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Von: Broich
06.04.2014 | 4642 Aufrufe | 5 Kommentare | 10 Bewertungen Ø 9.9
George Weah
King George
Afrikas Spieler des Jahrhunderts im Porträt.

"Weah was a real surprise. For me it was like a child discovering a chocolate bunny in his garden at Easter. I have never seen any player explode on to the scene like he did."

- Arsène Wenger -

Ein Spieler, dem noch heute der Spitzname "Die Axt" anhaftet wie ein zweiter Vorname muss gefürchtet bei seinen Gegenspielern gewesen sein. Und das war Uli Borowka ohne Zweifel. Legendär wie er einst Olaf Thon bereits nach wenigen Minuten mit den gehauchten Worten "Ich brech' dir die Beine" aus dem Spiel nahm - psychologische Kriegsführung in Perfektion. Noch unangenehmer für die Spieler mit denen es Borowka aufnahm wurde es wenn nach bloßen Worten tatsächlich die Klingen auf dem Platz gekreuzt wurden. Oft beendete der Werderaner bereits das erste Dribbling mit einem Tackling über den feuchten Rasen, das Vinnie Jones stolz gemacht hätte.

Selbst der vielleicht größte Spieler aller Zeiten, Diego Maradona, zeigte gegen Borowka nur Bruchteile seines eigentlichen Repertoires, zu sehr war die Grätsche des Verteidigers, die Stollenabdrücke auf den Waden des Argentiniers hinterlassen hatte, noch verankert im Bewusstsein der Ikone. Borowkas Taktik der Zermürbung machte auch vor großen Namen nicht Halt.

Die Achtziger und Neunziger Jahre waren eine Zeit, in der sich die Stürmer noch nicht wie heute in einem gewissen Schutzrahmen bewegten. Einer Komfortzone, die den Fußball ansehnlicher machen soll.

Damals wurde regelrecht Jagd auf die Weltklasseakteure gemacht. Die Kohlers, Försters und Borowkas standen für eine kompromisslose Abwehrschule, welche das Tackling nicht wie heute als letztmögliches Abwehrmittel deklarierte, sondern als probates Stilmittel den Gegenspielern so früh wie möglich den Spaß zu nehmen und den Schneid abzukaufen. Und das Spiel für Spiel, Minute für Minute. So auch 1992 im Finale im Europapokal der Pokalsieger.

Unter dem klaren Nachthimmel Lissabons bearbeitete Borowka, durch die Aussicht auf den Titel doppelt motiviert, seinen Gegenspieler von Anfang an. Seine ersten kleinen Nickeligkeiten ließ der wendige und pfeilschnelle Stürmer der Monegassen mit Leichtigkeit abprallen. Nach zwei Attacken ohne Ertrag wurde es der Axt zu bunt und er wollte seinen Gegenspieler mit einer eingesprungenen Grätsche in Oberschenkelhöhe fällen. Es gab ein Geräusch und sofort war klar, dass etwas kaputt sein musste. Zu Borowkas Überraschung erhob sich der Stürmer, als wäre nichts passiert vom feuchten Rasen und trabte in Richtung des Bremer Strafraum, um den fälligen Freistoß als Speerspitze im System der Franzosen in Empfang zu nehmen. Als auch Borowka wieder aufstand merkte er, was das Geräusch verursacht hatte: Ihm war ein Stollen an den stahlharten Oberschenkeln des Monegassen abgebrochen. Obwohl Bremen das Spiel mit 2:0 gewann, denkt Borowka noch heute an den Mann, der seinen Fouls und Tacklings mit der Gleichgültigkeit eines Champions begegnete. Ein Sieger, der fast Mitleid mit seinen Gegenspielern hat, die keine anderen Wege finden ihn zu stoppen. Ein Stürmer mit Muskeln aus Metall und einem granatenähnlichen Schuss. Ein Spieler aus dem krisengebeutelten Liberia, der für ganz Afrika ein Symbol der Hoffnung wurde und der 1995 als bester Spieler des Planeten Erde ausgezeichnet wurde. Sein Name ist George Tawlon Manneh Oppong Ousman Weah. Ein Synonym für unbedingten Willen und Aufstieg.

Entdecker Wenger

Der beschwerliche Aufstieg Weahs, der am ersten Oktober 1966 geboren wurde, aus dem Slum Clara Town bis zum Thron des Weltfußballers, begann in den Straßen seiner Heimat.

Denn jene staubigen Straßen in einem Slum nahe der Hauptstadt Monrovia waren der wichtigste Lehrmeister des Stürmers überhaupt. Die Spiele mit einem selbst gemachten Ball aus Abfall gegen seine Brüder und die anderen Jungs des Viertels schärften Weahs Instinkt und seine Technik. Sie bildeten seine Muskeln aus und verbesserten Tag für Tag seinen Abschluss. Sie veredelten seine gottgegebene Technik und gaben ihm die Chance später in Europa für einen der besten Vereine der Welt zu spielen. Dann mit echten Schuhen und einem Ball aus Kunststoff, den ein Expertenteam entwickelt hatte.

1986 schloss sich der damals 20-jährige, der als Techniker arbeitete, dem liberianischen Erstligisten Mighty Barolle an. Sein großes Glück war seine Schulbildung, die ihm seine Großmutter, bei der er aufwuchs ermöglicht hatte. Denn ohne Bildung hätte der Stürmer wie so viele andere den Slums entstammende junge Männer das Land auf der Suche nach Arbeit verlassen oder wäre in die Kriminalität abgedriftet. Ein Schicksal, das den Lebensweg vieler seiner früheren Spielgefährten prägte.

Heute spielt Mighty Barolle auf staubigen Plätzen vor wenigen 100 Zuschauern in der zweiten Liga, ein Hauch von deutscher Niederklassigkeit. Damals hatte der Verein aus Monrovia das Glück den Mittelstürmer Weah zu haben. In zehn Spielen schoss der Angreifer sieben Tore. Am Ende wurde sein Klub Meister in der Premier League. Schon damals zeigte Weah seine auf den Straßen erlernte einzigartige Mixtur aus gazellenartiger Grazie und raubkatzenähnlichem Instinkt. Seinen Kopf hielt er während seinen kraftvollen Dribblings gesenkt, eine Eigenart, die er nie ablegen sollte.

Er wechselte zum bekanntesten Verein des Landes Invincible Eleven, bekannt für ihre blau-gelben Trikots. Weah erzielte 24 Treffer in 23 Partien und wurde in seinem zweiten Jahr wieder liberianischer Meister.

Die Entwicklung Weahs setzte sich mit einer Rasanz fort, die heute fast atemberaubend ist. Noch im Jahr 1987 wechselte der King in Kameruns Hauptstadt zu einem der besten Vereine Afrikas. Tonnerre Yaoundé hat Spieler wie Roger Milla und Rigobert Song hervor gebracht. Trotzdem feierte man die letzte Meisterschaft in der Saison 1987/88. Weah hatte mit 14 Toren in 18 Spielen auch bei der dritten Meisterschaft in seiner dritten Profi-Spielzeit einen großen Anteil.

In Europa waren Spieler aus Afrika eine Seltenheit, zu unerschlossen und unübersichtlich war der Markt, zu rar gutes Videomaterial. Und nur auf Empfehlung nach Afrika zu fliegen war den meisten Vereinen zu aufwändig und teuer. Ein Visionär, damals Trainer des AS Monaco, erkannte jedoch schon damals das große Potential Afrikas und holte den schlaksigen Mittelstürmer für umgerechnet 150.000 Euro nach Frankreich. Er entsandte als einer der ersten Beobachter in Länder des schwarzen Kontinents. Auch in puncto Taktik war der damals 39-jährige Elsässer ein Vorreiter, der erkannte, dass das Festhalten an Traditionen den Fußball in seiner Entwicklung blockierte.

Der Entdecker und erste Trainer in Europa bei Monaco war Arsène Wenger, heute hochdekorierter Fußballlehrer bei Arsenal London und Welttrainer der Dekade 2000-2010.

Wenger hatte den entscheidenden Tipp von Kameruns damaligem Nationaltrainer Claude Le Roy erhalten, dessen Gehalt erst seine Beobachter und schließlich er selbst bei einem Trip nach Yaoundé bestätigten.

Der Schritt war damals für Spieler aus Afrika oder Südamerika deutlich größer als heute. Berater, individuelle Übersetzer und Erleichterung in allen Lebensbereichen kamen kaum vor. So tat sich auch Weah sehr schwer. Er hatte Heimweh, kam mit der engen Bauweise, der Mentalität und dem Wetter nicht zu Recht. Auch auf dem Platz waren die Proffesionalität und Akribie Wengers zunächst zu viel. Er hatte sich bereits entschieden wieder in die Heimat zurück zu kehren, ehe Wenger ihn in einem karriereweisenden Gespräch davon abhielt. In der Folge wurde sein Trainer für ihn zu einer Vaterfigur und einem Fixpunkt. Später sagte Weah, er habe seine Karriere Wenger gewidmet und noch heute gratulieren sich die beiden jedes Jahr zum Geburtstag. Eine große Hilfe war ihm neben seinem Trainer sein Glauben. Als Angehöriger der Kru, einem westafrikanischen Volk war er zunächst Christ, konvertierte aber später zum Islam. Beide Religionen gaben ihm Kraft und zementierten seinen Willen nach den Start-Schwierigkeiten, sich in Europa einen Namen zu machen.

Schnell stellte sich heraus, wie richtig Wengers Einschätzung gewesen war. Der Neuzugang legte eine Explosivität an den Tag, die ihn fast unaufhaltbar erscheinen ließ.

Monaco war in der Vorsaison mit dem englischen Top-Duo Glenn Hoddle und Mark Hateley in der Offensive und Abwehrspieler Patrick Battiston Meister geworden. Hateley ist heute kurioserweise Nationaltrainer Liberias und Battiston erlangte hierzulande durch Schumachers Kungfu-Tritt gegen ihn unfreiwillig Berühmtheit.

In Weahs erster Saison misslang die Titelverteidigung und Monaco wurde mit fünf Punkten Rückstand auf Meister Marseille mit Allofs und Cantona Dritter. Weah präsentierte sich in starker Verfassung und brillierte durch die bereits dargelegten Attribute. Vor allem sein Zusammenspiel mit Glenn Hoddle war oftmals ästhetisch anspruchsvoll und genau so wie von Wenger gefordert. Hoddle erzielte 18, der King 14 Tore. Im Europapokal der Landesmeister schieden die Monegassen gegen Galatasaray im Viertelfinale aus.

Die drei Folgejahre bescherten Monaco, bei denen Wenger erstmals mit Raumdeckung experimentierte, einen weiteren dritten und zwei zweite Plätze. Zu wenig für den ehrgeizigen Weah, der nach den Titeln in Afrika mit Monaco nur einen einzigen gewinnen konnte: den Pokal 1991. Als ASM ein Jahr darauf in jenem internationalen Pokalfinale gegen Werder Bremen und Borowka unterlag, entschied King George sich dafür den nächsten Schritt zu machen um endlich Titel zu gewinnen und auf einer seinem Können angemessenen Bühne zu präsentieren.

Nach 173 Spielen, in denen der Liberianer 77 Tore erzielte, kehrte er dem inzwischen zu seiner zweiten Heimat gewordenen Stadtstaat und seinem Mentor Wenger den Rücken und wechselte 1992 mit 26 Jahren zu Paris St. Germain.

Auffstieg zur Weltklasse in Paris

In Frankreichs Hauptstadt traf er auf den portugiesischen Trainer Artur Jorge. Einen Fußballphilosophen, der einen autoritären Stil an den Tag legte, dessen Fundament Disziplin, Fleiß und Auffassungsgabe war. Der Deutsche, wie er aufgrund der von ihm geforderten Tugenden auch genannt wurde fand in Weah einen Star, der gänzlich ohne Allüren auftrat und die Tugenden des Trainers, mit dem vielleicht imposantesten Schnauzer der Fußballgeschichte, nahe der Perfektion umsetzte. Weah war immer sein größter Kritiker, klappte etwas nicht, arbeitete er umso härter. Das gleiche verlangte er stets auch von seinen Mitspielern, eine Tatsache, die nicht immer einfach für den Superstar war, da er immer besser als seine Teamkollegen auftrat. Die Arbeitseinstellung des Liberianers erinnert an die von Cristiano Ronaldo, der entgegen einiger Laien-Meinungen ein akribischer und fleißiger Arbeiter mit unbändigem Willen zum Erfolg ist.

In der Saison 1992/93 wurde Paris durch 14 Weah-Tore Zweiter. Der Afrikaner war langsam aber sicher auf dem Höhepunkt seines Könnens, längst gehörte zu seinem sowieso bereits beeindruckendem Repertoire auch Beidfüßigkeit und enorme Kopfballstärke. Weah verkörperte den aus heutiger Sicht Ideal-Typus eines modernen Stürmers. Schlüsselspieler waren neben dem Stürmerstar Torwart Lama, das bärenstarke Abwehrduo Koumbouaré/Ricardo, Kapitän Paul Le Guen und der Sturmpartner des Liberianers David Ginola. Im Pokal schlug man im Finale den FC Nantes mit Karembeau und Makélele - Weahs zweiter Titel in Europa. Seine Vorstellung von Fußball sah Trainer Jorge perfekt umgesetzt, diszipliniert und geschlossen verteidigen und vorne eine Tor mehr schießen als der Gegner. Insgesamt kassierte der Hauptstadtklub in 38 Ligaspielen nur 29 Gegentore und blieb in den sechs Pokalpartien gar ganz ohne Gegentreffer.

In der folgenden Saison holte Weah endlich seinen ersehnten ersten Meistertitel in Europa.

Mit nur 22 Gegentreffern und den Defensiv-Strategen Le Guen, Guérin und Raí perfektionierte St. Germain sein Defensiv-Konzept noch. Vorne ergänzten sich Ginola (13 Tore) und Weah (12 Tore) perfekt.

Zwar spielte er immer stark, sein Auffstieg in die Liga der absoluten Weltklassestürmer war jedoch noch nicht erfolgt. Fehlende Reputation der französischen Liga und bisher international unauffällige Auftritte waren die Gründe. 1995 sollte sich dies ändern und Weah nicht nur seinen verdienten Platz in der Riege der besten Stürmer der Welt erhalten, sondern sogar doch einigermaßen überraschend als bester Spieler überhaupt ausgezeichnet werden.

Grund dafür war unter anderem der neue Trainer Luis Fernández. Der ehemalige Weltklassspieler und Mitglied der magischen Drei mit Tigana und Platini setzte im Gegensatz zu seinem Vorgänger auf eine offensivere Spielweise.

In der Liga wurde Paris nur Dritter und Weah war mit sechs Tore nicht einmal in den Top 15 der Torjägerliste. Grund für den weltweiten Ruhm, den ihm diese Spielzeit trotz der vergleichweise qualitativ abfallenden Ligaleistung, waren der erneute Pokalsieg gegen Racing Strasbourg und vor allem der erst 1992 ins Leben gerufene Glamour-Wettbewerb Champions League.

Mit sieben Treffern, unter anderem gegen Bayern München und den FC Barcelona schoss der Liberianer Paris bis ins Halbfinale, wo man gegen den großen AC Mailand scheiterte. Es waren nicht nur seine Treffer, die die ganze Fußballwelt in Verzückung versetzten, sondern vorallem sein Spielstil. Seine dynamischen Sprints, seine gewaltigen Abschlüsse und seine Fähigkeit auch große Verteidiger wie Schüler aussehen zu lassen.

Die FIFA kürte Weah als ersten Afrikaner überhaupt zum Weltfußballer des Jahres. In seinem Heimatland und in ganz Afrika erreichte der Hype um Weah durch die Wahl unbekannte Ausmaße. In den staubigen Straßen mussten Mütter die aufgeschlagenen Knie ihrer Söhne versorgen, weil diese beim Versuch den durch seinen gebäugten Kopf geprägten Stil Weahs zu dribbeln nach zu ahmen, hingefallen waren. Bei Spielen ihrer Legende drängten sich ganze Dörfer vor dem einzigen Fernseher der Umgebung zusammen, um auf dem verpixelten Bild jede Bewegung zu verfolgen. Es entstand ein Heldenkult auf dem Kontinent, der sich nach Anerkennung und Identifikationsfiguren sehnte, der heute nicht einmal von Drogba, Eto'o und Touré zusammen erreicht wird.

Sein goldenes Jahr 1995 veredelte Weah durch den Gewinn des Ligapokals und die Wahl zu Europas und Afrikas Fußballer des Jahres noch.

Dass Weah niemals Frankreichs Fußballer des Jahres wurde liegt an der Tatsache, dass bis einschließlich 1995 nur Franzosen gewählt werden konnten. Wie sehr er Paris besser machte, zeigt sich durch die Preisträger in der Zeit, in welcher er für St. Germain auf Torejagd ging. Mit Ginola, Lama und Guérin wurde dreimal ein Pariser ausgezeichnet.

Angekommen in der Weltspitze war Weah plötzlich ein begehrtes Objekt, die Klasse Paris' reichte nicht mehr aus. Die Bosse des Weltklubs AC Mailand, der im Finale 95 gegen Ajax Amsterdam verloren hatte, waren auf der Suche nach einem Stürmer, welcher erstens genug Klasse und zweitens genug Glamour hatte, um Marco van Basten zu ersetzen, der wegen Knöchel- und Knieproblemen gerade vorzeitig seine Karriere beendet hatte.

Schweres Erbe

Vor der Saison 1995/96 verpflichtete Milan-Trainer Fabio Capello seinen neuen Superstar Weah für günstige 6,8 Millionen.

Es war in Mailand gerade eine Ära zu Ende gegangen. Unter Sacchi und Capello hatte Milan mit Größen wie Maldini, Baresi, van Basten und Gullit drei Mal die Championsleague und vier Mal den Scudetto errungen. Nach den goldenen Jahren wollte man nun durch die Stars Weah und Roberto Baggio an vergangene Tage anknüpfen und eine neue Ära starten.

Ein schweres Erbe für Weah, noch dazu, da sich der Druck durch seine Auszeichnung im Vorjahr erhöht hatte. National konnte Milan seine aufkommenden Schwächen noch kaschieren und wurde vor Juventus Turin Meister. Weah konnte im defensiv geprägten Capello-System überzeugen und erzielte an der Seite von Baggio (sieben Tore) elf Treffer. Weitere Leistungsträger waren die heutigen Vereinslegenden Baresi und Maldini und Stratege Desailly.

International musste Mailand im Uefa Cup starten. Im Viertelfinale war gegen Bordeaux mit Zidane, Lizarazu und Dufarry Schluss. Weah hatte in sechs Spielen drei Mal eingenetzt.

Weahs erstes Jahr in Italien war gleichzeitig sein stärkstes: Bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres wurde er Dritter. Noch heute unvergessen ist sein Tor gegen Hellas Verona, als er sieben Spieler ausspielte und sein Solo eiskalt abschloss. Es war ein Tor, das sinnbildlich für Weahs Klasse steht.

Der schleichende Niedergang einer großen Mannschaft setzte sich im nächsten Jahr fort, als Milan in der Liga teilweise desaströs spielte und nur den elften Platz belegte. Die Seuchensaison der Rossoneri erhielt ihre negative Krönung in der Championsleague. Der AC Mailand schied bereits in der Gruppenphase gegen den FC Porto und Rosenborg Trondheim aus. An King Georg, inzwischen 30 Jahre alt, lag der Misserfolg sicherlich nicht. 13 Tore in der Serie A und drei in der Königsklasse sind die Statistiken eines Topstürmers. Die schwarze Saison 96/97 kostete sowohl Capello, als auch Nachfolger Tabarez den Kopf.

Auch das Folgejahr waren sportlich nicht erfolgreich. Milan wurde Zehnter.

Erst Trainer Alberto Zaccheroni beendete die Durststrecke der Norditaliener und führte die Rossoneri zum Scudetto 1999.

Der Italiener hauchte dem Team durch taktische Experimente neues Leben ein und installierte hinter dem neuen Sturmduo Weah/Bierhoff mit dem Brasilianer Leonardo und Albertini zwei Strategen.

Bierhoff profitiere enorm von Weah, der mit langen Diagonalläufen Lücken riss, die Bierhoff oft ausnutzen konnte. Der heutige Manager der Nationalmannschaft erzielte 19 Tore für Mailand, in dessen Kader mit Ziege und Lehmann zwei weitere Deutsche standen.

Weahs Stern war bereits dabei zu sinken, ehe er 1999/2000, seiner letzten Saison im schwarz-roten Trikot, endgültig verblasste. Vor der Saison hatte Zaccheroni Andrij Schewtschenko verpflichtet. Der Ukrainier verdrängte den Altstar aus der Startelf und spielte fortan neben Bierhoff an vorderster Front. Weah spielte nur noch zehn Mal für Milan, vier Tore gelangen ihm dabei.

Die Karriere des Liberianers steuerte ihrem Ende entgegen. Nach den Stationen FC Chelsea , Manchester City und Olympique Marseille beendete er 2003 in den Vereingten Arabischen Emiraten bei Al Jazira seine Karriere. Auch in hohem Alter hatte Weah in den drei letzten Jahren seiner Karriere noch 38 Tore geschossen.

"Wenn du nicht weißt wo du herkommst, wie kannst du wissen wohin du gehen kannst?" lautet ein liberianisches Sprichwort. Weah hat seine Wurzeln nie vergessen. Jene staubige Straßen im Slum Clara Town. Straßen, auf denen heute Kinder mit ausgeblichenen AC Mailand Trikots barfuß einem Ball hinterherjagen. Den Kopf halten sie dabei gesenkt wie ihr Idol es immer tat. Ein Idol, das sogar Maradona etwas voraus hat: den gefürchteten Stollen "der Axt" Borowka zu trotzen, die den Argentinier gefügig gemacht hatten. Es waren Szenen wie diese, die Afrika einen Helden gaben, der zeigte, dass auch die Jungs aus ihrer Mitte es schaffen können in Europas Topligen. Ligen, die Afrikas Fußballer des Jahrhunderts mit katzenartiger Klasse dominierte und so einen Spitznamen erhielt, der seinen Stellenwert sehr gut zum Ausdruck bringt: King George.

KOMMENTARE
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Champion_Lover
07.04.2014 | 15:04 Uhr
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07.04.2014 | 15:04 Uhr
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das eingangs erwähnte Europapokal-Finale fand 1992, nicht 1991, statt
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Broich
07.04.2014 | 17:44 Uhr
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Broich : 
07.04.2014 | 17:44 Uhr
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Broich : 
Klar, Danke für den Hinweis. Ist geändert.
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KeenanAllen
07.04.2014 | 18:10 Uhr
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07.04.2014 | 18:10 Uhr
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Wie immer ganz groß! Sprachlich Top und sehr gut recherchiert. Ebenfalls überragend das Bild mit Weah und Wenger.
Ich frage mich nur wie du in so wenig Zeit zu viel qualitativ hochwertiges Zeug raushauen kannst!
Mir solls Recht sein, ich lese deine Blogs mit großem Vergnügen!
3
bignax
08.04.2014 | 19:28 Uhr
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bignax : 
08.04.2014 | 19:28 Uhr
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bignax : 
Sehr stark geschrieben. Ich wusste einfach bis gerade nicht, das Wenger mal Trainer in Monaco war.
Zu Weah: Unglaublicher Antritt und dieser Instinkt!
Frage an dich Broich: Wie kommst Du immer auf diese Spieler?
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Broich
08.04.2014 | 19:39 Uhr
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Broich : 
08.04.2014 | 19:39 Uhr
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Broich : 
@bignax: Ich habe mir mal Spieler auf geschrieben, über die ich gerne mehr erfahren würde, weil sie mich in irgendeiner Weise fesseln. Le Tissier, Simonsen und Weah waren auch dabei.
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