14.05.2009 um 14:56 Uhr
Kommerzialisierung im Sport
Ich habe lange nach einem geeigneten Thema gesucht, um meinen ersten Blog zu schreiben. Mittlerweile habe ich es gefunden: Kommerzialisierung im Sport. Fußball nimmt dabei zwar den Hauptteil ein, aber auch andere Sportarten sollen nicht unerwähnt bleiben.
Ursprünglich dienten Sportvereine zur Freizeitbeschäftigung. Man spielte um Pokale und Titel. Im Laufe der Zeit professionalisierte sich das Fußballgeschäft. Aus Amateuren, die mit Fußballspielen ihr Gehalt aufbesserten, wurden Profis, die mit dem Sport ihren Lebensunterhalt verdienen können. Inzwischen ist man so weit, dass die 3.Liga in Deutschland zu einer Profiliga geworden ist.
Fußball und Handball sind zwei von wenigen Sportarten, von denen eine Vielzahl von Sportlern leben können. Im Handball sind die Gehälter inzwischen auch derart gestiegen, dass man seinen Lebensunterhalt davon bestreiten kann. Allerdings sind sie nicht so hoch genug, um für die Zeit nach der Karriere ausgesorgt zu haben. Deshalb macht ein Großteil der Handballspieler eine Ausbildung oder ein Studium nebenher, darunter auch viele Nationalspieler. Durch steigende Einnahmen der Vereine besonders im Fußball, steigen auch die Spielergehälter immer schneller.
Anders sieht es in so genannten Individualsportarten aus. Dort ist es für die meisten nicht möglich, eine Ausbildung oder ein Studium neben dem Training zu absolvieren. Sie haben kein gesichertes monatliches Einkommen, sondern müssen sich wöchentlich in Wettkämpfen beweisen. Bei guten Leistungen gibt es höheres Preisgeld. Bei Verletzungen fällt dies weg. Da sie mit dem Preisgeld nicht Kosten für Material, Reisen, Training, etc. decken können, sind sie auf Sponsoren, nationale Sportverbände, die Sporthilfe und die Bundeswehr-Sportfördergruppe angewiesen. Dabei werden sie für das Training und die Wettkämpfe freigestellt und müssen dann in der trainingsfreien Zeit ihre Ausbildung absolvieren.
Die wirklichen Top-Sportler in den Individualsportarten können gut ihren Lebensunterhalt davon bestreiten. Das sind aber maximal 10%. Beim Skispringen wird das Preisgeld nur unter den ersten zehn aufgeteilt. Der Erste bekommt 20.000€ und der Zehnte immerhin noch 665€. Der Rest geht leer aus. Beim Turnen ist es noch extremer: Bei den Weltmeisterschaften bekommen nur die ersten Drei Preisgeld. Der Sieger erhält 1.800€. Im Handball haben die deutschen Weltmeister 1978 für ihren Titel 4.000DM bekommen, 2007 waren es 25.000€. Besonders extrem sind die Entwicklungen im Fußball zu verfolgen. Für den WM-Titel 1954 haben die Spieler 2.500DM bekommen, 1974 schon 70.000DM und 1990 125.000DM. 2006 hätten sie für den Titel 300.000€ erhalten. Die Beträge werden von den jeweiligen Weltverbänden bestimmt. Der DFB erhält hohe Millionenbeträge von der FIFA, der DHB bekommt von der IHF nur zweistellige Tausenderbeträge. Es kommt natürlich auch auf den Bekanntheitsgrad der Sportart weltweit an. Je bekannter eine Sportart – und damit auch ertragreicher für Sponsoren – ist, desto höher sind die Preisgelder.
Die Vereine sind inzwischen zu modernen Unternehmen geworden. 12 der 18 Bundesligisten sind Kapitalgesellschaften. Die restlichen sechs Vereine haben Teile der Profiabteilungen ausgegliedert.
Die Einnahmequellen von Fußballvereinen sind vielfältig, hier sind sie mit dem Anteil der Einnahmen aufgeführt.
Fernsehrechte (33%)
sind inzwischen ein großer Bestandteil. In Deutschland gibt es, anders als in Spanien, eine Zentralvermarktung. So ist gesichert, dass alle Vereine relativ hohe Beträge erhalten.
Um die Einnahmen nochmals zu erhöhen, wird der Spieltag nächste Saison nochmals "zerstückelt".
Werbung (25%)
Ein Großteil der Einnahmen kommt von der Trikotwerbung. Diese gab es erstmals vor 36 Jahren bei Eintracht Braunschweig. Für 90.000DM durfte das "Jägermeister"-Logo die Trikots zieren. Der DFB war damit nicht einverstanden und zog sogar vor den Bundesgerichtshof, bekam aber kein Recht.
Die Vereine in der 1. Bundesliga erhalten jährlich 114 Millionen € für Trikotwerbung. Spitzenreiter ist der FC Bayern mit 20 Millionen €, Schlusslicht Cottbus mit 1,3 Millionen € jährlich.
Jeder Verein hat neben dem Hauptsponsor auch noch verschiedene andere Sponsoren.
Stadionbesucher (20%)
Darin enthalten sind: die Eintrittspreise, Einnahmen für Essen und Trinken und Vermietung der VIP-Logen. Bei den Zuschauerzahlen ist die Bundesliga in Europa führend.
Vereine geben immer mehr Geld aus, um den Fans eine gute Atmosphäre zu bieten. Stadien wurden in Deutschland besonders vor der WM 2006 umgebaut oder modernisiert. Es sind bis auf zwei alles reine Fußballstadien, die allerdings auch anderweitig für Konzerte und andere Veranstaltung genutzt werden.
Verschiedenes (12%)
Dazu gehören Mitgliederbeträge und Einnahmen aus Vermietung von u.a. den Arenen sowie der Verkauf der Namensrechte der Stadien, wie z.B. die Allianz Arena.
Transfereinnahmen (5%)
In den letzten Jahren wurden die Ablösesummen immer höher. Vereine versuchen auch Geld mit Spielern zu verdienen, die sie selbst ausgebildet haben. Die Weiterentwicklung dieser Einnahmen muss aufgrund der Wirtschaftskrise abgewartet werden.
Merchandising (5%)
Ein großer Teil davon ist der Verkauf von Trikots. Es gibt inzwischen allerdings (fast) alles mit dem Wappen des Lieblingsvereins.
Man versucht die weltweiten Einnahmen von Fernsehgeldern zu steigern, auch speziell auf den asiatischen Marktes bezogen. Dort wird auch versucht mehr Merchandisingprodukte zu verkaufen. Für Werbung versucht man immer finanzstärkere Unternehmen zu gewinnen.
Die 50 1-Regel soll in Deutschland den Einstieg von Investoren verhindern. Hannovers Vorstandsvorsitzender Martin Kind setzt sich dafür ein, dass diese Regel abgeschafft wird. Obwohl die Vereine dadurch nicht so finanzstark wie z.B. in Spanien oder England sind, kann dies während der Wirtschaftskrise zu einem Vorteil werden.
Für Sponsoren bleibt Fußball das Hauptgeschäft. Doch sie sind auch in anderen Sportarten aktiv. In manchen Sportarten sind Sponsoren auch im Vereins- bzw. Teamnamen enthalten. Ein paar Beispiele dafür sind im Basketball die EnBW Ludwigsburg und die Telekom Basket Bonn oder im Radsport Milram und Rabobank.
Sponsorennamen können auch in offiziellen Veranstaltungsnamen vorkommen, wie der EnBW-Turn-WM 2007, der Jack-Wolfskin-Vierschanzentournee oder einer Vielzahl von Tennisturnieren wie z.B. den BMW Open.
Die Fernsehübertragungen sind, zusammen mit guten deutschen Teilnehmern, wichtig, um eine Sportart bekannt zu machen. Ein Beispiel dafür ist Skispringen, das RTL zu Beginn des Jahrzehnts zur "Formel 1 des Winters" machte.
Meiner Meinung nach wird die Kommerzialisierung, trotz der Wirtschaftskrise, weiterhin anhalten, unter anderem auch aufgrund des Trends, dass sportliche Großveranstaltungen immer mehr als Event vermarktet werden und das Augenmerk nicht mehr alleine auf dem Sport liegt. Unternehmen merken dies und investieren in solche "Events". Der Sport rückt dabei in den Hintergrund.
Ursprünglich dienten Sportvereine zur Freizeitbeschäftigung. Man spielte um Pokale und Titel. Im Laufe der Zeit professionalisierte sich das Fußballgeschäft. Aus Amateuren, die mit Fußballspielen ihr Gehalt aufbesserten, wurden Profis, die mit dem Sport ihren Lebensunterhalt verdienen können. Inzwischen ist man so weit, dass die 3.Liga in Deutschland zu einer Profiliga geworden ist.
Fußball und Handball sind zwei von wenigen Sportarten, von denen eine Vielzahl von Sportlern leben können. Im Handball sind die Gehälter inzwischen auch derart gestiegen, dass man seinen Lebensunterhalt davon bestreiten kann. Allerdings sind sie nicht so hoch genug, um für die Zeit nach der Karriere ausgesorgt zu haben. Deshalb macht ein Großteil der Handballspieler eine Ausbildung oder ein Studium nebenher, darunter auch viele Nationalspieler. Durch steigende Einnahmen der Vereine besonders im Fußball, steigen auch die Spielergehälter immer schneller.
Anders sieht es in so genannten Individualsportarten aus. Dort ist es für die meisten nicht möglich, eine Ausbildung oder ein Studium neben dem Training zu absolvieren. Sie haben kein gesichertes monatliches Einkommen, sondern müssen sich wöchentlich in Wettkämpfen beweisen. Bei guten Leistungen gibt es höheres Preisgeld. Bei Verletzungen fällt dies weg. Da sie mit dem Preisgeld nicht Kosten für Material, Reisen, Training, etc. decken können, sind sie auf Sponsoren, nationale Sportverbände, die Sporthilfe und die Bundeswehr-Sportfördergruppe angewiesen. Dabei werden sie für das Training und die Wettkämpfe freigestellt und müssen dann in der trainingsfreien Zeit ihre Ausbildung absolvieren.
Die wirklichen Top-Sportler in den Individualsportarten können gut ihren Lebensunterhalt davon bestreiten. Das sind aber maximal 10%. Beim Skispringen wird das Preisgeld nur unter den ersten zehn aufgeteilt. Der Erste bekommt 20.000€ und der Zehnte immerhin noch 665€. Der Rest geht leer aus. Beim Turnen ist es noch extremer: Bei den Weltmeisterschaften bekommen nur die ersten Drei Preisgeld. Der Sieger erhält 1.800€. Im Handball haben die deutschen Weltmeister 1978 für ihren Titel 4.000DM bekommen, 2007 waren es 25.000€. Besonders extrem sind die Entwicklungen im Fußball zu verfolgen. Für den WM-Titel 1954 haben die Spieler 2.500DM bekommen, 1974 schon 70.000DM und 1990 125.000DM. 2006 hätten sie für den Titel 300.000€ erhalten. Die Beträge werden von den jeweiligen Weltverbänden bestimmt. Der DFB erhält hohe Millionenbeträge von der FIFA, der DHB bekommt von der IHF nur zweistellige Tausenderbeträge. Es kommt natürlich auch auf den Bekanntheitsgrad der Sportart weltweit an. Je bekannter eine Sportart – und damit auch ertragreicher für Sponsoren – ist, desto höher sind die Preisgelder.
Die Vereine sind inzwischen zu modernen Unternehmen geworden. 12 der 18 Bundesligisten sind Kapitalgesellschaften. Die restlichen sechs Vereine haben Teile der Profiabteilungen ausgegliedert.
Die Einnahmequellen von Fußballvereinen sind vielfältig, hier sind sie mit dem Anteil der Einnahmen aufgeführt.
Fernsehrechte (33%)
sind inzwischen ein großer Bestandteil. In Deutschland gibt es, anders als in Spanien, eine Zentralvermarktung. So ist gesichert, dass alle Vereine relativ hohe Beträge erhalten.
Um die Einnahmen nochmals zu erhöhen, wird der Spieltag nächste Saison nochmals "zerstückelt".
Werbung (25%)
Ein Großteil der Einnahmen kommt von der Trikotwerbung. Diese gab es erstmals vor 36 Jahren bei Eintracht Braunschweig. Für 90.000DM durfte das "Jägermeister"-Logo die Trikots zieren. Der DFB war damit nicht einverstanden und zog sogar vor den Bundesgerichtshof, bekam aber kein Recht.
Die Vereine in der 1. Bundesliga erhalten jährlich 114 Millionen € für Trikotwerbung. Spitzenreiter ist der FC Bayern mit 20 Millionen €, Schlusslicht Cottbus mit 1,3 Millionen € jährlich.
Jeder Verein hat neben dem Hauptsponsor auch noch verschiedene andere Sponsoren.
Stadionbesucher (20%)
Darin enthalten sind: die Eintrittspreise, Einnahmen für Essen und Trinken und Vermietung der VIP-Logen. Bei den Zuschauerzahlen ist die Bundesliga in Europa führend.
Vereine geben immer mehr Geld aus, um den Fans eine gute Atmosphäre zu bieten. Stadien wurden in Deutschland besonders vor der WM 2006 umgebaut oder modernisiert. Es sind bis auf zwei alles reine Fußballstadien, die allerdings auch anderweitig für Konzerte und andere Veranstaltung genutzt werden.
Verschiedenes (12%)
Dazu gehören Mitgliederbeträge und Einnahmen aus Vermietung von u.a. den Arenen sowie der Verkauf der Namensrechte der Stadien, wie z.B. die Allianz Arena.
Transfereinnahmen (5%)
In den letzten Jahren wurden die Ablösesummen immer höher. Vereine versuchen auch Geld mit Spielern zu verdienen, die sie selbst ausgebildet haben. Die Weiterentwicklung dieser Einnahmen muss aufgrund der Wirtschaftskrise abgewartet werden.
Merchandising (5%)
Ein großer Teil davon ist der Verkauf von Trikots. Es gibt inzwischen allerdings (fast) alles mit dem Wappen des Lieblingsvereins.
Man versucht die weltweiten Einnahmen von Fernsehgeldern zu steigern, auch speziell auf den asiatischen Marktes bezogen. Dort wird auch versucht mehr Merchandisingprodukte zu verkaufen. Für Werbung versucht man immer finanzstärkere Unternehmen zu gewinnen.
Die 50 1-Regel soll in Deutschland den Einstieg von Investoren verhindern. Hannovers Vorstandsvorsitzender Martin Kind setzt sich dafür ein, dass diese Regel abgeschafft wird. Obwohl die Vereine dadurch nicht so finanzstark wie z.B. in Spanien oder England sind, kann dies während der Wirtschaftskrise zu einem Vorteil werden.
Für Sponsoren bleibt Fußball das Hauptgeschäft. Doch sie sind auch in anderen Sportarten aktiv. In manchen Sportarten sind Sponsoren auch im Vereins- bzw. Teamnamen enthalten. Ein paar Beispiele dafür sind im Basketball die EnBW Ludwigsburg und die Telekom Basket Bonn oder im Radsport Milram und Rabobank.
Sponsorennamen können auch in offiziellen Veranstaltungsnamen vorkommen, wie der EnBW-Turn-WM 2007, der Jack-Wolfskin-Vierschanzentournee oder einer Vielzahl von Tennisturnieren wie z.B. den BMW Open.
Die Fernsehübertragungen sind, zusammen mit guten deutschen Teilnehmern, wichtig, um eine Sportart bekannt zu machen. Ein Beispiel dafür ist Skispringen, das RTL zu Beginn des Jahrzehnts zur "Formel 1 des Winters" machte.
Meiner Meinung nach wird die Kommerzialisierung, trotz der Wirtschaftskrise, weiterhin anhalten, unter anderem auch aufgrund des Trends, dass sportliche Großveranstaltungen immer mehr als Event vermarktet werden und das Augenmerk nicht mehr alleine auf dem Sport liegt. Unternehmen merken dies und investieren in solche "Events". Der Sport rückt dabei in den Hintergrund.
Aufrufe: 29451 | Kommentare: 20 | Bewertungen: 24 | Erstellt:14.05.2009
ø 9.9
KOMMENTARE
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14.05.2009 | 16:10 Uhr
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Ein absolut perfektes Thema gefunden und dieses perfekt beschrieben.
Zum Zungeschnalzen! Lässt dich flüssig lesen und ist sehr, sehr informativ. Kann ich nur weiterempfehlen.
10/10
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14.05.2009 | 17:25 Uhr
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da kann man noch einiges von dir lernen !
habe heute auch meinen ersten blog geschrieben!
wäre nett wenn du diesen kommentieren würdest !
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14.05.2009 | 21:27 Uhr
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Sanna :
Interessantes, aber auch schwieriges Thema. Gut gemeistert, informativ und nett geschrieben. Klasse für den ersten Blog!
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14.05.2009 | 23:04 Uhr
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Bailey :
Schöner Blog! Sachlich und fundiert zusammengefasst!Hatte vor kurzem überlegt, malwas über die 50+1-Regel zu schreiben...hab dadurch wieder ein bisschen mehr Lust darauf bekommen
Ach ja, natürlich 10/10
bitte mehr davon
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15.05.2009 | 00:54 Uhr
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Voegi :
Ich wollte zunächst als kritische Anmerkung die Frage nach der Quintessenz stellen. Aber dann fiel mir auf, dass es die auch gar nicht braucht. Es muss nicht immer eine Forderung oder eine Generalkritik sein, manchmal tut's auch einfach eine Situationsbeschreibung. Vor allem wenn sie so kenntnisreich wie dieses geschrieben ist! Top! 10 Punkte!
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