Helden aus der zweiten Reihe

Anfang des Jahrtausends gab es in Deutschland etwas sehr ungewöhnliches: Eine zweite Nationalmannschaft. Die trug den Namen „Team 2006" und sollte einige jüngere Spieler, bei denen es noch nicht für den A-Kader reichte, an die Nationalmannschaft heranführen. Stand Heute schaffte es nur ein einziger „Team 2006" Spieler, eine erwähnenswerte Nationalmannschaftskarriere hinzulegen: Arne Friedrich. Den Sonderfall Robert Enke lassen wir an dieser Stelle mal außen vor. Viel interessanter sind nämlich die Namen jener, denen man damals tatsächlich zutraute, irgendwann Nationalspieler zu werden. Da gab es Spieler wie Stephan Kling, der heute – gerade mal dreißigjährig – bei den Sportfreunden Lotte kickt. Oder Benjamin Weigelt, dessen größter sportlicher Erfolg laut Wikipedia der Aufstieg in die 2. Liga mit Rot-Weis Essen war. Andere angehende Weltstars waren Oliver Voss mit gerade mal 22 Bundesligaspiele in seiner Karriere, und Daniyel Cimen: Der hat es über die Stationen Braunschweig und Aue heute sogar in die zweite Mannschaft von Eintracht Frankfurt geschafft. Etwas provokant formuliert: Wer damals einen deutschen Reisepass besaß und ohne umzufallen über den Rasen laufen konnte, der schien damals eine Option zu sein für die deutsche Nationalmannschaft.

Ich habe mir nun die Frage gestellt: Wie sähe denn heute ein „Team 2018" aus, wäre das auch eine Ansammlung von mittelmäßigen bis unterdurchschnittlichen Kickern, deren Karrierehoch irgendwo zwischen deutscher Regionalliga und österreichischer zweiten Liga liegen wird? Ganz klare Antwort: Nein! Wer wären also die Jentzschs, Wenzels oder Auers von heute (oder eben genau nicht)? Wer sind die Perspektivspieler für die Nationalmannschaft, die bisher noch kein Länderspiel gemacht haben und trotzdem das Zeug zum „Internationalen" haben? Hier meine Vorschläge

Tor:
Da ja bekanntermaßen 12 der besten 10 Torhüter der Welt in Deutschland spielen fällt die Wahl hier schwer. Aber Spaß beiseite. Anwärter Nummer 1 wäre wohl Oliver Baumann, der bei Freiburg eine wirklich tolle Saison gespielt hat. Alternativen, die jedoch auf noch weniger Bundesligarefahrung zurückblicken können, wären der ManU-erfahrene Zieler oder der Galdbacher Ter Stegen, der mit seinen gerade mal 19 Jahren schon fast noch unverschämt Jung ist.

Abwehr:
A propos Jung: Hier hätten wir einen ersten Kandidaten für Abwehr: Sebastian Jung von Frankfurt. Er gehört zur seltenen Gattung der hochveranlagten Rechtsverteidiger und ist aufgrund seiner Leistung der letzten 2 Jahre Team 2018-würdig. Alternativ kämen eventuell der junge Diekmeier und vielleicht Juri Judt in Frage. Auf links wird es da schon schwieriger. Die ernsthafteste Alternative, die noch kein Länderspiel gemacht hat (woran man sieht, wie rar gute LV sind) ist wohl Bastians von Freiburg. Die freie Auswahl gibt es jedoch in der Innenverteidigung. Der von Löw relativ konsequent ignorierte Höwedes könnte gemeinsam mit Reinartz spielen, während sich Philip Wohlscheid und Ömer Toprak draußen warmmachen.

Mittelfeld:
Im Mittelfeld wird es deshalb nicht ganz einfach, weil der Jogi da schon relativ viele „Team 2018"-Spieler im echten „Team 2011" hat spielen lassen. Trotzdem ist die Auswahl gar nicht so klein. Ausgehend von einem 4-3-3 mit Doppelsechs würde ich Gündogan und Sven Bender spielen lassen, davor darf sich zentral hinter den Spitzen Trinks austoben. Auf die Bank setzen dürften sich Moritz Leitner und Lars Bender (den kann man in der Halbzeit sogar einwechseln, ohne dass es der Schiri merkt…) – und eventuell auch schon mal Julian Draxler.

Sturm:
Julian Schieber führt das „Team 2018" als Sturmführer aufs Feld, seine Zuspiele bekommt er von der Flügelspielern Marco Reus und Sidney Sam. Auf der Bank warten dann Peniel Mlapa und Nils Petersen darauf, reinzudürfen.

Zusammengefasst sähe das dann so aus:

Baumann
Bastians – Höwedes – Reinartz – Jung
S. Bender – Gündogan
Reus – Trinks – Sam
Schieber

Bank:
Zieler – Diekmeier, Wohlscheid – L. Bender, Leitner – Mlapa, Petersen

Hört sich nach keiner schlechten Mannschaft an, wie ich finde. Hoffen wir mal, dass der Vergleich mit dem Team 2006 kein schlechtes Omen ist und wir keinen der genannten Spieler in 8 Jahren in der zweiten Mannschaft von Holstein Kiel oder auf der Bank des SV Mattersburg wiederfinden.