Vor fast exakt einem Jahr veröffentlichte Niko beim Sportsaal einen Artikel, der die Zukunftsvisionen des Dietmar Hopp einem Reality-Check unterzog. Dabei nahm er einige 2008 getätigte Aussagen Hopps unter die Lupe und analysierte, wie viel Wahrheit im Nachhinein in diesen Worten steckte. Dieser Artikel brachte uns auf die Idee, die Transfergebaren der Hoffenheimer zu visualisieren.

Das Ergebnis: Rhein-Neckar-Tradition von Buenos Aires bis Tokio!

Seit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga hat Hoffenheim insgesamt 98 Millionen Euro für die Verpflichtung von 63 Spielern ausgegeben. Darunter solche Volltreffer wie Ryan Babel (7,0 Mio. €), Josip Simunic (7,0 Mio. €), Franco Zucculini (4,6 Mio. €), Maicosuel (4,5 Mio. €) und, nicht zu vergessen, Wellington (4,5 Mio . €). Auch in der aktuellen Saison bleibt Hoffenheim sich treu und verpflichtete mit Tim Wiese und Patrick Ochs u.a. zwei talentierte Jungspunde aus dem Herzen der Region. Insgesamt stehen in dieser Saison 16 Neuverpflichtungen zu Buche, diese Zahl ist im oben genannten Zeitraum ebenso Rekord, wie die Ausgabe von 24,3 Mio. € für Neuverpflichtungen in nur einer Saison.

Verschaffen wir uns kurz einen Überblick über die Einkaufstour von Andreas Müller, in Klammern der Spieler-aus-der-Region-Herkunftsstempel.

- Matthieu Delpierre, VfB Stuttgart, ablösefrei (Franco-Kraichgauer)
- Tim Wiese, SV Werder Bremen, ablösefrei (Grenzregion Eifel-Kraichgau)
- Stephan Schröck, SpVgg Greuther Fürth, ablösefrei (Bayrisch-Kraichgau)
- Takashi Usami, Gamba Osaka, 300.000 € (Leihgebühr) (Ostasiatischer Kraichgau)
- Eren Derdiyok, Bayer 04 Leverkusen, 5,5 Mio. € (Kraichgausche Schweiz)
- Filip Malbasic, FK Rad Belgrad, 1,2 Mio. € (Balkan-Kraichgau)
- Chris, VfL Wolfsburg, ablösefrei (Kraichgau-Kolonie Blumenau)
- Joselu, Real Madrid B (Castilla), 6,0 Mio. € (Iberischer Kraichgau)
- Patrick Ochs, VfL Wolfsburg, 100.000 € (Leihgebühr) (Hessischer Kraichgau)
- Júnior Ponce, Alianza Lima, 300.000 € (Förderzentrum Kraichgau Südwest)
- Guilherme Biteco, Gremio Porto Alegre B, 1,5 Mio. € (Förderzentrum Kraichgau Südwest)
- Luis Advíncula, Tavriya Simferopol, 900.000 € (Förderzentrum Kraichgau Südwest)
- David Abraham, FC Getafe, 3,0 Mio € (Kraichgausche Schweiz)
- Afriyie Acquah, US Palermo, 2,5 Mio. € (Südzipfel des Kraichgaus)
- Eugen Polanski, FSV Mainz, 3,0 Mio € (Kraichgau-Schlesien)
- Igor de Camargo, Borussia Mönchengladbach, Leihgebühr unbekannt (Benelux-Kraichgau)

In diesen Stunden verdichten sich außerdem die Anzeichen dafür, dass Hoffenheim Torhüter Heurelho Gomes von den Tottenham Hotspurs leihweise verpflichten möchte. Der hochveranlagte Tim Wiese stagnierte während der Hinrunde in seiner Entwicklung. Den Nummern 1B (Coen Casteels) und 1C (Jens Grahl) traut man die Bundesliga scheinbar noch nicht zu.

Achso, in diesem Artikel soll natürlich auch erwähnt werden, dass die TSG durchaus schon mal Spieler aus dem eigenen Nachwuchsbereich nach oben befördert hat, beispielsweise Marco Terrazzino, Manuel Gulde, Jonas Strifler, Steffen Haas, Dominik Kaiser oder Pascal Groß. Allerdings hatte man in keinen dieser Spieler langfristig Vertrauen und setzte ihnen stattdessen immer wieder hektisch Millioneneinkäufe aus der ganzen Welt vor die Nase - inzwischen sind alle weg. Transferperiode für Transferperiode entlarvt sich die Pseudophilosophie der Hoffenheimer wieder selbst - da kann Dietmar Hopp noch so oft betonen, dass so etwas seine Zeit dauere.

Aktuell bemühen sich übrigens die jungen Spieler Filip Malbasic (Belgrad), Ahmed Sassi (Tunis), Pelle Jensen (Hamburg), Kevin Volland (Marktoberdorf/Bayern), Jannik Vestergaard (Kopenhagen), Stefan Thesker (Ahaus/Niedersachsen), Sandro Wieser (Vaduz/Liechtenstein) und Michael Gregoritsch (Graz) um einen Platz in Hoffenheims Bundesligamannschaft. Acht Spieler, keiner davon aus der Region, keiner davon in der Jugend der TSG ausgebildet. Einzig Vincenzo Grifo (Italiener, geboren in Pforzheim) könnte man dazu zählen. Ein weiterer Kandidat wäre Denis Thomalla (Knipser der Zweiten Mannschaft, ebenfalls geboren in Pforzheim).

Wir nehmen aber gerne jede Wette an, dass auch im Sommer wieder 78 Kraichgau-Internationale verpflichtet werden, die den Eigengewächsen den Weg ins Rhein-Neckar-Team verwehren. Nachhaltigkeit eben! Niemand erwartet, dass jedes Jahr drei Spieler aus der Region Rhein-Neckar den Sprung in die Bundesligaelf der TSG schafft (Hopp sprach ja mal von 1-3 pro Saison). Aber überhaupt auch nur einer in fünf Jahren wäre schon nett gewesen - nach den großen Ankündigungen des Rhein-Neckar-Mäzens (und nein, in Stuttgart ausgebildete und als Profis eingekaufte Spieler zählen nicht).