Konserve gegen Tradition

Erst zum dritten Mal trafen RB Leipzig und der 1. FC Nürnberg aufeinander, die bisherige Bilanz ist bei jeweils einem Sieg und einer Niederlage ausgeglichen. Mit einem Dreier im heutigen Spiel hätten beide den Anschluss an die Spitzengruppe wiederherstellen können. Für beide Clubs lief es in der Saison noch nicht wie gewünscht und man läuft den Erwartungen hinterher. Nürnberg, mit sieben Punkten aus den letzten drei Spielen, konnte den mehr als mäßigen Start zumindest etwas ausgleichen, bei RasenBallsport ist man sogar seit fünf Spielen ungeschlagen, jedoch konnte man hier nur einmal drei Punkte einfahren. Des Weiteren treffen hier zwei der größten Spieleretats der aktuellen 2. Liga aufeinander, Leipzig ist hier aber jedem Konkurrenten um Längen voraus, alleine 18 Millionen Euro hat Leipzig in diesem Sommer für Transfers ausgegeben.

RasenBallsport Leipzig : 1.FC Nürnberg 3:2 (3:0)

Bei Nürnberg begann heute Raphael Schäfer für den angeschlagenen Kirschbaum zwischen den Pfosten, ob dieser Wechsel auf der Torhüterposition nur aufgrund Kirschbaums Verletzung zustande kam und nur bis zu dessen Genesung dauert, bleibt abzuwarten. Weiter durfte heute Margreitter für Bulthuis in der Innenverteidigung beginnen.

Die Partie begann gleich mit dem ersten Aufreger. Nachdem sich Selke gegen Margreitter im Laufduell durchsetzen konnte und frei aufs Tor laufen konnte, zerrte und zog der Österreicher am ehemaligen Bremer, bis dieser schließlich im Strafraum zu Fall kam. Schiedsrichter Dingert zeigte folgerichtig auf den Punkt und schickte den Nürnberger Übeltäter wegen Notbremse mit Rot vom Platz (6.Minute). Diese Gelegenheit ließ sich Kaiser nicht entgehen und verwandelte sicher den Strafstoß. Der Clubb wirkte in der Folge vollkommen verunsichert. Leipzig nutzte seine zahlenmäßige Überlegenheit und erhöhte bereits in der 11. Minute durch Selke auf 2:0. Nachdem sich Sepsi viel zu leicht von Klostermann düpieren ließ, war es für Selke ein Leichtes, den Querpass aus fünf Metern über die Linie zu drücken. Damit war die schlechte Phase für den FCN aber noch nicht vorbei. Bereits fünf Zeigerumdrehungen später war es erneut Selke, der eine zu kurz geratene Kopfballabwehr von Sepsi aus 22 Metern unhaltbar ins linke untere Eck jagte. RB nahm nun mit dem komfortablen Vorsprung im Rücken das Tempo aus dem Spiel und ließ die offensiv nicht in Erscheinung tretenden Gäste und den Ball laufen, ohne dabei die letzte Konsequenz zu zeigen. Orban, Sabitzer und Bruno hatten noch Gelegenheiten, den Vorsprung zu vergrößern. Nürnbergs Trainer Weiler reagierte spät auf die indiskutable Leistung von Sepsi und brachte in der 35. Minute Bulthuis für den rumänischen Neuzugang. Im weiteren Verlauf spielte Leibold auf der Linksverteidigerposition und Bulthuis übernahm neben Hovland den Job des Innenverteidigers. Diese Umstellung bescherte den Franken ein wenig mehr Stabilität in der Defensive.

Mit Beginn des zweiten Abschnitts änderte der Clubb zunächst seine Spielweise und war um Schadensbegrenzung bemüht. Nürnberg stand nun tiefer als noch in der ersten Hälfte und attackierte erst gut 25 Metern vor dem eigenen Tor. Leipzig hatte dann durch Halstenberger die Chance auf das vierte Tor: Der sehenswerte Fallrückzieher, der im Tor landete, wurde jedoch richtigerweise wegen gefährlichem Spiel zurückgepfiffen. Durch einen Doppelwechsel wollte Rangnick nun Leipzigs Offensive wieder neu ankurbeln, für Bruno und Selke kamen Quaschner und Poulsen dieser Wechsel alleine zeigt wie qualitativ hochwertig Leipzigs Kader ist. Direkt im Anschluss an die Auswechslung führte der Clubb seinen zuvor zugesprochenen Freistoß aus. Dass Nürnberg dieses Jahr besonders nach Standardsituation gefährlich ist, dürfte mittlerweile bekannt sein. Möhwalds Freistoß segelte durch den Leipziger 16er und fand am Ende Bulthuis, der sich im Kopfballduell gegen Compper durchsetzen konnte und auf 3:1 verkürzte. Sollte dieser Treffer nochmal für Spannung sorgen und den Nürnbergern Auftrieb geben? Zunächst hatte man nicht den Eindruck, das Spiel veränderte sich nicht merklich, die roten Bullen kontrollierten weiterhin das Geschehen. Poulsen erwies sich als Aktivposten und hatte in der 70. Minute die Chance, den alten Abstand wiederherzustellen, scheiterte jedoch an Schäfer. Und wieder musste ein Standard herhalten, um für Gefahr durch die Gäste zu sorgen. Es war erneut Möhwald, der den Ball fast identisch zum ersten Tor der Nürnberger in den Strafraum flankte, diesmal war jedoch der eingewechselte Füllkrug zur Stelle und verkürzte auf 3:2 (76.). Nun spürte man die Verunsicherung auf Seiten der Rangnickelf. Der Clubb spielte nun mit dem Mut der Verzweiflung und legte jede taktische Scheu ab. Die Sensation einen 3:0 Rückstand in 85 Minuten in Unterzahl noch zu drehen, war zum Greifen nahe. Erst Füllkrug (78.) und kurz darauf Behrens (80.) hatten den Ausgleich auf dem Fuß, verzogen jedoch beide knapp. Auf der Gegenseite hatte Poulsen (81.) die Chance, das Spiel zu entscheiden, scheiterte jedoch wieder an Schäfer. Nürnberg agierte nun mit langen Bällen, in der Hoffnung, noch ein letztes Mal die Chance zum Ausgleich zu erhalten. Und fast wäre die Moral der Sieger gewesen, doch Füllkrugs Ausgleich wieder einmal nach einer Ecke wurde richtigerweise wegen einer knappen Abseitsstellung zurückgepfiffen.

Nürnberg bleibt nach dieser Niederlage im Mittelfeld der 2. Liga stehen, Leipzig schafft den Sprung auf Platz fünf und hat nun den Anschluss zu den Aufstiegsplätzen. Nach der Länderspielpause trifft der Clubb auf den FSV Frankfurt und sollte sich mit einem Sieg weiter stabilisieren können und sich von den gefährlichen Regionen fernhalten, was im Moment auch genau dem Potenzial der Mannschaft entsprechen würde. Ganz die Hoffnung aufgeben sollte man bei nur vier Punkten Rückstand jedoch nicht. Es gilt für René Weiler mit diesem Kader mit so vielen Punkten wie möglich in die Winterpause zu kommen. Wenn dann der Abstand klein genug ist und der unausgeglichene Kader trotz der schwer angeschlagenen Finanzen etwas Besserung erfährt, weiß man nie, was alles noch möglich ist. Denn diese Mannschaft beweist aktuell jede Woche aufs Neue, dass sie über jede Menge Kampfgeist und die richtige Moral verfügt, um sich in die entsprechende Position zu bringen. Dafür müssen jedoch noch die Schwachstellen Sturmzentrum, Spielaufbau und Torhüter beseitigt werden, ohne dabei selbst zu viel Qualität einzubüßen. Mehreren Berichten zufolge muss der FCN nämlich bis zum Jahresende sein negatives Eigenkapital verringern, ob dabei die 3 Millionen Euro vom Transfer von Niklas Stark ausreichen, ist zu bezweifeln. Burgstaller, Schöpf, Petrak und Blum sind dabei wohl die potenziellen Spieler, mit denen ein positives Transferergebnis zu erzielen ist. Endgültig mehr sagen kann man dann nächste Woche nach der Mitgliederversammlung, bei der dann auch genauere Zahlen bekannt werden sollten.