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15.12.2011 um 02:34 Uhr
Krise bei Schalke 04
Ämterkrise beim Bundesligisten Schalke 04. Nach dem überraschenden Rücktritt des bisherigen Datenschutzbeauftragtem des Vereins, Emil Erpelkowski, sollte heute eigentlich sein Nachfolger den Posten besetzen. Der vom Verein gewünschte Experte in seinem Bereich weigert sich aber beharrlich, seinen Namen oder Telefonnummer herauszugeben. Das Machtvakuum wirft im Umfeld des Vereins jetzt kritische Fragen auf.

Gelsenkirchen - Es weht wieder mal ein rauher Wind in der ehemaligen Kohlestadt und Beobachter befürchten, dass die Schäden dieses Mal über den Umfang eines leicht beschädigten Daches auf der Arena weit hinausgehen könnten.

Der FC Schalke 04 lebt von seinen Fans. Die treue Gefolgschaft der Königsblauen ist in der ganzen Nation bekannt wie berüchtigt. Es war unter dem Eindruck rasend schnell wachsender Social Networks fast schon abzusehen, dass aus dieser Fan-Dynamik irgendwann eine Fan-gesteuerte Facebook-Seite entstehen musste.

Der Eintrag in Zuckerbergs Netzwerk mit dem Namen "FC Schalke 04" entpuppte sich schnell als Erfolgsprojekt. Stand heute konnte das Profil fast 380.000 Fans für sich gewinnen. Das sind eine Menge Daten, gewonnen mit dem Namen des Gelsenkirchener Traditionsvereins, dich sich aber in den Händen einer findigen Agentur, die im richtigen Moment die Zeichen der Zeit erkannt hat, befinden.

Der Verein hat die potentiellen Gefahren dieser Situation rechtzeitig erkannt. Es ist Horst Heldt und dem oft gescholtenem Aufsichtsrat zu Gute zu halten, wie schnell sie die Anforderungen an eine moderne Marke wie den FC Schalke 04 verstanden haben. So wurde schon vor einem Jahr der gelernte Flaschensammler Emil Erpilkowski in das verantwortungsvolle Amt des Datenschutzbeauftragten gehievt. Für die vielen leisen aber doch kritischen Stimmen aus dem Umfeld des Vereins, die sich schon seit einigen Monaten immer wieder sorgenvoll, wenn auch vorsichtig, über die Situation geäußert hatten, war es eine gute Entscheidung. Die neue Verantwortung wurde erkannt und wahrgenommen. Zu dieser Zeit war es wohl tatsächlich nicht abzusehen, dass sich die Entscheidung des Vereins als Schuss in das eigene Knie erweisen sollte.

Inzwischen ist die gute Stimmung umgeschlagen. Im Internet und auch während der Spiele in der heimischen Arena tauchen immer mehr Fangruppierungen auf, die wütend und aggressiv ihren Unmut über die aktuelle Situation zeigen. Insbesondere Manager Horst Heldt steht in der Schusslinie der Fans. Er soll den ehemaligen Datenschutzbeauftragten Emil Erpilkowski ursprünglich vorgeschlagen haben, laut vereinsinternen Quellen da dieser "gerade vor der Geschäftsstelle stand als der Heldt diesen Facebook-Kram auf dem Schreibtisch liegen hatte". Der tatsächlich über erstaunlich wenige Referenzen verfügende Erpilkowski agierte in den neun Monaten seiner Amtszeit oft unglücklich.

Doch der Ärger der Fans geht noch weiter. Als Erpilkowski im vergangen September während eines Spiels vor die Kameras der Live-Übtragung stürmte und auf einem selbstgemalten Schild die Nummer seines neuen, vom Verein gesponsorten, Handys, versehen mit dem Hinweis "Für die Ladis", präsentierte, musste auch Heldt einsehen, dass die Personalie offenkundig fehlbesetzt wurde. Jedoch wurde nach der Entlassung Erpelkowskis die erneute Chance auf eine versöhnliche Lösung des Problems bisher nicht wahrgenommen.

Heldt befindet sich in der Zwickmühle - Einerseits will er die Situation endlich lösen und einen Nachfolger präsentieren. Auf der anderen Seite will und kann er sich nicht noch einen Fehlgriff erlauben. Der nächste Kandidat muss sich fast schon als absoluter Volltreffer erweisen, damit Heldt seinen Kopf nochmal aus der Schlinge ziehen kann.

Der smarte Profi hat aber noch ein Ass im Ärmel. Wie er einem überraschendem Interview enthüllte, hätte er bereits einen Kandidaten gefunden, der in Insider-Kreisen als der beste Datenschutzexperte der Welt gilt. Doch in seiner Klasse liegt auch sein Problem. So soll der bisher unbekannte Kandidat sich angeblich beharrlich weigern, seinen Namen oder seine Telefonnummer herauszugeben. Dies verstieße, wie Heldt es formuliert, gegen seine "Berufsehre". Ohne diese Daten kann der Verein aber keine offizielle Beschäftigung arrangieren, schon gar nicht in einem Fall wie diesem, bei dem die Öffentlichkeit mit Argusaugen über jeden Schritt wacht.

Für heute hatte eine Vereinigung der protestierenden Fan-Gruppierungen eigentlich eine letzte Frist für die erneute Besetzung der Stelle gesetzt. Der Verein ließ sie tatenlos verstreichen.

Trotz dieser Hürde will Heldt sich von seiner zweiten Wahl nicht abbringen lassen. In einer späteren Mitteilung gibt er sich selbstsicher: "Die meisten Datenschutzbeauftragten beginnen ihre Amtszeit doch damit, dass sie ihren Namen, ihre Telefonnummer, ihren Beruf und vielleicht sogar ein Foto auf der Webseite des Unternehmens veröffentlichen. Wir wollen das nicht! Wir wollen einen absoluten Profi der den Anforderungen an dieses wichtige Amt gerecht wird. Ich bin mir sicher, dass wir hier eine gute Wahl treffen werden. Die Frage ist halt nur noch, wann!". Den wütenden Mob in den Foren und auf den Rängen der Arena konnte er damit nicht besänftigen. Dort will man sich erst zufriedengeben, wenn die Problematik endgültig gelöst ist - ob mit Heldt oder ohne. Ganz unrecht haben sie dabei nicht: Die Facebook-Seite "FC Schalke 04" wird trotz einer Kooperation mit dem Verein immer noch von einer externen Agentur betreut, die Daten Hunderttausender Fans liegen nach wie vor in den Klauen gieriger Raubkatzen aus der freien Wirtschaft.

Der rauhe Wind in Gelsenkirchen könnte sich langsam zu einem Gewitter zusammenziehen. Und Horst Heldt spaziert mit einem Metallschirm auf der Spitze des Daches der ruhmreichen Arena auf Schalke...
Aufrufe: 3668 | Kommentare: 2 | Bewertungen: 17 | Erstellt:15.12.2011
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KOMMENTARE
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Gnanag
15.12.2011 | 10:28 Uhr
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Gnanag : 
15.12.2011 | 10:28 Uhr
-5
Gnanag : 
Haha, was für ein geniales Teil, selten so gegrinst

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Rodnox
29.12.2011 | 20:26 Uhr
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Rodnox : 
29.12.2011 | 20:26 Uhr
0
Rodnox : 
Zäh, aber nett ....
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