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12.03.2011 um 16:39 Uhr
Vamos Rayito !
"Atlético oder Real - Hauptsache Madrid"

Würde man Andi Möller heute fragen, bei welchem internationalen Top-Club er den gerne Sportdirektor werden möchte, könnte die Antwort durchaus lauten: "Atlético oder Real - Hauptsache Madrid". Die spanische Hauptstadt mit ihren beiden Vorzeigeclubs ruft wohl bei jedem Fußballfan - ob jung oder alt - ein buntes Potpourri von Erinnerungen wach.

Die älteren Bayern-Fans haben beim Gedanken an den "Schwarzenbeck-Strahl" gegen Atlético noch immer Tränen in den Augen, die Duelle gegen Real sind ohnehin legendär. In Leverkusen schluckt man heute noch, wenn man in der x-ten Wiederholung der "Greatest Champions League Goals" den Ball von Zidane im Winkel einschlagen sieht. Jeder Fan kennt heute die Starensembles der beiden Erstligaclubs um Forlan und Agüero auf der einen, Cristiano Ronaldo, Kaka und Özil auf der anderen Seite. Kurzum, Madrid ist eine Hauptstadt des Fußballs, in welcher das "Who is Who" der internationalen Fußballszene verkehrt.

Wer jetzt Informationen zu genau dieser "Szene" rund um die Stars von Real und Atlético erwartet, sollte hier mit dem Lesen aufhören.
An alle anderen: Herzlich Willkommen in den Niederungen der Segunda División, bei einem Madrider Verein, der zwar weder Stars noch Glamour, dafür aber jede Menge Leidenschaft, Herz und treue Fans zu bieten hat. Rayo Vallecano.

Rayo Vallecano – dritte Kraft in Madrid

Schon auf dem Weg ins "Estadio Teresa Rivero", in dem Rayo seine Heimspiele austrägt, wird einem klar, in welch unterschiedlichen Welten sich der kleine Stadtteilverein und seine beiden großen Nachbarn bewegen. Keine randvollen Metros, keine "Fans" aus Tokio oder Los Angeles, welche sich im Pittsburgh Steelers Trikot auf den Weg ins Stadion machen um ein bisschen "soccer" zu kucken.
Kein Reiseveranstalter käme je auf die Idee, ein Komplettpaket "Übernachtung plus Eintrittskarten" für eine Begegnung von Rayo anzubieten. Würde auch keinen Touristen interessieren. Man will ins Bernabéu, um die Stars zu sehen, zumindest aber ins Vicente Calderón. Rayo Vallecano kennen die meisten nicht. Rayo spielt zweite Liga. Rayo IST zweite Liga. Zumindest noch.

Tabellenführer der Segunda División

Blickt man als Rayo-Fan auf die aktuelle Tabelle des spanischen Fußball-Unterhauses, so hat man einigen Grund zur Freude. Mit 56 Punkten führen die Kicker aus dem Stadtteil Vallecas die Tabelle an und klopfen an die Tür zur Primera División. Klar, dass man von der Rückkehr in die Erste Liga träumt, von Spielen gegen Real, Atlético oder Barcelona. Davor muss man jedoch erst einmal seine Hausaufgaben gegen weniger klangvolle Namen wie Ponferradina, Alcorcón oder Albacete erledigen.

Zwölf Spielzeiten war man bereits Teil der Primera División, zuletzt in der Saison 2002/2003. Über die Fair Play-Wertung konnte man sich unter dem späteren Real, Sevilla und Tottenham-Trainer Juande Ramos, 2000/2001 sogar für den UEFA-Cup qualifizieren und erreichte dort auf Anhieb das Viertelfinale. Nach dem Abstieg ging es für ein Jahr in die zweite Liga, bis man sich auch aus dieser verabschiedete. Rayo war in der Segunda División B, der dritten spanischen Liga, angelangt. Dort verblieb man die nächsten vier Spielzeiten. Erst in der Saison 2007/2008 gelang nach Siegen in den Play-Offs schließlich die Rückkehr in Liga 2.
Im darauffolgenden Jahr spielte man dann sogar lange Zeit um den Aufstieg mit, beendete die Saison aber schlussendlich "nur" auf dem fünften Platz. Nachdem die letzte Saison eher enttäuschend verlief, schickt man sich jetzt an, ab nächster Saison wieder der dritte Madrider Erstligaclub - Getafe ist ein Vorort - zu werden.

Neue Besen kehren gut

Einen großen Anteil am guten Abschneiden in dieser Spielzeit hat der erst zu Beginn der Saison verpflichtete Trainer José Ramón Sandoval. Der gebürtige Madrilene verfügte zwar über keinerlei Erfahrung im Profifußball, konnte jedoch als Trainer der zweiten Mannschaft einige Erfolge vorweisen. Zudem bewiesen die "Rayistas" ein gutes Händchen bei den Neuverpflichtungen. Spieler wie der England-Rückkehrer Amaya, Borja Gómez und allen voran der argentinische U-20-Weltmeister von 2005 Emiliano Armenteros wurden auf Anhieb zu Leistungsträgern und fügten sich nahtlos in das gewachsene Gefüge rund um Torwart David Cobeño ein. Sportdirektor Felipe Miñambres und Langzeit-Präsidentin Teresa Rivero - wohlgemerkt die erste Präsidentin eines Fußballclubs in der Primera División - können also zufrieden sein.

Gute Karten im Aufstiegsrennen

14 Spiele stehen jetzt noch aus. Die Entscheidung um die ersten beiden Tabellenplätze, welche zum direkten Aufstieg berechtigen, wird wohl zwischen Rayo und den beiden langjährigen Erstliga-Clubs Celta Vigo und Betis Sevilla fallen. Mit 56, 54 und 53 Punkten liegen diese drei Teams bereits knapp zehn Punkte vor dem Rest der Tabelle. Die Saison aber ist noch lang und es könnte durchaus sein, dass man am Ende auf den Plätzen drei bis sechs landet. Diese spielen in der Saison 2010/2011 erstmals den letzten Aufstiegsplatz in einer Play-Off-Runde aus. Für Spannung ist also gesorgt.

Mit den wunderbaren Fans, allen voran die betont antifaschistischen "Bukaneros", welche immer für beste Stimmung sorgen und dem erst 2010 eingeweihten Trainingszentrum verfügt man schon jetzt über ein erstklassiges Umfeld. Lediglich das nur knapp 15000 Zuschauer fassende Stadion ist ein kleiner Wehrmutstropfen. So gut die Stimmung ist, so schlecht ist auch die Bausubstanz. Ein neues Stadion ist daher im Gespräch. Ähnlich wie in München müsste man wegen des Platzmangels aber vermutlich aus Vallecas raus. Bei den Fans ist das Projekt deshalb sehr umstritten. Man fürchtet einen Identitätsverlust. Und was das bedeutet, kann man hierzulande in der Diskussion ums Sechzgerstadion bestens nachvollziehen.

Das ist jedoch Zukunftsmusik. Erst muss der Aufstieg her, damit in Zukunft Andi Möller vielleicht auch Rayo in seine Überlegungen miteinbezieht.
Obwohl, ob das so wünschenswert wäre…
Aufrufe: 1592 | Kommentare: 7 | Bewertungen: 6 | Erstellt:12.03.2011
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KOMMENTARE
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Antimadrista92
13.03.2011 | 01:23 Uhr
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13.03.2011 | 01:23 Uhr
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prima blog, gefällt mir richtig gut

ich wusste über den verein nicht sehr viel, außer dass sie auf bestem wege zum aufstieg sind.

ist es bei rayo eig. auch so, dass dem verein (zumindest umgangssprachlich) eine bestimmte schicht als fans hat? atletico bspw. galt ja immer so als der verein der arbeiterschicht in madrid.

noch eine frage: in dieser saison würden doch bei jetztigem stand platz 4-7 ausgeschlossen barca b die play-off runde spielen, oder? schließlich kann unsere zweite ja nicht aufsteigen.

was mir an dem blog auch noch gut gefällt, sind die einleitung und der rahmen den du dem blog gibst (stichwort andi möller).

gelungener blog und es würde mich auch freuen den verein nächste saison in der primera division sehen zu können

10P
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Antimadrista92
13.03.2011 | 01:29 Uhr
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13.03.2011 | 01:29 Uhr
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habe gerade gesehen, dass die real legende hugo sanchez bei rayo gespielt hat und auch alvaro negredo.

da stellte sich mir noch die frage wie groß die rivalität von rayo zu real und atletico ist.
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TrifonIvanov
13.03.2011 | 13:08 Uhr
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13.03.2011 | 13:08 Uhr
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Hallo Antimadridista, erstmal Danke für den netten Kommentar !

Zu deinen Fragen: Rayo ist schon ein Verein der Arbeiterklasse und betont dies auch sehr stark. Das Barrio Vallecas ist sowas wie ein sozialer Brennpunkt in Madrid. Dicht bevölkert und auch sehr weltoffen. Die Fans von Rayo kommen auch meistens aus dem Viertel und man sieht dort sowohl ganz "normale" Väter mit ihren Kindern als auch junge, im linken Spektrum engagierte Fans. Man könnte es in etwa mit dem Publikum auf St.Pauli vergleichen, obwohl wie ich finde dies immer sehr schwierig ist.

Zum Thema Aufstieg: Es ist seit dieser Saison so, dass es nur noch zwei direkte Aufsteiger gibt. Von Platz 3 bis 6 gibt es ein Play-Off, d.h. in Hin- und Rückspiel spielt zuerst der dritte gegen den sechsten und der vierte gegen den fünften. Die beiden Sieger treffen dann ebenso in Hin- und Rückspiel aufeinander und der Sieger dieser Begegnung darf in die Primera aufsteigen. Zweite Mannschaften wie Barca B oder Villareal B dürfen nicht in die Primera aufsteigen und sollte eine der beiden Mannschaften oder sogar beide, was nach derzeitigem Stand möglich ist, auf einem der ersten sechs Plätze landen, so geht der Startplatz an die nächstplatzierte andere Mannschaft sprich den siebten der Tabelle über. Dieser geht dann anstatt Barcelona B ins Play-Off-Rennen.

Zu den Spielern: du hast Recht, Alvaro Negredo stammt aus dem Nachwuchs von Rayo und auch Hugo Sanchez, Toni Polster, der deutsche Gerhard Poschner oder auch die beiden ehemaligen Bundesligaspieler Diego Klimowicz und Kasey Keller waren bei Rayo aktiv. Momentan besteht der Kader aber mit ein paar Ausnahmen fast ausschließlich aus spanischen Spieler, welche nicht so bekannt sind.

Zur Rivalität mit Real und Atlético: Es ist natürlich so, dass in Madrid eine gewisse Rivalität zwischen allen Clubs besteht. Über allem steht aber Real gegen Atlético. Rayo als kleiner Stadtteilverein grenzt sich da klar ab, ich würde es aber als friedliche Koexistenz bezeichnen.
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Antimadrista92
13.03.2011 | 14:16 Uhr
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13.03.2011 | 14:16 Uhr
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dann beibt mir ja nur zu sagen: danke für die ausführlichen antworten
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TrifonIvanov
13.03.2011 | 16:20 Uhr
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13.03.2011 | 16:20 Uhr
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Kein Problem ! Hab ich gerne gemacht.
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mamö99
17.03.2011 | 00:19 Uhr
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mamö99 : 
17.03.2011 | 00:19 Uhr
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mamö99 : 
Sehr schönes Ding, war komplett neue Lektüre für mich.
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don_skandro
18.03.2011 | 13:49 Uhr
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don_skandro : DANKE
18.03.2011 | 13:49 Uhr
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don_skandro : DANKE
von ganzem herzen danke!!!

Danke für den Rayo blog. jeder der mal da war weiß was es heißt rayista zu sein!!!!

Genial.
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