Edition: Suche...
Freunde
Gruppen
Videos
Favoriten
25.04.2010 um 23:48 Uhr
Neue Heimat für die Hertha?
Drobny, Friedrich, Raffael, Cicero, Kacar, Gekas, Ramos - Namen, die Michael Preetz sicherlich berechtigterweise dazu bringen, fast allwöchentlich mit bekannter Leichenbittermiene festzustellen: "Eine Mannschaft mit so viel Potenzial hat am Ende der Tabelle einfach nichts zu suchen.".
Preetz hat mit seiner Aussage sicherlich nicht unrecht und so hab ich mich auf die Suche nach den Gründen für den wohl nicht mehr zu vermeidenden Absturz des Hauptstadtsklubs begeben.

Ein (perfektes) Stadion für die Leichtathletik
Die Leichtathletik-WM im Berliner Olympiastadion war ein absoluter Höhepunkt im vergangenen Sportjahr. Viele Zuschauer betonten das "tolle Flair" rund um das große Stadion und waren von der fantastischen Stimmung begeistert.
Und wenn man sich im Fernsehen die wichtigsten Entscheidungen auf der blauen Tartanbahn anschaute, während die 74.228 Zuschauer auf den Rängen für ein Blitzlichtgewitter sorgten, so war man davon überzeugt, dass das Olympiastadion in Berlin der perfekte Ort für solch ein Event ist.
Doch ist dieses Stadion, in dem sich zwischen den Zuschauerrängen und dem 68 x 105 Meter großen Spielfeld eine Tartanbahn und andere für die Leichtathletik notwendigen Einrichtungen wie Weitsprungruben, Hammerwurfanlage, Hochsprunganlage und Wassergraben befinden, auch der richtige Austragungsort für ein emotionsgeladenes Fußballspiel?

Gegenbeispiele a là St. Pauli und Kaiserslautern.
In der zweiten Bundesliga steigen mit Kaiserslautern und St. Pauli zwei Mannschaften auf, mit denen jeder Fußballer die Namen "Millerntor" und "Betzenberg" verbindet. Hier peitschen die Fans ihre Mannschaft bedingungslos nach vorne und sorgen somit dafür, dass diese beiden Stadien oft auch als "Festung" bezeichnet werden. Mit solchen fast martialischen Bezeichnungen wie "Millerntor" und "Betzenberg" wird dem Gegner somit quasi schon im Vorfeld suggeriert, dass es sich praktisch um eine Art Festung handelt, die im Prinzip uneinnehmbar ist – das alles impliziert das Olympiastadion in Berlin schon allein auf Grund des Namens nicht. Aufsteiger Nummer Eins, der "Erste Effzeh Kah" belegt in der Heimtabelle der laufenden Saison Platz Nummer drei, direkt gefolgt vom Tabellenzweiten St. Pauli. Ein Grund für die Heimstärke dieser beiden Mannschaften ist sicherlich die Tatsache, dass die Fans durch ihre bedingungslose Unterstützung dafür verantwortlich sind, dass ihre Mannschaft in den letzten Minuten eines Spiel noch einmal so etwas wie die "zweite Luft" bekommen und dadurch in der Lage sind, dass sich bei der Auswärtsmannschaft häufig eine gewisse Unsicherheit breit macht.

Funke für die "Funkel-Elf" ?
Doch ist dieses auch im Berliner Olympiastadion der Fall? Jede Mannschaft ist irgendwo von seinen Fans bzw. von der Stimmung im Stadion abhängig. Häufig ist von dem "gewissen Funken" die Rede, der vom Publikum auf die Mannschaft überspringen muss. Natürlich gab es in der letzten Saison tolle Spiele vor "vollem Haus" im Berliner Olympiastadion, damals aber stand Hertha auf Platz Vier und war lange Zeit sogar ein Kandidat auf den Titel. Diese Saison jedoch spielte/spielt Berlin gegen den Abstieg und die "Funkel-Elf" stellte am Samstag sogar den traurigen "Tasmania-Rekord" von 15 sieglosen Heimspielen in Folge in der Saison 1965/66 ein. Aber wie soll der Funke von den Fans, die am Wochenende ja zahlreich anwesend waren, auf die Mannschaft überspringen, wenn der Abstand zwischen den "Atzen" und Torhüter Jaroslav Drobny mindestens fünfzig Meter und mehr beträgt. Grund für diese große Distanz sind die anfangs erwähnten Leichtathletik-Einrichtungen.
Eine Einheit zwischen Fans und Spieler herzustellen, ist somit schwer, wenn nicht gar unmöglich. Doch gerade für Mannschaften, die sich im Abstiegsstrudel befinden, ist solch eine Einheit von immenser Bedeutung. So besiegte der FSV Mainz in dieser Saison vor heimischen Publikum zum Beispiel die "großen" Bayern und auch andere vermeintlich stärkere Gegner – Stimmung und Fans waren sicher auch immer ein entscheidender Faktor bei für diese Erfolge.

Psychologie
"Wir suchen die Schuld für unsere Tabellensituation ganz bestimmt nicht bei anderen. Aber jetzt reicht es. Die Fehlentscheidungen waren für jedermann offensichtlich und in allen Fällen für den Spielverlauf entscheidend und einseitig zu unseren Lasten und sind inzwischen schon zur Regel geworden. Wäre nur die Hälfte regelkonform gepfiffen worden, wären wir längst wieder klar im Rennen", sagte Hertha-Geschäftsführer Michael Preetz.
Dieses Zitat wurde in den letzten Wochen immer wieder öffentlich diskutiert und auch ich habe mir ein paar Gedanken dazu gemacht. Sicherlich gleichen sich die Fehlentscheidungen der Schiedsrichter im Laufe einer Saison fast immer wieder aus. Doch jeder kennt auch den Begriff "Heimschiedsrichter": Ein Schiedsrichter, der auf Grund der brodelnden Stimmung im Stadion eher dazu neigt, zu Gunsten der Gastgeber zu pfeifen, da er sonst von den heimischen Fans beleidigt und provoziert wird. Doch hat ein Schiedsrichter, der in dem großen weiten Olympiastadion pfeift, wo er die Schmährufe der Fans kaum hört, "Angst" davor, einen strittigen Elfmeter für die Hertha nicht zu geben? In Mainz, Dortmund, Schalke usw. , wo die Stimmung schnell den Siedepunkt erreicht, spielen sich im Kopf des Schiedsrichters sicherlich andere Szenarien ab, als wenn er im Berliner Olympiastadion seinem Beruf nachgeht.
Aufrufe: 7804 | Kommentare: 43 | Bewertungen: 15 | Erstellt:25.04.2010
ø 7.9
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
flandaman
26.04.2010 | 00:10 Uhr
1
-1
flandaman : @ el_mundo
26.04.2010 | 00:10 Uhr
-1
flandaman : @ el_mundo
Sehr schöner Blog.

MMn braucht eine gute Mannschaft nicht unbedingt eine starke Fankulisse. Klar, es hilft eine "positive" Atmosphäre zu schaffen. Aber: Die Stimmung bei den Bayern war im Olympiastadion sogar noch schlechter als heutzutage und der dritte im Bunde in Liga 2, der FC Augsburg, hat auch keinen Hexenkessel. Selbst im Camp Nou wird es auch nur nach spektakulären Aktionen laut.

Es ließen sich jetzt dutzende Beispiele finden, um meine Sichtweise zu belegen, genauso wie für deine.

Letztendlich ist Stimmung nur genauso wichtig wie ein "kultiger" Co-Trainer oder eine gute S-Bahn-Anbindung.
1
el_mundo
26.04.2010 | 00:15 Uhr
0
0
el_mundo : flandman
26.04.2010 | 00:15 Uhr
0
el_mundo : flandman
Klar, es gibt def. genug Beispiele, um deine Sichtweise zu belegen. Aber ich konnte mich noch nie wirklich mit dem Olympiastadion anfreunden und es ist sicherlich auch nur ein kleiner Faktor, aber vllt. ein nicht zu unterschätzender im Abstiegskampf.
0
Kult_Kaiser
26.04.2010 | 00:27 Uhr
0
0
Kult_Kaiser : Hertha
26.04.2010 | 00:27 Uhr
0
Kult_Kaiser : Hertha
Sich mit einem solchen Thema zu beschäftigen, ist sicherlich nicht gerade einfach und ich glaube, es bedarf auch eines größeren Fussballsachverstands der Leser, auf diesen Bericht einen angemessenen Kommentar zu schreiben.
Vorweg möchte ich erwähnen, dass die Mannschaft es in der vergangenen Saison geschafft hat absolut am Limit zu spielen und mit dem 4. Platz das wohl bestmögliche Ergebnis zu erzielen, das mit der Truppe im letzten Jahr möglich war.
In der letzten Saison könnte man also meinen, dass die große Entfernung der Zuschauer zum Spielfeld und somit für die Stimmung im Stadion keine negative Auswirkung auf das Spiel der Mannschaft genommen hat, eher im Gegenteil.
Also muss man sich mit diesem Beitrag meines alten Freundes el_mundo auseinandersetzen.

Nur ganz selten hat die Truppe es geschafft, in Ansätzen das zu zeigen, was sie in der vergangenen Saison im Stande war zu leisten.
Als Beispiel hierfür dient der Auswärtserfolg in Wolfsburg (5:1).
Wenn man nun dem Beitrag des Verfassers glauben schenken möchte, so könnte man ihm Recht geben, denn bezeichnenderweise gelang der eben angepriesene Erfolg gegen die Wölfe auswärts und nicht im heimischen Olympiastadion.
Auch muss man festhalten, dass der Hertha in dieser Saison lediglich ein einziger Heimerfolg gelungen ist (1. Spieltag gegen Hannover 96).
Ob aber das Stadion bzw. der große Abstand zwischen Fans und Spielern der ausschlaggebende Punkt für diese miserable Heimbilanz ist, vermag ich nicht zu sagen.
Meiner Meinung nach spielen da andere Faktoren eine größere Rolle, wie zum Beispiel die nicht kompensierten Abgänge der Leistungsträger Voronin und Pantelic oder auch in der Abwehr Jo Simunic...
0
flandaman
26.04.2010 | 00:36 Uhr
0
0
flandaman : @ el_mundo
26.04.2010 | 00:36 Uhr
0
flandaman : @ el_mundo
Klar kann das ein Faktor sein, wenn die Mannschaft derart verunsichert ist. Hertha hat aber in der Rückrunde unglaubliches Pech und musste immer wieder Tiefschläge hinnehmen. Niko Kovac hat mal das Bonmot geprägt: ,,Wenn du scheiße am Fuß hast, hast du scheiße am Fuß.". Wenn Nürnberg dich in der 93. Minute auskontert und du deswegen völlig unverdient verlierst oder Schalke in der 87. Minute per Abstauber den Siegtreffer erzielt. Diese Momente sind brutal und an denen ist Hertha mMn verzweifelt. Diese Gefühl alles, wirklich alles zu tun und am Ende doch wieder mit leeren Händen dazustehen. Da helfen dir auch keine Fans.
0
flandaman
26.04.2010 | 01:24 Uhr
1
0
flandaman : @ el_mundo
26.04.2010 | 01:24 Uhr
0
flandaman : @ el_mundo
Klar wäre es interessant gewesen, zu sehen, wie Hertha beispielsweise im Millerntor als Heimstätte aufgetreten wäre. Aber ich glaube, dass es in diesem speziellen Fall nichts geholfen hätte. Hier lag es nicht am Willen oder Einsatz, eher waren Pech und auch Unvermögen schuld (und natürlich die Hinrunde).

Bitte schreib mehr Blogs, mir gefällt das sprachlich und vom Aufbau her sehr. Der inhaltliche Ansatz ist auch sehr gut, mach weiter so!
1
flandaman
26.04.2010 | 02:28 Uhr
0
0
flandaman : @ el_mundo
26.04.2010 | 02:28 Uhr
0
flandaman : @ el_mundo
Witzig. Dann werden wir uns wohl in der Redaktion öfters über den Weg laufen.

Vielleicht hätte der Blog mehr Bezug zum Titel bieten haben können, d.h. du hättest ein mögliches Szenario mit Stadionumzug durchspielen können.
0
Great_One
26.04.2010 | 07:28 Uhr
1
-3
Great_One : 
26.04.2010 | 07:28 Uhr
-3
Great_One : 
Sehr schöner Blog .

Natürlich ist die Entfernung und die nicht vorhandene Stimmung im Berliner Olympiastadion nicht der Hauptfaktor des Absturzes, allerdings hat man diese Saison gesehen was passiert wenn "der Funke" überspringt. Beispiel Schalke. Da wurde die Mannschaft vor allem gegen Hamburg und Wob (auch wenn das Spiel verlorgen ging) zu Toren geschrien. Das Publikum spielt schon eine wichtige Rolle. Erst Recht wenn man so viele Leistungsträger abgegeben hat wie die Hertha. Es sind viele kleine Faktoren (übertriebene Erwartungshaltung, Leistungsträger weg, Publikum, Funkel als Trainer, Doppelbelastung und was weiß ich nicht noch) die da zusammengekommen sind.
1
Armister
26.04.2010 | 13:23 Uhr
0
0
Armister : 
26.04.2010 | 13:23 Uhr
0
Armister : 
Denke das es im olympia stadion schwierig ist eine gute stimung aufzubauen:

1. Die Laufbahn. Wenn die fans so weit weg stehen/sitzen ist es meiner meinung nach schwieriger den funken vom spiel auf die fans zu übertragen oder umgekehrt.

2. Das stadio ist zu groß: Bei den hertha heimspielen kommen ungefähr so 40.000 leute. Für eine so große stadt sicherlich verbesserung würdig aber trotzdem immer noch gut. Aber das stadion so groß ist wirkt es irgendwie immer leer. Und wenn ein stadion nicht voll besetzt ist kann man unmöglich einen "Hexenkessel" erschaffen, der die mannschaft richtig nach vorne peitscht.

Das ist sicherlich ein nachteil für die Hertha das gerade im abstiegskampf heimspiele unglaublich wichtig sind.

0
BadBlue
26.04.2010 | 14:08 Uhr
0
0
BadBlue : 
26.04.2010 | 14:08 Uhr
0
BadBlue : 
Uns würde ein Stadion im Stile von Wolfsburg oder Kaiserslauern schon besser tun.
Aber in der Salatschüssel kommt auch stimmung auf, das is ja nicht das problem, nur eben diese weiträumigkeit, wirkt eben teilweise so als wäre man nicht so ganz dabei als zuschauer.

Aber den Abtieg haben alleine Team und Präsidium zu verantworten.
Und andere Faktoren die alle schon mal irgendwo bennant wurden, führten auch noch dazu.
0
petermaffya
26.04.2010 | 14:30 Uhr
0
0
26.04.2010 | 14:30 Uhr
0
Jungs,nichts gegen euch,aber mir kommt es so vor als wären alle die hier einen Kommentar abgegeben haben in dieser Saison nicht einmal im Olympiastadion gewesen.
Die Unterstützung aus der Kurve bei der sportlichen Lage war großartig.Ich erinners mich gerne an das Spiel gegen Freiburg,wo Hertha 0:4 untergeht und das Stadion trotzdem gerockt wurde. Dazu meinte Preetz er hat sowas in seiner Zeit bei Hertha noch nie erlebt.
Ich gebe zu in einem reinen Fußballstadion wäre die Stimmung besser und der Abstand ist auch ein Nachteil, aber eins kann man sagen die Fans hatten keine Schuld an dem Abstieg. Die Stimmung hat sich in den letzten 2 Jahren echt klasse entwickelt. Naja überzeugt euch selbst, anstatt hier nachzuplappern
0
COMMUNITY LOGIN
Du bist nicht angemeldet. Willst Du das ändern?
Benutzername:
Passwort:
 

Wir aktualisieren unsere Nutzungsbedingungen und unsere Datenschutzrichtlinie. Wir haben neue Community-Richtlinien zur Inhaltsnutzung - Verhaltenskodex eingeführt und mehr Informationen darüber bereitgestellt, wie wir Ihre Daten erheben und nutzen. Indem Sie unsere Website und unsere Dienste weiterhin nutzen, stimmen Sie diesen Aktualisierungen zu.
Neueste Kommentare
KoGe
Artikel:
Eigentlich egal, wie lustig oder ernst die posts von Furnace und midengler g
02.06.2024, 08:02 Uhr - 5 Kommentare
ÜberDenTellerrand
Artikel:
Für einen Watzke zählt doch seit Jahren nur der wirtschaftliche Erfolg. Wer
02.06.2024, 07:59 Uhr - 1 Kommentare
Whitenagic
Artikel:
SiawnHy Hat der glücklichere gewonnen und Hat durch Faktoren, wie Nerven, Kr
02.06.2024, 07:59 Uhr - 16 Kommentare
mrpunk
Artikel:
Für 80 Mio. holt man dann? ... Kimmich? Wirtz fände ich interessant. Aber ni
02.06.2024, 07:58 Uhr - 6 Kommentare
PDZ
Artikel:
Pellingham, der Peste der Welt braucht noch ein paar Jahre gegen echte Gegne
02.06.2024, 07:53 Uhr - 14 Kommentare
sdf
Artikel:
Dieses ewige Zufriedensein geht mir selbst als nicht BVB Fan auf die Nerven.
02.06.2024, 07:52 Uhr - 7 Kommentare
TorontoTom
Artikel:
was für ein abstieg von einem immer etwas überschätzten trainer
02.06.2024, 07:50 Uhr - 1 Kommentare
ShunsukeNakamura
Artikel:
Vor dem Eckball kommt ein unnötiger Fehlpass, der zu einem guten Konter gefü
02.06.2024, 07:50 Uhr - 2091 Kommentare
Grisham
Artikel:
Respekt! Aber unter näherer Betrachtung natürlich eine Farce. Nie hat eine M
02.06.2024, 07:32 Uhr - 1 Kommentare
Badcoolio
Artikel:
Adeyemi mag die falschen Entscheidungen getroffen haben und auch manchmal et
02.06.2024, 07:20 Uhr - 29 Kommentare