24.05.2012 um 12:54 Uhr
Mindfu*k aus 11 Metern
Stell dir vor es ist Champions League Finale und deine Mannschaft steht im Elfmeterschießen. 200 Millionen Menschen schauen weltweit zu, doch es sind nicht diese abstrakten Zahlen einer globalisierten Welt die dir das Gefühl, dass dieses eine Spiel tatsächlich das Spiel deines Lebens ist. Es sind die 60.000 Augenpaare die eine Wand voller Erwartungen bilden, dir kein Ausweg bieten der kürzer ist als Elfmeter. Es sind dein Mitspieler, denen du in die Augen schaust – sie erwidern deinen Blick: der eine strotzt vor Selbstbewusstsein und brüllt dir entgegen, ein anderer ist in sich gekehrt und schaut in den Nachthimmel, abseits steht ein weiterer - er wird nicht schießen, das sieht man sofort an seiner deutlich geringeren Spannung. Wo stehst du?
Der Trainer – er kommt auf dich zu. Ein intensiver Moment. Zwei deiner Mitspieler die als Schützen feststehen, sind bei dir als er dich fragt, nein auffordert: „Junge, du hast doch einen tollen Schuss?!" Bis zu diesem Zeitpunkt wusstest du nicht, dass es eine Schnittmenge zwischen Aufregung, Adrenalin und Angst gibt - geschweige denn wo sie liegt. Nun erschlägt sie dich – es ist das Spiel deines Lebens. Mit diesem noch nie dagewesenen Gefühl, mit diesem Medizinball im Bauch, mit dieser peinlichen Angst, mit dieser Vorgeschichte kannst du unmöglich einen so wichtigen Elfmeter schießen – und du schießt trotzdem.
Verschießt. Dein Team verliert. Du hast Verantwortung übernommen, hast die Situation richtig eingeschätzt – warum sollten sich deine Mitspieler trotz individueller Außendarstellung in dieser einen,einzigartigen, nie wiederkehrenden, erdrückenden Situation anders fühlen als du? 60.000 fühlen so. Mindestens. Wie kann es das Spiel deines Lebens sein, wenn du am finalen Teil aussetzt – obwohl das Gegenteil von dir erwartet wird.
„Nein Trainer, besser es schießt ein anderer." Einer der zwei Schützen die zu diesem Zeitpunkt neben dir standen verschießt – dein Ersatz, er verschießt auch. Dein Team verliert. Es war das Spiel deines Lebens – nicht nur für dich. Vielleicht hättest du verschossen, vielleicht hättet ihr deswegen verloren, doch womit lässt es sich einfacher leben? Mit der Gewissheit es versucht zu haben oder mit dem widerlichen Gefühl, dass es nicht das fehlende Glück sondern die eigene Feigheit hat war, welche die Situation noch dramatischer hat werden lassen, noch größer, noch epischer, noch beängstigender – nicht unbedingt für jeden auf dem Spielfeld, wahrscheinlich aber für alle die das gleiche Trikot tragen wie du und mit Gewissheit für die zwei, die dir in die Augen sahen, als du Nein sagtest. Ganz sicher für denjenigen der letztendlich für dich schießen musste.
Elfmetertraining sollte nicht daraus bestehen zwei Stunden lang aufs Tor zu schießen, sondern eine Mannschaft auf diese Situation vorzubereiten. Ihnen zu verdeutlichen, dass es in diesem Momenten erlaubt ist als kollektiv Angst vor dem Verlieren zu haben, denn einer wird verlieren, einer muss verschießen – und das kann jeder sein. Was nicht erlaubt sein darf in einem solchen Augenblick, ist die eigene Angst nach außen zu tragen - die individuelle Angst vor dem Schießen schwächt den kollektiven Glauben ans Gewinnen. Es darf keine Rolle spielen was zuvor passiert ist. Dieser eine Moment schwebt in einer Singularität über allem was in irgendeiner Weise eine Rolle in deinem Leben spielte. Du musst tun was in deiner Macht liegt um dieses Spiel zu gewinnen. Dazu zählt mit Sicherheit nicht den Schuss zu verweigern, wenn es dafür keine andere Erklärung als die individuelle Angst vor dem Schießen gibt.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Spieler wie Kroos vor der individuellen Angst kapituliert, wenn man im Vorfeld die Mannschaft mental auf diesen Augenblick vorbereitet hätte. Selbst Robben hätte man das Verweigern nicht erlauben dürfen. Und Tymo - für den Olic antrat, und vergab; bei dem Schweinsteiger daneben stand als er den Kopf schüttelte und anschließend vergab; Tymo ist dieser Blog gewidmet - möge der Liebe Fußballgott deiner Seele gnädig sein.
Nachdem was ich am Wochenende gesehen habe würde ich IMMER schießen - den verweigern und verlieren würde mich in den Wahnsinn treiben. Du?
Der Trainer – er kommt auf dich zu. Ein intensiver Moment. Zwei deiner Mitspieler die als Schützen feststehen, sind bei dir als er dich fragt, nein auffordert: „Junge, du hast doch einen tollen Schuss?!" Bis zu diesem Zeitpunkt wusstest du nicht, dass es eine Schnittmenge zwischen Aufregung, Adrenalin und Angst gibt - geschweige denn wo sie liegt. Nun erschlägt sie dich – es ist das Spiel deines Lebens. Mit diesem noch nie dagewesenen Gefühl, mit diesem Medizinball im Bauch, mit dieser peinlichen Angst, mit dieser Vorgeschichte kannst du unmöglich einen so wichtigen Elfmeter schießen – und du schießt trotzdem.
Verschießt. Dein Team verliert. Du hast Verantwortung übernommen, hast die Situation richtig eingeschätzt – warum sollten sich deine Mitspieler trotz individueller Außendarstellung in dieser einen,einzigartigen, nie wiederkehrenden, erdrückenden Situation anders fühlen als du? 60.000 fühlen so. Mindestens. Wie kann es das Spiel deines Lebens sein, wenn du am finalen Teil aussetzt – obwohl das Gegenteil von dir erwartet wird.
„Nein Trainer, besser es schießt ein anderer." Einer der zwei Schützen die zu diesem Zeitpunkt neben dir standen verschießt – dein Ersatz, er verschießt auch. Dein Team verliert. Es war das Spiel deines Lebens – nicht nur für dich. Vielleicht hättest du verschossen, vielleicht hättet ihr deswegen verloren, doch womit lässt es sich einfacher leben? Mit der Gewissheit es versucht zu haben oder mit dem widerlichen Gefühl, dass es nicht das fehlende Glück sondern die eigene Feigheit hat war, welche die Situation noch dramatischer hat werden lassen, noch größer, noch epischer, noch beängstigender – nicht unbedingt für jeden auf dem Spielfeld, wahrscheinlich aber für alle die das gleiche Trikot tragen wie du und mit Gewissheit für die zwei, die dir in die Augen sahen, als du Nein sagtest. Ganz sicher für denjenigen der letztendlich für dich schießen musste.
Elfmetertraining sollte nicht daraus bestehen zwei Stunden lang aufs Tor zu schießen, sondern eine Mannschaft auf diese Situation vorzubereiten. Ihnen zu verdeutlichen, dass es in diesem Momenten erlaubt ist als kollektiv Angst vor dem Verlieren zu haben, denn einer wird verlieren, einer muss verschießen – und das kann jeder sein. Was nicht erlaubt sein darf in einem solchen Augenblick, ist die eigene Angst nach außen zu tragen - die individuelle Angst vor dem Schießen schwächt den kollektiven Glauben ans Gewinnen. Es darf keine Rolle spielen was zuvor passiert ist. Dieser eine Moment schwebt in einer Singularität über allem was in irgendeiner Weise eine Rolle in deinem Leben spielte. Du musst tun was in deiner Macht liegt um dieses Spiel zu gewinnen. Dazu zählt mit Sicherheit nicht den Schuss zu verweigern, wenn es dafür keine andere Erklärung als die individuelle Angst vor dem Schießen gibt.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Spieler wie Kroos vor der individuellen Angst kapituliert, wenn man im Vorfeld die Mannschaft mental auf diesen Augenblick vorbereitet hätte. Selbst Robben hätte man das Verweigern nicht erlauben dürfen. Und Tymo - für den Olic antrat, und vergab; bei dem Schweinsteiger daneben stand als er den Kopf schüttelte und anschließend vergab; Tymo ist dieser Blog gewidmet - möge der Liebe Fußballgott deiner Seele gnädig sein.
Nachdem was ich am Wochenende gesehen habe würde ich IMMER schießen - den verweigern und verlieren würde mich in den Wahnsinn treiben. Du?
Aufrufe: 8733 | Kommentare: 29 | Bewertungen: 21 | Erstellt:24.05.2012
ø 6.8
KOMMENTARE
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24.05.2012 | 15:14 Uhr
-2
LTCR :
Ganz starkes Teil!
2
24.05.2012 | 15:27 Uhr
-3
"Selbst Robben hätte man das Verweigern nicht erlauben dürfen."
Im Gegenteil: Schon den Elfer in der Verlängerung hätte der Trainer ihm nach der Vorgeschichte nie erlauben dürfen. Wer den souveränen Elfer von Gomez im Elfmeterschießen gesehen hat, wünscht sich, dass Mario schon für den Elfer während des Spiels eingeteilt gewesen wäre.
5
24.05.2012 | 15:29 Uhr
-5
Aber bei Tymoschchuk spricht doch das Alter, die Erfahrung und die Kraft im Schuss dafür, dass er hätte schießen müssen. Widerum hat er bei der WM 2006 auch nicht geschossen.
Es ist schwer zu sagen, aber der Blog ist auf jeden Fall super.
3
24.05.2012 | 15:56 Uhr
-5
@ onkelfritz der Gomez hat sich ja auch in der Berlängerung für den Elfmeter geschont ...
2
24.05.2012 | 16:09 Uhr
-2
onkelfritz : @schalkemania
stimmt, da hat er etwas nachgelassen, aber vor allem in der 1.HZ war es klasse, welche Torgefahr er als einziger Stürmer gegen eine 9er-Abwehrkette ausgestrahlt hat.
2
24.05.2012 | 16:13 Uhr
-8
Du würdest immer schießen? Würde mich interessieren was Du so beruflich machst. Was hast Du denn schon zu verlieren? Vielleicht haben wir nur verloren weil DU zu geizig warst ne Karte am Schwarzmarkt zu kaufen und weil DU durch Deine Blähungen nicht dem Ball die entscheidende Richtungsänderung gegeben hast.
Was wäre denn passiert wenn Tymo verschossen hätte? Hätten alle gemeckert: "warum nicht Olic, dessen Job isses doch Tore zu schießen". Oder wenn Kroos hingegangen wäre, sich an den Eiern gekratzt hätte, Schweini den Ball weggenommen hätte und einen auf Ramos gemacht hätte? DU TRÄUMST DOCH!
Ewig dieses Rumgehacke auf den Spielern! Selber im Leben NIX auf die Reihe kriegen, aber alle anderen für dämlich halten. Wenn Du auf eine solche Saison nicht stolz sein kannst, dann such Dir nen anderen Klub oder noch besser ne andere Sportart.
5
24.05.2012 | 16:20 Uhr
-10
Ich habe fertig!
3
24.05.2012 | 16:44 Uhr
-2
Maddias : MagnumsuperShape...
...sitzt wohl immernoch im Keller und weint. Bin auch der Meinung, das ein Spieler mit seiner Erfahrung einfach antreten muss! Als älterer Spieler muss man voran gehen und Verantwortung übernehmen, das ist nicht nur auf dem Platz so sondern auch im wirklichen berufsleben, die Jungen orientieren sich an den älteren. Deshalb würde ich gerne mal wissen, was DU so beruflich machst? Professioneller WOW Zocker?
Naja, meine Mannschaft kommt eh nie ins Finale der CL, von daher bin ich froh nicht mit solchen Themen konfrontiert zu werden :)
1
24.05.2012 | 16:48 Uhr
-2
CitlRitl :
Ohgott, jetzt schwingt wieder jemand die "Robert-Enke-Keule"...
1
24.05.2012 | 18:33 Uhr
-2
bunsen :
nicht zu schießen, wenn man sich nicht sicher fühlt. ich nenne das professionell 1
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