Edition: Suche...
Freunde
Gruppen
Videos
Fotos
Favoriten
01.11.2010 um 17:36 Uhr
Mit 43 Jahren,...
Wenn ein in die Jahre gekommener Sportler ein Comeback wagt, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten öffentlicher Wahrnehmung. Entweder wird er bewundert, weil er es nochmal mit den „Jungen Wilden" aufnehmen will oder er wird aus dem gleichen Grund belächelt. Als Thomas Muster, erfolgreichster österreichischer Tennisspieler aller Zeiten, am vergangenen Mittwoch nach über zehnjähriger Abstinenz erstmals wieder bei einem ATP-Turnier aufschlug, gingen die Meinungen dementsprechend auseinander. Was will ein einst gefeierter Star der Tennisszene im Alter von 43 Jahren noch beweisen? Straft er vielleicht die gesamte Fachwelt Lügen und kann immer noch mit seinen weitaus jüngeren Konkurrenten mithalten? Oder bezieht er auf dem Platz die schlimmste Tracht Prügel seines Lebens?

Soviel gleich vorweg: Prügel hat er nicht bezogen. Ein 2:6; 6:7 gegen Musters Landsmann Andreas Haider-Maurer – immerhin die Nummer 157 der Weltrangliste – könnte man als Außenstehender sogar als Erfolg werten. Ob eine Erstrundenniederlage beim eher mager besetzten Turnier in Wien einem ehemaligen Weltranglistenersten aber irgendeine Befriedigung verschafft, darf doch bezweifelt werden. Er wolle es nicht der Welt, sondern sich selbst beweisen, ließ Muster vor wenigen Wochen im Interview mit „news.at" verlauten. Als Fan wird man trotzdem das Gefühl nicht los, dass das Image des „Alpen-Boris" unter seinem Comeback leiden wird.

Als 974. der ATP-Rangliste konnte Muster nur mit einer Wildcard des Veranstalters in Wien teilnehmen. Mit dieser Entscheidung haben sich die Verantwortlichen sicherlich nicht nur Freunde gemacht. Der Lette Ernests Gulbis, der eigentlich Musters Erstrundengegner gewesen wäre, sagte „aus persönlichen Gründen" kurzfristig ab. Die Vermutung liegt nahe, dass Gulbis einfach kein Teil der großen Marketing-Aktion um Thomas Muster werden wollte. Den Platz des Letten nahm schließlich der 23-jährige Andreas Haider-Maurer ein. Dass der junge Österreicher gegen den ehemaligen Liebling der Nation bis unter die Schweißbänder motiviert gewesen sein dürfte, versteht sich von selbst. Muster schied also nach einem glatten und einem zumindest umkämpften Satz aus, kann sich aber wenigstens damit rühmen, gegen den späteren Finalisten des Turniers verloren zu haben. Haider-Maurer unterlag Österreichs neuem Tennishelden Jürgen Melzer im gestrigen Finale denkbar knapp mit 7:6; 6:7; 4:6.

Vielleicht liegt der Grund für Musters Comeback ja auch ein wenig im Erfolg des Jürgen Melzer begründet. Melzer ist nach Muster der erste richtig erfolgreiche Tennisspieler Österreichs und knabbert mittlerweile an den Top Ten der Weltrangliste. Ist der „Alpen-Boris" etwa eifersüchtig? Kann es Österreichs Sportler des Jahres 1990 und `95 womöglich nicht ertragen, dass die Massen plötzlich einem anderen zujubeln? Wer Musters Ehrgeiz kennt, könnte eine solche Erklärung zumindest für nicht völlig abwegig halten.

In etwas kleinerem – und medial weniger bedeutsamem – Rahmen ist Muster dem Tennissport nach seinem letzten offiziellen ATP-Match 1999 immer treu geblieben. Von 2003 bis 2006 war er österreichischer Davis-Cup-Kapitän, außerdem spielte er ebenso ab 2003 sehr erfolgreich auf der ATP Tour of Champions gegen andere Ex-Stars wie Henri Leconte oder Cédric Pioline. Auch in weniger ernsthaften Schaukämpfen war der zweifache Familienvater hin und wieder zu sehen. Bei „TV Total" spielte er mit Showpraktikant Elton gegen Stefan Raab und Boris Becker Doppel. 2009 besiegte er Sybille Bammer – damals beste Tennisspielerin der Alpenrepublik – im „Kampf der Geschlechter". Gereicht scheinen dem ehemaligen French-Open-Champion diese gelegentlichen Auftritte jedoch nicht zu haben. Muster zog es wieder auf die große Bühne.

Mitte des Jahres gab er beim Challenger-Turnier in Braunschweig sein – damals noch wenig beachtetes – Comeback und verlor in Einzel und Doppel jeweils in Runde eins. Auch bei den folgenden vier Challenger-Turnieren gewann er kein Match. Erst beim sechsten Anlauf konnte er in Ljubljana gegen den bestenfalls unter absoluten Tennisfreaks bekannten Slowenen Borut Puc den ersten Erfolg feiern – um danach in der zweiten Runde auszuscheiden.

Körperlich mag Muster in Topform sein, aber auf der anderen Seite des Netzes stehen eben Männer, die allesamt ohne weiteres seine Söhne sein könnten. Er wird trotzdem nicht müde, in Interviews und bei Pressekonferenzen zu betonen, dass die Niederlagen bei seinem derzeitigen Trainingsstand noch völlig normal seien und außerdem meistens viel knapper, als das Ergebnis vermuten ließe. Der status quo kann einen, der in seiner „ersten" Karriere 44 Einzeltitel geholt hat, aber mit Sicherheit nicht zufriedenstellen. Vielleicht hätte sich Muster vor seiner Entscheidung pro Rückkehr einmal das Comeback von Michael Schumacher genauer anschauen sollen. Der seinerzeit beste Formel-1-Pilot ist etwa in Musters Alter und fährt seit seinem Rücktritt vom Rücktritt nur noch hinterher, was sein Image schon arg in Mitleidenschaft gezogen hat. Schumacher hat aber zumindest einen Vorteil gegenüber Thomas Muster: Im Motorsport kann man schlechte Leistungen mit einem nicht konkurrenzfähigen Auto rechtfertigen. Was wird Muster tun, wenn der Erfolg dauerhaft ausbleibt? Schläger- und Bekleidungsfirma wechseln?

Muster hätte sich ein Beispiel an einem der Allergrößten seiner eigenen Sportart nehmen sollen: Pete Sampras. Der US-Amerikaner bestritt im Jahr 2007, fünf Jahre nachdem er dem Hochleistungssport den Rücken gekehrt hatte, drei Schaukämpfe gegen den damals noch unangefochtenen Branchenprimus Roger Federer. Nach zwei Niederlagen schaffte Sampras im dritten Vergleich tatsächlich das zuvor unmöglich Scheinende und besiegte den Schweizer in zwei Sätzen. In den folgenden Tagen wurde Sampras natürlich immer und immer wieder gefragt, ob er denn nun ein Comeback plane. Der vierzehnfache Grand-Slam-Sieger antwortete aber immer nur: „Ich hatte meine Zeit in den 90er Jahren!". Diese menschliche Größe und Gelassenheit scheint Thomas Muster leider zu fehlen.
Aufrufe: 4213 | Kommentare: 8 | Bewertungen: 6 | Erstellt:01.11.2010
ø 7.7
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
Zoelibaer
02.11.2010 | 13:10 Uhr
0
0
Zoelibaer : 
02.11.2010 | 13:10 Uhr
0
Zoelibaer : 
Klasse Blog und ich kann dir nur zustimmen. Ich kann das Comeback nicht nachvollziehen und denke, dass er nach weiteren Erstrundenniederlagen sich sehr schnell wieder zurückziehen wird.

10P!!!
0
mfranky
02.11.2010 | 13:28 Uhr
3
0
mfranky : 
02.11.2010 | 13:28 Uhr
0
mfranky : 
Schön das sich jemand mit dem Thema Tennis beschäftigt, wird mMn sowieso zu selten gemacht. Trotzdem kann ich dir inhaltlich überhaupt nicht zustimmen.

1. Gulbis: hat nicht wegen Muster zurückgezogen, sondern sein Vater hat beim Buffet in der Stadthalle mehr oder weniger randaliert, einen Angestellten heißen Kaffee ins Gesicht geschüttet, wonach Gulbis aus persönlichen Gründen zurückgezogen hat und abgereist ist.

2. Muster: Thomas Muster betont selbst immer wieder das er spiel weil es ihm Spaß macht und weil er seinen Grenzen noch einmal ausloten will. Dabei geht es ihm sicher nicht darum ob er gewinnt oder verliert. Er hat Spaß daran und solange er den hat wird er weiter spielen und das ist auch seine Entscheidung.

Er sagt auch, dass seine Erfolge in Büchern stehen und es ihn nicht interessiert zu sagen wie gut er einmal war, sondern er will sehen wie gut er noch sein kann.

Es ist seine persönliche Entscheidung und es steht keinem zu diese zu bewerten. Auf alle Fälle gibt es einen Sieger: den Tennissport. Selten zuvor haben Challenger ein solch großes mediales Echo erfahren und so viele Zuschauer angelockt wie die Muster - Auftritte. In der Wiener Stadthalle waren beim 1.Runden Spiel ca 7000 Zuschauer und ich glaube, dass es jedem dieser Zuschauer völlig wurscht war ob Muster gewinnt oder verliert.

Muster ist von der Einstellung einer der größten Sportler aller Zeiten und mit daran kratzt auch sein derzeitiger Selbstversuch nicht!
3
bava
02.11.2010 | 18:09 Uhr
0
0
bava : 
02.11.2010 | 18:09 Uhr
0
bava : 
Muster war und ist für mich ein Idol. einer der größten fighter die es im Tennis je gam. Aber das was er jetzt macht, macht er nur aus Geldproblemen wie es scheint.
0
mfranky
02.11.2010 | 22:16 Uhr
0
0
mfranky : 
02.11.2010 | 22:16 Uhr
0
mfranky : 
Geldprobleme??? Muster wird mit aktivem Tennissport keinen Cent mehr verdienen! Mit seiner derzeitigen Turniertour zahlt er mit Sicherheit ordentlich drauf!
0
BronxBombers
02.11.2010 | 22:47 Uhr
0
0
02.11.2010 | 22:47 Uhr
0
muster würde auf der tour überhaupt keine chance haben,gegen keinen spieler!
es spielt just for fun,und hat keine erwartungen

wie kann man nur das comeback von schumi in irgend einer weise mit dem comeback von muster vergleichen?!
schumi fährt wieder um rennen zu gewinnen,das ist bei muster etwas anders...
vielleicht hat er den wettkampf vermisst,aber ich kann mir nicht vorstellen das er im ernst glaubt irgend was gewinnen zu können.
wenn er ein match gewinnen könnte,wär das schon eine riesen sache für ihn.
0
BronxBombers
02.11.2010 | 22:52 Uhr
0
0
02.11.2010 | 22:52 Uhr
0
´´ Der Lette Ernests Gulbis, der eigentlich Musters Erstrundengegner gewesen wäre, sagte "aus persönlichen Gründen" kurzfristig ab. Die Vermutung liegt nahe, dass Gulbis einfach kein Teil der großen Marketing-Aktion um Thomas Muster werden wollte. ´´

der eigentliche grund :

http://www.keller-sports.de/blog/k-on-tour/gulbis-personliche-grunde/
0
robson2951989
MODERATOR
02.11.2010 | 23:11 Uhr
0
0
02.11.2010 | 23:11 Uhr
0
Ich weiß nicht was diese Rummäkelei immer soll. Wenn Muster meint, dass er mit 43 Jahren ein Comeback starten muss, dann soll er das tun, find ich großartig. Und dass ein Comeback im Tennis durchaus erfolgreich verlaufen kann beweist Kimiko Date Krumm. Klar, an alte Erfolge wird er nicht anknüpfen können, das erwartet aber auch keiner.

Die Spekulationen (Gulbis-Rückzug, Neid auf Melzer) und der Schumi-Vergleich sind völlig daneben. Der Verweis auf fehlende menschliche Größe ebenso.
0
aFroTiTTe
03.11.2010 | 10:46 Uhr
0
0
aFroTiTTe : !!
03.11.2010 | 10:46 Uhr
0
aFroTiTTe : !!
@robson bin völlig deiner meinung!

wer hat das recht zu sagen du bist zu alt, wenn er meint dann lasst ihn doch.. ihm wirds ziemlich egal sein was wir hier schreiben!
hauptsache er hat freude bei dem was er tut!
Und wenn er unter die top 400 kommt ists auch gut..
Blamieren wird er sich nicht.. und rechtfertigen muss er sich auch vor niemanden!
Die pensionisten-liga ist ihm halt zu schwach!

0
COMMUNITY LOGIN
Du bist nicht angemeldet. Willst Du das ändern?
Benutzername:
Passwort:
 

Wir aktualisieren unsere Nutzungsbedingungen und unsere Datenschutzrichtlinie. Wir haben neue Community-Richtlinien zur Inhaltsnutzung - Verhaltenskodex eingeführt und mehr Informationen darüber bereitgestellt, wie wir Ihre Daten erheben und nutzen. Indem Sie unsere Website und unsere Dienste weiterhin nutzen, stimmen Sie diesen Aktualisierungen zu.
Neueste Kommentare
JohnLuther
Artikel:
Schwerster Sweep aller Zeiten.
26.04.2024, 06:57 Uhr - 1 Kommentare
Rolando44
Artikel:
Kommentarfunktion im Browser läuft ja wieder bestens Sehe ich auch so, das
26.04.2024, 06:56 Uhr - 1 Kommentare
jagro83
Artikel:
Ich glaube bei so einer Aktion wäre ich nicht ruhig geblieben... Das ist so
26.04.2024, 06:56 Uhr - 14 Kommentare
Sunset
Artikel:
Oppaunke. Es geht nicht um die Käufe die er getätigt hat, sondern was er kur
26.04.2024, 06:54 Uhr - 15 Kommentare
Ckay
Artikel:
Magic in 6 :D
26.04.2024, 06:51 Uhr - 5 Kommentare
Tomminho10
Artikel:
Ein typischer Max Eberl halt
26.04.2024, 06:43 Uhr - 41 Kommentare
ShaqFu
Artikel:
Guter Typ. Hat Spaß gemacht zu lesen.
26.04.2024, 06:38 Uhr - 13 Kommentare
ArchStanton
Artikel:
@db Links kann man auch Aznou schon ranführen und gegen schwächere Teams sog
26.04.2024, 06:33 Uhr - 12 Kommentare
SittingBull
Artikel:
Bin gespannt auf England bei der EM mit Foden Bellingham Kane usw
26.04.2024, 06:18 Uhr - 5 Kommentare
AgileBeast
Artikel:
"Er hat noch einen Vertrag. Ist er glücklich hier? Weiß ich nicht. Natürlich
26.04.2024, 06:14 Uhr - 25 Kommentare