Willkommen zu einer süffisanten Durchleuchtung des Viertelfinal-Rückspiel der Bayern, die bei Manchester United den Grundstein für ein weiteres Stückchen Fußballgeschichte legen konnten.

- entnommen von meinem Blog AndiAlthoff.de -

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Um es mit den Worten Marcel Reifs zu sehr später Stund’ am 23. Mai 2001 in abgewandelter Form zu sagen: ROBBEN!!!! DIE BAYERN!!!

Arjen Robben sorgte einmal mehr für das entscheidende Tor im Rückspiel gegen Manchester United. Aufgrund der Auswärts-Torregel reichte den Bayern eine 2:3 Niederlage für das Weiterkommen. Bayern erzielte damit bei gleicher Tordifferenz ein Tor mehr beim Gegner und qualifizierte sich somit für das Halbfinale. Dort trifft man zunächst in München auf Olympique Lyon, das Rückspiel ist – der Auslosung geschuldet – wieder auswärts. Durchleuchten wir aber die gestrige Partie, die bis zum Ende selbst meine Frau, die es eigentlich immer ziemlich nervt, dass ich so viel Fußball schaue, mit Hochspannung vor den Fernseher bannte.

Holger Badstuber hatte die beste Sicht von allen.

"Ach du liebe Zeit", "Oh Gott", "meine Güte" oder "Was ist hier los?" – damit kann man ohne weiteren Kommentar die ersten 41 Spielminuten im "Theater of Dreams" beschreiben. Die Bayern, allen voran Youngster Holger Badstuber, ließen sich vorführen wie eine Schulmannschaft – so gesehen einem Halbfinalisten der Champions League nicht würdig. Badstuber eskortierte Antonio Valencia, wie man im Fußball-Jargon in abwertender Manier gern zu sagen pflegt. Eingegriffen ins Geschehen hat der 20-jährige zunächst nicht. Er hatte somit von allen Leuten im Stadion den besten Blick aufs Geschehen. Zwar musste er dafür ein bisschen mitlaufen, aber es beschränkte sich zum Leid aller auf das berühmte "Spiel ohne Ball". Den haben ihm die Spieler im roten Dress zu keinem Zeitpunkt in der ersten Hälfte überlassen.
Wann immer ich bemängelte, dass Badstuber unnötige Fehler unterlaufen, habe ich auch beachtet, dass ihm das passieren muss. Er ist noch so jung und unerfahren, das bleibt einfach nicht aus und mit diesen Fehlern wächst der Spieler. Das ist das normalste der Welt. "Auf dem Niveau", eine Floskel, die man pro Champions-League-Spieltag mindestens fünf mal hört, "wird das aber eiskalt bestraft". Ich ahne Böses, wenn die Bayern es ins Finale schaffen sollten, und der Spieler von einer anderen Welt, Lionel Messi, auf "Badi" zustürmt. Neben seiner Trinkflasche könnte Jörg Butt noch einen kleinen Eimer am Tor platzieren, wo Badstuber dann gepflegt reinkotzen kann, wenn Messi ihm Knoten in die Beine und ihn schwindelig gespielt hat.

Ein Transferfensterchen für die nächsten drei Spiele?

Die Lösung liegt auf der Hand: Ein kleines Transferfensterchen muss her. Der für den Sommer geplante Linksverteidiger scheint nun doch die größte Baustelle zu sein. Wer hier auf Badstuber, Contento oder Alaba setzen muss, der hat definitiv Luft nach oben und kann sich nur verbessern. Ich will gar nicht mit Namen rumwerfen, dass werden die Herren in den Büros an der Säbener Straße gut beurteilen können, aber vorzüglich wäre es tatsächlich, wenn es ein vielleicht dreitägiges Transferfenster gäbe, das man für die nächsten drei, mindestens aber zwei Champions-League-Partien nutzen könnte. Leider völlig absurd, aber wohl ein jeder Fan würde sich mit einer anderen Lösung auf dieser Stelle der Bayernelf etwas wohler fühlen. Jetzt ist vielleicht Lyon nicht unbedingt für deren grandioses Spiel über die Außenbahnen bekannt, aber es wird immer mal wieder Teams geben, die Ihr Spiel vorrangig über außen aufziehen. Ein neuer Linksverteidiger ist das oberstes Gebot.

Elf Olice müsst ihr sein.

Was die Bayern dann ab der 43. Minute gezeigt haben, war saustark. "Wir müssen spielen wie Männer" wusste Schweinsteiger schon in der Halbzeit. Und genau das taten die Bayern dann auch. Mit der gelb-roten Karten für den jungen Rafael kam auch Geburtstagskind Ribery besser ins Spiel. Die gesamte Elf wurde besser und willensstärker. Vielleicht lag das auch am Wechsel Gomez für Müller. Dem zweiten Youngster im Bayerndress gelang gestern absolut gar nichts. Laut werden wieder die Stimmen werden, die Thomas Müller völlig überspielt und ausgelaugt sehen. Mit Gomez kam etwas mehr Schwung in die Offensive, nachdem Müller nahezu jeden Ball verlor oder zum falschen Mann spielte. Wir sahen in der Folge neun Bayern, die es "Kampfschwein" Ivica Olic gleich taten (neun, weil Olic ja sowieso Olic ist und Butt brav das Tor bewachte). Alle rannten befeuert durch Motiviation und die Erkenntnis, dass hier was zu holen ist, als gäbe es kein Morgen. Es ging gut. Traumtor von Robben, das mich fragen lässt: wird die "Tor des Jahres"-Auswahl in dieser Saison eine Zusammenfassung von Robbens Weltklasse-Toren? Wie auch immer, die Bayern haben Manchester United "irgendwie rausgemogelt", wie nach der Auslosung gefordert wurde. Nun wartet ein vermeintlich schwächerer Gegner, was hoffentlich nicht zu Überheblichkeit führt. Aber wer im Halbfinale Überheblichkeit zeigt, der gehört sowieso bestraft.

Das statistische Fazit.

"Die schönste Niederlage in der Geschichte des FC Bayern", wie Franz Beckenbauer sie nannte, offenbart einen statistischen Wermutstropfen: Die Bayern können nicht weiter stolz behaupten, dass man im Old Trafford noch nie verloren hat und gegen Manchester United der Sieger im Direktvergleich ist. Aus 1-2-0 mach 1-2-1. Ausgeglichen verhalten sich nun Siege zu Niederlagen. Wer möchte, kann jedoch behaupten, dass Manchester United die Bayern noch nie am Weiterkommen in der Champions League gehindert haben. Schließlich wäre '99 im Finale ohnehin Schluss gewesen, oder?

Auf geht's Bayern, gegen Lyon muss das Finale erreicht werden. Wer Manchester raushaut, kann nicht an Lyon scheitern. An einen Champions League-Sieg mag ich aber noch nicht denken, gegen Barcelona müsste es mit dem Deubel zugehen, wenn da etwas zu holen ist. Die müssen sich zwar erst gegen Inter Mailand durchsetzen, aber wer rechnet hier schon mit den Italieniern? Und eines steht ja sowieso fest: Die Bayern haben in diesem Jahrtausend noch jede Champions League gewonnen, wenn sie erstmal im Halbfinale waren.

im Original: AndiAlthoff.de