"Essen iss fertich!" - Aber nicht etwa, weil die Mama ruft, sondern die Liga. Es hat sich ausgeländerspielt, ab heute rollt wieder der Bundesligaball. In meinem Fall heißt das: tausche Chips und Bier (ok, gestern gabs sogar nur ganz langweilig Butterstulle und Yoghurt, war ja auch nur ein Freundschaftsspiel) gegen Bratwurst aus dem Stadion. Und da erwartet mich heute ein ganz besonderer Genuss, um nicht zu sagen: ein einzigartiger! Für mich geht´s am fünften Spieltag nämlich zuerst mal nach Jena. Und seit meinem Dienstdebüt im Ernst-Abbe-Sportfeld rufen die vier Buchstaben aus Thüringen im Dienstplan sofort einen wohligen Vorgeschmack in meinem Gaumenraum hervor:
die leckerste Bratwurst im deutschen Profifußball!

(- spätestens an dieser Stelle sehe ich sie schon vor mir, die vielen glutentbrannten Kommentare, bösen Zungen und Blogverächter, die mir ihre rostbraune Heimbratwurst als die einzig Gare weiß machen wollen.
Ok, vielleicht ja tatsächlich eine echte Diskussion wert, sollte ich in diesem Moment meine erste SPOX-Gruppe gründen… die Stadionwurst-Tester…? Aber lasst mich zu meiner Verteidigung zumindest noch kurz zu Ende erzählen…)

Man betritt das Stadiongelände, vorbei an den legendären Flutlichtmasten, ein schneller Blick in den Stadioninnenraum, maximal ein kleiner Rasentest ist drin, dann aber direkt weiter zum Premiere-Produktionsmobil: Besprechung der Sendung.
Doch soweit komme ich in Jena nie, jedenfalls nie ohne Umweg. Denn da steht er, direkt neben dem Wagen, keine 8 Meter 50 Luftlinie von der Eingangstür entfernt: mäjestätisch, erhaben, mit all seiner Erfahrung, ein ganz heißes Eisen. Blank poliert, liebevoll gepflegt und doch gezeichnet von der Glut unzähliger Spieltage:
der original Jenaer Holzkohlegrill vor den Eingangstoren der Haupttribüne!
Was für ein geschmackvoller Anblick, wo gibt´s die noch in derartiger Reinform?

Bei meiner Erstbegegnung heute wird er noch kalt sein, nicht einmal mit Holzkohle gefüllt. Aber nach meinen letzten Jena-Einsätzen kann ich mittlerweile die Uhr danach stellen und es wird auch vor dem Spiel gegen Koblenz wieder genauso ablaufen: auf dem Weg zur Probe wird gerade die Holzkohle angerichtet, auf dem Rückweg glüht sie schon, aber noch keine Fertige. Und dann, genau dann, exakt in den Minuten, wenn ich in der Maske sitze. Hilflos und mit geschlossenen Augen vor dem spaltbreit geöffneten Fenster. Genau dann wird sich der unwiderstehliche Rostbratwurstgeruch seinen Weg durchs Fenster bahnen und in meine Nase steigen, mich kitzeln und verrückt machen, mich unruhig auf dem Stuhl herumrutschen und ins rote Mikrofon beißen lassen.
Doch auch heute werde ich beim Anblick der unendlich scheinenden Warteschlange am Grill so kurz vor meiner ersten Moderation einmal mehr nur eine einzige Chance haben: Augen zu und durchhalten, mehr als 90 Minuten lang…

Den möchte ich sehen, der nach diesem unendlich scheinenden (Vor-)Spiel im Moment des erlösenden ersten Bisses nicht schmatzend vor sich hinstammelt: "Boah….in Jena gibt´s doch echt die beste Bratwurst der Liga…!"