05.09.2011 um 14:33 Uhr
The Story of Cliff Young
875 KM Laufstrecke.
Fünf bis sieben Tage Quälerei (für 60.000 Dollar).
Von Sydney nach Melbourne.
Der Westfield Sydney to Melbourne Ultra Marathon galt als einer der schwersten und härtesten Ultramarathons, die es gab. Stattgefunden hat er insgesamt neun Mal von 1983 bis 1991. Doch der erste Westfield Sydney to Melbourne Ultra Marathon wurde gleich auch der Marathon, über den die meisten Menschen sprachen, sprechen und wohl auch in Zukunft sprechen werden. Daran beteiligt: Albert Ernest Clifford Young. Kurz: Cliff Young.
Zugegeben, sehr bekannt ist der Westfield Sydney to Melbourne Ultra Marathon sicherlich nicht. Außer marathonaffine Personen oder Kenner des Genres wird niemand davon gehört haben. Erst recht nicht, da dieser Wettbewerb seit 1991 wegen des Ausstiegs des Hauptsponsors nicht mehr stattfindet. Dennoch bietet Cliff mit seiner Teilnahme eine Geschichte, die motiviert und einen dazu inspiriert, sich an ihm ein Beispiel zu nehmen.
Das Teilnehmerfeld beim 1983 stattfindenden Westfield Sydney to Melbourne Ultra Marathon lässt sich einfach kategorisieren: Lauffanatiker im Alter von 20-30 Jahren. Unter Experten - so hieß es - ist dies auch das Idealalter. Ältere Kandidaten sollten eine Teilnahme ausschließen, denn die Strecke war lang und hart, die Temperaturen hoch und die Belastung extrem. Jüngere Körper könnten dieser Belastung eher standhalten. Außerdem sollten sich die Sportler lange und behutsam darauf vorbereiten. Es galt, sich auf folgenden Rhythmus vorzubereiten: Laufen, Massieren und ca. 5 Stunden Schlaf. Dann weiter im Geschehen. Das war die festgelegte, optimale Rennauslegung.
Kurz vor dem Start des Rennens stand der Termin für das Teilnehmerfoto der ca. 150 angetretenen Sportler. Vor der versammelten Presse gesellte sich ein über 60-jährige Mann zu den Athleten hinzu. Er trug Arbeitsstiefel und einen Overall. Auf die Bitte, er solle aus dem Bild gehen, antwortete er, zur Überraschung aller, folgendes: "Wieso? Ich werde teilnehmen!" Eine Vorabanmeldung war damals nicht nötig, man musste lediglich zum Startzeitpunkt am Start sein. Sein Name: Cliff Young. Sein Beruf: Kartoffelbauer und Schäfer.
Die Organisatoren waren verblüfft und die Rennteilnehmer dachten an einen PR-Clou, um Aufmerksamkeit zu erregen und den Marathon bekannter zu machen. Doch Cliff war die Angelegenheit ernst. Chancen rechnete ihm keiner aus, wahrscheinlich er selbst auch nicht, aber er wollte unbedingt daran teilnehmen. Der alte Mann wurde belächelt, es wurde sogar angedacht einen Arzt zu holen, da man sich um seine Gesundheit Sorgen machte. Doch letzten Endes lief er mit, da die Organisatoren davon ausgingen, dass er bald aufgeben würde und diese Farce ein Ende hat. Auf die Frage, welche Strategie er beim Rennen verfolge, antwortete er: "Bin ich zum Laufen hier oder was?" Kurz nach dem Rennstart lag Cliff aufgrund der schweren und untauglichen Ausrüstung schon weit zurück. Als er entfernt noch andere Läufer sehen konnte, sagte der Kommentator des Geschehens folgenden Satz: "Hier sehen sie den Traum eines alten Mannes, der vermutlich seine Mitläufer das letzte Mal gesehen hat." Am Ende des Tages hatte er bereits einige Kilometer Rückstand, und die erfahrenen, trainierten Läufer ließen sich bereits massieren und legten sich daraufhin für fünf Stunden schlafen.
Am nächsten Tag, als die Teilnehmer das Rennen wieder aufnahmen, dann die große Überraschung. Cliff Young lag viele Kilometer vor allen anderen. Wie war dies möglich? Ein kontinuierliches Tempo und nur eine Stunde Schlaf. Während alle anderen also 4 Stunden länger schliefen, lief er in dieser Zeit. Doch selbst zu diesem Zeitpunkt wurde Cliff Young nicht ernst genommen. Viele hielten es für eine Frage der Zeit, bis der alte Mann zusammenbricht und aufgibt. Natürlich schmolz über den Tag hinweg der Vorsprung. Natürlich war er langsamer. Und als der Vorsprung fast vollends aufgeholt wurde, fühlten sich die Experten bestätigt und die Topathleten taten das, was sie einen Tag zuvor taten: Massieren und fünf Stunden schlafen.
Am nächsten Morgen wieder dasselbe Bild: Cliff Young war bis auf eine Stunde Schlaf wieder weiter gelaufen. Und wieder war der Vorsprung, den er erlief, gewaltig. Dieses Mal sogar so groß, dass die Läufer ihn nicht mehr einholten. Immernoch gab es jedoch die Hoffnung und die Erwartung, dass er einbricht. Doch er hielt durch. Um die Worte des Kommentatoren noch einmal aufzugreifen: Cliff Young sah seine Mitläufer, nachdem sie ihm zu Beginn des Rennens entrannt sind, wirklich nicht wieder. Denn bis zum Ziel hielt er auch den Rhythmus von gleichmäßiger Geschwindigkeit und einer Stunde Schlaf. Er gewann in der absoluten Rekordzeit von 5 Tagen 15 Stunden und 4 Minuten. Unter allen veranstalteten Westfield Sydney to Melbourne Ultra Marathon ist dies die viertschnellste "Zeit" überhaupt gewesen.
Cliff Young erfüllte sich einen Traum, machte sich ungewollt zur Legende und zum Vorbild vieler heutiger Läufer. Und er lehrt jeden: Man ist nie zu alt, man muss nur wollen!
Fünf bis sieben Tage Quälerei (für 60.000 Dollar).
Von Sydney nach Melbourne.
Der Westfield Sydney to Melbourne Ultra Marathon galt als einer der schwersten und härtesten Ultramarathons, die es gab. Stattgefunden hat er insgesamt neun Mal von 1983 bis 1991. Doch der erste Westfield Sydney to Melbourne Ultra Marathon wurde gleich auch der Marathon, über den die meisten Menschen sprachen, sprechen und wohl auch in Zukunft sprechen werden. Daran beteiligt: Albert Ernest Clifford Young. Kurz: Cliff Young.
Zugegeben, sehr bekannt ist der Westfield Sydney to Melbourne Ultra Marathon sicherlich nicht. Außer marathonaffine Personen oder Kenner des Genres wird niemand davon gehört haben. Erst recht nicht, da dieser Wettbewerb seit 1991 wegen des Ausstiegs des Hauptsponsors nicht mehr stattfindet. Dennoch bietet Cliff mit seiner Teilnahme eine Geschichte, die motiviert und einen dazu inspiriert, sich an ihm ein Beispiel zu nehmen.
Das Teilnehmerfeld beim 1983 stattfindenden Westfield Sydney to Melbourne Ultra Marathon lässt sich einfach kategorisieren: Lauffanatiker im Alter von 20-30 Jahren. Unter Experten - so hieß es - ist dies auch das Idealalter. Ältere Kandidaten sollten eine Teilnahme ausschließen, denn die Strecke war lang und hart, die Temperaturen hoch und die Belastung extrem. Jüngere Körper könnten dieser Belastung eher standhalten. Außerdem sollten sich die Sportler lange und behutsam darauf vorbereiten. Es galt, sich auf folgenden Rhythmus vorzubereiten: Laufen, Massieren und ca. 5 Stunden Schlaf. Dann weiter im Geschehen. Das war die festgelegte, optimale Rennauslegung.
Kurz vor dem Start des Rennens stand der Termin für das Teilnehmerfoto der ca. 150 angetretenen Sportler. Vor der versammelten Presse gesellte sich ein über 60-jährige Mann zu den Athleten hinzu. Er trug Arbeitsstiefel und einen Overall. Auf die Bitte, er solle aus dem Bild gehen, antwortete er, zur Überraschung aller, folgendes: "Wieso? Ich werde teilnehmen!" Eine Vorabanmeldung war damals nicht nötig, man musste lediglich zum Startzeitpunkt am Start sein. Sein Name: Cliff Young. Sein Beruf: Kartoffelbauer und Schäfer.
Die Organisatoren waren verblüfft und die Rennteilnehmer dachten an einen PR-Clou, um Aufmerksamkeit zu erregen und den Marathon bekannter zu machen. Doch Cliff war die Angelegenheit ernst. Chancen rechnete ihm keiner aus, wahrscheinlich er selbst auch nicht, aber er wollte unbedingt daran teilnehmen. Der alte Mann wurde belächelt, es wurde sogar angedacht einen Arzt zu holen, da man sich um seine Gesundheit Sorgen machte. Doch letzten Endes lief er mit, da die Organisatoren davon ausgingen, dass er bald aufgeben würde und diese Farce ein Ende hat. Auf die Frage, welche Strategie er beim Rennen verfolge, antwortete er: "Bin ich zum Laufen hier oder was?" Kurz nach dem Rennstart lag Cliff aufgrund der schweren und untauglichen Ausrüstung schon weit zurück. Als er entfernt noch andere Läufer sehen konnte, sagte der Kommentator des Geschehens folgenden Satz: "Hier sehen sie den Traum eines alten Mannes, der vermutlich seine Mitläufer das letzte Mal gesehen hat." Am Ende des Tages hatte er bereits einige Kilometer Rückstand, und die erfahrenen, trainierten Läufer ließen sich bereits massieren und legten sich daraufhin für fünf Stunden schlafen.
Am nächsten Tag, als die Teilnehmer das Rennen wieder aufnahmen, dann die große Überraschung. Cliff Young lag viele Kilometer vor allen anderen. Wie war dies möglich? Ein kontinuierliches Tempo und nur eine Stunde Schlaf. Während alle anderen also 4 Stunden länger schliefen, lief er in dieser Zeit. Doch selbst zu diesem Zeitpunkt wurde Cliff Young nicht ernst genommen. Viele hielten es für eine Frage der Zeit, bis der alte Mann zusammenbricht und aufgibt. Natürlich schmolz über den Tag hinweg der Vorsprung. Natürlich war er langsamer. Und als der Vorsprung fast vollends aufgeholt wurde, fühlten sich die Experten bestätigt und die Topathleten taten das, was sie einen Tag zuvor taten: Massieren und fünf Stunden schlafen.
Am nächsten Morgen wieder dasselbe Bild: Cliff Young war bis auf eine Stunde Schlaf wieder weiter gelaufen. Und wieder war der Vorsprung, den er erlief, gewaltig. Dieses Mal sogar so groß, dass die Läufer ihn nicht mehr einholten. Immernoch gab es jedoch die Hoffnung und die Erwartung, dass er einbricht. Doch er hielt durch. Um die Worte des Kommentatoren noch einmal aufzugreifen: Cliff Young sah seine Mitläufer, nachdem sie ihm zu Beginn des Rennens entrannt sind, wirklich nicht wieder. Denn bis zum Ziel hielt er auch den Rhythmus von gleichmäßiger Geschwindigkeit und einer Stunde Schlaf. Er gewann in der absoluten Rekordzeit von 5 Tagen 15 Stunden und 4 Minuten. Unter allen veranstalteten Westfield Sydney to Melbourne Ultra Marathon ist dies die viertschnellste "Zeit" überhaupt gewesen.
Cliff Young erfüllte sich einen Traum, machte sich ungewollt zur Legende und zum Vorbild vieler heutiger Läufer. Und er lehrt jeden: Man ist nie zu alt, man muss nur wollen!
Aufrufe: 10964 | Kommentare: 9 | Bewertungen: 17 | Erstellt:05.09.2011
ø 9.4
KOMMENTARE
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07.09.2011 | 12:53 Uhr
0
LeFab :
Was für eine geile Geschichte! Einfach nur toll sowas zu lesen! Ist auch super geschrieben! 10 Punkte von mir! Genau wegen solchen Storys liebe ich Spox!
2
07.09.2011 | 15:15 Uhr
0
201Ö :
Ich schick den Link hiervon mal an Bayern Leverkusen. Vielleicht können sie ihn an Michael Ballack weiterleiten, und der alte Mann schöpft nochmal nen Funken Hoffnung.
1
07.09.2011 | 18:06 Uhr
0
PatNr1 :
Einer der besten Blogs, die ich bisher hier gelesen habe. Super Geschichte.Einen Fehler muss ich anmerken, er hat die 60 000 Dollar am Ende verschenkt
0
07.09.2011 | 19:20 Uhr
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Shikari :
Danke für die ganzen Komplimente!Vor allem deines, PatNr1.
Stimmt, den Punkt mit dem verschenkten Preisgeld hatte ich leider vergessen. Macht die Geschichte natürlich noch schöner. Gut, dass du es erwähnt hast!
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07.09.2011 | 21:25 Uhr
0
skrtel37 :
Wahnsinn was man in dem Alter noch leisten kann...Super Blog, danke für die Aufklärung
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08.09.2011 | 08:21 Uhr
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PaddeX21 :
Geile Geschichte! Immer wieder genial, was einige User hier für Geschichten aus dem Hut zaubern von "Randsportarten", die sonst kaum jemanden interessieren! Ein großes DANKESCHÖN also dafür auch an dich! :)
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