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10.08.2012 um 19:19 Uhr
Kinder des Olymp
Olympische Spiele erst ab 18?

Katie Ledecky (USA/15), Ruta Meilutyte (Litauen/15), Ye Shiwen (China/16) und Missy Franklin (USA/17): Gleich vier Sportlerinnen unter 18, die im Aquatics Centre in London insgesamt sechs olympische Einzel-Goldmedaillen gewannen. In packenden Wettkämpfen zeigten diese jungen Damen herausragende Leistungen. Gegner war hierbei weniger die Konkurrenz im Wasser, sondern vielmehr die gelbe Markierung des Weltrekordes als ultimative Messlatte in der TV-Übertragung. So schien es zumindest.

Die Schwimmexperten der öffentlich-rechtlichen Sender wurden zwar nicht Müde zu betonen, dass eine schnelle Entwicklung bei jungen Schwimmerinnen durchaus normal sei. Verblüfft zeigten sich Franziska van Almsick (Das Erste) und Christian Keller (ZDF) anhand dieser Leistungsexplosionen aber dennoch. Das Durchschnittsalter der Siegerinnen sank um über zwei Jahre gegenüber Peking 2008. Im Schnitt ist eine Schwimm-Olympiasiegerin in London 19,38 Jahre alt. Bei den männlichen Schwimmern hingegen gibt es keine nennenswerten Veränderungen. Immerhin, in London gab es keinen Extremfall á la Peking. Dort startete die gerade mal 12-jährige Antoinette Mouafo über 50-Meter-Freistil.

Doch wofür wurden eigentlich die Olympischen-Jugendspiele eingeführt? Und inwiefern ist der Leistungssport für Jugendliche noch gesund?

2010 fanden in Singapur erstmals die Olympischen Jugendspiele statt. Olympische Spiele für Jugendliche - klingt nach einer guten Idee. Teilnahmeberechtigt sind jugendliche Sportler im Alter von 14 bis 18 Jahren. Alle Jugendlichen befinden sich noch im körperlichen Wachstum und haben neben dem vielen Training meist noch Schule oder Ausbildung zu meistern. Das ist fairer Wettkampf. Trotzdem versuchen viele Jugendliche beim Megameeting der Sportgiganten mitzuspielen. Wie London 2012 zeigt – mit Erfolg. Wo liegt also das Problem?

Leistungsdruck und Bildungsstress: Eine Doppelbelastung für Jugendliche, die Experten in Medizin und Psychologie für gefährlich halten. Gerade Sportmediziner raten von zu hartem Training in frühem Alter ab. Der Körper, vor allem der Knochenbau, ist noch in der Entwicklung und anfälliger für gefährliche Verletzungen durch Überanstrengung. In den Wachstumsphasen ist besonders der Knochenknorpel durch die ausgeschütteten Hormone besonders empfindlich und hält den immensen Belastungen nicht immer stand.

Extremfall Turnen

Seit 1997 dürfen in den Olympischen Turndisziplinen nur Turnerinnen teilnehmen, die mindestens 16 Jahre oder älter sind. Wie gut diese Regelung funktioniert, zeigten die Olympischen Spiele in Peking. Rätselraten über das tatsächliche Alter der chinesischen Kunstturnerinnen. Der Verband behauptete, alle gemeldeten Turnerinnen seien mindestens 16 Jahre alt. Die Mädchen sahen aber viel jünger aus. Auch in London sind wieder viele Turnerinnen unter 18. Und auch diesmal fällt es schwer zu glauben, dass hier alle Passangaben der Wahrheit entsprechen. 2012 wird über dieses unangenehme Thema in den Medien aber lieber geschwiegen.

Vor der Olympiade 2008 in Peking hatten die chinesischen „Drill-Turnfabriken" eine ganz andere Medienpräsenz. Geändert haben dürfte sich an den Trainingsmethoden nichts. Die Besten reisen für ihr Land zu den olympischen Spielen, die Schwächeren haben mit spätestens 20 so gut wie keine Zukunftsaussichten. Alles riskiert für den Sport. Der Dank: Ein kaputter Körper und eine Sportausbildung, die auf dem Arbeitsmarkt nichts zählt. Das ist die Kehrseite der Medaillen.

Mindestalter und Alterskontrollen

Ein alle Disziplinen umfassendes Mindestalter zum Schutz der Kinder und Jugendlichen ist dringend erforderlich. Eine Notwendigkeit, die der Organisator der Spiele, das IOC (Internationale Olympische Komitee), ignoriert. Die Verbände der einzelnen Sportarten können selbst über ihre Altersbeschränkungen bestimmen. Das sieht dann unter anderem so aus:
- Beim Leichtathletik-Zehnkampf darf ab 18 gestartet werden.
- Bei den Marathonläufern und Gehern ist eine Teilnahme ab dem 20. Lebensjahr erlaubt.
- Im Schwimmbecken sieht es wiederum ganz anders aus. Sprungdisziplinen sind ab dem erreichten 14. Lebensjahr erlaubt. Um beim Schwimmen zu starten, wird nicht mal ein erfolgreich absolviertes Seepferdchendiplom benötigt.

Chaos, unüberschaubar. Des Weiteren sind Alterskontrollen von jungen Teilnehmern dringend notwendig. Diese diskriminieren die jüngeren Sportler in keinster Weise, sondern schützen sie vor langfristigen psychischen und physischen Folgen und der erbarmungslosen Willkür einiger Sportfunktionäre.

Fazit:

Olympische Spiele – Sportler aus aller Welt treten unter gleichen Bedingungen im sportlichen Wettstreit gegeneinander an. Wieso sträubt sich das IOC dann gegen einheitliche Rahmenbedingungen?

Olympia ab 18! Der olympische Präsentierteller wäre fortan mit deutlich weniger bitterem Beiwerk dekoriert. Gleichzeitig würden die vor gerade mal zwei Jahren eingeführten Olympischen Jugendspiele nicht direkt in der Bedeutungslosigkeit verenden. Die Stars von Morgen sollen dort geboren werden. Die nächsten Jugendspiele finden 2014 in Nanjing (China) statt. Doch ob diese für Ledecky, Meilutyte und ihre Altersgenossen noch reizvoll sind, darf wohl zu Recht bezweifelt werden.


Aufrufe: 3753 | Kommentare: 9 | Bewertungen: 5 | Erstellt:10.08.2012
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KOMMENTARE
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nille22
11.08.2012 | 00:19 Uhr
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nille22 : 
11.08.2012 | 00:19 Uhr
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nille22 : 
Es ist sogar eine Schwimmerin dabei, die gerade mal 13 ist...
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Red_Director
11.08.2012 | 11:19 Uhr
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11.08.2012 | 11:19 Uhr
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17-Jährige, ok, darüber lässt sich reden.
Aber alles darunter hat für mich immer nen unschönen Beigeschmack.
Eine Teilnahme ab 18 würde ich definitiv nicht ablehnen.
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Giskas
13.08.2012 | 17:16 Uhr
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Giskas : ...
13.08.2012 | 17:16 Uhr
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Giskas : ...
Nur um das klarzustellen:
Vertritts du die gleiche Meinung gegenüber Minderjährigen im Profifußball bzw. generell im Profisport?
1
ramsey
13.08.2012 | 18:25 Uhr
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ramsey : 
13.08.2012 | 18:25 Uhr
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ramsey : 
es gibt eben Leistungssportler die mit 16 Jahren schon auf ihrem Zenit sind ... wieso sollte man diese dann noch einmal 4 Jahre lang warten lassen wenn sie es sich verdient haben bei olympia dabei zu. Generell wird der Leistungsdruck in der Gesellschaft immer größer auf Kinder und Jugendlichen, es wird nunmal immer mehr verlangt. Die Konzequenzen hat man ja vor 20 Jahren mit Burnout-Syndrom erfrunden.
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Triplekkk
13.08.2012 | 22:23 Uhr
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Triplekkk : 
13.08.2012 | 22:23 Uhr
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Triplekkk : 
Turnen ist ein Sonderfall. Bei den Frauen kommt es beim turnen auf Geschick, Beweglichkeit und Beherrschung des Körpers an. Während die Männer vor allem auf Kraft und Geschick setzten.

Die Biegsamkeit des Körpers ist bei Mädchen noch wesentlich höher als bei Frauen. Somit hast du einen eklatanten Vorteil. Deshalb ist es beim Frauenturnen meist so, dass du je jünger du bist, umso größere Chancen hast. Ausnahmen wie die Disziplin "Sprung" bestätigen hierbei die Regel.
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j0ker11
13.08.2012 | 23:46 Uhr
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j0ker11 : 
13.08.2012 | 23:46 Uhr
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j0ker11 : 
Ein Mindestalter von 16 fände ich passend, 16 ist zwar auch noch extrem jung, aber wenn man sich die "Evolutions Entwicklung" anguckt, dann sind die jungen Leute immer früher mit der Entwicklung.
Was neben einer Begrenzung aber viel wichtiger ist, sind vernünftige Alterskontrollen. Wenn zB China sagt die sind 16, dann muss man eben das durch irgendwelche Medizinischen Methoden überprüfen (Möglichkeiten muss es dafür ja eigentlich geben).
Das fälschen eines Passes ist in vielen Ländern die kleinste Hürde um bei Olympia gut darzustehen.
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O_Lympus
14.08.2012 | 10:15 Uhr
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O_Lympus : 
14.08.2012 | 10:15 Uhr
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O_Lympus : 
Erstmal danke für das zahlreiche Feedback. Ich habe mir bewusst ein Thema gesucht, das Diskussionsstoff zur Genüge bietet. Natürlich ist eine mögliche Altersbeschränkung ein Streitfall. Aber gerade die verschiedenen Meinungen finde ich interessant.

@nille22: Die 13-jährige Schwimmerin habe ich nicht extra erwähnt, da sie nicht in die Medaillen geschwommen ist. Jeden jungen Olympia-Teilnehmer zu nennen, das hätte wohl den Rahmen gesprengt. Trotzdem besten Dank für den Hinweis.

@Giskas: Ich vertrete dieselbe Meinung auch bei anderen Profisportarten. Die Jugendförderung sollte bewusst besser gefördert werden. Dazu gehört auch ein längeres Zusammenbleiben der Jugendmannschaften. Natürlich ist der Schalker Julian Draxler ein klares Gegenargument, da dieser sich unglaublich stark und abgebrüht im Alter von 17 Jahren präsentiert hat. ABER Schalke musste trotzdem Sonderregelungen beantragen, damit Draxler am Abend über 90 Minuten auflaufen durfte. Ich glaube, dass es Draxler/Leitner/... nicht geschadet hätte, erst mit 18 im Profifußball durchzustarten. Meine Meinung. Du darfst es natürlich anders sehen.

@joker11: Ja es gibt verschiedenste Möglichkeiten das (ungefähre bis ziemlich genaue) Alter zu bestimmen. Diese sollten auch bei Zweifelsfällen eingesetzt werden - zum Schutz der Athleten. ABER das ist dem IOC scheinbar zu aufwendig und teuer.
Die wohl gängigste Methode ist ein Röngten der Hand. Hierbei wird meistens die linke Hand genommen, da ein Großteil der Weltbevölkerung Rechtshänder sind und dort die Verzerrung des Ergebnisses durch Verletzungen usw. viel höher wäre. Die Fachleute können das Alter dann anhand von Knochendichte und dem Verschließen von Knochenfugen erkennen. Wie das im Detail funktioniert müsste ich nochmal nachlesen.



@Alle: Hier nochmal eine ganz gute Zusammenstellung zu der Ausbildung der Chinesischen (Kinder-)Athleten.
http://www.wannewitz.de/Kurse/Sowi13/china/Traenenkinder.htm
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Red_7
20.08.2012 | 15:37 Uhr
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Red_7 : 
20.08.2012 | 15:37 Uhr
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Red_7 : 
Bei Olympia gibt es sicherlich einige Sportarten wo man sich überlegen könnte, ob man Rahmenbedingungen ändert.

Aber wo man sich keinen Illusionen hingeben sollte, ist das Leistungssport in allen athletischen Bereichen sehr viel früher eine höhere Trainingsdichte erfordert als so mancher sich denkt. Bei Schwimmen zB wird schon im jungen Alter in den Sichtungen beinahe täglich trainiert, da würde jetzt ein Olympiaverbot für U16 gar nichts bringen, weil die trotzdem auf den WM's, EM's Präsent wären.

Und wenn wir über kaputte Körper reden. Der Kaiser hat schon sein zweites Paar neue Hüftgelenke. Wenn wir da den Maßstab so hoch setzten, dürften wir uns kein Fußball mehr anschauen...
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Howlin_Pelle
20.08.2012 | 16:17 Uhr
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20.08.2012 | 16:17 Uhr
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Wie Red_7 schon sagte, trainiert wird sowieso in dem Alter. Die Gefahr von irgendwelchen Schäden besteht also auch wenn man erst später bei Olympia starten darf.

Grundsätzlich finde ich, dass wer gut genug ist, auch starten darf. Wenn eine 16-jährige Schwimmerin den Weltrekord hält, aber nicht bei Olympia starten darf, find ich das merkwürdig.

Den Drill kannst du nur auf andere Weise verringern oder verhindern. Nämlich durch ein gesellschaftliches Umdenken, dass den Leistungsdruck verringert. Aber es wird trotzdem immer Leute (auch Jugendliche) geben, die voller Ehrgeiz trainieren bis sie kotzen oder ihren Körper zerstört haben. Diese Form der Selbstzerstörung kann zur Sucht werden.
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