In den letzten Tagen wurde viel über Max Kruse geschrieben und gesprochen. Dabei überwog die negative Berichterstattung. Auch Bundestrainer Joachim Löw und Wölfe Manager Klaus Allofs zeigten öffentlich ihr Missfallen gegenüber dem deutschen Nationalspieler. Löw reagierte mit einer Nichtnominierung und Allofs anfangs mit harscher Kritik.
Aber was ist eigentlich vorgefallen? Erst vergaß der Nationalspieler in den frühen Morgenstunden 75.000 Euro in einem Berliner Taxi. Wenige Tage später kam es zu einem Vorfall bei seiner Geburtstagsfeier. Dabei machte eine Frau ständig heimlich Bilder von ihm. Er griff sich das Handy und löschte die Bilder, was am nächsten Tag natürlich sofort in den Medien thematisiert wurde. So weit so beschissen gelaufen.
Doch reichen diese "Vergehen" aus um die Person Max Kruse öffentlich so runterzumachen. Man könnte sich auf die Vorbildfuntion berufen. Fußballer sind mittlerweile nicht mehr nur Sportler. Vor allem für die jüngeren Fans dienen sie als Idole und werden gefeiert Popstars. Dadurch gewinnen sie zu einem bestimmten Maße an Verantwortung dazu. Dabei sollte diese aber eher in die Richtung gehen, dass die Spieler Werte wie Toleranz vermitteln. Ob ein Spieler mal eine Nacht durchzecht oder mit einer Zigarette erwischt wird, ist meiner Meinung nach weniger von Bedeutung. Natürlich verdienen diese Spieler astronomische Summen für eine Arbeit, welche im Gegensatz zu anderen Berufsfeldern weniger die Welt verändern und sollten so wenigstens ihrem Job gewissenhaft nachgehen (vor allem wenn man bedenkt was Fans finanziell, aber auch zeitlich auf sich nehmen, um ihrem Verein hinther zu reisen). Ob er dieser "Pflicht" nachgekommen ist fraglich, wenn er sich an einem Spieltag noch in den frühen Morgenstunden in Berlin aufhält. Scheinbar war er aber so ausgeruht und fit, dass er anschließend die Bundesligabegegnung gegen Hoffenheim von Beginn an spielen konnte. Dieser Auffassung muss schließlich auch der Trainer Dieter Hecking gewesen sein, denn dieser ist für die Aufstellung am Spieltag verantwortlich. Das "Vergehen" von Kruse war bis dato schon bekannt, denn medial wurde bereits darüber berichtet.
Insgesamt spielen die Medien auch einen großen Part in diesem Fall und auch in anderen Fällen. Dies liegt unter anderem daran, dass Fußballer mittlerweile teilweise auch als Popstars angesehen werden. Eine reine fußballerische Betrachtung ist außerhalb der Fußballmagazine kaum mehr zu finden. Dies ist nicht unbedingt verwerflich, weil auch viele Fußballer durch ihre Präsenz in den sozialen Medien dazu beitragen. Jedoch sollte es auch Grenzen geben. Über fast jeden privaten Fehltritt wird berichtet. Dieses Konzept der Berichterstattung funktioniert schon seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar seit Jahrhunderten. Denn viele Menschen wollen sehen, dass diese Millionäre trotzdem noch Menschen mit Fehlern wie sie sind. Dass solche Fehltritte oft eine Welle der Empörung auslösen, ist fraglich anzusehen. Auf der einen Seite wollen die Menschen die "Menschlichkeit" ihrer Stars sehen, um auf der anderen Seite jeden Fehler zu verurteilen. Dabei sind die meisten Spieler noch Jugendliche oder junge Erwachsene. Das Fußballgeschäft baut mit all dem Geld und den verschiedenen Interessen von Vereinen, Beratern, Medien und Werbagenturen bereits früh einen hohen Druck auf Spieler auf. Schon in den Jugendleistungszentren herrscht ein hoher Leistungsdruck und auch hier werden schon äußerst fragwürdige Geschäfte durchgeführt. Dabei haben diese nicht zum Ziel die Jugendlichen in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen. Danach müssen sie weiterhin immer nur eines tun: Funktionieren und nicht aus der Reihe tanzen. Wenn Spieler menschlicher und näher zu den Fans sein sollen, dann lasst ihn auch vor allem eines sein - ein Mensch! Max Kruse bspw. ist 28 Jahre alt und damit immer noch jung. Er gesteht sich mittlerweile ein Fehlverhalten ein und zeigt damit Selbstreflexion, was beispielsweise auch ein wichtiger Wert ist.
Des Weiteren gibt es auch eine Grenze wie weit Medien und Fans gehen dürfen. Letztendlich haben auch Fußballer ein Anrecht auf Privatsphäre. Es gibt genug Möglichkeiten ein Autogramm oder gar ein Bild mit ihnen zu bekommen. Wenn also ein Fußballer mit Freunden seinen Geburtstag feiert ist es äußerst dreist ständig heimlich von ihm Fotos zu schießen. Wenn man unbedingt ein Foto mit ihm haben will, dann kann man auch fragen. Dem Fußballer muss dann aber auch zugestanden werden dies abzulehnen. Dass Max Kruse anschließend das Handy "in Beschlag nahm" um die Bilder zu löschen, war eventuell etwas unklug. Dennoch sollte man auch diese Reaktion nachvollziehen können, denn es gibt bestimmte Grenzen, welche nicht überschritten werden dürfen.
Außerdem ist der Umgang der "Vorgesetzten" von Kruse sehr fraglich. Es wird immer gefordert, dass Spieler Kritik intern äußern. Warum dieses Verhalten für Manager und Trainer scheinbar nicht gilt, ist schwer zu erklären. Dazu prasselte von dieser Seite lange Zeit nur Kritik auf Kruse ein. Erst jetzt merken die Klubverantwortlichen, dass sie eher den Spieler unterstützen sollten und gegebenfalls helfen, um diese "Probleme" in den Griff zu bekommen.
Auch ist es fragwürdig warum Kruse, der mit seinen Aktionen nicht wirklich jemanden geschadet hat außer sich selbst, anders behandelt wird als beispielsweise Marco Reus. Das Fahren ohne Führerschein ist in allen Aspekten deutlich schlimmer anzusehen als spät aus zu sein und dabei Geld im Taxi zu vergessen. Vor allem wenn die Argumentation auf der Vorbildfunktion (welche ich, wie bereits aufgeführt, für nicht immer tragbar empfinde) aufbaut. Fahren ohne Führerschein ist eine Gefahr für alle Autofahrer und somit auch für Menscheleben und daran sollte sich niemand ein Vorbild nehmen. Es ist aber zu bezweifeln, dass sich jemand ein Vorbild daran nimmt Geld im Taxi liegen zu lassen. Wie bereits aufgeführt ist nur fraglich, inwieweit das lange Ausgehen vor einer wichtigen Aufgabe (in diesem Fall das Spiel gegen Hoffenheim) diese Funktion erfüllt.
Nun noch drei Dinge.
1. Auch ich bin nicht frei davon bei manchen Vergehen verschmitzt zu lachen und dabei mich zu fragen, was er sich dabei gedacht hat. Aber nach genügend Reflexion und etwas Nachdenken sollte man diese Dinge auch immer aus einer anderen Perspektive betrachten.
2. Insgesamt besteht auch die Frage warum die Medien mehr über solche Fälle berichten, als beispielsweise über das Unternehmen von Mathieu Flamini, welcher drauf und dran ist eine Alternative zu Erdöl zu finden. Das ist doch mal etwas geniales.
3. Adieu bis zum nächsten Mal
P.S. Diesen Eintrag habe ich aus meinen Blog auf Blogspot kopiert. Schreibe auf beiden Seiten das gleiche: http://nchsplzt.blogspot.de/