieden sein. Momentan ist dieses Ziel trotz eines Marco Reus (wenn auch verletzt) stark gefährdet.

(Zum Zeitpunkt des Artikels: Platz 18).

Zum Glück gibt es aus Borussia-Sicht auch noch Spieler wie Mats Hummels, bei denen man sich mit ziemlicher Sicherheit nicht vor einem Wechsel zur unmittelbaren Konkurrenz fürchten muss.

Aus der Sicht von Bayern München...

...macht sich der Verein dann unsymphatisch, wenn Spieler nur verpflichtet werden, um die Konkurrenz zu schwächen.

Nur lässt sich diese Unterstellung wohl weder ganz beweisen, noch widerlegen. Fakt ist: Robert Lewandowski und Mario Götze spielen bei Bayern regelmäßig und haben sich, soweit man das mit Fan-Augen beurteilen kann, weiter entwickelt - stagnieren zumindest nicht. Zum Zeitpunkt des Schriebs zählt Götze zu den Top-Scorern der aktuellen Saison. Ob der Transfer eines Lewandowski trotz Existenz von Mandzukic, der von

Götze trotz Kroos objektiv "sinnvoll" war, sei dahingestellt.

Anscheinend stand auch Guardiola hinter diesen Verpflichtungen, dem man keine Borussia-Spieler Affinität anhängen möchte.

Ein Transfer von Marco Reus würde objektiv Sinn machen, um einen Franck Ribéry langfristig zu ersetzen.

An der Idee, überwiegend deutsche Spieler verpflichten zu wollen, ist auch nichts auszusetzen.

Wären im Kader des Rekordmeisters keine Jugendspieler wie Müller, Badstuber, Alaba, Lahm, Schweinsteiger sähe die Diskussion auch noch einmal anders aus.

Letztendlich waren/sind die Transfers aus wirtschaftlicher Sicht korrekt und sinnvoll.

Was bleibt ist also die Stilfrage: Muss ich meinem Konkurrenten seine besten Spieler lassen, um nicht zu sehr dessen Gesicht zu nehmen und damit gleichzeitig meines zu verändern?

Aus der Sicht des Spielers...

...stellt sich die Frage, warum ich einen Verein wie Borussia Dortmund, der mich ausgebildet hat und eine Region, die mich liebt und absolut hinter mir steht - Fans und Familie - verlassen möchte.

Ist es wirklich nur das Geld, die Gewissheit, vielleicht 12 statt 8 Millionen Euro im Jahr zu verdienen? Ist es nicht eher eine Kritik, die man an einem Spieler anbringen sollte, statt am handelnden Verein? Einen Mario Götze, einen Robert Lewandowski hat man nicht gezwungen, zum FC Bayern zu gehen.

Es ist doch kaum vorstellbar, dass nur sportliche Kriterien den Ausschlag geben. Laut Aussagen Götzes war auch Guardiola ausschlaggebend für den Wechsel.

Allerdings ist Jürgen Klopp auch kein schlechter Trainer, um genauer zu sein, einer der "besten", leidenschaftlichsten Deutschlands und dazu noch sowas wie Götzes "Ziehvater". Dazu duellierten sich Dortmund und München mindestens 2 Saisons auf Augenhöhe, im Champions League Finale scheiterte man nur knapp.

Aus meiner/unserer (? -> Kommentare) Sicht wäre es verwunderlich, wenn Marco Reus nicht a) bei Borussia Dortmund verlängert und bleibt oder b) zu Bayern München wechselt, sondern c) in das Ausland wechselt, weil in England international aktuell nur der FC Chelsea auf Augenhöhe mit Dortmund ist. Sollte er also zu Manchester City, Arsenal London, Manchester United wechseln wollen, stellt sich die Frage, warum er zu Vereinen wechselt, die der BVB in jüngster Vergangenheit geschlagen hat.

Geld? Chelsea ist mit Fàbregas, Ramires, Oscar, Hazard, Schürrle und co. und überhaupt traditionell gut- bis überbesetzt.

Dazu hat man laut José Mourinho kein Interesse.

Dem FC Barcelona unterliegt aktuell eine Transfersperre. Wäre es für Reus klug zu einem Verein Real Madrid zu wechseln, der 1. bei Duellen mit dem BVB öfters den Kürzeren gezogen hat und 2. mit James Rodríguez, Isco, Jesé und - achja, Cristiano Ronaldo und Gareth Bale ebenso überbesetzt ist? Geld?

c) Würde überraschen, b) wäre aufgrund des Geldes (?), der sportlichen Perspektive, von mir aus auch in Hinsicht von Pep Guardiola und "Freunden" wie Götze oder Lewandowski dort am nachvollziehbarsten und a) wissen Spieler, die bei einem Verein bleiben wollen das meistens früh und verlängern ihren Vertrag. (Auch wenn Auswege, siehe Götze, dann immernoch möglich sind.) Wenn man den aktuellen Tabellenplatz betrachtet, scheint Reus im Falle einer Nicht-CL Qualifikation unhaltbar.

Meiner Meinung nach...

...kann man den FC Bayern für seinen Stil kritisieren.

Aus seiner sportlichen und wirtschaftlichen Sicht kann sich der Verein, auch im Hinsicht auf die eigene sportliche Ausrichtung und ebenso gute Jugendarbeit im eigenen Kader, wenig ankreiden.

Schließlich werden Spieler wie Götze und Lewandowski momentan nicht gerade auf der Bank geparkt. Was bleibt ist also der Spieler, der die Diskussion maßgeblich beeinflussen kann.

Bekennt er sich zu einem Verein, entsteht erst keine. Entscheidet er sich dafür, mit Borussia Dortmund zu kämpfen und nach getaner Arbeit dort zu bleiben, wo er groß wurde, oder schließt er sich der Professionalität an, um den eigenen Geldbeutel aufzubessern und vielleicht gesicherter im ein oder anderen Finale zu spielen?

Ein Fan von Borussia Dortmund bleibt auch nach dem Reus-Transfer BVB Fan. Ein Bayern Fan normalerweise auch. Es bleibt also den sportlichen Verantwortlichen nichts anderes übrig, also Lücken zu kompensieren, um sich im wahrsten Sinne des Wortes zukünftig besser aufstellen zu können. Und im Anbetracht auf die Erfolgslust abwandernder Dortmund Spieler stellt sich die Frage, ob einige Spieler des BVB nicht die besseren "Erfolgsfans" sind als einige Fans des Gegners? Wir werden es in dieser BVB-Saison mit Sicherheit erfahren.

- Und so sehen wir betroffen den Vorhang zu - und alle Fragen - Fragen des Stils, offen.

Echte Liebe oder Echte Spitze? Geht beides?