Zunächst: Málaga C.F. ist kein neues Manchester City! Es gibt weder Petrodollar noch ist man dort drauf und dran für 100 Mio. einen einzigen Spieler zu kaufen, sondern mit 50 Mio. ein schlagkräftiges Team zu formen.

Leider sind es aber nur die Oldies, die aufgrund ihrer Bekanntheit in der Presse erscheinen. Mit Bounanotte (23), Isco (19), Sánchez (25) oder Monreal (25) kann man eben keine Schlagzeilen verkaufen. Málagas Stürmerstar ist der 21jährige venezolanische Nationalspieler Rondón, den erst Sevilla vergeblich abwerben wollte. Van Nistelrooy ist Edeljoker.

Auch ist der Verein nicht "Spielzeug" eines Scheichs, der sonst nichts weiter zu tun hat, als den Zählerstand am Ölhahn zu notieren. Die Scheichfamilie von Kuwait ist seit Generationen fest mit der Costa del Sol verbunden, hat dort erhebliche Grundbesitze.

Was wenig durchdringt ist, dass Málaga nicht auf City-Art die Marktpreise in die Höhe treibt und mal schnell 150 Mio. Euro für C. Ronaldo bietet, sondern man ergänzt den vorhandenen Kader mit internationaler Erfahrung, jedoch zu relativen Spottpreisen.

Hier werden nicht mit dem Hammer Stars in die Mannschaft eingestanzt, sondern es werden Positionen besetzt, notfalls eben auch Jokerrollen und internationale Erfahrung, denn eine Mannschaft besteht aus 2x11 Spielern. Nachwuchstalente hat Málaga vielel:

Drei Spieler der U21-EM-Sieger kommen aus Málaga. Juanmi, das Toptalent der span. U19-Mannschaft spielt bei Málaga. Mit Isco Román (derzeit noch Valencia) hat man bald einen weiteren Malagueño, der darauf zielt, ein ganz großer zu werden.

Isco Roman (19) wird für die (Fix-) Ablösesumme von 6 Mio. Euro kommen. Das ist in etwa so viel, wie z.B. Van Nistelrooy, Mathjisen und Joaquín zusammen gekostet haben. Alleine daran kann man schon sehen, dass viel Wert auf Nachwuchstalente gelegt wird.

Ein weiterer Fakt, der z.B. nicht in der deutschen Presse zu lesen war ist der Fall Brahim. Der 11jährige Halbspanier, der seit 4 Jahren in der Jugendabteilung Málagas spielt ist für viele der neue Messi. Der FC Barcelona warb im März Brahim vom Málaga CF ab. Daraufhin kam es zu einer öffentlichen Auseinandersetzung zw. Barça und Málaga. Am Wochenende wurde der Streit beigelegt. Brahim bleibt beim FC Málaga!

Der Schwerpunkt der Arbeit Al Thanis liegt in der Jugend. Am Stadtrand von Málaga entsteht in Kürze Spaniens größte Fußballakademie. Vorbei die Zeiten, wo Málagas Fußballer wie Hierro (Real Madrid) oder Pacheco (Liverpool), woanders ihre Schuhe schnürten, weil der Verein keine Perspektiven bot. Al Thanis Sekretär besuchte bei seinem Amtsantritt vor einem Jahr sogar vorgenannten Brahim persönlich zuhause, fuhr mit seiner Luxuskarrosse vor und der Elfjährige Brahim bekam große Augen und wollte sich unbedingt in das Auto setzen. Al Thanis Sekretär meinte: wenn du 18 bist und bis dahin bei Málaga bleibst, gehört der Schlitten dir. Leider wollten Brahims Eltern dem Ruf des Geldes nach Barcelona folgen, doch man konnte sie noch daran hindern. Der Junge zumindest sieht seine Zukunft in Málaga.

Wie Ernst es Al Thani mit der Jugendarbeit meint kann man auch an den Vereinbarungen, die diese Woche mit dem FC Córdoba und dem FC Jaén geschlossen wurden sehen. Vereine der 2. und 3. spanischen Liga, die derzeit mit Geldsorgen zu kämpfen haben. Al Thani vereinbarte, dort Nachwuchsspieler kostenlos parken zu können, was diese natürlich erfreut annahmen. Vorteil für Málaga: man gibt so auch Nachwuchsspielern der 2. und 3. Reihe die Möglichkeit Minuten zu sammeln, die sie in der 1. Mannschaft nicht immer bekommen können. Der FC Jaén wäre heute wg. ausstehender Gehälter sogar zwangsabgestiegen. Gestern kam "der Scheich von Málaga" mit dem Geldkoffer vorbei und rettete den Verein.

Warum? Lt. Al Thani hat Málaga das Problem, dass es natürlich keine Metropole wie Madrid oder Barcelona ist und deshalb rein zahlenmäßig mit weniger Nachwuch zu rechnen ist. Al Thani sieht sein Projekt andalusienweit. Zur Info: Andalusien ist von Größe und Einwohnern her gesehen etwas größer als Österreich. Es gibt derzeit 4 Erstligaclubs (Sevilla, Malaga, Betis und Granada. Almería stieg letzte Saison ab). Al Thani will ein andalusienweites Programm zur Nachwuchsförderung aufziehen, das allen andalusischen Clubs zu Gute kommen soll.

Bei Jaén ist man begeistert, in Córdoba auch. Beide Vereine wären ohne die Hilfe von der Bildfläche verschwunden und erhielten kleine Finanzspritzen, die ihren Fortbestand sichern. Ohne Gegenleistung. Dazu sieht man sich in ein Projekt eingebunden, das gerade erst angefangen hat etwas großes zu werden.

Warum sollte Al Thani das machen? Wie gesagt: zum einen hat er sich für die Jugendarbeit verpflichtet. Ein anderer Aspekt ist auch, dass das ehemalige Kalifenreich Al-Andalus im Herzen vieler Araber ist und auch die Costa del Sol von Scheichs nur so wimmelt. Sie fühlen sich dort seit vielen Jahren zuhause und wollen Fußball auch mit dem Tourismus verbinden. Wo viele Engländer, Italiener und Deutsche Urlaub machen, kann guter Fußball ein weiterer Grund sein, hier her zu kommen.

Es scheint also nicht so, als ob der Málaga CF ein Spielzeug eines gelangweilten Scheichs ist, sondern dass dort vom Fundament an etwas großes auf die Beine gestellt wird, ohne dass man den schnellen großen Erfolg sucht. Keiner redet hier von Meisterschaft, sondern von einem stetigen Wachstum, der möglichst im nächsten Jahr mit einem der 7-8 europäischen Plätze der span. Liga weitergehen soll. Langfristig jedoch vor allem mit Spielern der eigenen Jugend, die um Topstars ergänzt werden.

Den bisherigen Transferausgaben i.H.v. 31 Mio. Euro stehen ganz andere Ausgaben entgegen: 400 Mio. steckt Al Thani in den neuen Yachthafen von Marbella. Der Stadtrat gab grünes Licht für sein Projekt. Über 300 Mio. soll das neue Stadion Málagas kosten, welches bereits zur WM-Bewerbung Spaniens geplant wurde, als Al Thani noch gar nicht Präsident Málagas war. Das Stadion ist eine Kopie des Top-WM-Stadions von Katar. Die Planungskosten wurden so minimiert. Baubeginn ca. ab Herbst. Ebenso die Jugendakademie.

Finacial Fairplay: Bislang sind die Transferausgaben mehr als gerechtfertigt. In 2 Tagen wurden alle Dauerkarten an den Mann gebracht, Tausende übernachteten vor dem Stadion. Das neue 65.000-Mann-Stadion ist Pflicht! Dafür werden die Einkünfte auch dementsprechend sein. Der Trikotverkauf ist rasend. Auch für viele Urlauber ist ein FC-Málaga-Trikot mit Van Nistelrooy oder Joaquín ein willkommendes Souvenir. Darüber hinaus wurden die TV-Verträge nachverhandelt, die int. TV-Reche an Al Jazeera für 20 Mio. extra verkauft. Málaga steht lt. Etat und TV-Rechten nun auf dem 3. Platz. Und das ohne bislang überhaupt international zu spielen.

Es wird kein Geld sinnlos reingepumt. Der Plan ist, dass der FC Málaga eine ausgeglichene Bilanz vorweist. 0 Euro für Van Nistelrooy oder 4,2 für Joaquín könnte sich jeder Verein leisten. Baptista verzichtete sogar auf 30% Lohn. Geld ist nicht alles, aber enorm hilfreich