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18.08.2011 um 17:00 Uhr
Thema: Führunsgsspieler
Eine Brachial-Diskussion, die derzeit abläuft. Habe mir soeben den Blog von Oliver Kahn durchgelesen, der die Meinung vertritt, dass deutsche Mannschaften nur dann internationale Titel gewinnen können, wenn Lautsprecher (oder wie er es nennt "Leuchttürme") in Person von Spielern auf dem Platz stehen. Sie sollen als Orientierungshilfe für die jüngeren Spieler dienen. Er nennt dabei Namen wie Lampard, Ferdinand oder Lucio.

Das Kontrabeispiel liefert immer wieder Philipp Lahm. Der Nationalmannschafts- und FCB-Kapitän hält dagegen, indem er meint, dass auch flache Hierarchien zu großen Titeln fähig sind - der FC Barcelona ist da ein entsprechendes Beispiel. Das Beispiel stammt nicht von Lahm, sondern von seinem Vereinstrainer, Jupp Heynckes, der im übrigen Lahm als vorbildlichen Kapitän sieht.

Weiterhin geht Kahn davon aus, dass internationale Titel nur über solche Leuchttürme gewonnen werden können - und gerade an denen fehle es in Deutschland. Zu viele Nachbeter und Leisetreter, als jemand, der ordentlich einen raushaut, um die Mannschaft wachzurütteln.

Frage ist klar: Braucht eine Mannschaft so jemanden? Gerade bei diesem Thema gibt es so viele Antworten, dass die Frage schon als rhetorisch gelten kann. Aber betrachten wir mal die Fakten.

- International sind die deutschen Mannschaften prinzipiell eine Randerscheinung, wobei nicht zu verachten ist, dass sie sich als Europas Nummer 3 etabliert haben. Jedes Jahr gibt es immer irgendwie eine Überraschungsmannschaft aus Deutschland, was zwangsweise dazu führte, dass Italien in der UEFA-5-Jahreswertung überholt wurde. Letztes Jahr war es Schalke 04, die ihre Grenzen von ManU aufgezeigt bekamen.

- Die Nationalmannschaft hingegen musste nach dem abrupten Ende von Michael Ballacks DFB-Karriere einen neuen Weg beschreiten. Natürlich ist der WM-Titel dabei nicht herausgesprungen, dennoch war die Mannschaft erfolgreicher als mancher Experte gedacht hat. Der Name Michael Ballack, fiel nur vor der WM - man erinnert sich an den "Brennpunkt" -, als das Turnier lief (und es gut lief) waren die Schreie nach Ballack nicht mehr zu hören. Ein "Leuchtturm" wurde hier nicht gebraucht.

Die Vorteile einer "flachen Hierarchie" liegen auf der Hand. Die "Last" des unumstößlichen, unverwüstlichen Mannschaftskapitäns liegt auf mehreren Schultern - während Lahm der sachliche und beschriebene Kapitän ist, wandelt Schweinsteiger auf den Spuren des "emotionalen Leaders", der keine Binde trägt, jedoch in seiner Mannschaft genau so anerkannt ist, wie Lahm. Dann gibt es ja noch den Abwehr-Organisator und die spielerische Schaltzentrale (die mittlerweile auch nicht mehr über einen Spieler läuft). Alles läuft mittlerweile dezentriert, da es sich keine Mannschaft mehr leisten kann, sein Spiel von einem einzelnen Spieler lenken und organisieren zu lassen.

Gegenhalten könnte man mit dem "Viele Köche verderben den Brei"-Argument. Was, wenn ein Spieler keine Lust hat, mit den anderen mitzuarbeiten, der lieber sein eigenes Ding macht? Er kann der Mannschaft nachhaltigen Schaden zufügen, was das größte Problem einer flachen Hierarchie ist. Das Kollektiv muss funktionieren, jeder muss austauschbar sein und auch bereit sein, sein Ego hinten an zu stellen. Mir ist schon klar, dass das beim Männersport Fußball viel verlangt ist, aber Oliver Kahn ist eine völlig andere Spielergeneration als Schweinsteiger oder Lahm (obwohl sie ja zusammen gespielt haben).

Halten wir mal fest: Ein Führungsspieler allein genügt einer Mannschaft heutzutage nicht mehr. Es müssen mehrere sein, jeder, der auf seinem Aufgabengebiet "Spezialist" ist. Er muss seine Aufgaben zum Wohle der Mannschaft ausführen und dabei seine Mitspieler mitziehen können. Hierfür muss er sein Können ins Kollektiv einbringen, um dies nachhaltig stärken zu können. Eine Mannschaft funktioniert nur dann, wenn alle Spieler zusammen an einem Strang ziehen - so abgedroschen das klingen mag. Ein "go-to-guy" braucht es im Fußball nur selten - und es werden immer weniger werden, da die Mannschaft selbst nach einer Lösung ihrer spielerischen Probleme suchen muss. Die Spieler müssen zusammenhalten. Egoistische Einzelgänge sind mit Sicherheit nicht verboten, sollen jedoch dem Kollektiv dienen um der Mannschaft den Erfolg zu bescheren. Biologisch gesehen: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.

Ob mehr internationale Titel durch eine geordnete Hierarchie oder durch eine flache zu gewinnen sind, ist eine Generationsfrage. Kahn lernte es so, Lahm und Schweinsteiger lernten es so. Beides kann nur funktionieren, wenn alle Spieler einer Mannschaft in dem jeweiligen Modell mitziehen.
Fakt ist: Ein Spieler allein kann kein Spiel entscheiden, aber ein Spieler kann ein Spiel allein entscheiden (auf Satzbau achten). Und ein Spiel macht noch keinen Titel.
Aufrufe: 1224 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 1 | Erstellt:18.08.2011
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