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Flashback
Mit breiter Brust gingen die New York Knicks rund um Superstar Carmelo Anthony in die Saison. Zwar hatte man zuvor in den Playoffs eine recht deutliche Niederlage gegen die defensivdominanten Indiana Pacers hinnehmen müssen, doch in der Regular Season hatte man ganze 54 Siege geholt, zum ersten Mal seit 1994 mal wieder die Atlantic Division gewonnen und "Melo" hatte sich den NBA Scoring-Titel geholt. Doch dann lief alles anders als gedacht. Die Knicks kamen nicht richtig in die Saison und waren bis Weihnachten gemeinsam mit dem Stadtnachbarn aus Brooklyn das Gespött der Liga. Im Gegensatz zu den Brooklyn Nets schaffte die Franchise aus Manhattan nicht mal den Sprung in die Playoffs und stürzte binnen weniger Monate von einem souveränen Playoff-Team ins NBA-Niemandsland.
What's new?
In New York ist Versagen eigentlich keine Option und dass die vergangene Saison Konsequenzen haben musste, war den meisten eigentlich klar. Mit Phil Jackson kam schon zum Ende der vergangenen Saison der neue "Messias" in den Big Apple, der ab sofort für klare und erfolgreiche sportliche Strukturen sorgen sollte, eine seiner ersten Amtshandlungen war der Trade von Center Tyson Chandler und Raymond Felton, der den Knicks Samuel Dalembert, Jose Calderon, Shane Larkin und einen Zweitrundenpick einbrachte. Die restlichen Neuzugänge Quincy Acy, Jason Smith und Rookie Cleanthony Early sollen dabei helfen, die Verluste von Lamar Odom, Shannon Brown, Jeremy Tyler und Toure' Murry zu kompensieren. Auf dem Trainerstuhl musste Mike Woodson außerdem für Jacksons ehemaligen Schützling Derek Fisher seinen Platz räumen.
Stärken
Die New York Knicks haben mit Carmelo Anthony einen der offensivstärksten Spieler der Welt, der sein Team in den vergangenen drei Jahre auch phasenweise in der Offensive nahezu im Alleingang getragen hat. Durch das angedachte "Triangle Offense"-System soll "Melo" nun etwas mehr Hilfe von seinen Mitspielern bekommen, vor allem soll Jose Calderon (2013-2014: 44,9 % 3PT - Platz 5 ligaweit) mehr Bedrohung von "Downtown" ausstrahlen als sein direkter Vorgänger Raymond Felton (2013-2014: 31,8 % 3PT). Auf der anderen Guardposition haben die Knicks schon fast die Qual der Wahl, wen sie aufstellen sollen - braucht man Scoring, kann man beruhigt auf J.R. Smith oder Tim Hardaway Jr. zurückgreifen und Iman Shumpert liefert viel "D" und phasenweise sogar etwas "Three". Generell ist die Tiefe auf den Guard-Positionen ein weiterer Mutmacher für die geknickten Knicks-Fans, besonders wenn man berücksichtigt, dass vor allem Calderon und Pablo Prigioni in der Theorie recht gut in die angedachte "Triangle Offense" passen. Offensiv sollte man sich um die Knicks (2013-2014: 104,6 OffRtg - Platz 11) nicht all zu viele Sorgen machen, denn mit Andrea Bargnani und Amar'e Stoudemire hat man noch zwei Big Men, die entweder als Starter oder halt von der Bank für frischen Wind in der Offensive sorgen können.
Schwächen
So schön die Offensive auch ist, so besorgniserregend ist auch die Defensive der New York Knicks. Die Knicks haben keinen wirklich elitären Verteidiger im Kader. Iman Shumpert - der wohl fähigste Verteidiger - macht auf dem Flügel in der Mann-gegen-Mann-Verteidigung zwar viele Dinge richtig, doch auch er hat noch ein wenig Luft nach oben, denn Shumpert ist ein potenzieller "NBA All-Defensive Team"-Kandidat, der aber bisher noch auf den ganz großen Durchbruch wartet. Samuel Dalembert wird auf der Fünf das riesengroße Loch vom ehemaligen "Defensive Player of the Year" Tyson Chandler nicht mal ansatzweise stopfen können und Carmelo Anthony hat sich zwar defensiv sehr gesteigert, allerdings wird er am defensiven Ende niemals den Unterschied machen. Einige Line-Ups sollten den Knicks-Fans wirklich Kopfschmerzen bereiten. Es wäre kaum vorstellbar, wie sich ein Line-Up aus Jose Calderon, Tim Hardaway Jr., Carmelo Anthony, Andrea Bargnani und Samuel Dalembert in der Defensive schlagen würde. Am eigenen Ende lag außerdem der ganz große Unterschied, wenn man mal die vergangenen zwei Spielzeiten vergleicht. Während man in der Saison 2012-2013 noch ein ordentlichen Defensiv-Rating von 101,9 vorweisen konnte, brach man in der vergangenen Saison unter anderem auch wegen des langen Ausfalls von Tyson Chandler auf einen Wert von 105,5 (Platz 23) ein.
"You're the real MVP"
Vielen Knicks-Fans ist am 12.07.2014 wohl ein riesiger Stein vom Herzen gefallen - Carmelo Anthony gab an diesem Tag nämlich bekannt, dass er einen neuen Fünfjahresvertrag bei seinem "Heimatverein" unterschreiben wird, sein astronomisch hoher Verdienst von 124.000.000 $ war da beinahe nebensächlich. Auch wenn man sich vermutlich in vier bis fünf Jahren kritisch mit diesem Vertrag auseinandersetzten wird, ist "Melo" - Stand heute - einer der besten Spieler in der NBA, der wohl in der vergangenen Saison seine beste "Allround"-Saison als Profi absolvierte. 27,4 Punkte pro Spiel (40,2 % 3PT; 56,1 TS%), 8,1 Rebounds pro Spiel (Karrierehöchstwert) und 0,7 Blocks pro Spiel (Karrierehöchstwert) sprechen eine deutliche Sprache: An "Melo" lag es nicht, dass es nicht lief. Der Franchise-Spieler der Knicks hat sich in diesem Sommer außerdem übernötige Pfunde abtrainiert, die ihm beim Aufposten vielleicht fehlen könnten, seinen Körper/Gelenke aber dafür langfristig schonen werden und noch schneller machen. Dieser Gewichtsverlust wird auch dem neuen Coach Derek Fisher gut schmecken, denn die "Triangle Offense" erfordert ein hohes Maß an Laufbereitschaft, auch wenn ein Spieler gerade nicht den Ball führt. Carmelo Anthony ist offensichtlich bereit, dieses Opfer zu bringen und seine Franchise somit wieder schnell zurück in die Playoffs zu führen.
Ein Blick in die Glaskugel
Die Eastern Conference ist ähnlich offen wie in der vergangenen Saison - die Plätze 3 bis 9 sind ein fröhliches Wettrennen, bei dem die Knicks definitiv mitlaufen werden. Eine Mannschaft mit derart viel Firepower in der Offensive kann natürlich das eine oder andere Spiel in der Crunch-Time mal für sich entscheiden, doch defensiv ist das ganze Konstrukt einfach viel zu wackelig. Die Knicks stehen noch vor einem weiteren schweren Jahr, in dem das Team aus dem "Big Apple" noch die personellen Fehler aus der Vergangenheit ausbaden muss - ab dem kommenden Sommer dürfte dann aber, falls Phil Jackson auch nur im Ansatz bessere Arbeit als seine Vorgänger leisten wird, der Weg wieder ganz klar in Richtung Playoffs zeigen.
