Emotionen gehören zum Fußball, sie sind erwünscht und gern gesehen. Aber sind sie das wirklich? Jüngste Ereignisse bringen diesbezüglich das Pokal-Spiel zwischen Düsseldorf und Dortmund zurück ins Gedächtnis. Zuerst musste der Co-Trainer der Fortunen auf die Tribüne, dann kurz vor Schluss natürlich auch das alte Reibeisen Klopp. Die beiden durften dann selbstverständlich auch zum Elfmeterschießen nicht aus ihrem Käfig und konnten ihren Mannschaften nicht beistehen.
Absolut übertrieben mutete die Diskussion um Thomas Tuchel an, der immer wieder ins Kreuzfeuer der Schiedsrichter und vor allem der Berichterstattung geriet. Muss ein Bundesliga Trainer sich anders verhalten, muss er sogar noch dazu lernen, fragte Wontorra im Doppelpass FSV-Sportdirektor Heidel. Im Laufe der Saison entstand immer mehr der Eindruck, als würden die Unparteiischen besonders ein Auge auf Thomas Tuchel werfen, mit Nachdruck. Nach dem Motto, dem bösen Thomas ziehen wir jetzt aber mal die Löffel lang! Ich kann mir bei der ganzen Geschichte einfach beim besten Willen nicht vorstellen, dass die der Trainerbank verwiesenen Trainer ernsthaft die Schiedsrichter beleidigen. Emotionale Ausbrüche, lautstarke Beschwerden sind hingegen zweifellos vorstellbar, doch das wird ja auch immer gefordert und will man ja angeblich auch sehen. Und für was ist der vierte Schiedsrichter denn da, wenn nicht, um sich mit den Trainern auseinander zu setzen. Zu oft machen sie viel mehr den Eindruck, als wären sie die Petzen aus der Schule, die keiner mag.
Jermaine ante portas
Jermaine Jones, der Mann dessen Spielstil so elegant ist wie ein Distelstrauch, kann austeilen. Er erreicht zwar noch nicht die Anzahl gebrochener Beine, wie dies ein Nigel De Jong in seinem Lebenslauf vorweisen kann, Ungemach droht nichts desto Trotz aber schon, wenn er den Rasen betritt. Manch einer wünscht sich sogar so einen Spieler in seinen Reihen. Ein Zeichen setzen und so weiter. Manchmal wäre der Jermaine auch bereit, das zu tun, was ein Mann tun muss:
Seiner letzten großen Aktion im Jahr 2011 kann ich jedoch wirklich nichts Gutes abgewinnen. Bei einer Spielunterbrechung, machte sich Jones die Mühe, um Marco Reus einmal rumzugehen und trat ihm auf den vor wenigen Wochen gebrochenen Zeh:
ARD-Experte Mehmet Scholl stellte anschließend die Frage ob, sowas vielleicht nicht auch dazu gehöre, im Profisport und findet die Geschichte allgemein recht amüsant. Wenn der Gedankengang, meinem Gegenspieler bewusst nochmal den Zeh zu brechen, dazu gehört, dann muss ich in Zukunft wohl doch Schach oder „Hallen-Halma"(Fredi Bobic) gucken.
Wenn dir der Kittel brennt
Über die Berichterstattung im Allgemeinen könnte man allein schon genug schreiben, wenn man „vom besten Gomez aller Zeiten" oder einer „Bayern-Krise" (2 Spiele nicht gewonnen) liest. Besonders gefährliches Halbwissen ist es aber, wenn zu 90% schlicht falsch über die Fanszene berichtet wird. Es soll jetzt hier keine Grundsatzdiskussion vom Zaun gebrochen werden. Wenn Knallkörper und Raketen in den Gästeblock oder auf das Spielfeld geworfen werden oder der Platz gestürmt wird, dann ist das indiskutabel und muss unterbunden werden. Unreflektiert wird das Ganze aber, wenn jeder Kommentator oder Experte meint, seinen subjektiven Senf abgeben zu müssen. Wenn Franz Beckenbauer von den „Geisteskranken" spricht, übersieht Moderator Wasserzieher seine journalistische Pflicht und lässt es so im Raum stehen. Wenn Leichtathletik Fachmann Wolf Dieter Poschmann warnend mit den Worten „wenn dir der Kittel mal brennt" den Zeigefinger erhebt, jeder x-beliebige Kommentator von „unbelehrbaren Idioten" referiert, sobald ein bengalisches Feuer im Block zu sehen ist, dann wird die gesamte Fanszene furchtbar verallgemeinert und in eine fast kriminelle Ecke abgestellt. Haarsträubend wird es wenn Marcel Reif jovial zu seinem Volk spricht, die gelangweilte Würze in seine Sätze streut und tief seufzend sagt, wenn Pyroartikel in die Luft gehalten werden, dass zu diesem Thema alles gesagt sei. Die Unbelehrbaren eben. Ein Satz, den sich auch ein Sky-Kollege von Reif ausgeliehen hatte, als im Pokalspiel die Stuttgarter Fans ein wunderbares Bild erzeugten, jeder das bengalische Feuer in Händen haltend, aber was soll man schon machen, mit den unverbesserlichen Geisteskranken.
In diesem Sinne wünsche ich allen ein wunderbares neues Jahr. Silvester-Raketen sind kein Verbrechen!
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