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04.09.2009 um 22:06 Uhr
Spielsysteme: Rauten beim HSV
Da es auf die Erläuterung des neuen 4-3-3 bei den Bayern wieder einmal die altbekannten Beschwerden über die Anzahl der Bayernthemen gab, dachte ich mir, versuche ich mich mal daran, eine andere Mannschaft zu analysieren und habe mir einfach mal den aktuellen Tabellenführer ausgesucht. Ich bin gespannt auf eure Meinungen und würde ggfls weitere Mannschaften durchgehen!
So, jetzt aber viel Spaß beim lesen und kommentieren :)



Nach dem durchwachsenen Auftakt mit einem glücklichen Unentschieden beim spielstarken Aufsteiger aus Freiburg zeigte Hamburg in den weiteren Spielen bisher phasenweise begeisternden Fußball und grüßt nach vier Spielen von der Tabellenspitze. Wie spielt der HSV unter Labbadia, was hat sich nach dem ersten Saisonspiel verändert?

Spielsystem:
Hamburg spielt bereits seit dem ersten Spieltag konsequent im 4-4-2 mit der Doppelsechs im zentralen Mittelfeld, bei der es lediglich punktuelle personelle Veränderungen gab. Eljero Elia und Piotr Trochowski besetzen die Flügel, das defensive Mittelfeld bilden Kapitän David Jarolim und Ze Roberto. Der HSV spielt taktisch flexibel, fährt aber die meisten Angriffe über die Außen, vorzugsweise über die linke Seite. Das System mit zwei defensiven Mittelfeldspielern wirkt auf dem Papier defensiver als es der HSV praktiziert.

Offensive:

Bei Ballbesitz zeigt der HSV in diesem Jahr zwei Gesichter. Da gibt es einerseits den trägen HSV, der das Spiel verschleppt und den Gegner in die Partie finden lässt, zu beobachten beim Sieg gegen Köln und beim Auftakt in Freiburg. Der begeisternde HSV aber glänzt durch schnelle Spielverlagerung und frühes Stören in der gegnerischen Hälfte.
Drei Angriffschemata lassen sich in der noch jungen Spielzeit ausmachen, immer sind die Außen von wesentlicher Bedeutung:
1. Auf der Außenbahn (vorzugsweise links) wird eine Überzahlsituation geschaffen, entweder durch einen aufrückenden Defensiven (Aogo) oder durch einen zurückkommenden Offensiven (Guerrero/Petric).
Der Ball wird auf der Außenbahn auf den dadurch freien Spieler gelegt, der dann einen steilen Pass spielen kann. Dann startet ein Spieler durch in den freien Raum und bekommt den Ball in den Lauf gespielt, meist Ze Roberto oder Jarolim. Es wird also eine Raute, was Pass- und Laufwege angeht, gespielt.
2. Bei einer einfachen, schnellen Spieleröffnung werden von den Außenverteidigern direkt steile Bälle auf die antrittsstarken Flügelspieler gespielt, vor allem Elia kreiert so viele gefährliche Situationen.
3. Der nächste Angriff ist wieder taktisch intensiver. Der vorrückende defensive Mittelfeldspieler reißt ein Loch ins gegnerische Mittelfeld indem er vor die gegnerische Abwehrkette sprintet. Im Rücken des Mittelfeldes läuft er dann vor der Abwehr quer und bekommt den Ball zugespielt, den er dann direkt zum startenden Flügelspieler leiten kann.
Vor allem die bereits betonte linke Achse (Aogo – Ze Roberto – Elia) also spielt stark und treibt die Mannschaft an. Die beiden Stürmer weichen viel nach hinten und nach außen aus und unterstützen so das Mittelfeld, wodurch einer der beiden "Sechser" in die Spitze vorstoßen kann.

Defensive:
Bei gegnerischem Ballbesitz werden das Arbeiten gegen den Ball und die hohen Anforderungen, insbesondere an die Physis der Spieler deutlich. Jarolim und Ze Roberto ziehen sich mitunter weit zurück und, arbeiten bis an und in den eigenen Sechzehner. Auch hier agiert Hamburg sehr flexibel, kann auf das Spielsystem des Gegners reagieren. Gegen Wolfsburg, das mit Misimovic einen typischen 10er hat, zogen Elia und Trochowski von den Außenpositionen oft nach innen und machten zusammen mit Ze Roberto und Jarolim die Mitte dicht.
Gegen Köln, das überraschenderweise mit einem 4-3-3 in Hamburg auftrat, gingen beide Flügelspieler bis auf die eigene Grundlinie mit zurück und eroberten die Bälle um den eigenen Strafraum.

Hier liegen allerdings auch die Schwächen dieses Systems. Wenn der Gegner schnell über die Außen kommt oder scharfe Flanken schlägt, kommt die Defensive nicht hinterher. Wolfsburg gelang dies einige Male, zwei Versuche führten zum Treffer. Auch den spielstarken Freiburgen gelang so ein Tor, als die Hamburger außen überrumpelt wurden.


Personalien:

Insgesamt zwei Personalien im System von Labbadia änderten sich bisher in der Saison, bezogen auf die Startelf. Für den verletzten Guy Demel musste Jerome Boateng auf die rechte Außenverteidigerposition, Neuzugang David Rozenahl rückte nach dem Spiel gegen Dortmund in die Innenverteidigung. Zentraler aber für die Spieleröffnung war eine andere Personalie: Eljero Elia rückte nach überstandener Verletzung nach dem Spiel in Freiburg in die Mannschaft, ausgerechnet für den Torschützen Pitroipa. Der niederländische Nachwuchsstar präsentierte sich bisher als absolute Bereicherung und belebt das Hamburger Spiel. Immer wieder sucht er die eins gegen eins Situationen und dribbelt sich gefährlich in den Strafraum, wo er die Stürmer schon gut in Szene setzen kann.
Elementar für das Spiel des HSV ist aber ein anderer Neuzugang: Der bereits so oft gelobte Ze Roberto. Er ist, das betonen auch seine neuen Vereinskollegen, der Taktgeber im Spiel, leitet viele Angriffe ein und Arbeitet nach hinten mit. Mit dem eher defensiv denkenden David Jarolim hat er zudem einen Partner an seiner Seite, der ihn unterstützt und nach hinten absichert. Ähnlich wie vor zwei Jahren in München präsentiert Ze Roberto das Bindeglied auf der linken Seite zwischen Abwehr und Angriff, in München zwischen Lahm und Ribery, in Hamburg zwischen Aogo und Elia.


Mit den beiden schnellen Flügelspielern, die gut im Dribbling und zudem auch abschlussstark sind, und den beiden eben genannten zentralen Mittelfeldspielern, hat der HSV das perfekte Personal für das 4-4-2 mit einer Doppelsechs. Mit Robert Tesche, dem noch verletzten Marcell Jansen, Jonathan Pitroipa und dem wiedergenesenen Romeo Castelen hat Hamburg zudem gute Alternativen auf der Bank für das Prunkstück der Mannschaft, keine Frage das Mittelfeld. Problematisch und schwer zu kompensieren dürfte lediglich das Ausfallen der defensiven Mittelfeldspieler sein, da beide Leitwölfe in der Mannschaft sind und bereits hervorragend miteinander harmonieren. So lange die Flügelzange greift und die Abstimmung mit der Doppelsechs noch verfeinern kann, wird es schwer den HSV 90 Minuten lang zu kontrollieren.
Erwähnenswert ist auch die geistige Frische und Aggressivität mit der Hamburg bisher in seine Spiele ging. In den ersten drei Saisonspielen lag man nach drei Minuten jeweils schon mit 1:0 vorne, lediglich gegen Köln dauerte es 19 Minuten.

Interessant wird es zudem sein, ob Labbadia, der auch letztes Jahr mit Leverkusen in der Hinrunde, sowohl von den Ergebnissen als auch vom spielerischen her begeisterte, seine Mannschaft über die ganze Saison auf dem Level halten kann. Erfahrung und die Breite des Kaders sprechen definitiv dafür.
Aufrufe: 4079 | Kommentare: 9 | Bewertungen: 14 | Erstellt:04.09.2009
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KOMMENTARE
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GeweihtenCoorp
05.09.2009 | 14:26 Uhr
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05.09.2009 | 14:26 Uhr
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So ein Klasse-Blog braucht auch endlich mal einen Kommentar (Der Gentleman schweigt und genießt im Stillen... ach scheiß drauf: ERSTER :P)

Schöner Blog der gut versucht alle Seiten abzudecken und trotzdem genau die richtige Länge hat. Schön, weiter so!
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Essien
05.09.2009 | 16:48 Uhr
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Essien : SchönerBlog
05.09.2009 | 16:48 Uhr
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Essien : SchönerBlog
Ja das System passt bis jetzt, Elia und ZeRoberto sind bestimmt die besten Transfers für den HSV die sehr viel im Team bewegen, "Elia ist ja eine Rakete".

Hätte nicht gedacht das Guerrero so stark wie bisher spielt, von Berg kam bis jetzt noch ein bisschen wenig, man könnte sich auch vorstellen das Hamburg im 433 spielt sollten die Stürmer schwächeln den Pitroipa ist eigentlich auch ein Topmann, dann mit Trochovski als Spielmacher in der Zentrale.
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EdHardy22
06.09.2009 | 23:46 Uhr
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EdHardy22 : 
06.09.2009 | 23:46 Uhr
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EdHardy22 : 
Dass du Aogo nicht als Alternative für die 6er Position anführst ist der einzige Kritikpunkt. Lediglich ein paar Grafiken wären noch ein Sahnestück gewesen, vllt. bezüglich der Angriffsspielzüge..., aber das ist ein richtiger Klasseblog! Das gibt verdiente 10 Punkte - tolle Arbeit.
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gartenzwerg
07.09.2009 | 11:52 Uhr
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07.09.2009 | 11:52 Uhr
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Klasse Blog selbstredende 10P.

Man könnte sich, wie Eddi an Kleinigkeiten aufhalten und
andere Sichtweisen anführen, das würde jedoch mMn
Deinem absolut runden Blog nicht gerecht werden.
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xxlhonk
07.09.2009 | 12:10 Uhr
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xxlhonk : 
07.09.2009 | 12:10 Uhr
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xxlhonk : 
Auch von mir eine 10.

Auch und gerade weil Du als Bayern-Fan es wirklich schaffst Dich inhaltlich objektiv mit dem HSV und seinem System auseinander zu setzen.
Und das dann auch noch weitestgehend fachlich korrekt.
Aogo ist in der Tat genauso eine 6er-Option, wie es ein Demel und ein Tavarez sind.
Und im Sturm haben wir mit Berg auch eine super Alternative.
Der Kader ist sehr ausgeglichen und auch in der Breite stark aufgestellt.

Ansonsten eine sehr starke Leistung.
Mehr davon.
Bitte.
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Taktiker
07.09.2009 | 14:44 Uhr
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Taktiker : 
07.09.2009 | 14:44 Uhr
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Taktiker : 
Sehr gut, wirklich.

Schön geschrieben, treffend analysiert, das ist wirklich gut. Vor allem deine Beobachtungen bzgl. der offensiven Spielzüge gefallen mir.

10P, ohne Frage!
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adriano0589
07.09.2009 | 19:16 Uhr
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07.09.2009 | 19:16 Uhr
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Erstmal dankeschön für das viele Lob! Das motiviert, sich noch die ein oder andere Mannschaft anzuschauen ;).

Dass mit Aogo auf der 6 wusste ich tatsächlich nicht, aber ist dann echt eine Alternative, die einen Ausfall von Ze Roberto oder Jarolim kompensieren könnte!
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EdHardy22
07.09.2009 | 19:24 Uhr
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EdHardy22 : 
07.09.2009 | 19:24 Uhr
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EdHardy22 : 
Ich bin halt ein junger Gott, da habe ich einem Bayernfan in einem Nebensatz die Augen in Sachen 6er-Kandidaten des HSV geöffnet
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adriano0589
07.09.2009 | 19:28 Uhr
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07.09.2009 | 19:28 Uhr
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lol^^. man lernt halt doch nie aus...;)
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