Seit dem gestrigen Abend sind die Achtelfinalpaarungen der WM Geschichte, und wir als Beobachter sind somit einen ganzen Schritt weiter. Nach den bisherigen Turniereindrücken aus Vorrunde und Achtelfinale können, nein müssen die absoluten Favoriten auf den Titelgewinn Argentinien, Brasilien, Spanien und Deutschland heißen. Außenseiterchancen haben zudem noch die Holländer, wenn sie denn mal die Tulpenstengel aus dem Allerwertesten bekommen und endlich so spielen, wie sie es eigentlich können. Aber gegen die unglaublich effizienten und – wenn es darauf ankommt – gnadenlos guten Brasilianer wird Oranje ohne eine klare Steigerung zu den bisherigen Darbietungen wenig Land sehen.

Doch nicht nur bei den Mannschaften lassen sich nach dem Achtelfinale schon klare Aussagen treffen. Auch die Frage, wer von den im Vorfeld als Topstars des Turniers gehandelten Kickern das gehalten hat, was er versprochen hat, kann nun halbwegs seriös beantwortet werden. Die Liste der potenziellen Superstars war ja lang und je nach Expertenansicht unterschiedlich besetzt. Aber ich erlaube mir jetzt einfach mal, ein paar der bekanntesten Namen herauszupicken und ihre Leistungen in Südafrika zu kommentieren. Wollen wir? Also los.

Cristiano Ronaldo: Enttäuschend. Erzielte ein zugegebenermaßen witziges Tor in der Vorrunde, das 6:0 gegen den nordkoreanischen Abwehrtorso. Das war's aber auch schon. In den restlichen Partien fiel der Superdupermegasexy-Frauenschwarm-Millionentransfer von Real Madrid mehr durch seine auch nach 90 Minuten perfekt sitzende Frisur auf denn durch irgendwelche fußballerischen Geniestreiche. Beim Achtelfinal-Aus gegen Spanien leistete sich Mr. Charming nach Spielende gar noch ein grobes Foul gegen die Fernsehkameras. Note: 5

Kaka: Mit Licht und Schatten. Der brasilianische Beau ließ seine überragende Klasse immer wieder aufblitzen, unter anderem bei der Vorlage zu Luis Fabianos 2:0 gegen Chile oder der zum 1:0 gegen die Elfenbeinküste. Negativ schlagen allerdings sein etwas pomadiger Auftritt gegen Nordkorea und die völlig überflüssige Gelb-Rote Karte aus dem Spiel gegen die Ivorer zu Buche. Der Megastar des Turniers ist er jedenfalls (noch) nicht. Note: 3+

Wayne Rooney: Shocking! Der ManU-Topstar enttäuschte genauso wie der Rest der Three Lions. Eigentlich war Bulldogge Rooney wegen seiner grandiosen Saison einer der Gründe, warum man diesmal den Engländern endlich den großen Wurf zugetraut hätte. Dass es ganz anders kam, hätte man sich im Nachhinein ja mal wieder denken können. Rooney mühte sich, war aber isoliert, glücklos und wirkte frustriert. Irgendwie verständlich. Note: 5

Lionel Messi: Siehe da – der wohl beste Fußballer unserer Zeit hielt dem unmenschlichen Erwartungsdruck stand. Mit unnachahmlichen Dribblings, gefährlichen Schüssen und vor allem genialen Pässen auf seine Mitspieler sorgte der argentinische Zauberfloh für mächtig Wirbel in Gegners Strafraum. Nur ein Tor wollte ihm trotz einiger hochkarätiger Chancen bislang nicht gelingen. Hoffen wir mal, dass nicht ausgerechnet gegen Deutschland der Knoten platzt. Note: 2

Fernando Torres: Der EM-Held von 2008 wirkt nach seiner Verletzungspause müde und unkonzentriert. Mehr noch: In dem immer besser harmonierenden spanischen Team wirkt Torres trotz seines Bemühens wie ein Fremdkörper und steht mehr denn je im Schatten seines brandgefährlichen Sturmpartners David Villa. Im Achtelfinale gegen Portugal zum Beispiel sorgte seine Auswechslung für den entscheidenden Kick im spanischen Angriffsspiel – kurz darauf fiel das Siegtor. Übrigens durch Villa. Note: 5

Bastian Schweinsteiger: Der Bayern-Star konnte die Form seiner bärenstarken Saison in die WM retten und steht sinnbildlich für das bislang hervorragende Auftreten der DFB-Elf. Enorm zweikampfstark, sicher im Passspiel, mit unglaublicher Ruhe und Übersicht: So wurde Schweinsteiger zum Dreh- und Angelpunkt einer spielstarken deutschen Mannschaft, der auch vor Argentinien nicht bange sein muss. Note: 2+

Franck Ribéry: In einer rettungslos zerstrittenen französischen Mannschaft ging auch der Bayern-Mittelfeldkünstler rettungslos unter. Noch dazu wirkte Ribéry bereits im ersten Gruppenspiel genervt und ließ nur all zu deutlich durchblicken, dass auch er zu den etwa 80 Millionen Franzosen gehörte, die keinen Bock mehr auf Trainer Domenech hatten. Die „Grande nation" hat sich bei der WM ordentlich blamiert, auch Ribéry. So wird das garantiert nix mit dem erträumten Wechsel nach Spanien. Note: 5-

Klar könnte man noch viele weitere Namen nennen, beispielsweise Iniesta, Robben, Eto'o, Drogba und wie sich nicht alle heißen. Alle wurden vor der WM als potenzielle Überspieler des Turniers genannt. Aber für weitere Namen reicht der Platz hier nicht. Ein Fazit muss aber noch drin sein: Es ist bislang kein Turnier, in dem Einzelspieler brillierten. Sowohl Deutschland als auch Argentinien und Brasilien profitierten trotz namhafter Starkicker in ihren Reihen von einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Auf die Viertelfinalpaarungen am Wochenende können wir uns aber trotzdem freuen. Denn jetzt ist die WM endgültig in die heiße Phase eingebogen.