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Von: Holze90
12.07.2013 | 1839 Aufrufe | 1 Kommentare | 2 Bewertungen Ø 9.0
Don Jupps Fußstapfen
Stemmt Pep das Erbe?
Unter Druck

Pep ist da. Nun schon eine ganze Weile. Der katalanische Neu-Coach des FC Bayern München präsentiert sich seit seinem Amtsantritt sympathisch, freundlich und kompetent. Alle sind zufrieden, der Guardiola-Hype erreicht gerade den Höchststand. Die lockere und ehrliche Art und Weise, in der sich der ehemalige Barca-Trainer gibt, kommt an und wirkt unbeschwert. Doch wie lange bleibt diese Leichtigkeit erhalten? Die Erwartungshaltung beim Rekordmeister und noch mehr in dessen Umfeld ist riesengroß. Nachvollziehbar nach einer Saison der Superlative, die vor allem auch eins zur Geltung brachte, nämlich die Dominanz einer in sich stimmigen und perfekt auf einander eingestellten Mannschaft. Nicht zuletzt, sondern wahrscheinlich gerade wegen Jupp Heynckes, der dem Team in seiner zwei-jährigen Amtszeit den notwendigen Zusammenhalt und vor allem den unbändigen Siegeswillen einpflanzte.


Steigerung möglich?


Guardiola tritt nun an, die momentan dominanteste Mannschaft Europas noch dominanter zu machen. Doch in welcher Form ist eine Steigerung nach einem Triple-Gewinn noch möglich? Keine Niederlage in der Liga zu kassieren? Pro Spiel 90 Prozent Ballbesitz zu verzeichnen? Das Champions League Finale mit 4:0 zu gewinnen? Klar ist, dass es in diesem Jahr noch drei Titel mehr zu gewinnen gibt als im letzten. Mit dem DFL-Supercup, dem UEFA-Supercup und der FIFA-Klub-WM haben die Münchner die Chance auf insgesamt sechs Titel in einer Spielzeit. Vorausgesetzt das Triple wird verteidigt, was schon eine unglaubliche Leistung darstellen würde. Alle sechs Titel zu erwarten grenzt an Utopie. Dennoch wird von Guardiola erwartet, dass er die Ära Heynckes noch übertrifft. Auf lange Sicht ein nicht unrealistisches Ziel. Doch bekommt der Spanier auch die Zeit dafür? Fakt ist, dass er in seiner ersten Saison als Barcelona Chefcoach sofort alle sechs Titel abräumte und das als einziger Trainer bis heute. Doch im Gegensatz zu München musste sich der ehemalige Weltklasse-Mittelfeldspieler dort nicht lange umgewöhnen, kannte er doch die Abläufe, die Mentalität und nicht zuletzt die Mannschaft ganz genau. Mit 13 Jahren kam er nach La Masia, der Jugendakademie des FC Barcelona, sog die Philosophie der Katalanen von Kindesbeinen an auf. Doch nun in Deutschland, in München, findet er ganz neue Strukturen vor, eine neue Mentalität, dafür aber ein ähnliches Anspruchsdenken. Eine weitere Gemeinsamkeit gibt es noch, denn Guardiola übernimmt, wie damals, eine funktionierende Mannschaft. Genau das könnte aber zum Problem werden.


Systemänderung legitim?


Die Taktik- und Formations-Diskussionen sind schon jetzt in vollem Gange. Viele spekulieren über die Einführung der sogenannten Falschen Neun unter Guardiola. Mit Götze wurde ja bereits ein passender Spielertyp verpflichtet. Doch was wird dann aus Mandzukic? Und der Flügelzange Ribéry und Robben bzw. Müller? Der Franzose bezeichnete das mögliche neue 4-1-4-1 System kürzlich bereits als "komisch", stellte jedoch zugleich klar, dass es völlig normal sei wenn ein neuer Trainer Dinge ausprobiert.


https://www.spox.com/de/sport/fussball/bundesliga/1307/News/franck-ribery-das-neue-system-ist-komisch-bayern-muenchen-pep-guardiola-brescia-calcio.html


Es bleibt abzuwarten für welches oder auch für welche verschiedenen Spielsysteme sich der neue FCB-Coach entscheidet. Mit Sicherheit wird es die Münchner als Gegner unberechenbarer machen. Dennoch muss die Frage erlaubt sein, ob man eine so gut laufende und geölte Maschinerie in seine Einzelteile zerlegen darf um sie dann wieder neu zusammenzusetzen. Zumal das in der letzten Spielzeit praktizierte 4-2-3-1 System nicht nur effektiv sondern auch attraktiv für den Zuschauer war. Schnelles vertikales Spiel zum Tor könnte nun, der unbedingten Dominanz wegen, längerem Ballbesitz und vielen, teilweise ermüdenden, Querpässen à la Barcelona weichen. Vielleicht entwickelt sich bei den Bayern aber auch ein völlig neues spanisch-bayrisches Spielsystem, welches die Vorteile beider Varianten kombiniert. Viele Bayern-Anhänger würden es sich wünschen. Der Rest des europäischen Spitzenfußballs und der neutrale Zuschauer wohl eher nicht.


Sprache als Hindernis?


Wer die Pressekonferenzen und öffentlichen Auftritte von Pep Guardiola bis jetzt verfolgt hat, dem wird aufgefallen sein, dass der Spanier für nur ein Lern-Jahr, und das in New York, erstaunlich gut Deutsch spricht. Gerade auch, weil die spanische Sprache der deutschen ja nun wirklich nur in sehr wenigen Dingen ähnelt. Dennoch muss kritisch betrachtet werden, ob ein Trainer, der die Sprache, die für die meisten seiner Spieler Muttersprache ist, nicht perfekt beherrscht, die Mannschaft ähnlich gut erreicht wie beispielsweise ein Jupp Heynckes. Immer wieder war in der letzten Saison zu hören wie viel Heynckes mit den Spielern spricht, wie er die einzelnen, aber auch die Mannschaft als ganzes vor wichtigen Spielen zusätzlich motivierte. Auch Guardiola wird schon jetzt von innerhalb des Teams eine hohe Kommunikationsrate mit vielen Einzelgespräche bestätigt. Doch wird auf dieser Ebene die gleiche Tiefe und Qualität des Gesprächs vermittelt oder ist die Sprache doch (noch) ein Hindernis für den neuen Trainer und seine Spieler? Natürlich kann man nun davon ausgehen, dass die Spieler alle ehrgeizige Profis sind und keiner zusätzlichen Motivation bedürfen und auch an Floskeln wie die sprechen doch alle Fußball ist sicher was dran. Jedoch kann die richtige Trainer-Ansprache zum richtigen Moment auch die entscheidenden Prozente heraus kitzeln.

Sicherlich sind in der Anfangszeit eines Guardiola die Führungsspieler im Bayern-Kader, wie Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger, um einiges mehr gefordert als bisher sowieso schon. Doch grade diese Konstellation könnte sowohl diesen Spielern, als auch der Mannschaft gut tun. Die Sprach-Barriere, wenn sie denn vorhanden ist, dürfte aber ohnehin nur ein zeitlich begrenztes Problem sein, da Pep, sollte er im selben Tempo weiter dazu lernen, sein Deutsch im jetzt deutsch-sprachigen Umfeld sicher schnell verbessern wird.


Bleibt Kroos auf der Strecke?


Ein Spieler, der dieselbe Muttersprache wie der Trainer spricht, könnte ja schon bald den Weg nach München finden. Mit Thiago Alcantara, dem 22-Jährigen vom FC Barcelona, möchte Pep seinen Ziehsohn gerne nach München lotsen. Mit Alcantara, der als eines der größten Talente in Europa gilt und gerade erst die spanische U21 als Kapitän zum EM-Titel führte, würde der FCB einen dicken Fisch an Land ziehen und damit vor allem auch sein Spiel variabler gestalten, da Thiago (Name auf dem Trikot) sich gerade durch seine Flexibilität im Mittelfeld auszeichnet.

Doch würde eine Verpflichtung nicht auf Kosten eines Toni Kroos geschehen? Der 23-Jährige deutsche Nationalspieler, der sich gerade nach seiner Verletzung wieder in die Mannschaft zurück kämpft, ist ein sehr ähnlicher Spielertyp, wenn auch vielleicht etwas offensiver eingestellt als der Spanier. Den Aussagen Guardiolas nach ist für, den eigentlich in Barcelona als Xavi-Nachfolger vorgesehenen, Thiago im Falle eines Transfers keineswegs nur eine Rolle auf der Ersatzbank vorgesehen. Hört man genau hin klingt es stark danach, als hätte der Bayern-Coach großes mit dem 22-Jährigen vor. Doch ist es im Sinne eines deutschen Rekordmeisters einem jungen deutschen Nationalspieler, der bis zu seiner Verletzung im letzen Jahr eine überragende Saison gespielt hat, die Aussicht auf regelmäßige Startelfeinsätze zu verbauen? Noch ist nichts entschieden und der Transfer nicht getätigt. Sollte Thiago allerdings beim FC Bayern anheuern wäre es interessant zu sehen wie die Personalien behandelt werden.


Guardiola richtige Entscheidung


Fest steht, das Erbe das Jupp Heynckes in München hinterlassen hat wiegt tonnenschwer. Pep Guardiola wird nicht zuletzt an der Souveränität, die Don Jupp im Umgang mit den deutschen Medien stets an den Tag legte, gemessen werden. Bleibt abzuwarten ob und wann dem Katalanen der erste mediale Gegenwind ins Gesicht weht und wie er damit umgeht. Der Druck, das Wort, das Oliver Kahn so ungern benutzt und dennoch so gern darüber redet, ist immens. Da würde es schon genügen, sollten die Münchner einmal zwei Ligaspiele in Folge nicht gewinnen, um einen medialen Orkan, wenn auch geringer Windstärke, auszulösen.

Trotz aller Fragezeichen und kritischer Betrachtungen steht ebenso fest, dass der FC Bayern München mit der Verpflichtung Pep Guardiolas die richtige Entscheidung getroffen hat. Wenn ein solcher Trainer zu haben ist und die nötigen finanziellen Mittel vorhanden sind muss reagiert werden. Ob mit Hinsicht auf Jupp Heynckes alles komplett fair und eines so verdienten Trainers würdig abgelaufen ist steht auf einem anderen Blatt. Darüber denkt nach dem Triple-Gewinn jetzt sowieso niemand mehr nach. Bleibt abzuwarten ob Pep die riesigen Fußstapfen des Don Jupp füllen kann und seinen Kritikern beweist, dass er auch außerhalb von Barcelona erfolgreich sein kann. Gespannt darf man sein, schließlich begann Guardiola seine erste Saison beim FC Barcelona mit einem Paukenschlag, indem er Topstars wie Ronaldinho, Deco und Samuel Etoo aussortierte. Der Spanier schreckt also auch nicht vor direkten Konfrontationen und schwierigen Entscheidungen zurück.

Einer wird diese Entwicklung mit Sicherheit in aller Ruhe und ruhigen Gewissens beobachten. Jupp Heynckes. Aus der Idylle seines Bauernhofs in Schwalmtal bei Mönchengladbach wird Don Jupp gespannt verfolgen was sein Nachfolger zu leisten vermag.

KOMMENTARE
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WalkTheLion
15.07.2013 | 18:10 Uhr
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15.07.2013 | 18:10 Uhr
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Schön geschrieben Holze - und es deckt sich größtenteils mit meinen Hoffnungen, Befürchtungen und Bedenken.

Denke, wir werden eine spannende und für Bayern-Fans aufregende Zeit erleben, vielleicht den Umbruch zu etwas ganz Großem oder einen totalen und horrend teuren Reinfall.
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