Wenn man Schalke Böses will, kann man den vielfarbigen Traditionsverein wirklich an die Karre pissen, wie man so schön sagt. Die meisten Meisterschaften wurden zwischen 1933 und 1945 eingefahren, Kinder polnischer Einwanderer und gleichzeitig Ausshängeschilder des Vereins wie Szepan waren Ehrenmitglieder der SS, weil ... sie als gute deutsche Vorbilder sah.
Und nun, nach etlichen Jahren merkt ein neunmalkluger Fußballhasser: Moment, das Lied!

Ja, wir singen seit 1963 die von Hans König überarbeitete Form eines Liedes, das 1924 entstand, also zu einer Zeit, in der Europa nicht die Muslime, sondern die Juden Europas immer stärker in Bedrängnis gerieten. Denn der Antisemitismus wurde nicht 1933 erfunden.
Und ja, wir singen, dass Mohammed, der letzte Prophet des Islams, keinen Plan von Fußball hatte und sich bis heute nicht angeignet hat.
Das mag dem einen oder anderen Fanatiker aufstoßen, weil er es nicht versteht, natürlich.
Würde man nur weiterlesen, sähe man dem Propheten eine Ehre gewidmet, die größer ist als jeder Schmähruf, er verstände nichts von einer Sportart: Die Farben, die eine Region so prägten wie keine anderen, eine Farbkombination die in dieser Reihenfolge - Blau und Weiß - in aller Welt bekannt, ja genau dieses Vermächtnis, all das Herzblut, all die Tradition, die Schalker in alle Welt haben - das begründen wir damit, dass Mohammed sich diese Farben aussuchte.

Richtig ist auch, dass man darüber ruhig diskutieren sollte, was man sich dabei dachte und woher man überhaupt von der Existenz dieses Propheten wusste, vorher wir ignoranten und respektlosen Ungläubigen des Okzidents davon wussten.
Schlimmer ist, dass nun das sensible der Thema Religion missbraucht wird, um Wünsche Weniger als Wünsche Aller zu suggerieren. Zu Mohammeds Lebzeiten (im Diesseits), dem sechsten und wohl auch dem siebten Jahrhundert, führten einzelne Herrscher oft ganze Nationen ins Verderben. Zwangsabstieg eines Volks auf Wunsch eines Irren.
Nun droht eine kleine Gruppe überfanatischer Muslime das Verhältnis zwischen den Religionen - nichts Anderes ist Schalke hier - zu ruinieren.
Es ist hier anders. Kopftuch und Moschee gehören zum Stadtbild, mal lebte mal miteinander, mal nebeneinander.
Und allgemein kann sich hier niemand darüber beklagen, man würde ihn benachteiligen, weil er Muslim sei.

Vergessen wir bitte nicht: Wir reden von Fußball, einer Sportart, die in Deutschland noch nicht die traurige politische Prägung anderer Länder angenommen hat. Hier lieben und leben wir Blau und Weiß, aber auch Lahmacun und Döner sind verdammt geil.

Wie oft waren es genau Anhänger dieses blasphemischen Vereins, die mit den neuzugewanderten Leuten Nachbarschaft pflegten, während die Kinder beider Seiten, ja was wohl?! Gemeinsam Fußball spielten.

Fußball verbindet, die Machenschaften des Fußballs trennen.

Erste Reaktionen lauten meist so: Sollen die nur machen, wir singen weiter... Warum stört es die jetzt erst? Was wollen die überhaupt?
Wenige Reaktionen dagegen lauten aber auch: Was stellen die sich immer so an.
In einer Region, in der die deutschstämmige Bevölkerung noch knapp in der Mehrheit ist, droht - besonders bei den unteren Schichten, die bekannterweise immer anfälliger für rechtes Gedankengut sind - die Geduld, vielleicht gar die Akzeptanz zu enden.
Zu oft werde unter dem Vorwand des Islam schon an deutscher oder regionaler Tradition zumindest versucht zu rütteln. Zu viele Ausnahmen, zu viel Rücksicht, heißt es dar.
Ich für meinen Teil bin froh, weder Türkisch, Bosnisch, noch Arabisch zu sprechen, denn dann würde mir wohl das ein oder andere Mal etwas sehr Blasphemisches gegenüber meiner Religion in die Ohren kommen, wenn ich Gala gegen Fener schaute.

Die Tatsache, dass Schalke einen Experten beauftragt und sogar die in Deutschland höchste Instanz der Muslime dazu Stellung bezieht, ist mehr als ein Pseudomachtkampf. Beide Seiten wissen um die Brisanz. Dass nun die Medien dies aufgreifen ist nicht förderlich, denn nun kann jeder, der dem FC Schalke 04 schaden möchte, sich auf die Seite der zwei, vielleicht drei Muslime stellen, die das Lied vielleicht sogar verbieten lassen wollen.
Ich denke dabei besonders an die Bienchen aus Lüdenscheid.

Ihr werdet bemerkt haben, wie der spielerische Ton verschwunden ist, oder auch nicht. Aber das ist genau das, was meiner Meinung nach passiert ist: Das Bälle zuspielen ohne der Religion überhaupt Achtung zu schenken ist nun in Gefahr, trotz Mesut Özil, der Altintoptwins, Amsif, Yalin oder Can.

Glück Auf!

(wie immer aus dem Kopf geschrieben und direkt hochgeladen ;P )