18.10.2011 um 14:55 Uhr
Lebensversicherung Pizarro
Oftmals ist im Fußball die Rede von Einzelspielern, die sich mit Toren und Assists für ihre Vereine unverzichtbar machen. Beim FC Bayern spricht man diesbezüglich schnell von Franck Ribéry und Arjen Robben. Die jetzige Saison allerdings macht deutlich, dass der deutsche Rekordmeister aufgrund der Breite und Qualität des aktuellen Kaders den Ausfall des niederländischen Flügelflitzers Robben hervorragend wettgemacht hat und mittlerweile eine kontroverse Diskussion entbrannt ist, ob er im Heynckes’schen System überhaupt noch gebraucht wird.
Schaut man sich unter dem Aspekt der Abhängigkeit von Individualisten einmal den SV Werder Bremen an, der sich gerne als zweite Kraft in der Bundesliga sieht, rückt ganz besonders ein Spieler in den Fokus: Claudio Pizarro.
Peruanische Torgarantie
Kein anderer Werderaner spiegelt so sehr die Leistungen des Vereins wider wie der Peruaner. Ist Pizarro fit und spielt gut, spielt auch Bremen gut und die Punkteausbeute stimmt im Regelfall mit den eigenen Ansprüchen überein. Das zeigt allein ein Blick auf die laufende Saison, in der „Piza" in acht von bisher neun Spielen mitwirkte und an 9 von 16 Bremern Treffern direkt beteiligt war, wobei er 6 selbst erzielte und einen „Kicker"- Notendurchschnitt von 2,36 aufweisen kann. Allein die beiden Heimsiege gegen Erzfeind Hamburg und Aufsteiger Hertha entschied Pizarro jeweils im Alleingang mit bisweilen sehenswerten Doppelpacks. Es sind Resultate wie diese, die den Peruaner von Platz eins in Deutschlands Eliteliga träumen lassen und seine Kampfansage an die Bayern nach dem Sieg in Hoffenheim kam nicht von ungefähr. Es war Werders bester Saisonstart seit 24 Jahren!
Nach nun zwei Niederlagen in Folge stellen sich die Dinge etwas anders dar. Der SVW liegt auf Platz 5, jedoch durchaus auf Tuchfühlung mit Bayern- Verfolger Nummer Eins Borussia M‘ gladbach. Bei der vergangenen 0:2- Heimniederlage gegen den wiedererstarkten Meister Borussia Dortmund war wieder einmal Claudio Pizarro, trotz Länderspielreise und Jetlags, bester Bremer auf dem Platz.
Wohin der Weg für Werder ohne Pizarro führen könnte, zeigt ein Blick auf die vergangene Bundesliga- Saison. Es handelt sich ohne Frage um eine Spielzeit, in der es im Bremer Spiel im Kollektiv, Hinten und Vorne nicht stimmte. Und doch fällt auf, wie wichtig Pizarro für Werder war. In den 22 Spielen mit Pizarro holte Werder immerhin 33 Punkte, ohne ihn gab es nur einen Sieg für die Grün- Weißen. Nur 8 Punkte in den 12 Spielen ohne Torjäger Pizarro ergäben hochgerechnet auf 34 Spieltage etwa eine Bilanz von ungefähr 22 Punkten, was zweifelsfrei die eines Absteigers wäre. So sicherte Pizarro den Bremern den überlebenswichtigen Klassenerhalt, auch wenn er „nur" neun von 47 Werder- Treffern erzielte, da er stets mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Wie wichtig er also fürs Bremer Spiel war und immer noch ist, beweist auch, dass er bei der trockenen 0:6 Klatsche beim VfB Stuttgart letzte Saison immerhin noch eine „Kicker"- Note von 3,5 aufweisen konnte – und das ganz ohne Tor.
Auch die beiden vorgehenden Spielzeiten zeigen ein ähnliches Bild. Nach Pizarros Rückkehr zum SVW erzielte er 2008/2009 17 Tore, steuerte 4 zum DFB- Pokalsieg bei. 2009/2010 waren es 16. Längst ist er der erfolgreichste ausländische Bundesligatorjäger.
Nicht auszudenken wo Claudio Pizarro stehen könnte, wenn er sich beim FC Chelsea unter José Mourinho hätte durchsetzen und an Leistungen aus vergangen Bremer und Münchener Tagen hätte anknüpfen können. Stattdessen folgte die Rückkehr an die Weser, von der alle Parteien profitierten. Pizarro, Bremen, Schaaf, Allofs – das passt.
Pizarro – und danach?
Mit bangem Blick schauen die Bremer Fans auf das nahende Karriereende und die Zeit nach Pizarro. Die peruanische Tormaschine wurde vor kurzem 34 Jahre alt und besitzt noch Vertrag bis Juni 2012, mit Option auf ein weiteres Jahr. Bisher kann ihm keiner seiner Offensivkollegen das Wasser reichen.
Hugo Almeida wurde letzten Winter gewinnbringend verkauft, auf Sandro Wagners aufsteigende Form gegen Ende der letzten Saison folgte eine stark verschlechterte. Auch Marko Arnautovic und Markus Rosenberg durchleben Aufs und Abs. Bisher kann keiner der beiden Pizarros Rolle ausfüllen. Der Peruaner ist sowohl Goalgetter, Vorbereiter, Führungsspieler und Ballschlepper in einer Person und somit in Schaafs System, ob mit einem oder zwei Spitzen, unverzichtbar. Nicht umsonst bezeichnet ihn Kapitän Clemens Fritz als „Lebensversicherung".
Denni Avdic absolvierte in der laufenden Saison verletzungsbedingt noch kein Spiel und konnte sich seit seiner Verpflichtung in der vergangenen Winterpause mitnichten für die erste Elf empfehlen.
Sollte man allerdings die Option ziehen, Pizarros bestehenden Vertrag bis 2013 zu verlängern, würde man Zeit gewinnen. Möglicherweise kann Arnautovic sein ohne Frage vorhandenes Potential bis dahin vollends ausschöpfen oder noch jüngere Talente wie Lennart Thy, der in seinen bisher zwei Saisoneinsätzen nicht gerade die personifizierte Torgefahr war, machen den entscheidenden Schritt nach vorne. Wenn alle Stricke reißen sollten, könne man bis zur Saison 2013/2014 immer noch auf dem Transfermarkt tätig werden, weshalb der Bremen- Fan wohl ohne allzu große Sorgen in die Zukunft blicken kann.
Schaut man sich unter dem Aspekt der Abhängigkeit von Individualisten einmal den SV Werder Bremen an, der sich gerne als zweite Kraft in der Bundesliga sieht, rückt ganz besonders ein Spieler in den Fokus: Claudio Pizarro.
Peruanische Torgarantie
Kein anderer Werderaner spiegelt so sehr die Leistungen des Vereins wider wie der Peruaner. Ist Pizarro fit und spielt gut, spielt auch Bremen gut und die Punkteausbeute stimmt im Regelfall mit den eigenen Ansprüchen überein. Das zeigt allein ein Blick auf die laufende Saison, in der „Piza" in acht von bisher neun Spielen mitwirkte und an 9 von 16 Bremern Treffern direkt beteiligt war, wobei er 6 selbst erzielte und einen „Kicker"- Notendurchschnitt von 2,36 aufweisen kann. Allein die beiden Heimsiege gegen Erzfeind Hamburg und Aufsteiger Hertha entschied Pizarro jeweils im Alleingang mit bisweilen sehenswerten Doppelpacks. Es sind Resultate wie diese, die den Peruaner von Platz eins in Deutschlands Eliteliga träumen lassen und seine Kampfansage an die Bayern nach dem Sieg in Hoffenheim kam nicht von ungefähr. Es war Werders bester Saisonstart seit 24 Jahren!
Nach nun zwei Niederlagen in Folge stellen sich die Dinge etwas anders dar. Der SVW liegt auf Platz 5, jedoch durchaus auf Tuchfühlung mit Bayern- Verfolger Nummer Eins Borussia M‘ gladbach. Bei der vergangenen 0:2- Heimniederlage gegen den wiedererstarkten Meister Borussia Dortmund war wieder einmal Claudio Pizarro, trotz Länderspielreise und Jetlags, bester Bremer auf dem Platz.
Wohin der Weg für Werder ohne Pizarro führen könnte, zeigt ein Blick auf die vergangene Bundesliga- Saison. Es handelt sich ohne Frage um eine Spielzeit, in der es im Bremer Spiel im Kollektiv, Hinten und Vorne nicht stimmte. Und doch fällt auf, wie wichtig Pizarro für Werder war. In den 22 Spielen mit Pizarro holte Werder immerhin 33 Punkte, ohne ihn gab es nur einen Sieg für die Grün- Weißen. Nur 8 Punkte in den 12 Spielen ohne Torjäger Pizarro ergäben hochgerechnet auf 34 Spieltage etwa eine Bilanz von ungefähr 22 Punkten, was zweifelsfrei die eines Absteigers wäre. So sicherte Pizarro den Bremern den überlebenswichtigen Klassenerhalt, auch wenn er „nur" neun von 47 Werder- Treffern erzielte, da er stets mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Wie wichtig er also fürs Bremer Spiel war und immer noch ist, beweist auch, dass er bei der trockenen 0:6 Klatsche beim VfB Stuttgart letzte Saison immerhin noch eine „Kicker"- Note von 3,5 aufweisen konnte – und das ganz ohne Tor.
Auch die beiden vorgehenden Spielzeiten zeigen ein ähnliches Bild. Nach Pizarros Rückkehr zum SVW erzielte er 2008/2009 17 Tore, steuerte 4 zum DFB- Pokalsieg bei. 2009/2010 waren es 16. Längst ist er der erfolgreichste ausländische Bundesligatorjäger.
Nicht auszudenken wo Claudio Pizarro stehen könnte, wenn er sich beim FC Chelsea unter José Mourinho hätte durchsetzen und an Leistungen aus vergangen Bremer und Münchener Tagen hätte anknüpfen können. Stattdessen folgte die Rückkehr an die Weser, von der alle Parteien profitierten. Pizarro, Bremen, Schaaf, Allofs – das passt.
Pizarro – und danach?
Mit bangem Blick schauen die Bremer Fans auf das nahende Karriereende und die Zeit nach Pizarro. Die peruanische Tormaschine wurde vor kurzem 34 Jahre alt und besitzt noch Vertrag bis Juni 2012, mit Option auf ein weiteres Jahr. Bisher kann ihm keiner seiner Offensivkollegen das Wasser reichen.
Hugo Almeida wurde letzten Winter gewinnbringend verkauft, auf Sandro Wagners aufsteigende Form gegen Ende der letzten Saison folgte eine stark verschlechterte. Auch Marko Arnautovic und Markus Rosenberg durchleben Aufs und Abs. Bisher kann keiner der beiden Pizarros Rolle ausfüllen. Der Peruaner ist sowohl Goalgetter, Vorbereiter, Führungsspieler und Ballschlepper in einer Person und somit in Schaafs System, ob mit einem oder zwei Spitzen, unverzichtbar. Nicht umsonst bezeichnet ihn Kapitän Clemens Fritz als „Lebensversicherung".
Denni Avdic absolvierte in der laufenden Saison verletzungsbedingt noch kein Spiel und konnte sich seit seiner Verpflichtung in der vergangenen Winterpause mitnichten für die erste Elf empfehlen.
Sollte man allerdings die Option ziehen, Pizarros bestehenden Vertrag bis 2013 zu verlängern, würde man Zeit gewinnen. Möglicherweise kann Arnautovic sein ohne Frage vorhandenes Potential bis dahin vollends ausschöpfen oder noch jüngere Talente wie Lennart Thy, der in seinen bisher zwei Saisoneinsätzen nicht gerade die personifizierte Torgefahr war, machen den entscheidenden Schritt nach vorne. Wenn alle Stricke reißen sollten, könne man bis zur Saison 2013/2014 immer noch auf dem Transfermarkt tätig werden, weshalb der Bremen- Fan wohl ohne allzu große Sorgen in die Zukunft blicken kann.
Aufrufe: 3715 | Kommentare: 5 | Bewertungen: 6 | Erstellt:18.10.2011
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KOMMENTARE
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19.10.2011 | 16:09 Uhr
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Wobei man aber auch an unsere finanzielle Situation denken muss und da muss ich dir oben auch widersprechen. Wir sind nicht die Nummer 2 in Deutschland und halten uns auch nicht dafür. Nur weil es in der ewigen Tabelle so ist, heißt das noch nichts. Unsere finanzielle Situation ist solide, aber auch immer sehr begrenzt. Da haben andere Mannschaft viel mehr Möglichkeiten und somit stehen sie auch eigentlich vor uns. Wenn sie nichts daraus machen, können wir da aber auch nichts für. Ich denke momentan ist definitiv Dortmund die Nummer 2.
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19.10.2011 | 22:02 Uhr
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nocke79 :
Guter Blog!Würde momentan sogar soweit gehen zu sagen, dass kein Team so abhängig ist von einem Spieler wie Werder von Pizarro.
Wirkich schon wieder ein klasse Saisonbegin von ihm. Kann Werder nur hoffen das er sich nicht verletzt.
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19.10.2011 | 22:18 Uhr
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Die Frage "Was wird aus Werder, wenn der größte Star geht ?" ist aber auch nicht neu, wenn man an die vergangenen Jahre denkt (Micoud, Ailton, Klose, Diego, Özil) hat man es immer geschafft, einen sehr guten Nachfolger zu verpflichten. Das Glück auf dem Transfermarkt, welches man damals hatte, fehlt zurzeit. Arnautovic ist kein schlechter Stürmer, ihm fehlt einfach nur die Konstanz mehrere gute Spiele am Stück abzuliefern. Durch den Verkaufserlös von "Merte" kann man sich schon mal nach einem guten Spieler zu einem fairen Preis umsehen. Man sollte dennoch die Hoffnung in die "anderen" Stürmer nicht aufgeben, zumal ein Rosenberg das Jahr in Spanien sehr gut getan hat.
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19.10.2011 | 22:20 Uhr
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Naja, Freiburg sieht ohne Cisse auch nicht gerade sehr gut aus ;)
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tja, abhängig von ein/zwei spielern zu sein wünscht sich natürlich keiner. andererseits setzt man gut spielende leute ja auch nicht auf die bank.
pizarro und werder passt einfach, aber halt nich mehr lange.
denke schaaf und allofs werden eine lösung finden