Es war einer dieser Gänsehaut-Momente, als Michael Schumacher im Jahr 2006 nach seinem 90. Gand-Prix-Sieg sein Karriereende ankündigte. Unweigerlich musste man auch an Henry Maske denken, der zehn Jahre zuvor seine Karriere als aktiver Boxer beendete, nachdem er im Kampf gegen Virgil Hill die einzige Niederlage seiner Laufbahn einstecken musste. Time to say goodbye? Von wegen: Ein Jahrzehnt nach diesem Kampf gab Maske sein Comeback. Ein einziges Mal wollte er noch in den Ring steigen, um sich an Hill zu ravanchieren. Es gelang: Maske siegte klar nach Punkten. Anders läuft es derzeit für Michael Schumacher. Sein Comeback entpuppt sich als Reinfall.

Die Meinungen waren von Beginn an gespalten. Die Fraktion der Comeback-Befürworter freute sich, dass man Schumi bald wieder im Formel 1-Zirkus begrüßen dürfe. Die Hoffnungen waren groß, dass er regelmäßig auf dem Treppchen landen und damit um die Weltmeisterschaft mitfahren würde. Und das in einem Mercedes! Allein der Gedanke daran ließ die deutschen Fans kreischender Motoren von besseren Zeiten träumen.

Die Skeptiker hingegen befürchteten, das Andenken an Schumachers Karriere könne durch ein misslingendes Comeback an Glanz verlieren. Derzeit sieht es so aus, als würde sich ihre Angst bestätigen. Platz neun in der Fahrerwertung ist an sich ja noch nicht so wanhsinnig dramatisch, auch wenn man sagen muss, dass nach oben mit 51 Punkten Rückstand auf den Tabellenachten Kubica deutlich mehr Luft ist, als nach unten. Magere drei Punkte trennen Schumacher von Force India-Fahrer Sutil, der auf Rang 10 hinter ihm lauert.

Den eigentlichen Tiefpunkt erreichte Schumacher aber im vergangenen Rennen beim großen Preis von Ungarn. Eine Attacke des Brasilianers Rubens Barrichello versuchte Schumacher zu kontern, indem er seinen Kontrahenten gefährlich nah in Richtung Boxenmauer drückte. Zu einem Unfall kam es glücklicherweise nicht. Die Aufregung über das riskante Manöver war dennoch groß.

Sowohl die nationale als auch die internationale Presse ließ kein gutes Haar an Schumi. "Opa Schumacher" wurde er genannt, seine Fahrweise als zu riskant und das Manöver gegen Barrichello als "wahnsinnig" beschrieben. Schlimmer aber ist, dass Schumachers Ansehen zusehends zerbröckelt. Da ist in der Presse beispielsweise von "Schumachers unrühmlichen Untergang" die Rede. Traurig, wie aus einem ehemaligen Idol so schnell der Buhmann werden kann.

Unmittelbar nach dem Rennen war er sich zwar noch keiner Schuld bewusst, wenig später entschuldigte Schumacher sich aber doch bei Barrichello. Es sei natürlich nicht seine Absicht gewesen, den Brasilianer in Gefahr zu bringen. Dieser ließ nach dem Rennen verlauten, dass er froh sei, noch am Leben zu sein. Zu einer Disqualifizierung wird es indes nicht kommen. Beim nächsten Rennen, dem großen Preis von Belgien, muss Schumacher aber zehn Plätze zurück in der Startaufstellung.

Trotz der Härte des Manövers ist niemand zu Schaden gekommen. Schumacher hat sich entschuldigt und erhält eine Strafe vom Rennverband. Sportlich gesehen ist die Angelegenheit damit erledigt. Leider aber nur sportlich. Den Respekt, wie er ihn vor seinem Comeback genossen hat, wird er nicht wieder erlangen können. Er war ein Idol, doch sein Denkmal wackelt. Umso mehr drängt sich mir wieder die Frage auf, ob es für ihn nicht besser gewesen wäre, den Helm endültig an den Nagel zu hängen. Gegenwärtig muss ich sagen: Leider ja!