18.01.2009 um 16:03 Uhr
Ode an Aaron
Zu allererst: Bitte keine Fragen nach dem "Warum?". Ich kann sie nicht mehr hören, nicht beantworten und es geht mir auch auf die Nerven. Als kleiner Bub hatte ich zwar immer gesagt: "Mir gefiel der Name irgendwie…". Eine rationale Erklärung, warum ich großer Fan des Tennisspielers Aaron Krickstein bin/war, habe ich jedoch nicht parat.
Morgen beginnen mal wieder die Australian Open und wie jedes Jahr im Januar muss ich dabei zwangsläufig an das Turnier von 1995 zurückdenken.
Marc-Kevin Goellner, Wayne Ferreira, Petr Korda, Stefan Edberg und Jacco Eltingh wurden dort aus dem Weg geräumt. Damals die absolute Tennisweltelite. Erst im Halbfinale musste Krickstein gegen den späteren Sieger Andre Agassi mit zwei Sätzen Rückstand verletzungsbedingt aufgeben.
Ich fieberte bei Kricksteins besten Grand-Slam-Ergebnis fanatisch mit. Leider nicht live, da die Matches diese 0815-Spielers nie übertragen wurden. Jörn Renzenbrink war damals wichtiger…
Am Morgen nach Kricksteins Spielen, seien es Grand Slams oder stinknormale ATP-Turniere, bin ich vor lauter Aufregung meist vor dem offiziellen Weckerklingeln aufgestanden, nur um im Videotext das Spielergebnis nachzuschauen. Internet oder Live-Ticker gab's ja noch nicht. Dabei möchte ich an dieser Stelle einmal recht herzlich dem Schweizer Sender SF DRS danken, dessen Videotext in Tennis-Hinsicht herausragend war. Wenn die Jungs bei ARD und ZDF noch schliefen war SF DRS zur Stelle.
So kam es auch, dass ich bestimmt drei Jahre lang fanatisch jedes Spiel von Krickstein verfolgt habe, ohne ihn einmal live spielen zu sehen bzw. zu wissen, wie der Kerl überhaupt aussieht. Ich weiß noch ganz genau wie das ZDF-Morgenmagazin eine kurze Sequenz (Matchball) zeigte, als Krickstein bei einem Turnier Hendrik Dreekmann besiegte. Da sah ich zum ersten Mal die unverwechselbare beidhändige Rückhand inklusive hamsterähnlich aufgeblasener Backen (siehe auch https://www.spox.com/myspox/foto/Aaron-Krickstein-Superstar,89802.html).
Die Faszination kannte keine Grenzen. 1994 trat ich dem örtlichen Tennisverein bei, ein Jahr nachdem ich mich - dank Krickstein - erstmals für den weißen Sport interessierte.
Mittlerweile war Krickstein nicht mehr das "Phantom" aus der Anfangszeit, Eurosport zeichnete zum Großteil dafür verantwortlich. In meinem Kinderzimmer hing ein von meinem Vater in der Arbeit auf Lebensgröße aufgeblasenes Krickstein-Poster.
Natürlich war Krickstein damals nur ein mittelmäßiger Spieler, einen Achtelfinaleinzug musste man schon als Erfolg werten. Leider wurde er frühzeitig in seiner Karriere von Verletzungen geplagt. Doch der Typ hat – bis heute – auch eine erstaunliche Biografie zu bieten, die heute noch Gültigkeit besitzt und vielen nicht bewusst ist.
Krickstein ist bis heute der jüngste Spieler, der jemals ein ATP-Turnier gewann. Zwei Monate nach seinem 16. Geburtstag besiegte er im Oktober 1983 den Deutschen Cristoph Ziph in Tel Aviv. Ein Jahr später verteidigte er dort seinen Titel und hatte im zarten Alter von 17 Jahren bereits vier Turniersiege auf der Habenseite.
Krickstein ist bis heute der jüngste Spieler, der den Sprung in die Top Ten schaffte (mit 17).
Und dann war da noch der zähe "Marathon Man". Kein Spieler auf der Tour musste öfter Fünf-Satz-Matches bestreiten als Krickstein. Kein Spieler gewann mehr Fünf-Satz-Matches nach 0:2-Satzrückstand. Grandios sein Comeback im Viertelfinale der Australian Open 95, als er gegen Edberg schon so gut wie draußen war.
Lustigerweise scheint die Familie Krickstein besonders in jungem Alter talentierte Sportler hervor zu bringen. So war Kricksteins Nichte, die Golferin Morgan Pressel, die jüngste weibliche Spielerin (12 Jahre alt!), die sich für die U.S. Women's Open qualifizieren konnte.
Heute spielt Krickstein auf der Outback Champions Series und schloss das vergangene Jahr auf Rang fünf ab.
So, mehr habe ich nicht zu sagen. Diese Story mag vielen abstrus erscheinen – sie ist es auch. Ich wollte dennoch diese Gelegenheit nutzen, um mir 14 Jahre danach die Erinnerungen von der Seele zu schreiben.
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!
Morgen beginnen mal wieder die Australian Open und wie jedes Jahr im Januar muss ich dabei zwangsläufig an das Turnier von 1995 zurückdenken.
Marc-Kevin Goellner, Wayne Ferreira, Petr Korda, Stefan Edberg und Jacco Eltingh wurden dort aus dem Weg geräumt. Damals die absolute Tennisweltelite. Erst im Halbfinale musste Krickstein gegen den späteren Sieger Andre Agassi mit zwei Sätzen Rückstand verletzungsbedingt aufgeben.
Ich fieberte bei Kricksteins besten Grand-Slam-Ergebnis fanatisch mit. Leider nicht live, da die Matches diese 0815-Spielers nie übertragen wurden. Jörn Renzenbrink war damals wichtiger…
Am Morgen nach Kricksteins Spielen, seien es Grand Slams oder stinknormale ATP-Turniere, bin ich vor lauter Aufregung meist vor dem offiziellen Weckerklingeln aufgestanden, nur um im Videotext das Spielergebnis nachzuschauen. Internet oder Live-Ticker gab's ja noch nicht. Dabei möchte ich an dieser Stelle einmal recht herzlich dem Schweizer Sender SF DRS danken, dessen Videotext in Tennis-Hinsicht herausragend war. Wenn die Jungs bei ARD und ZDF noch schliefen war SF DRS zur Stelle.
So kam es auch, dass ich bestimmt drei Jahre lang fanatisch jedes Spiel von Krickstein verfolgt habe, ohne ihn einmal live spielen zu sehen bzw. zu wissen, wie der Kerl überhaupt aussieht. Ich weiß noch ganz genau wie das ZDF-Morgenmagazin eine kurze Sequenz (Matchball) zeigte, als Krickstein bei einem Turnier Hendrik Dreekmann besiegte. Da sah ich zum ersten Mal die unverwechselbare beidhändige Rückhand inklusive hamsterähnlich aufgeblasener Backen (siehe auch https://www.spox.com/myspox/foto/Aaron-Krickstein-Superstar,89802.html).
Die Faszination kannte keine Grenzen. 1994 trat ich dem örtlichen Tennisverein bei, ein Jahr nachdem ich mich - dank Krickstein - erstmals für den weißen Sport interessierte.
Mittlerweile war Krickstein nicht mehr das "Phantom" aus der Anfangszeit, Eurosport zeichnete zum Großteil dafür verantwortlich. In meinem Kinderzimmer hing ein von meinem Vater in der Arbeit auf Lebensgröße aufgeblasenes Krickstein-Poster.
Natürlich war Krickstein damals nur ein mittelmäßiger Spieler, einen Achtelfinaleinzug musste man schon als Erfolg werten. Leider wurde er frühzeitig in seiner Karriere von Verletzungen geplagt. Doch der Typ hat – bis heute – auch eine erstaunliche Biografie zu bieten, die heute noch Gültigkeit besitzt und vielen nicht bewusst ist.
Krickstein ist bis heute der jüngste Spieler, der jemals ein ATP-Turnier gewann. Zwei Monate nach seinem 16. Geburtstag besiegte er im Oktober 1983 den Deutschen Cristoph Ziph in Tel Aviv. Ein Jahr später verteidigte er dort seinen Titel und hatte im zarten Alter von 17 Jahren bereits vier Turniersiege auf der Habenseite.
Krickstein ist bis heute der jüngste Spieler, der den Sprung in die Top Ten schaffte (mit 17).
Und dann war da noch der zähe "Marathon Man". Kein Spieler auf der Tour musste öfter Fünf-Satz-Matches bestreiten als Krickstein. Kein Spieler gewann mehr Fünf-Satz-Matches nach 0:2-Satzrückstand. Grandios sein Comeback im Viertelfinale der Australian Open 95, als er gegen Edberg schon so gut wie draußen war.
Lustigerweise scheint die Familie Krickstein besonders in jungem Alter talentierte Sportler hervor zu bringen. So war Kricksteins Nichte, die Golferin Morgan Pressel, die jüngste weibliche Spielerin (12 Jahre alt!), die sich für die U.S. Women's Open qualifizieren konnte.
Heute spielt Krickstein auf der Outback Champions Series und schloss das vergangene Jahr auf Rang fünf ab.
So, mehr habe ich nicht zu sagen. Diese Story mag vielen abstrus erscheinen – sie ist es auch. Ich wollte dennoch diese Gelegenheit nutzen, um mir 14 Jahre danach die Erinnerungen von der Seele zu schreiben.
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!
Aufrufe: 3121 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 2 | Erstellt:18.01.2009
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Ganz tolles Blog! Ich finde, es gibt überhaupt keinen Grund, sich für sein Fan-Sein zu entschuldigen! Aaron Krickstein ist mir auch noch in guter Erinnerung - er gehört für mich zu den Cracks, die die Tennis-Zeit geprägt haben, in der ich mich für diesen Sport sehr begeistern konnte. Leider sind diese Zeiten inzwischen vorbei. Aber schön, dass Du sie noch mal aufleben lässt!