München bewirbt sich als Nachfolger von Vancouver für die Winterspiele 2018. Was das Wetter angeht, so stand die bayrische Landeshauptstadt der Metropole am Pazifik schon mal in nichts nach. Während man am Vortag noch bei frühlingshaften Temperaturen und Sonnenschein im englischen Garten flanieren konnte, wurden die Athleten tags darauf von Schnee- und Hagelschauern bei scheußlich-kühlen Temperaturen begrüßt. Im Grunde also dasselbe Wetter, bei dem sie Kanada verließen.

Die Stimmung ließen sich dadurch aber weder die gefeierten Olympioniken noch die Tausenden Fans entlang des Autokorsos und am Marienplatz vermiesen. Ich allerdings schon. Denn so ganz ohne Kapuze und Regenschirm stand ich recht blöd da – und ziemlich durchweicht. Zugegebenermaßen mein Fehler, dass ich mich vom Vortag so habe in die Irre führen lassen.

Zu Beginn der Veranstaltung am Siegestor hatten sich dann zunächst auch die meisten Sportler in ihre – überdachten – Cabrios zurückgezogen. Lediglich die Rodler Patric Leitner und Alexander Resch sowie Boblegende Andre Lange zeigten sich knallhart und standen noch bis kurz vor Abfahrt vor ihrem Gefährt und plauderten gut gelaunt mit ihren Fans.

Während Lange hauptsächlich Fragen zu seinem Karriere-Ende beantworten musste ("Das war ein geiler Abschluss, und deshalb ist jetzt auch Zeit, aufzuhören"), war Patric Leitner mehr an PS und Preis des weißen A3 interessiert, der ihn kurz darauf die Ludwigstrasse entlang chauffierte.

Doch als der Initiator der ganzen Feierlichkeit, Willy Bogner, vormachte, wie man auch im strömenden Regen mit offenem Verdeck, aufgeklapptem Regenschirm und breitem Werbe-Grinsen einen Autokorso anführen kann, öffneten sich nach und nach auch bei einigen Athleten die Verdecke. Mehrheitlich natürlich bei denen, die sich wegen ihres Saisonendes eine ordentliche Bronchitis leisten können.

Auf dem Marienplatz wurde sich derweil unter einem Meer aus Regenschirmen – auch ich hatte mir inzwischen im Kaufhof einen günstigen Knirps besorgt – zu Wiesn-Musik eingeschaukelt, während sich Wolfgang Nadvornik auf dem Rathaus-Balkon schon mal mit Martina Ertl, Peter Schlickenrieder und Markus Wasmeier warm redete. Passend dazu hatte der sadistische DJ offenbar nur Songs ausgesucht, in denen mindestens einmal erwähnt wurde, dass heute der schönste Tag überhaupt sei.

Als dann endlich Maria Riesch als eine der ersten Olympia-Heldinnen ins Freie trat, wurden die Schirme – auf Kosten so mancher Frisur (gut, dass ich keine habe!) – brav zugemacht, um beide Hände zum begeisterten Klatschen frei zu haben.

Angesichts solch eines Empfangs ließ es sich die zweifache Goldmedaillengewinnerin nicht nehmen, für München 2018 Großes anzukündigen: "Bei so einem Publikum, da werde ich dann natürlich noch fahren, das ist klar!" Und auch Tobias Angerer schloss sich der Gold-Marie an: "Wenn wir diese Begeisterung hier weiter transportieren können, dann kann das mit 2018 wirklich was werden." Nur leider nicht mit ihm: "Für die aktive Teilnahme werde ich etwas zu alt sein."

Insgesamt war der Tenor der Veranstaltung schnell klar: Wir können das mit Olympia mindestens genauso gut wie die Kanadier. Und in der Disziplin "Feiern im Regen", in der die Ahornblätter nach diesen Spielen schon uneinholbar schienen, scheint das tatsächlich möglich - da kann dann auch der Klimawandel nichts mehr vermiesen.