Wenn zwei Teams sich als Gewinner eines Trades betrachten, stellt sich meist die Frage: Wer leidet hier unter Realitätsverlust?
Der Trade: Die Phoenix Suns bekommen Jason Richardson und Jared Dudley, die Charlotte Bobcats dafür Raja Bell, Boris Diaw und Sean Singletary

Die Spieler:
Diaw (F) ist ein guter Allrounder, der quasi alle Positionen spielen kann und sowohl offensiv als auch defensiv zu gebrauchen ist.
Bell (SG) ist ein starker Perimeter-Verteidiger, zudem einer der besten 3er-Schützen der Liga.
Singletary ist ein Rookie-PG, der jetzt zum dritten Mal in dieser Saison getradet wurde (gedraftet von den Kings, dann nach Houston und Phoenix geschickt) und bisher kaum gespielt hat.
Jason Richardson (SG) ist einer der spektakulärsten Spieler der Liga (2x Dunk-Champion), super von der 3er-Linie und immer für 20 Punkte und 5 Boards gut.
Jared Dudley ist Forward (spielt seine 2. Saison), ein aggressiver, aber offensiv limitierter Forward, der auf dem Weg war, sich als Starter bei den Bobcats zu etablieren.

Was haben die Suns vom Trade?
Die Suns sind traditionell offensivstark, auch nach dem Trainerwechsel von Mike D'Antoni zu Terry Porter (aktuell 6. bei erzielten Punkten, 1. bei FG%). Dafür waren sie auch in dieser Saison bisher nicht besonders defensivstark (23. bei zugelassenen Punkten, 24. bei gegnerischer 3Pt%). Da frage ich mich, wozu die Suns ihre Offense nochmals verstärken, dafür aber Tiefe, vor allem auf der Bank und in der Defense, eintauschen? Auf den Flügelpositionen haben sie jetzt nur noch Barbosa als Top-Verteidiger, Dudley wird gegen die starken Forwards im Westen große Probleme haben. Heißt also: Wenig Entlastung für Amare Stoudemire. Gerade im Kampf gegen die Lakers in der Pacific Divison, wird der Abstand so eher noch größer als kleiner.

Und die Bobcats?
Quasi umgekehrt. Sie hatten keine gute Offense (30. bei Punkten, 25. bei FG%), aber eine zumindest solide Defense (6. bei zugelassenen Punkten, 16. bei gegnerischer FG%). Ohne Richardson werden sie ihr System wohl mehr auf Okafor zuschneiden müssen. Aber mir gefällt der Trade aus Sicht der Bobcats trotzdem. Coach Larry Brown hat ja schon andere offensiv limitierte Teams erfolgreich trainiert (Stichwort Titel der Pistons 2004) – die defensivstarken Bell und Diaw passen da gut ins Konzept. Ich glaube, sie bekommen jetzt eine solide Mischung aus Präsenz unter dem Korb (Okafor, Diaw, May) und soliden Flügelspielern und Guards, die immer mal für 15-20 Punkte gut sein werden (Wallace, Bell, Morrison, Augustin, Felton). Die Konkurrenz im Südosten ist abgesehen von den Magic auch nicht übermächtig. Würde mich nicht überraschen, wenn sie mit dem Kern in 2 Jahren um die Playoffs mitspielen.

Fazit:
Die Suns werden auch mit diesem Trade nicht näher an den Titel kommen, die Bobcats machen einen weiteren Schritt zu einer guten Larry-Brown-Mannschaft, definitiv die richtige Richtung.