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26.11.2011 um 12:29 Uhr
Lösungen?
Die Nächte werden länger, die Tage kürzer. Die sonne scheint ihren Weg nur äußerst selten durch die tief liegenden Nebelschwaden in Mecklenburg-Vorpommern zu finden. Es ist kalt und die Wege scheinen Undurchsichtig, verwirrt und kalt. Ähnlich trübe und eisig sind derzeit vermutlich auch die Gedankengänge der Verantwortlichen vom 2. Liga Aufsteiger Hansa Rostock. Relegationsplatz, ein magerer Sieg aus mittlerweile 16 Versuchen, ein sich immer höher türmender Schuldenberg und dazu die ewig unbelehrbaren Krawallfans. Die Außendarstellung scheint ruiniert, der letzte noch funkelnde Lack aus Bundesligazeiten ist nicht nur zerkratzt, nein er scheint vollkommen abgetragen, von Menschen in verhüllten Gesichtern, Jogginghosen und schwarzen Pullovern. Der Leidenschaft und den friedlichen Emotionen sind längst dem puren Hass gewichen. Eine sehr tief verwurzelte Abneigung gegen alte DDR Rivalen, neureichen Kommerzclubs und vor allem aber auf die „Linken" aus St. Pauli.

Aber bei aller Kritik, diese „Ultras" sind auch gleichzeitig unersetzlich für den Fußballsport. Mit ihren Gesängen und Choreografien transportieren sie oft eine atemberaubende Stimmung in die deutschen Fußballarenen. Was wäre ein Fußballspiel, ausgetragen vor einem Eventpublikum und ohne die Gänsehaut auslösenden Gesänge aus den Kurven. Der Fußballsport ist lange nicht nur eine Sportart die sich zu einem florierenden globalen Geschäft emanzipiert hat, nein er bedeutet mehr denn je auch Emotionen und Leidenschaft und genau darin formuliert sich die wichtigste Aufgabe der nächsten Jahren, die sich jeder Fußballfreund entgegenstellen sollte. Es gilt die Emotionen und die Leidenschaft auf eine friedliche Basis zu kanalisieren. Ein langatmiger Prozess, dessen Erfolg keineswegs zu garantieren ist.

Das ein Fußballverband oder gar ein Verein für gesellschaftliche Brennpunkte generelle Lösungen parat haben muss steht jedoch nicht zu Debatte, es muss einzig und allein darum gehen präventive Maßnahmen zu veranlassen die dafür sorgen dass die Stadien und das Umfeld von Fußballspielen künftig nicht mehr von gewalttätigen Begleiterscheinungen überschattet werden. Diese veranlassten Maßnahmen müssen auf zwei differenzierten Ebenen deklariert werden. Zum einen durch den DFB, dessen Richtlinien pauschal auf alle Proficlubs geltend gemacht werden.

Das könnte zum Beispiel beinhalten das für Spiele mit erhöhten Risikofaktor maximal Kartenkontingente in höhe von 1000 Tickets dem Gästeteam überlassen wird. Bei Begegnungen die als Risikospiele eingestuft werden würde diese Zahl noch einmal halbiert werden. Das würde gerade den Transport von Anhängern von Bahnhöfen zu den einzelnen Sportstädten deutlich erleichtern. Auch die verschärften Sicherheitskontrollen am Einlass könnten gezielter durchgeführt werden. Zudem würde diese Begrenzung der Anzahl der Gästeanhänger vermutlich für die Verringerung des Gewaltpotenzials bewirken.

Bei finanziellen Sanktionierungen der Vereine sollte das eingeforderte Bußgeld in einem speziellen „Pool" eingezahlt werden. Mit diesem Geld sollen Vereine, gerade aus unteren Ligen subventioniert werden, denen ansonsten die wirtschaftliche Basis fehlt, um weitsichtige Vorkehrungen zu treffen. Die Sicherheitsfrage sollte keinesfalls an kommerziellen Gründen zum Scheitern verurteilt sein.

Außerdem muss der Deutsche Fußballbund statuieren, das der Gästeblock nie im unmittelbaren Umfeld der „Heimultras" platziert sein darf. Gerade beim Aufeinandertreffen von Rostocker und Hamburger Chaoten am letzten Wochenende wurde es den unbelehrbaren Hansafans leicht gemacht, Leuchtraketen in Richtung des Gästeblockes zu schießen.
Von einem generellen Verzicht auf Stehplätze ist jedoch zwingend abzuraten. Nicht nur das diese preisgünstigen Plätze für einige Zuschauer den Stadionbesuch überhaupt erst ermöglichen, würde zudem mit dem Wegfall dieser Plätze jede Menge Tradition verloren gehen und auch ein gewisses Lebensgefühl in den heimischen Fußballtempeln.
Die zweite Ebene ist die Vereinsinterne. Hier fällt der Blick explizit auf den FC Hansa Rostock. Im Nachhinein wirken diese jahrelangen Zugeständnisse der Vereinsführung an die „Ultraszene" ziemlich Naiv, doch dieses lässt sich natürlich im Nachhinein leicht verlauten. Bei vielen Hansaanhängern reift mittlerweile der Wille, den Rostocker Ultras die Südtribüne zu entziehen. Doch gerade dieser Schnellschuss könnte das Problem sogar zusätzlich dramatisieren. Nicht nur das die Wut in der Fanszene zusätzlich verstärkt wird, könnten sich die Gewaltbereiten Fans über das ganze Stadion verteilen und somit eine Lokalisierung der „Kategorie C" Fans nahezu unmöglich machen.
Darum scheint es um einiges wichtiger den Gästeblock zu verlagern. So könnte eine diagonale Verlegung in den Stehbereich zwischen der häufig spärlich gefüllten Westtribüne und der Nordtribüne für eine erhebliche Gefahrenminderung sorgen.

Noch interessanter wäre jedoch ein Vertrag zwischen den jeweilig betreffenden Vereinen. Am Exempel Hansa Rostock statuiert könnte dieses z.B. eine notariell bestätigtes Abkommen sein, was zum einen suggeriert das die „Ultras" ihre derzeitigen Sonderrechte behalten können, dieses aber unter strengen Bedingungen.

1. Die Rostocker Ultras behalten ihre „Hintertortribüne" und weitere Privilegien.
2. Die Kartenpreise bleiben konstant und werden nicht angezogen.
3. Die Tickets werden personalisiert, sind nicht übertragbar und jeweils nur als Halbserien-Karten verfügbar.
4. Mit dem Erwerb dieser auf neun bzw. acht Spielen beschränkter Tickets wird gleichzeitig ein Vertrag geschlossen, der beinhaltet:
4.1 Bei jeglichen Ausschreitungen, die vom DFB sanktioniert werden, ist jeder Inhaber dieser Karte, verpflichtet eine Summe von 250 Euro an dem Verein zu begleichen.
4.2 Kommt es allerdings zu einer Identifizierung der Haupttäter (durch Hilfe anderer Dauerkartenbesitzer), wird der Strafbetrag von 250 Euro hinfällig.
4.3 Die durch die DFB-Strafe bedingten finanziellen Einbußen fallen anschließend auf die Haupttäter zurück.
4.4 Mit dem Kauf dieser Dauerkarte, ist ein erwerben von Tickets, für andere Bereiche des Stadions, nicht gestattet.
5. Bei Auswärtsspielen sind diese Vertragshinhalte gleich, die Kartenvergabe erfolgt allerdings ebenfalls personalisiert von Spiel zu Spiel.

Der Sinn dieser Konsolidierung besteht darin, dass der Verein nicht mehr für „Aktionen" zahlen muss, für die er nicht unmittelbar verantwortlich ist. Hingegen werden die „Ultras" durch möglich finanziell herbe Einbußen in ihrer Vorgehensweise beeinflusst. Auch „unbeteiligte" Besucher werden somit angehalten, bei der Suche nach Haupttätern unterstützend zu wirken. Inwieweit dieses juristisch möglich ist, liegt allerdings außerhalb meines Wissenshorizont.

Das wäre mein persönlicher Ansatz um dieses Problem zu lösen, ob dieser "Vertrag" realisierbar ist, steht allerdings auf einem anderen Blatt Papier.
Aufrufe: 4884 | Kommentare: 16 | Bewertungen: 9 | Erstellt:26.11.2011
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KOMMENTARE
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MagnumSuperShape
30.11.2011 | 16:00 Uhr
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30.11.2011 | 16:00 Uhr
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ich habe noch einmal nachgedacht und mir ist insbesondere der Punkt aufgefallen: "Bei vielen Hansaanhängern reift mittlerweile der Wille, den Rostocker Ultras die Südtribüne zu entziehen."

Was ich anfangs auch als eher kontraproduktiv erachtet habe, scheint mir im Grunde doch eine Überlegung wert zu sein. Nämlich die Ultras ruhig als "Blöcke" zu lassen, aber sie im Stadion besser zu verteilen. Das würde die Stimmung vor allem in großen Stadien erhöhen und würde es gleichzeitig für Ordner/Polizei leichter machen bei Gefahr in den Block zu gehen. Übeltäter könnten leichter identifiziert werden und auch allgemein wäre das ein Anfang die Spreu vom Weizen zu trennen. Wenn in einem Teilblock Blödsinn passiert, würde man nicht mehr gleich alle Ultras verdammen sondern nur noch "die Deppen vom Block XY".

Dennoch, der Wille das Gewaltproblem im (aber auch um das) Stadion zu lösen muss von den Ultras selber kommen. Bis die nicht anfangen selbst zu reagieren, Übeltäter aus Ihren Reihen auszugrenzen, sind für mich pauschal alle Ultras gewalttätige Spinner.
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Colt
30.11.2011 | 16:10 Uhr
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Colt : 
30.11.2011 | 16:10 Uhr
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Colt : 
@Bene: Man kanne s auch übertreiben....du kannst hier ohne Probleme mit deiner Familie ins Stadion gehen ohne Angst aben zu müssen oder sonst etwas...
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Fischkopp
30.11.2011 | 16:13 Uhr
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Fischkopp : 
30.11.2011 | 16:13 Uhr
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Fischkopp : 
Schöner Blog und ein interessantes Thema.
Ich denke auch, das da dringend was passieren muß, weil es so langsam überhand nimmt. Vorbei die Zeiten, wo mal was passierte, wo mal Pyrotechnik verwendet wurde und dementsprechend mal Strafen ausgesprochen wurden. Inzwischen stellt dies Ligaalltag dar und beginnt, dem Gesamtprodukt Bundesliga zu schaden.
Nach meinem Menschenverständnis sollte es eigentlich möglich sein, die "Pflegefälle" vereinsintern über Fanbeauftragte etc. zu identifizieren und entweder zur Räson zu bringen oder aus dem Kreise auszuschließen (gemeinsame Aktion: Wir Ultras gegen Pyrotechnik und Gewalt). Falls das nicht möglich ist ,und so scheint es ja zu sein, dann denke ich, das der Weg der personalisierten Tickets der beste Weg ist. Natürlich kostet das Geld, was letzten Endes alle über höhere Ticketpreise bezahlen, natürlich kostet es mehr Zeit beim Kauf und natürlich wird auch ein Stück Freiheit (die Anonymität im Stadion) genommen, doch wenn zum Ausgleich dann die Kasper nicht mehr im Stadion sind/sich ruhig verhalten, dann wäre es die Mali wert aus meiner Sicht. Denn das "Danebenbenehmen" macht denen doch nur solange Spaß, wie sie in der Anonymität verschwinden können. Aber zu wissen, dass der eigene Name schon registiert ist, und das in Verbindung mit den vielen Kameras im Stadion (vielleicht muß auch das noch mehr werden, auch wenns wieder contra Freiheit ist) eine Identifizeriung sehr leicht wird, das wird, so denke ich, viele abschrecken. Die gehen dann halt nachts Autos anzünden oder so. Auch nicht schön, aber dann nicht mehr die Sorge des Fussballs.
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mammuth
30.11.2011 | 16:32 Uhr
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mammuth : dankeschön für die vielen ideen!
30.11.2011 | 16:32 Uhr
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mammuth : dankeschön für die vielen ideen!
besonders gefällt mir dein vorschlag, bußgelder zur subventionierung kleiner vereine zu verwenden. sollte unbedingt umgesetzt werden!!!

mein vorschlag zur modifikation: bussgelder, die wegen angriffs auf fans anderer vereine und bußgelder wegen randalierens im fremden stadion bekommt der geschädigte verein. würden sich wohl einige doch überlegen ob es sich lohnt, den "feind" damit reich und sich selbst arm zu machen.

ausserdem sollte das bussgeld prozentual am umsatz des vereins bemessen werden.

was mir ausserdem noch aufgefallen ist, wenn ich mir die gesichter einiger hools angucke: hass macht hässlich!

werde deine blogs weiter verfolgen.
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Realmadrio
30.11.2011 | 17:07 Uhr
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Realmadrio : 
30.11.2011 | 17:07 Uhr
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Realmadrio : 
Ich hab ein ganz leichten Lösungsansatz: Pyrotechnik Legalisieren und gleichzeitig auch noch Mariuhana. Vielleicht kann man ja auch durch Cannabis-Verkauf im Stadion die Ultras ein bisschen beruhigen. Dann kommen die von ihrem Speed und Koks ein bisschen runter und machen weniger Action
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Rockstady
01.12.2011 | 10:37 Uhr
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Rockstady : 
01.12.2011 | 10:37 Uhr
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Rockstady : 
Toller Blog.
@ Fischkopp: Was sollen personalisierte Tickets zunächst bringen? Selbst wenn man Bilder von den Leuten hat, die auf der Stehtribüne so eine Scheisse anstellen, wie willst du die indentifizieren? Sind total vermummt/verkleidet, dort gibt es keine festen Plätze, also bewegen sie sich einfach durcheinander usw. sehe hierbei keinen Lösungsansatz.

Was es aber auch noch zu bedenken gibt, wenn man nur ca. 500 Gästetickets vergibt ist die Tatsache, dass sich die Heimfans umso mehr mit dem Gedanken "die paar klatschen wir nach dem Spiel" spielen und somit eine Reduzierung auch nicht ideal wäre.

Das Fanblocks nicht nebeneinander sein sollte, erscheint mir eigentlich aus Grundvoraussetzung und durchaus logisch.

Irgendein User hat hier München als Vorbild gebracht, allerdings gilt hierbei zu bedenken, dass von Insidern von dort regelmäßig als eine der schlechtesten Stadion Atmosphären berichtet wird, also Vorbild naja ...
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