Prinzipiell lässt sich die Liga vermutlich auch dieses Jahr in eine Drei-Klassen-Gesellschaft einteilen. Vorne werden die Löwen, Flensburg und Kiel den Meister unter sich ausmachen. Danach folgt ein sehr breites Verfolgerfeld bis hin zu Wetzlar, die letzte Saison auf Platz 10 eingekommen sind. Diese 10 Teams werde ich genauer beleuchten

Die restlichen Teams inklusive den Aufsteigern werden um den Klassenerhalt kämpfen. Denen widme ich einen kleineren Teil.

Rhein Neckar Löwen:

Kader:

Mit Gensheimer haben die Löwen ihren Leader und ihre Identifikationsfigur verloren. Rein sportlich wurde mit dem erfahrenen Rückkehrer Sigurdsson und dem aus Wetzlar bekannten Manaskov gleichwertiger Ersatz verpflichtet. Nach den Wechselpossen der letzten Saison auf der zweiten Torhüter-Position (Stanic, Stochl, Ristovski), konnte mit Palicka ein zuverlässiger Mann verpflichtet werden. Der Abgang des nur noch sporadisch eingesetzten Kneer, wird durch Abt aus den eigenen Reihen aufgefangen.

Aussichten:

Als amtierender Meister ist auch in dieser Saison mit den Löwen zu rechnen. Dafür müssen sie allerdings von Verletzungssorgen verschont bleiben, da sich nur 5 bundesligaerprobte Rückraumspieler im Kader befinden. Die Außen Groetzki und Sigurdsson werden daher häufiger im Rückraum auftauchen. Die Abwehr ist eingespielt und mit Palicka kommt ein sehr guter Torwart hinzu. Im Angriff bleibt Schmid der überragende Akteur, der Spiele alleine entscheiden kann. Abzuwarten bleibt, wie häufig Trainer Jacobsen, bekannt für taktische Raffinesse, den 7. Feldspieler einsetzen wird. Tipp: Platz drei

SG Flensburg-Handewitt:

Kader:

Mit dem jungen Kroaten Horvat reagierten die Flensburger auf den langfristigen Ausfall von Lauge, der erst gegen Ende des Jahres nach Kreuzbandriss zurück erwartet wird. Heinl und Zachariassen kehren nach langer Verletzung zurück, so dass für Kozina kein Platz mehr war. Ansonsten bleibt der Kader unverändert.

Aussichten:

Die Flensburger sind für viele der Titelanwärter Nummer eins. 10 der 18 Bundesligatrainer tippen auf die Flensburger. Der Kader ist nahezu unverändert und eingespielt, was nach einem olympischen Sommer für den Saisonstart eminent wichtig ist. Die in der frühen Phase der letztjährigen Saison verspielten (und letztendlich ausschlaggebenden) Punkte, sollten dadurch vermeidbar sein. Die Abwehr wird mit den beiden Rückkehrern Heinl und Zachariassen nochmal an Qualität zulegen. Im Angriff wird sich zeigen, wie der Ausfall von Lauge kompensiert werden kann. Tipp: Platz eins

THW Kiel:

Kader:

Nach der titellosen und von Verletzungen geprägten Saison 2015/16 haben die Kieler ihren Kader sowohl in der Spitze als auch in der Breite enorm verstärkt. Jede Position ist drei- oder sogar vierfach besetzt. Mit Nilsson und Bilyk wurden zwei europäische Top-Talente verpflichtet, mit Neuzugang Wolff und dem frischgebackenen Olympiasieger Landin stellt man das vermeintlich stärkste Torhüter-Duo der Liga. Den Abgang von Klein soll der Österreicher Santos kompensieren. Zeitz kehrt aus Ungarn zurück.

Aussichten:

Der THW ist auch in dieser Saison ein heißer Titelkandidat. Die Breite des Kaders ist atemberaubend, so dass mögliche Verletzungen besser aufgefangen werden können als zuletzt. Dazu kommt der Hunger, nach einer titellosen Saison wieder anzugreifen. Die Abwehr wurde mit Wolff noch einmal verstärkt,die lange verletzten Toft Hansen und Wiencek stehen wieder für den Mittelblock zur Verfügung und mit Zeitz wurde ein exzellenter Abwehrspieler zurückgeholt. Im Angriff bleibt Duvnjak der Dreh- und Angelpunkt. Es wird spannend zu beobachten, in wieweit Nilsson und Bilyk offensiv schon Akzente setzen können und wie Trainer Gislason seinen enorm großen Kader bei Laune hält. Tipp: Platz zwei

MT Melsungen:

Kader:

Der Kader der Melsunger bleibt nahezu gleich. Der verletzungsanfällige Schröder wurde mit Langhans ersetzt. Als Backup auf Rechtsaußen für Sellin wurde Haenen verpflichtet. Auf der Torhüter-Position wurde kurzfristig auf die längerfristige Verletzung von Sjöstrand mit Vekic reagiert.

Aussichten:

Das Ziel von Melsungen wird der internationale Startplatz sein. Nach der überragenden Vorsaison wird es angesichts der neuen Dreifachbelastung sicher schwer, den hervorragenden 4. Platz zu verteidigen. Unterschätzen sollte man die Hessen allerdings nicht. Die aggressive Deckung um die Müller-Zwillinge bleibt das Prunkstück. Abzuwarten bleibt, wie lange Sjöstrand ausfällt. Im Angriff wurde mit Langhans ein anderer Spielertyp als Ergänzung zu Michael Müller verpflichtet. Tipp: Platz fünf

Füchse Berlin:

Kader:

Mit Fäth wird die Rückraumreihe der Füchse enorm verstärkt. Kozina muss am Kreis sowohl in der Abwehr als auch im Angriff das schwere Erbe des nach Paris abgewanderten Nielsen antreten. Mit Lindberg und Drux gibt es noch zwei interne Neuzugänge, die nach Verletzungen wieder durchstarten wollen.

Aussichten:

Nach einer durchwachsenen Saison mit vielen Verletzten und neuem Trainer kann das Ziel der Füchse diesmal nur Platz 4 heißen. Mit Drux, Wiede und Fäth stellt man den Rückraum der deutschen Nationalmannschaft. Mit Nenadic (Torschützenkönig der letzten Saison) und dem erfahrenen Vukovic hat man hervorragende Ergänzungen. In der Abwehr muss sich zeigen, wie der Abgang von Nielsen verkraftet werden kann. Das Angriffsspiel wird mit Fäth und Drux wesentlich variantenreicher und unabhängiger von Nenadic. Tipp: Platz vier

Frisch Auf Göppingen:

Kader:

Für die abgewanderten Rückraumrechten Nyokas und Lobedank wurde Schöngarth verpflichtet. Der Abgang von Kraus soll intern aufgefangen werden. Ansonsten bleibt der Kader unverändert.

Aussichten:

Nach dem Gewinn des EHF-Pokals im Vorjahr wird auch dieses Jahr wieder das Erreichen des internationalen Geschäfts das Ziel sein. Die Abwehr bleibt unverändert stark mit Späth als Abwehrchef. In der Offensive verfügt man mit Schöngarth und Pfahl auf Rückraumrechts über ein exzellentes Duo. Etwas dünner sieht es im restlichen Rückraum aus, wo nach dem Abgang von Kraus die Last noch mehr auf Sesum liegen wird. Tipp: Platz acht

TSV Hannover-Burgdorf:

Kader:

Mit Böhm konnte eine weitere Alternative für den Rückraum für das Team gewonnen werden. Der restliche Kader konnte gehalten werden.

Aussichten:

Nach Platz 8 aus der Vorsaison schielen die Recken in dieser Saison zurecht auf die Europapokal-Plätze. Trainer Bürkle hatte einen Großteil aller Spieler in der Vorbereitung zur Verfügung, was eine gute Grundlage für einen guten Saisonstart ist. Böhm wird sowohl den Angriff als auch die Abwehr mit seiner Aggressivität enorm verstärken. In der Offensive gibt es sehr viele gute Optionen, unter anderem Häfner, Christophersen oder Olsen, die für Variabilität sorgen werden. Tipp: Platz sieben

SC Magdeburg:

Kader:

Mit Rojewski und Natek haben zwei Urgesteine den Verein verlassen. Christiansen und der schon während der letzten Saison verpflichtete Zelenovic werden die Lücke auf Rückraumrechts füllen. O' Sullivan soll auf der Mitte Haas ersetzen.

Aussichten:

Der Pokalsieg hat die eher durchwachsene Saison der Magdeburger gerettet. Dieses Jahr soll es auf jeden Fall wieder weiter nach vorne gehen. Christiansen als frischgebackener Olympiasieger wird im Verbund mit Zelenovic Konstanz auf die in den letzten Jahren verletzungsgeplagte Rückraumrechts-Position bringen. Abzuwarten bleibt, inwiefern Lemke in seiner zweiten Saison nicht nur defensiv, sondern auch offensiv Akzente setzen darf und kann. Tipp: Platz sechs

VFL Gummersbach:

Kader:

Linksaußen Schmidt wurde schon während der letzten Saison als Ersatz für Santos verpflichtet. Auf Rückraumrechts kommt Nyokas für Persson.

Aussichten:

Das Verteidigen des sehr guten neunten Platzes aus der Vorsaison ist das Ziel in Gummersbach. Insgeheim wird man sich sogar mehr ausrechnen. Gerade die jungen Nationalspieler Kühn und Ernst sind sowohl in Abwehr als auch im Angriff jetzt schon Leistungsträger, aber können sich noch weiter steigern. Falls Nyokas nach seiner langen Verletzungspause auf sein altes Leistungsniveau kommt und damit die Problemposition Rückraumrechts aus dem letzten Jahr zu neuer Stärke führt, ist dem VFL eine Überraschung zuzutrauen. Tipp: Platz neun

HSG Wetzlar:

Kader:

Im Tor ersetzt der Bosnier Buric den nach Kiel gewechselten Wolff. Kneer und die beiden Ex-Leipziger Pöter und Weber sollen den Neu-Berliner Fäth, Bliznac und Laudt ersetzen. Der junge Schwede Lindskog soll den erfahrenen Weber am Kreis ersetzen und auf Rechtsaußen wurde Björnsen, der bei der EM für Furore gesorgt hat, für Joli geholt. Auf Linksaußen muss die HSG leider noch kurzfristig reagieren, da sich Toptorschütze Holst im Pokal einen Kreuzbandriss geholt hat.

Aussichten:

Nach einer überragenden Hinrunde, sprang am Ende der letzten Saison nur Platz 10 heraus, den man sicher am Anfang der Saison akzeptiert hätte. Dieses Jahr streben die Hessen wieder einen einstelligen Tabellenplatz an, was allerdings aufgrund des größeren Umbruchs eine schwierige Aufgabe wird. Die Abwehr wird sich erst finden müssen mit dem neuen Torwart Buric und dem abwehrstarken Kneer. Im Angriff wurden mit Weber und Pöter zwei spielstarke Leute verpflichtet. Abzuwarten bleibt, inwieweit Kneer nach Jahren fast ausschließlicher Abwehrarbeit bei den Löwen auch im Angriff Akzente setzen wird. Tipp: Platz zehn

TBV Lemgo:

Lemgo konnte mit dem Polen Wyszomirski einen richtigen Transfercoup auf der Torhüter-Position erzielen, der beim Olympia-Vierten mittlerweile sogar Szmal als Nummer eins abgelöst hat. Rückkehrer Suton, immer noch erst 20 Jahre alt, wird zusammen mit Valiullin den Rückraum sowohl in der Breite als auch in der Spitze verstärken. . Tipp: Platz elf

SC DHfK Leipzig:

Bei Leipzig kommen mit Europameister Pieczkowski und dem erfahrenen Rojewski zwei gestandene Rückraumspieler zum DHFK. Im Gegenzug haben mit Pöter und Weber aber auch zwei zentrale Spieler den Verein verlassen. Mit Keeper Vortmann, den man schon während der letzten Saison verpflichten konnte, steht ein starker Rückhalt im Tor, so dass die Leipzier zwar nicht die 30 Punkte aus der vergangenen Saison wiederholen werden, aber dennoch nichts mit dem Abstieg zu tun haben werden. Tipp: Platz zwölf

Bergischer HC:

Der Bergische HC steht vor einer schwierigen Saison. Die prägende Figur Szilaygi hat seine Karriere beendet (neuer sportlicher Leiter) und mit Weiß hat man auch einen starken Abwehr- und Kreisspieler verloren. Inwieweit Babak und Vilovski, die beide aus eher unterklassigen Ligen (Schweiz und Rumänien)kommen, diese Abgänge kompensieren können, bleibt abzuwarten. Generell muss eine Leistungssteigerung im Vergleich zum Vorjahr her, sonst wird das nichts mit dem Klassenerhalt. Tipp: Platz 15

TVB Stuttgart:

Beim TVB Stuttgart herrscht Weltmeister-Fieber. Mit Neuzugang Kraus, dem neuen Trainer Baur und dem schon während der letzten Saison gewechselten Bitter, stehen drei Weltmeister auf bzw. neben der Platte. Mit Lobedank und Schagen konnten weitere bundesligaerfahrene Akteure verpflichtet werden. Der Abgang des Toptorjägers Spatz wiegt hingegen schwer. Dennoch werden die Stuttgarter den Klassenerhalt souveräner schaffen als letzte Saison, da mit Bitter und Kraus zwei Akteure im Tabellenkeller den Unterschied machen können. Tipp: Platz 14

HBW Balingen-Weilstetten:

Herbes Verletzungspech ereilt die Balingerschon vor Saisonstart, so dass sogar ein Comeback von Urgestein Ettwein nicht völlig ausgeschlossen wird. Dementsprechend schwierig wird der Saisonauftakt sein, gerade weil auch viele Neuzugänge zu integrieren sind. Dazu haben mit Böhm und Theuerkauf die neben Europameister Strobel prägenden Figuren den Verein verlassen. Aufgefangen sollen diese Abgänge von den ehemaligen Hamburgern Hens und Flohr. Allrounder Flohr wird sicherlich die Mannschaft verstärken, inwieweit Hens nochmal zu Höhenflügen ansetzen kann, bleibt ungewiss. Der Klassenerhalt wird auch aufgrund der Verletztenmisere sehr schwierig. Tipp: Platz 16

HC Erlangen:

Erlangen ist der stärkste der diesjährigen Aufsteiger. Mit Haaß, Guardiola, Katsigiannis und Bundalo konnte eine Reihe von hochkarätigen Neuzugängen präsentiert werden. Zusammen mit Neu-Nationalspieler Link, Rahmel, Horak und Stranovsky stellen die Erlanger eine äußerst schlagkräftige Truppe. Dazu kommt die enorme Heimstärke, an die sich unter anderem die Löwen und die Füchse erinnern werden, die beide vor zwei Jahren in Nürnberg Punkte gelassen haben. Der Klassenerhalt wird mit diesem Kader souverän erreicht. Tipp: Platz 13

GWD Minden:

Minden hat sich nach dem erneuten Wiederaufstieg mit dem norwegischen Nationalspieler Gullerud und dem schwedischen Rückraumrechten Freiman verstärkt. Ob die Qualität im Kader allerdings reicht, um die Klasse zu erhalten, ist mehr als fraglich. Mit Jernemyr (Abwehr) und Doder (Angriff) sind nach wie vor zwei Akteure die Säulen, die schon mehr als im Herbst ihrer Karriere angekommen sind. Interessant wird die weitere Entwicklung von Michalczik, der bei der Junioren-EM aufhorchen konnte, für den die Bundesliga aber vermutlich noch eine Nummer zu groß sein wird. Der Klassenerhalt wird schwer. Tipp: Platz 17

HSC Coburg:

Mit Coburg konnte ein weiteres bayrisches Team den Aufstieg perfekt machen. Allerdings sind die Coburger im Vergleich zu den Erlangern krasser Außenseiter in ihrer ersten Bundesliga-Saison. Mit Wetzel, Lex, Büdel und Weber konnte ein wenig Bundesligaerfahrung verpflichtet werden, die zusammen mit den ebenfalls bundesligaerfahrenen Kulhanek, Billek und Harmandic das Gerüst des Teams bilden. Das Kollektiv ist die große Stärke. Hier und da wird das auch für Punkte reichen, jedoch wird der Klassenerhalt nahezu unmöglich. Tipp: Platz 18