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Von: nbadizzle
30.12.2015 | 1776 Aufrufe | 0 Kommentare | 0 Bewertungen Ø 0.0
Abschied von einer Basketball-Legende
Kobe Bryant - Legende und Gegenwart
stepback3blog.wordpress.com

Entweder man stirbt als Held oder spielt so lange bis man selbst zum Bösen wird. Eine leichte Abwandlung des bekanntesten Zitats aus der Batman-Trilogie und eine treffende Beschreibung der aktuellen Situation um Kobe Bryant. Streitbar war er schon immer; für die einen ein Held und einer der besten Spieler aller Zeiten, für die anderen ein Egoist und schlechter Teamkamerad. Zum Ende seiner Karriere wird es Zeit für eine kleine Würdigung.

Ich persönlich habe Kobe Bryant nie gemocht. Respektiert immer, aber mögen wäre zu viel gesagt. Meine Anfänge als NBA-Fan sind eng mit dem 2003er-Draft um Lebron James, Carmelo Anthony, Dwyane Wade und Chris Bosh verknüpft. Seit Wade 2006 mit einem alternden Shaquille ONeal mit Miami den Titel gewann, verfolge ich die NBA einigermaßen intensiv. Und Kobe? Holte seitdem zwei Meisterschaften nach L.A. In der Saison 2007/08 erhielt er die Auszeichnung als wertvollster Spieler der Liga. Er wurde Scoring-Champion, All-Star-Game-MVP und gewann 2012 Gold bei den Olympischen Spielen in Peking. Die Erfolge einer absoluten Basketball-Legende. Ich finde, Respekt ist das mindeste, was man für diese Leistungen haben muss. Ganz zu schweigen von dem, was er vor meiner Zeit erreicht hat.

Wenn ich an Koby Bryant denke, kommen mir witzigerweise nicht seine Erfolge zuerst in den Sinn, auch nicht die Titel, noch nicht einmal seine 82 Punkte gegen die Toronto Raptors. Sondern 15 Rebounds. 17. Juni 2010, 2:00 nachts deutscher Zeit: Spiel 7 der Finals, Los Angeles Lakers gegen Boston Celtics. Das traditionsreichste Spiel der Liga. Die Deutschklausur am nächsten Tag ist mir komplett egal. Die Lakers gewinnen. Kobe trifft nur 6 seiner 24 Würfe; dafür holt er 15 Rebounds. Mehr als alles andere war es der unbedingte Siegeswille, der Ehrgeiz, die ihn in meinen Augen auszeichnete. Die Besessenheit, sein Team auch dann zum Sieg zu führen, wenn die Würfe nicht fallen wollen.

Der letzte Titel der Lakers ist jetzt fünf Jahre her. Seitdem schied Bryant mit seinem Team aus den Playoffs aus, riss sich die Achillessehne, brach sich das Schienbein und verletzte sich an der Schulter. Jetzt ist Schluss. Nach 20 Jahren in der besten Liga der Welt spielt der Körper nicht mehr mit. Anfang Dezember wandte er sich in einem Brief an die Fans, den er an den Basketball selbst adressiert: Ich kann nicht mehr. Mein Verstand kann noch, mein Herz sowieso, aber mein Körper sagt nein. Eine Saison will Bryant noch spielen, bevor er die Sneakers an den Nagel hängt. Womit wir in der Gegenwart wären. Bei einem 37 Jahre alten Kobe Bryant und bei einer Franchise im Umbruch.

Die Los Angeles Lakers sind untrennbar mit ihrem Superstar verbunden. Die Karriere bei einem anderen Team ausklingen lassen und einen letzten Angriff auf den Titel starten? Kommt für Bryant nicht in Frage. Was im ersten Moment schmeichelhaft klingt, stellt das Management der Lakers in Wahrheit vor eine schwierige Aufgabe. Wie lässt sich Bryant eine würdige Abschiedstournee bieten ohne das Team zu hemmen? Wie Legende und Gegenwart miteinander in Einklang bringen?

Willkommen in der Gegenwart

Die NBA hat ihre eigenen Mechanismen. Vielversprechende junge Talente kommen nur über den jährlichen Draft in die Liga; schlechte Teams wählen zuerst, gute zuletzt. Daraus folgt ein Kreislauf, den NBA-Teams für gewöhnlich durchschreiten. Teams, die Meister geworden sind, können ihr Team nur noch marginal mit jungen Talenten verbessern. Nach und nach werden sie älter und schlechter, bis über die Draft neue Talente und Stars zum Team stoßen. Das Team wird wieder besser, je erfahrener die Talente werden. Nach den Meisterschaften der Jahre 2009 und 2010 stehen die Lakers wieder am Beginn eines solchen Kreislaufs. Die Talente haben sie bereits: die Zweitjahres-Profis Julius Randle und Jordan Clarkson sind vielversprechend, mit DAngelo Russel zog die Franchise im Draft ihren vermeintlichen Star der Zukunft. Die übliche Vorgehensweise ist es, das Team um diese Spieler herum aufzubauen. Ein paar Veteranen kommen, welche die Youngster mit ihrer Erfahrung anleiten. Die jungen Spieler dürfen viel Verantwortung übernehmen und Fehler machen. Dann holt man einen Trainer, der der Mannschaft eine Philosophie einflößt. Im Sommer haben die Lakers nichts davon getan!

Lou Williams, Brandon Bass, Roy Hibbert und Larry Nance Jr. heißen die Neuverpflichtungen des Sommers. Bis auf Rookie Nance Spieler in der Blüte ihrer Jahre; Spieler, die eine Mannschaft besser machen, deren Qualität aber nicht für den großen Wurf ausreicht. Zudem Spieler, die den Youngstern Würfe, Spielzeit und Verantwortung wegnehmen.

Bleibt noch der Coach. Byron Scott gewann in den 1980er-Jahren drei Meisterschaften als Spieler mit der Franchise. Im Sommer ließ er verlauten, er glaube nicht, dass er (der Dreipunktwurf, d. Red.) Meisterschaften gewinnt. ESPN Journalist Baxter Holmes schrieb am selben Tag, dass in den letzten acht Jahren sieben Mal das Team die Meisterschaft gewann, das die Liga bei den Dreipunktwürfen anführte. Mitte Dezember versetzte Scott DAngelo Russel und Julius Randle unversehens in die zweite Fünf, da er mit ihrem Energielevel nicht zufrieden sei - eine Entscheidung, die gemeinhin auf Unverständnis traf. Auf dem Feld geben die Lakers ein unterirdisches Bild ab; nur die 76ers aus Philadelphia haben weniger Spiele gewonnen als die stolze Franchise aus L.A. Die Verteidigung ist katastrophal. Unter dem Chaos leiden ausgerechnet die, denen doch die Zukunft gehören soll.

Warum lässt General Manager Mitch Kupchak eine solche Situation geschehen? Die Antwort führt uns zurück zum Anfang, zu unserem Helden.

Abschiedstournee

Kobe Bryants letzte Saison schlägt nicht nur im Netzt hohe Wellen, sondern auch auf dem Platz. Teams überreichen ihm vor dem Anpfiff Geschenke. Michael Jordan persönlich spricht vor dem Spiel bei den Charlotte Hornets eine Videobotschaft ein. Gerüchte machen die Runde, wonach Bryant trotz Verletzungen bei Auswärtsspielen aufläuft um die Fans nicht zu enttäuschen, die ihn ein letztes Mal spielen sehen wollen. Mitunter wird es bizarr: die Detroit Pistons schicken gleich drei Teamkapitäne nach vorne, da diese Bryant vor dem Spiel die Hand schütteln dürfen. Die sportliche Misere der Lakers wird zur Nebensache. Und das obwohl Bryant ein Teil von ihr ist: nur 17,3 Punkte erzielt er pro Partie, bei Wurfquoten von 34,3% aus dem Feld und 25,6% von der Dreierlinie. Die schlechtesten Werte seine Karriere. Hat er den Zeitpunkt verpasst, als Held zu sterben?

Auch die Offseason-Aktionen der Lakers lassen sich so erklären. Byron Scott ist ein alter Weggefährte Bryants, der ihn auch bei schlechten Leistungen nicht auf die Bank beordert. Und wenn Kobe schon aufhört, dann soll er in seiner letzten Saison wenigstens noch ein paar ordentliche Mitspieler haben. Die Lakers ordnen dem wohl besten Spieler der Franchise Geschichte alles unter Vergangenheit schlägt Gegenwart und Zukunft. Dabei wäre es so einfach: Bryant in eine Mentoren-Rolle drängen, Scott feuern und die Zeichen auf Neuaufbau setzen. Aber so geht man nicht mit einer Legende um...

Dabei zeigt die Vergangenheit, dass das Vermächtnis eines Spielers keinesfalls von seinen letzten Jahren geprägt wird. Wer denkt bei der Erwähnung Michael Jordans an seine Auftritte bei den Washington Wizards? Wer bei Steve Nash an zwei verletzungsgeplagte Spielzeiten in Los Angeles? Kobe Bryants Vermächtnis wird nicht dadurch geschmälert, dass er als 37-jähriger nicht mehr die gleiche Leistung bringt wie noch vor fünf Jahren. Immerhin: dürfen die Lakers dank schlechter Leistungen im kommenden Draft unter den ersten drei Teams ziehen, dürfen sie ihren Pick behalten ansonsten wandert er nach Philadelphia. Trotzdem behindert die Art, wie die Franchise mit Bryant umgeht ihren langfristigen Erfolg; und das auch noch für ein irrelevantes Ziel. Der neutrale Beobachter schlägt die Hände über dem Kopf zusammen als Fan ist mir das aber komplett egal.

Ob Julius Randle 10 oder 15 Punkte pro Spiel erzielt? Eine Fußnote. Ob DAngelo Russel endlich lernt, zu verteidigen? Egal! Hauptsache noch einmal einen der typischen Kobe-Fadeaways sehen; einmal der Legende zuschauen und den Moment auf der Festplatte abspeichern. Vielleicht ist es das, was Kobe Bryants Status in der NBA am besten verdeutlicht: Fans und Manager verschieben lächelnd die Zukunft, um noch einen Augenblick länger die Vergangenheit zu genießen. Manche Spieler können spielen solange sie wollen und werden doch immer Helden bleiben...

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